KAPITEL 8: TOD, BESTATTUNG UND TOTENFEIERN
Aufarbeitung von Feldnotizen und Einzelinformationen
Abkürzungen
fn: Feldnotiz des Autors mit Jahreszahl und Karteinummer (gesammelt auf Randlochkarten)
F.K. (fk): Franz Kröger (Autor)
FB: Feldbuch mit originalen Aufzeichnungen vor Ort
1. EINLEITUNG: ZUR ERFORSCHUNG VON RITUALEN DES TODES
Als ich 1972-74 Material für meine PhD-Thesis über die “Übergangsriten der Bulsa” sammelte, bemerkte ich sofort, dass ich bei der Erforschung von “Tod und Bestattungen” starke Widerstände und Einschränkungen zu erwarten hatte. Die für Fremde eher zugänglichen Totenfeiern (Kumsa und Juka) kamen mir in ihrem Ablauf zuerst etwas chaotisch vor, und der Sinn einzelner Rituale war oft nur schwer erkennbar. Mir wurde bewusst, dass für eine intensive erfolgreiche Erforschung eine längere und mehrjährige Beschäftigung notwendig war. Daher habe ich eine eingehende Erforschung dieses Themas eingestellt, und auch in der Veröffentlichung meiner PhD-Thesis (1978) fehlt die Beschreibung und Analyse dieses außerordentlich wichtigen Übergangsrituals.
In den folgenden Forschungsaufenthalten bei den Bulsa (1978, 1981, 1984, 1986, 1988-89, 1994, 1997, 2001, 2002-3, 2005, 2006, 2008, 2011, 2012) standen meistens andere Themen im Zentrum meiner Feldforschungen (z.B. Ahnenverehrung, Divination, materielle Kultur, Mungo-Kult, Erdkult, Geschichte der Bulsa u.a.). Erst nachdem ich durch meine wiederholten Aufenthalte in dem Gehöft Anyenangdu Yeri (Wiaga-Badomsa) Vertrauen und eine große Offenheit in Bezug auf Informationen von allen Gehöftbewohnern, vor allem vom Gehöftherrn (yeri nyono) Anamogsi, gewonnen hatte, wagte ich mich an die schwierige Erforschung der mit der schmerzlichsten Lebenskrise verbundenen Rituale und Einstellungen.
Der Tod selbst ist ein Ereignis, das die nahen Verwandten in einen so starken Zustand der Betroffenheit versetzt, dass außenstehende Beobachter nicht gerade erwünscht sind. Wenn ich anfangs innerhalb einer mir irgendwie bekannten Familie um die Erlaubnis bat, an der Bestattung teilnehmen zu dürfen, so bekam ich entweder eine klare Absage oder man erklärte, dass die Beerdigung schon im Dunkel der Nacht durchgeführt worden war. So ist es nicht verwunderlich, dass die einzigen drei Bestattungen mit all ihren Ritualen, die ich in meinen sich über 40 Jahre erstreckenden Feldforschungen bei den Bulsa in all ihrer Vollständigkeit beobachten und durch Fotos dokumentieren konnte, mir in irgendeiner Weise durch den Gehöftherrn (yeri nyono), Erdherrn (teng nyono) und Elder (kpagi) Anamogsi ermöglicht wurden. Die Beisetzung seiner im Säuglingsalter verstorbenen Enkelin Akanchainfiik fand vor dem Gehöft Anyenangdu Yeri statt. Die Bestattung von Anamogsis Urenkelin Asiuklie in Wiaga-Yisobsa wurde mir außerdem durch Anamogsis Enkel Yaw (Asiuklies Vater) ermöglicht. Die Teilnahme an der “Beerdigung” eines in der Fremde verstorbenen Mannes ohne Leichnam war mir nur möglich, weil Anamogsi als Elder (kpagi) des Lineage-Segments des Trauerhauses wichtiger Mitveranstalter der Bestattung war und wir so keine Erlaubnis vom Gehöftherrn des Verstorbenen brauchten.
Im Gegensatz zu den im engeren Familienkreis stattfindenden Beerdigungen sind die erst in der nächsten Trockenzeit oder sogar Jahre später stattfindenden Totenfeiern (Kumsa und Juka) viel stärker eine öffentliche Angelegenheit. Die Elders im kusung-dok, dem geschlossenen Versammlungsraum vor dem Gehöft, versagen im Regelfall auch einem völlig fremden Besucher nicht die Teilnahme an der Feier, nachdem dieser sie mit einer Flasche akpeteshi (Palmbranntwein) begrüßt hat. Falls Bedenken gegen die Teilnahme eines Europäers geäußert werden, so gehen sie meistens von jüngeren Teilnehmern mit einer schulischen Bildung aus. Eine solche Opposition erlebte ich zweimal in Wiaga. Sie wurde jedoch mit großer Vehemenz von den Elders abgewehrt. In Wiaga-Mutuensa ließen mich die alten Männer sogar zu sich kommen, spendierten mir einen Drink und betonten, dass ich weiterhin bei dieser Feier sehr willkommen sei. In Wiaga-Chantiinsa war es ein sonst in Südghana wohnender Sohn des Verstorbenen, der Einwände gegen meine Teilnahme vorbrachte, aber sofort von den Elders zurückgewiesen wurde.
Bei allen anderen Teilnahmen wurde mir ein wohlwollendes Willkommen entgegengebracht. In Wiaga-Guuta kam nach der Begrüßung der Veranstalter (yeri nyono?) zu mir und sagte, dass dieses eigentlich eine kleinere Totenfeier sei. Durch meinen Besuch würde sie jedoch als eine große und bedeutende angesehen.
Für das Fotografieren einzelner Rituale können keine allgemeinen Regeln aufgestellt werden. Meistens fragte ich bei der Begrüßung, für welche Rituale und andere Aktivitäten ein Fotografieren nicht erwünscht sei. Die Antwort war meistens gleichlautend: Ich könne alles fotografieren, nur seien Aufnahmen der Witwen in Blättertracht, vor allem bei ihrem Bad, nicht erwünscht. Bei diesem Verbot spielen wohl weniger religiöse Gründe als allgemeinmenschliche Schicklichkeits- und Schamgefühle eine Rolle, wie es immer wieder vor allem von jungen Bulsa mit Schulbildung vorgebracht wird.
Bei dem Besuch einer Totenfeier in Gbedema wurde ich von einem jungen Mann mit guten Englischkenntnissen von allen Aktivitäten der Feier abgehalten, ohne dass ich wusste, ob dieses Verhalten von ihm persönlich ausging oder ob er von einer offiziellen Stelle dazu beauftragt worden war. Obwohl sich die erste Annahme als richtig herausstellte, verließ ich das Funeral ohne irgendetwas Bedeutendes gesehen zu haben. Berichte über diesen Vorfall verbreiteten sich in Gbedema und lösten bei einigen wichtigen Persönlichkeiten ein großes Missfallen über das Verhalten der jungen Person aus. Selbst der Chief ließ sich bei mir entschuldigen.
Trotz der Zusagen einer freien Beobachtung und fotografischen Dokumentation, treten im Ablauf der Feier mitunter noch Einschränkungen durch einzelne Personen oder Personengruppen auf (z.B. durch die Totengräber). Hier fiel mit auf, dass solche Behinderungen mehrfach bei den beiden in Sandema dokumentierten Totenfeiern auftraten, während ich sie in Wiaga fast gar nicht erlebte. Dieses mag daran liegen, dass ich in Wiaga besser bekannt bin und stets nur als der “Anamogsi Felika” (Anamogsis Weißer) betrachtet wurde. In Wiaga-Kalijiisa-Choabisa wurde ich vor der Ausführung der nang-foba Riten (mit der Tötung von zwei Rindern) in ein Nachbarhaus gebracht, und nach dem Fotografieren der Mattenverbrennung wurde ich von einem angetrunkenen Mann beschimpft. Bei der Totenfeier Awuliimbas (1989), des Vaters meines und Prof. Schotts langjährigen Freundes Rev. James Agalic, wurde uns am Anfang uneingeschränkte Freizügigkeit versprochen. Später verboten uns jedoch die Totengräber Fotos von der Einkleidung des Getreidespeichers, von der Tötung eines Esels u.a.
Auch ohne irgendwelche von anderen Akteuren und Teilnehmern verursachte Probleme ist die Dokumentation einer Totenfeier nicht einfach. Dies liegt vor allem an der Vielzahl der Schauplätze. Bei einer Totenfeier für verstorbene Frauen und Männer, finden die meisten Riten für die Frauen hinter dem Gehöft, die für Männer vor dem Gehöft statt. Gleichzeitig können die alten Männer im kusung-dok über wichtige Themen beraten, für die es sich lohnt, das Tonband einzuschalten, während im Inneren des Gehöft andere wichtige Riten vorbereitet werden. Eine Arbeit mit nur einer Kamera und ohne wenigstens einen tüchtigen Assistenten, der gut Buli versteht und mit einer Kamera umgehen kann, würde nur zu unvollkommenen Ergebnissen führen.
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Ein Problem der Zusammenfassung all meiner Dokumentationen lag darin, dass ich zwar relativ viele Totenfeiern besucht habe, aber nur wenige in ihrer ganzen Vollständigkeit von 4 Tagen beobachten und dokumentieren konnte (siehe Liste aller besuchten Totenfeiern, Anhang Nr. 3). Wie oben schon angedeutet, ist hierfür vor allem mein Zeitplan verantwortlich, nach dem ich dem Besuch anderer Veranstaltungen den Vorzug gab. Hinzu kommt, dass ich eine größere Anzahl der besuchten Gehöfte vorher nicht besonders gut kannte und ich so etwa mit der sozialen und genealogischen Stellung vieler handelnder Personen nicht vollständig vertraut war.
So ist es vielleicht nicht gar so verwunderlich, dass ich die am besten durch Interviews der Beteiligten und Fotos dokumentierte Totenfeier gar nicht selbst besucht habe. Es ist die Feier von Anamogsis Vater Anyenangdu im Jahre 1991, in der sowohl mein deutscher Freund Martin Striewisch ungehindert Fotos machen und Informationen sammeln konnte als auch mein Mitarbeiter Danlardy Leander (auch von Wiaga Badomsa) mit seiner Kamera wichtige Rituale aufnehmen konnte, die zum Beispiel nachts unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen wurden. Noch wichtiger ist vielleicht die Tatsache, dass ich in meinen folgenden Aufenthalten jede benötigte Information (oft anhand der Fotos) über diese Totenfeier von meinem Freund Anamogsi erhielt.
2. DER TOD
(Ku-yogsik oder ku-palik (‘frischer’ oder ‘neuer Tod’)
2.1 Die positive Bewertung des irdischen Lebens
Für die Bulsa ist der Tod eines nahestehenden Menschen ein Ereignis, das Schrecken und großen Schmerz auslöst und den einzelnen mit Ereignissen und Gedanken konfrontiert, die vorher weitgehend aus dem Alltagsleben verdrängt waren. Assoziationen zum Tod oder zu den Totenfeiern werden im täglichen Leben möglichst gemieden oder sogar tabuisiert. Das Singen von Totenliedern (dirges, kum yiila, sing. kum yiili) oder die Mischung von Bohnen (tue) und Rundbohnen (suma) vor dem gemeinsamen Kochen, wie sie für ein Gericht am 3. Tag der Kumsa-Totenfeier vollzogen wird, ist außerhalb der Totenfeiern verboten. Auch im Gespräch über den Tod und das Sterben [Endnote 1; Text der Endnoten am Ende dieser Datei] bedient man sich gerne euphemistisch klingender Formulierungen, zum Beispiel:
O vuusi. He has breathed (his last breath).
Wa duag, wa ngmain yiti-a. He is lying, he does not get up (any more).
Wa noai ale niigi. His mouth is tired (fed up, sick).
Wa tong ka nang. He shot into his leg, in the meaning: ‘He struggled before death’.
Wa taam ka nna diing. He has passed away peacefully.
Wa tog ka buketik. He kicked a bucket.
Fi liewa bo doku po. Your daughter is in the room (bei der Verkündung des Todes einer Frau bei Verwandten).
O basi teng zuk. He has left earth.
Wa sing ka kpilung. He descended into the realm of the dead.
Wa cheng ka ti koma tengka. He has gone to the land of our fathers.
Wa diag o koba nisima. He shakes (shook) hands with his fathers (ancestors).
Wa siek ka ngaasa. He agrees with the ancestors.
Für den Tod von Kindern wird das Normalwort für “sterben” (kpi) nicht gebraucht, sondern ngmain (zurückkehren, d.h. sie kehren in/von einer Wiedergeburt zurück).
Das Leben in einer “anderen Welt”, dem Totenreich (kpilung), gleicht zwar in vielem dem Leben auf Erden: Die Toten leben in Gehöften, Familien und weiteren Verwandtschaftsgruppen, aber dieses Leben ist keineswegs verlockend [Endnote 2].
Das drückt sich zum Beispiel in einer Buli-Redensart aus, die in verschiedenen sprachlichen Versionen auftritt. Eine Informantin aus Gbedema kennt folgende Formulierung:
Taa jo ka yaba teng zuk, kpilung ka ti miena teng.
We are enjoying market on earth, the land of the dead is the village (or land) of us all.
In Wiaga wurde mit folgende Version gegeben:
Ti boka yaba, yabanga dan nueri ti te kuli.
Wir leben auf dem Markt; wenn der Marktbetrieb schließt, gehen wir weg.
Bei S.A. Ekundayo (1977: 62) fand ich in einem Satznamen der Yoruba fast die gleiche Formulierung mit gleichem Inhalt:
The world is a marketplace, but heaven is the home; we are strangers on earth, heaven is our home.
In allen Versionen wird klar, dass das Leben auf Erden trotz der Arbeit und der Sorgen um die Existenz mit einem Markt assoziiert wird. Der alle drei Tage stattfindende Markt (yaba) ist nicht nur ein Ort, an dem überschüssige Agrarprodukte verkauft und nicht im eigenen Gehöft produzierte Waren eingekauft werden. Er ist vielmehr mit mannigfaltigen Vergnügungen und sozialen Kontakten verbunden. Diese können beginnen mit dem Genuss einer Schale Pito (daam) im Kreise von Freunden bis hin zu den Bestrebungen junger Menschen, hier einen geeigneten Heiratspartner zu finden (zumal ja eine solche Suche in der eigenen Sektion/lineage unter Verwandten ausgeschlossen ist). Das Leben im Jenseits entspricht dem Alltagsleben in einem Dorf.
Wenn das mit dem Markttreiben verglichene irdische Leben von den Bulsa so geschätzt wird, ist es nicht verwunderlich, dass Todessehnsucht und der Wunsch nach einem besseren Leben im Jenseits bei den Bulsa wenig Platz einzunehmen scheinen. Wenn das farbenfrohe Marktleben des irdischen Lebens ein Ende hat, beginnt für sie die lange Zeit des “Alltagslebens” im Jenseits.
2.2 Todesursachen
Jeder Tod kann, je nach den Ergebnissen einer Wahrsagersitzung, als natürlich oder unnatürlich eingestuft werden. Sehr alte Menschen, die schon längere Zeit kränkeln, sterben meistens eines natürlichen Todes. Sprachlich kann man den natürlichen Tod so ausdrücken, dass Gott (Naawen) den Verstorbenen geholt hat. Bei Jüngeren, die allgemein als gesund und stark galten, sucht man fast immer nach einer übernatürlichen Ursache in ihrer näheren Umgebung. Hierfür sollen im Folgenden einige Beispiele gegeben werden.
(Information durch Yaw Akumasi, fn 08,1a): Als Anamogsis Frau Akumlie erkrankte, fand ein Wahrsager als Grund für ihre Krankheit heraus, dass ihr christlicher Sohn Asuebisa ihr juik (Fell) fortgeworfen hatte. Als Asuebisa es nach anfänglicher Weigerung zurückholte, war es schon zu spät und Akumlie starb. Ihre Kumsa-Totenfeier wurde Ende 2006 abgehalten.
Danlardy Leander (fn 88, 167b) berichtet über den Tod seines Vaters Leander, dass dieser auf Anraten eines älteren klassifikatorischen Bruders (aus einem anderen Gehöft) einen schwarzen Hahn (am tanggbain?) geschlachtet hat. Dies führte zu seinem Tod. Ein Wahrsager fand heraus, dass Leander im Jenseits große Schmerzen erleidet. Der Nachfolger des ‟älteren Bruders‟ will zum Rückgängigmachen wieder einen schwarzen Hahn schlachten, aber Personen aus Leanders Familie und andere haben Angst.
Mein erster Assistent, Godfrey Achaw (fn 55a), berichtet, dass Ahnengötter ganz langsam töten, teng und tanggbain ganz plötzlich. Wenn der Tod allmählich kommt, erhält der Tote eine Totenfeier, wenn er plötzlich kommt, keine. Im letzteren Fall wird jedoch die Sterbematte am Sterbetag verbrannt, und die Person wird außerhalb des Hauses beerdigt.
Mord gilt als eine ganz außergewöhnliche, Furcht erregende Todesart.(fn 73,54a, G. Achaw). Auch wenn die Durchführung einer Rache vor dem normalen Begräbnis eines Mörders nicht erforderlich ist (und war), so gelten doch die Familie des Mörders und des Opfers seitdem als Feinde, d.h. sie dürfen zum Beispiel nicht zusammen essen oder untereinander heiraten. In einem Fall tötete ein Mann seine entlaufene Frau mit einer Axt. Der Mörder musste Reinigungszeremonien auf sich nehmen, aber keine Zahlungen leisten. Die traditionelle Strafe für einen Mörder war, dass ihn alle mieden, auch seine eigenen Brüder und er keinen um etwas bitten durfte. Oft führte dies zum Selbstmord des Mörders. Nach seinem Tod erhält er eine normale Totenfeier, denn sonst könnte man die Feier eines anderen Hausbewohners, der später gestorben ist, nicht abhalten.
2.3 Kum-biok, der böse Tod
Bestimmte äußere Umstände verleihen einem Tod die Bezeichnung kum-biok, böser Tod (ein Synonym ist kum-toak, ‘bitterer Tod’; einen normalen Tod nennt man kum-weeling).
Ein Sterben ohne die Anwesenheit naher Verwandter außerhalb eines Gehöftes gilt als schändlich und erhält diesen abwertenden Namen. Besonders die im folgenden aufgeführten Todesarten werden mit kum-biok assoziiert (Hauptinformant Yaw Akumasi, fn 01,14b)
Über die Frage, ob eine Person, die eines kum-biok stirbt, Ahne werden kann, gehen die Meinungen auseinander. Während James Agalic aus Sandema in seiner M.A. Dissertation schreibt, dass eine Person, die zum Beispiel Selbstmord, Hexerei oder Ehebruch begangen hat, auch Ahne wird, vertritt E. Atuick (2020: 36) aus Wiaga folgende Ansicht: ‟…people who die through accidents, premature or sudden death, leprocy, witchcraft, etc. are never regarded as ancestors…‟
2.3.1 Tod bei Jagdunfällen: Früher trat ein kum-biok häufiger bei tödlichen Jagdunfällen oder Kriegszügen auf, heute auch bei tödlichen Verkehrsunfällen, nach denen kein Verwandter den Kopf des Sterbenden halten kann.
2.3.2 Tod außerhalb des Gehöfts (Fall) Auch der Tod eines jungen Mannes, der in der heißen Jahreszeit die Nacht im kusung (einem wandlosen Versammlungsraum) vor dem Gehöft verbringen wollte und dort vom Tod überrascht wurde, erhält diese abwertende Bezeichnung.
2.3.3 Tod während der Schwangerschaft: Der Tod einer schwangeren Frau gilt auch heute noch als verwerflich. Der Embryo wird von Totengräbern durch Pressen des Unterleibs aus der toten Frau entfernt und dann getrennt beigesetzt. Die Frau wird an der Außenmauer eines guuk (aufgegebenen Gehöfts) begraben. Die Schuld an dem Tod hat immer die Frau selbst, denn sie wollte das Kind nicht behalten (Yaw, fn 97,10a, Anamogsi, fn 02,16a).
2.3.4 Tod eines Leprakranken: Nach Danlardy Leander und Yaw ist auch der Tod eines Leprakranken ein kum-biok, denn es ist ein strenges Tabu, den Kopf eines sterbenden Leprakranken zu halten. Bei seinem Tod sind oft nur Kinder anwesend, nach seinem Tod wird er mit einem Blätterzweig des gaab-Baumes [Diospyros mespiliformis] mit Wasser besprenkelt. Dann werden Spezialisten für den Tod eines an Lepra (ning doma) Gestorbenen geholt, die ähnliche Rituale ausführen, wie sie unten für den Tod durch Blitzschlag beschrieben werden. Der Leichnam eines leprakranken Mannes mit Kindern wird durch den Haupteingang, der einer kinderlosen Frau über die Hintermauer aus dem Gehöft getragen. Falls diese zu hoch ist, kann ein Stück (bis auf den Boden) herausgeschlagen werden. Bestattet werden können Leprakranke nur durch einen alten, erfahrenen Totengräber (vayiak kpak).
Die Totenfeier eines Leprakranken darf nicht zusammen mit der anderer Verstorbener abgehalten werden. In dark Buli [Buli soblik] wird ein Leprakranker auch bolim (Feuer) genannt.
2.3.5 Sterben durch einen Fluch
Flüche können sowohl für den, der einen solchen ausspricht, als auch für den Verfluchten böse Folgen haben. Bei vielen tanggbana (Erdschreinen) gilt der Fluch als ausdrückliches Tabu für alle, die an diesem Erdschrein opfern. Ein Fluch ist für Außenstehende oft gar nicht als ein solcher zu erkennen. Der Flucher sagt zum Beispiel nur zu einem anderen, dass er sich die bösen Folgen seines Handelns selbst zuschreiben muss. Oder er stellt einem überirdischen Wesen an dessen Schrein frei, was mit der verfeindeten Person geschehen soll.
(Yaw, fn 11,8b): Anamogsis ältester Sohn As. wollte nicht, dass sein Sohn Ak. zum Süden Ghanas ging. Vor der Reise hatte Anamogsis Enkel gegen seinen Vater einen Fluch ausgestoßen, den beide nicht sehr ernst genommen hatten: “If I am going and if something happens to you it is your own [fault]. If you do not mind I am no longer your son”. Danach besuchte As. seinen Sohn im Süden, und dieser kaufte seinem Vater ein neues Fahrrad und gab ihm Geld. Aber es war zu spät. Einen Monat nach dem Besuch starb Ak. Ein Wahrsager bestätigte, dass er wegen des Fluches gestorben war. Daraufhin fuhr As. zum Süden “um das funeral zu holen”, d.h. er holte in einem Tuch etwas Erde, die später im Bulsaland begraben werden sollte (siehe ngarika, Kap. 3,8). Bei seiner Rückkehr wartete As. am Alonggaab (Sichaasa-tanggbain), aber sein Vater Anamogsi wollte ihn nicht abholen, bevor nicht der Fluch zurückgenommen war (Er war auch verärgert, dass As. ihm seine Reise zum Süden nicht angekündigt hatte). Anyik (Atinang Yeri) und andere überreden Anamogsi, seinen Sohn abzuholen. Die Erde wurde im Viehhof begraben.
Nach Auffassung meines Assistenten Danlardy (fn 94,91b) war Ak’s Tod kein kum biok.
(Alice Bawa Ani, fn 81,1a): Eine Frau ihres Hauses in Gbedema war doglie in Fumbisi und heiratete dort. Ihr Mann vernachlässigte sie und ihr Kind und erschien nicht zu Totenfeiern in Gbedema. Als sie immer dünner wurde, weil sie das ganze Essen ihrem Kinde gab, befahl ihr ihr Vater zurückzukommen. Als sie nicht einwilligte hat wohl ihr Vater auf dem Totenbett eine Art Fluch ausgesprochen und sie nach seinem Tode zu sich geholt, wie ein Wahrsager herausfand.
2.3.6 Selbstmord
Als Folge der im Sprichwort (S. 4, Kap VIII, 2,1) geäußerten Ansicht war wohl auch der selbst gewählte Tod (suicide) in der alten Gesellschaft äußerst selten und wurde allgemein als ein schändlicher Akt angesehen, der durch ausführliche Rituale gesühnt und neutralisiert werden musste. Ein großer Teil der mir bekannten Fälle von Selbstmord geschahen im Kreis der mehr oder weniger gebildeten Generation der Bulsa. Es waren Menschen, die mit der starken Spannung zwischen alter und neuer Gesellschaft nicht fertig wurden oder in der Schulausbildung oder im Berufsleben ihr eigenes Versagen zur Kenntnis genommen hatten.
Relativ häufig kommen Selbstmorde von Menschen vor, die von einem Gespenst (kok) berührt worden sind und einen nahen, qualvollen Tod erwarten (Beispiele in Kapitel 6.2. ,Gespenster)
Selbstmord in der alten Gesellschaft gab es vor allem in den folgenden drei Ausführungen (fn M53a):
1. nag zuk, den Kopf an eine harte Wand oder einen Fels schlagen
2. lu pein, sich mit einem vergifteten Pfeil stechen (Es kann auch ein Angelhaken sein)
3. bob miik, sich erhängen (dieser Ausdruck wird auch gebraucht, wenn die Todesart nicht bekannt ist)
(Marg., 1978ff, fn M8a): Ein Verwandter versuchte sich in einer Nacht an einem Dawa-dawa-Baum in der Nähe des Gehöfts zu erhängen. Als der morsche Ast brach, schrie er um Hilfe. Er kam, abgesehen von einem Beinbruch, mit dem Leben davon. Grund für den versuchten Selbstmord war, dass er zu den Ahnen wollte. Margarets Vater meinte, dass man keinen Selbstmörder hindern soll, aber er befürchtete, dass man ihm Vorwürfe machte. Es wurde auch gesagt, dass der Verwandte von Hexen getrieben wurde.
In Gbedema tötete sich ein Mann, indem er sich mit vergifteten Fischhaken an mehreren Körperstellen verletzte. Ein andere Mann versuchte, sich mit einem stumpfen Messer die Kehle durchzuschneiden. Er verletzte sich nur und schrie um Hilfe.
2.3.7 Der geschwollener Körper (nying fuusika) der/des Verstorbenen als Anzeichen eines kum-biok.
Als eine junge Frau (Name und Wohnung bekannt) in Wiaga starb, waren ihre Arme, Beine und ihr Bauch geschwollen. Die Schwellungen traten ein, nachdem sie ihren Ehemann verlassen hatte, und es bestand kein Zweifel, dass sie von ihrem Ehemann verursacht waren. Mehr als 10 Totengräber waren zur Bestattung bestellt. Die Verstorbene wurde, wie es für Frauen üblich ist, außerhalb des traditionellen Gehöfts bei den anderen Frauen begraben, aber ein Stück abseits von diesen. An dem anschließend durchgeführten vaam-soka Bad (s.u.) haben nicht nur die Totengräber teilgenommen, sondern auch alle Personen, die die Tote berührt hatten. Jeder der Badenden gab ein Huhn und zum Teil auch etwas Hirsemehl an den Leiter der Totengräber.
Abb.: Vorratshaltung von tintankori-Steinen in Asebkame Yeri
2.3.8 Blitzschlag
(Yaw, fn 97,10a) Ein kum-biok durch Blitzschlag (ngmaruk oder ngmoruk) bedeutet, dass Gott (Naawen) die Person getötet hat und deshalb darf ihre Totenmatte nicht im gleichen Raum mit denen vorher verstorbener Personen aufgehängt werden. Nach dem Tod kommen in Wiaga Ritual-Spezialisten (ngmaruk-bisa) aus Angmaruk Yeri in Wiaga-Yimonsa. Kein anderer darf den Toten berühren und alle Gehöftbewohner, die beim Tod außerhalb des Gehöftes waren, dürfen dieses nicht vor Eintreffen der Yimonsa-Männer betreten. Diese kommen mit Wasser und bestimmten Kräutern und besprenkeln (miisi) mit Hilfe eines sie-Besens den Toten sowie sein Zimmer und gehen dann einmal um das Gehöft. Alle beweglichen Dinge, die sie besprenkeln, gehören danach ihnen, zum Beispiel Kleidung, Sandalen, eine Bank usw. Danach wird von ihnen die Leiche begraben. Ein durch Blitz Getöteter darf nur wenig betrauert werden.
(Inf. und eigene Beobachtung, fn 88,121a) Das Gehöft Asebkame Yeri in Chiok besitzt eine Medizin gegen Blitz und Donner. Wenn ein Baum vom Blitz getroffen wird, darf ihn keiner berühren, bis die ngmaruk-Medizin darauf gesprenkelt wurde, und eine Person vom Blitz getötete Person darf nicht ohne Anwendung der Medizin begraben werden. Wenn die Spezialisten in ein betroffenes, fremdes Haus gehen, geben sie dessen Bewohnern einen runden Stein (als Teil der Medizin?). In Asebkame Yeri liegt rechts vom Eingang ein Haufen runder Steine (tintankoa). Es ist eine Vorratshaltung von Steinen, die man in einem Fluss gesammelt hat.
2.4 Eintreten des Todes
Wird ein Bulsa von einer schweren Krankheit befallen, von der man vermutet, dass sie zu seinem Tod führt, so können folgende Maßnahmen getroffen werden:
2.4.1 Ein Wahrsager (baano) soll den spirituellen Grund für die Krankheit herausfinden. Hat der Kranke sich gegen die Ahnen oder andere göttliche Mächte versündigt? Hat er wichtige Tabus gebrochen oder wichtige Pflichten unterlassen? Durch entsprechende Opfer versucht man, den Lauf der Dinge noch abzuändern.
2.4.2 Der Medizinmann (tebroa oder tiim nyono) wird um Rat und therapeutische Mittel befragt. Er verschreibt zum Beispiel den Genuss von Wurzelextrakten, verkohlten Pflanzenteilen oder das Einatmen bestimmter Dämpfe oder Rauch. Seine Anordnung können religiös-magische Elemente enthalten (zum Beispiel die Beschaffung eine Wurzel zu einer bestimmten Tageszeit an einer bestimmten Stelle oder die Beopferung der angefertigten Medizin). Ein Teil seiner verschriebenen Medikamente kann aber auch nach moderner medizinischer Erkenntnis eine heilende Wirkung haben.
2.4.3 Wenn die oben beschriebenen Therapien nicht halfen, wagte man früher als letzten Ausweg den Gang in eine Klinik oder ein Hospital. Heute wird dieser Schritt oft gleichzeitig mit den oben erwähnten Heilpraktiken verbunden.
Abb.: Versammlung einer charismatischen Gemeinde in Sandema
2.4.4 Heilung durch charismatische Personen. In den letzten Jahrzehnten versprechen einige charismatisch-christliche Bewegungen Heilung fast aller Krankheiten [Endnote 3]. Die Leiter und ihre Helfer sprechen Gebete für den Patienten, geben ihm Verhaltensvorschriften und/oder verabreichen ihm ein Heilwasser. Solche Wunderheiler werden nicht nur von Mitgliedern fast aller christlichen Bekenntnisse, sondern auch in starkem Maße von Angehörigen der traditionellen Religion besucht.
2.4.5 Erweisen sich alle Heilmittel und Therapien als wirkungslos, und verschlechtert sich der Zustand des Todkranken weiterhin, so werden weitere Vorkehrungen für den erwarteten Tod getroffen. Hierzu gehört zum Beispiel, dass ein Sterbender, der in einem moderneren Haus im Zentrum eines Dorfes wohnt, bei Nacht von Familienangehörigen in sein angestammtes väterliches Gehöft gebracht wird. Die Sterbenden sprechen sich oft in Erwartung des Todes selbst für diesen Transport aus. Verheiratete Frauen wollen im Haus ihres Gatten (nicht etwa in ihrem Elternhaus) sterben.
2.4.6 In einem ausgesuchten Zimmer (dok, es kann auch der dayiik sein) des traditionellen Gehöfts wird der/die Tote auf eine Matte gelegt, die später als Totenmatte noch eine große Rolle spielen wird. Einige alte Frauen halten sich ständig in seiner Nähe auf. Sie versuchen, ihn verbal zu trösten (zum Beispiel: Naawen te fi nyingyogsa. ‘Gott gebe dir Gesundheit).
(Marg., fn M60a) Sie können zur Linderung seines Schmerzes seinen Körper mit Wasser besprenkeln oder weitere Medizin eingeben, vor allem aber ist es notwendig, dass sie seinen Kopf und Oberkörper hoch halten, sodass der Kranke fast eine sitzende Position einnimmt.(Marg. 1978ff, fn M60a): Als Timothy’s Großvater starb, sagten viele Besucher “Naawen te fu nyingyogsa”. Darauf sagte der Sterbende: “Aba, Naawen yeng ka le la”. (“Jetzt reichts! Dies ist derselbe Gott!” oder “Es gibt nur einen Gott”. Er fuhr fort: “Wa nya Ama
Fumbisi abe wa jam nya mi Gbedem ale ku baasa nying la” (He should see Ama in Fumbisi and then come and see me in Gbedema so that I will feel better). Es bedeutete, dass Gott nicht überall ist und nicht gleichzeitig Ama und ihm helfen kann.
(Yaw, fn 02,36a) Als in Wiaga Chiok ein etwa 70jähriger Mann im Sterben lag, legte man ihm sein Juik-Fell (sichtbares Objekt eines mit dem Mungo verbundenen Geistes) um den Hals [Endnote 4]. Hierdurch nahm er Abschied von einem Geist, der ausschließlich mit ihm selbst verbunden war. Nur bestimmte Personen durften es nach seinem Tod entfernen, um es draußen an einem Stock zur Schau zu stellen, bis es verrottete [Endnote 5].
2.4.7 Feststellung des Todes: Wird der eingetretene Tod etwa durch Aussetzen des Atems bemerkt, so kann dieses durch andere Maßnahmen überprüft werden, z.B. Abhorchen der Herztätigkeit oder man hält dem Toten einen Spiegel vor den geöffneten Mund, um so vielleicht doch noch ganz schwache Atemströme wahrzunehmen.
2.5 Kuub darika, die Verkündigung des Todes
Obwohl nach dem Tod die nahen Angehörigen von tiefem Schmerz erfüllt sind, dürfen sie diesen nicht nach außen zeigen, bevor nicht die offizielle Ankündigung (kuub darika) des Todes und das Ausschachten des Grabs begonnen hat.
2.5.1 Gründe für eine Aufschiebung
Während die kuub darika gewöhnlich gleich nach dem Tod durchgeführt wird, gibt es Gründe, sie aufzuschieben, wie einige Beispiele zeigen sollen:
• Eine kuub darika konnte in Badomsa nicht durchgeführt werden, weil eine Frau des Verstorbenen noch in Accra war (fn 2011,8a).
• (fn 2011,8a) Nach dem Tod eines alten Mannes vermutete man, dass eine seiner Frauen einen ungesühnten Ehebruch begangen hatte. Diese Frau weigerte sich jedoch, sich dem kabong-fobka Ritual zu unterziehen, bei dem ein weißes Hühnchen, das die Schuld der Beschuldigten auf sich genommen hat, nach Bestreichen des menschlichen Körpers durch Schlagen auf den Erdboden getötet wird [Endnote 6]. Erst als das kabong-fobka Ritual in einer allgemeinen Form durchgeführt worden war, gab ein Wahrsager die Auskunft, dass der Tod nun verkündet werden könne.
• (fn 94,17b) Als ein alter Wahrsager (baano) und Gehöftherr (yeri nyono) 1994 starb, durfte sein Tod nicht verkündet werden, da er selbst die kuub darika nach dem Tod seines Vaters ausgelassen hatte. Er wurde sofort ohne Trauerbezeugungen “wie ein Kleinkind ohne nachfolgende Geschwister” begraben. Auch im Jahre 2007 hatte die Bekanntgabe seines Todes noch nicht stattgefunden. Falls die Angelegenheit nicht durch nachträgliche Riten und Wiedergutmachungen bereinigt wird, werden auch alle Kinder des Wahrsagers ohne kuub darika begraben
• (Inf. Danlardy Leander) Als Gründe für eine Verschiebung der kuub darika gelten auch: Das Gehöft wird von einer schweren Krankheit heimgesucht, oder es herrscht ein großer Streit im Gehöft. Wenn kurz nach dem Tod eine weitere Person stirbt, so kann der zweite Tod erst verkündet werden, wenn die kuub-darika der ersten Person vollständig abgeschlossen ist.
2.5.2. Durchführung der kuub-darika
Die Verkündigung beginnt oft mit ersten Informationen durch junge Männer an die nächsten außerhalb des eigenen Gehöfts lebenden Verwandten, die allgemein als ko-bisa (wörtlich: Kinder eines Vaters) bezeichnet werden, in der Reihenfolge ihrer Seniorität. Bei dieser Gelegenheit auch in das Trauergehöft eingeladen [Endnote 7]. Nach den ko-bisa werden auch entferntere Verwandte informiert. Man sagt ihnen nur, dass NN gestorben ist, Einzelheiten über den Tod werden nicht erzählt.
Schwiegersöhne eines Verstorbenen erhalten die Todesnachricht gewöhnlich durch ihren san-yigma. Dieses ist ein Mann, der sowohl mit dem Schwiegersohn als auch mit dem Schwiegervater (z.B. matrilinear) verwandt ist und vor der Hochzeit eine Vermittlerrolle beim Zustandekommen der Ehe gespielt hat (vgl. Kröger 1978-274-75).
Mein Informant Ayomo (fn 81,47b) war san-yigma von Atanlas Frau (Abapik Yeri), die, wie Ayomos Mutter, aus Sandema-Abilyeri stammte. Als die Frau starb, musste Ayomo mit einer Hacke und einem Huhn als Geschenke den Tod im Elternhaus der Frau in Abilyeri anzeigen. Auch bei der Totenfeier spielt Ayomo eine große Rolle.
Einladungen zu einer Bestattung oder einem Trauerbesuch können auch abgelehnt werden. Nachdem Yaw und ich den Leichnam von Yaws Schwester in ihr traditionelles Elternhaus Apok Yeri gebracht hatten, bat man Yaw und mich, als Teil der offiziellen Verkündigung (kuub darika) weit entlegenen Gehöften von Verwandten mit unseren Fahrrädern aufzusuchen, den Tod zu verkünden und Einladungen zur Bestattung auszusprechen. Ein alter Gehöftherr, der Großvater (MuVa) Yaws, der selbst die Bestattung gerne durchgeführt hätte, lehnte die Einladung mit der Begründung ab, dass Yaw und seine Mutter seiner Einladung zur Totenfeier seines Vaters Anyenangdu auch nicht nachgekommen waren.
(fn 94,91a) Als Danlardys Stiefmutter Maami starb, informierte man zuerst die ko-bisa und andere Gehöfte von Danlardys Lineage (Adiak Yeri, Abakiak u.a.). Sie alle kamen in das Gehöft von Danlardys Vater (Leander) und informierten den san-yigma der Stiefmutter. Er informierte dann das Häuptlingshaus, das elterliche Gehöft der Verstorbenen, obwohl dessen Bewohner schon längst von dem Tod der Frau gehört hatten [Endnote 8].
(fn 01,8a) Kurze Zeit später kamen Leute aus dem Häuptlingsgehöft nach Asik Yeri (Badomsa), um sich nach der “Müdigkeit” (jianta) der Bewohner zu erkundigen [Endnote 9]. Sie erhielten dort nicht nur Getränke, sondern Danlardy und seine klassifikatorischen Geschwister Michael, Tenni, Francis, Oldman, Ayomo und Atongka, sowie seine Mütter und andere gaben auch Geld. Nach etwa einer Woche machten Bewohner von Asik Yeri (Ayomo, Atongka, Kenkenni, die Mütter und andere) einen Gegenbesuch im Gehöft des Häuptlings Sie erhielten dort Hirsewasser und alkoholische Getränke. Akantoganya, Kwame und andere gaben auch Geld. Wenn sie in Asik Yeri kein Geld erhalten hätten, hätten sie auch kein Geld gegeben. Sie spendierten so viel akpeteshi, dass Danlardys Verwandte es nicht ganz auftrinken konnten und eine halbe Flasche mit nach Hause nahmen. Danlardy nennet diesen Geschenkeaustausch “siinika” (vgl. Kap. 4.2.4.2.: Geschenkeverteilung bei der Kumsa-Totenfeier).
(Yaw, fn 01,11b): Wenn eine Ehefrau in ihrem elterlichen Gehöft stirbt (zum Beispiel während eines Besuches), so schickt ihr Gatte oder Sohn einen nakogla-Armreif zusammen mit Tabak, Kolanüssen und alkoholischen Getränken (für eine Libation) in ihr elterliches Gehöft. Den Armreif dürfen die Schwiegereltern behalten, falls die Totenfeier im Gehöft des Gatten abgehalten wird. Dies wird auch heute noch so gemacht.
2.6 Benachrichtigung des Erdherren (teng-nyono)
Diese ist oft notwendig. Im Interview mit den etwa 41 Erdherren von Wiaga stellte ich auch die Frage, ob die Hinterbliebenen zur Bestattung einer Verstorbenen seine Erlaubnis einholen müssen. Die Erdherren von Guuta, Zuedema, Bachinsa, Kubelinsa, Longsa, Dogbilinsa, Yisobsa-Yipaala, Bandem und Farinsa müssen zum Beispiel diese Erlaubnis geben. Die Erdherren von anderen Sektionen sagten, dass sie nur eine Information über den Tod verlangen. Wenn der/die Verstorbene ein(e) Hexe(r) (sakpak) war [Endnote 10] oder durch das tanggbain seines/ihres Erdherrn getötet wurde, so müssen die Angehörigen dem tanggbain eine “Säugetier” (dung) stellen. In vielen Fällen (z.B. bei den tanggbana von Bachinsa, Kubelinsa, Bandem) muss es ein Rind sein. Adama (aus Chiok) erklärt ganz allgemein, dass einem teng-nyono eine Kuh gegeben werden muss, wenn der Verstorbene vom tanggbain getötet wurde.
Wenn Erdherren die Erlaubnis zur Bestattung geben müssen, so muss diese auch vor einer Kumsa- und Juka-Totenfeier eingeholt werden. Einige Erdherren erklärten (ohne dass ich die Frage gestellt hatte), dass sie nach Möglichkeit an der Bestattung teilnehmen.
2.7 Trauer und Trauerbesuche
Abb.: Trauer in Bachinsa
Vor der kuub-darika (s.o.) und dem Beginn des Grabschaufelns dürfen keine Trauerbesuche stattfinden oder Trauerbezeugungen geäußert werden. Auch nahe Verwandte müssen bis dahin ihren Schmerz zurückhalten. Zur Sicherheit schickt man mitunter einen Gehöftbewohner an den Hauptzufahrtsweg des Gehöftes, um bei ankommenden Gästen ein lautes Wehklagen zu verhindern.
Nach der Verkündigung des Todes setzen Traueräußerungen der Gehöftbewohner ein, und auswärtige Verwandte oder Freunde suchen das Gehöft hierzu auf (Achaw, fn 73,45). Auch wenn Töchter in weit entfernten Gehöften innerhalb des Bulsalandes verheiratet sind, müssen sie am gleichen Tage kommen. Dieses ist heutzutage auch mit einem Fahrrad oder Wagen möglich. Bevor eine Tochter des Toten das Haus ihres Gatten verlässt, bindet man ein langes Faserseil um ihren linken Arm. Man hält sie daran fest, wenn sie zu schnell zum Haus ihres verstorbenen Vaters laufen will. Durch das Seil will man auch angeblich einen Selbstmord der Tochter verhindern. Während entferntere Verwandte auch schon auf dem Weg trauern, weinen sie erst, wenn sie einige hundert Meter vor dem Hause sind. Wenn ein Vater stirbt, muss die age group eines Sohnes immer bei diesem sein (auch wenn er zur Toilette geht), “um einen Selbstmord zu verhindern”.
Die Größe der persönlichen Betroffenheit über den Tod hat keinen Einfluss auf den Ablauf der Trauerriten. Von außen eintreffende Trauergäste mögen noch 50 Meter vor dem Gehöft keine Anzeichen von Betroffenheit zeigen oder noch untereinander scherzen. Bei Annäherung and das Gehöft beginnen sie jedoch laut zu weinen und “Waasoi” oder andere Trauerausrufe unter Tränen auszustoßen.
Ein trauernder Mann wird bei seinem Gang von einem anderen Mann (chogsoroa oder yigdoa) gestützt (chogsi), eine trauernde Frau von mindestens zwei anderen Frauen, mitunter sogar von einer ganzen Reihe von Begleiterinnen (Inf. Yaw, fn 2006,35a).
Während weibliche Trauergruppen bis zum dalong mit dem aufgebahrten Toten (oder später seiner Totenmatte) ziehen, gehen Männer gewöhnlich nur einige Schritte durch den Haupteingang (nansiung) in den Viehhof (nangkpieng) und von dort zurück zum Abfallhaufen (tampoi) vor dem Gehöft. Ein solcher Trauerzug kann mehrere Male durchgeführt werden. Am tampoi reicht eine Frau oder ein Kind den Trauernden eine Kalebasse klaren Wassers, mit dem sie ihr Gesicht abwaschen. Danach ist das Trauerritual beendet, und es darf wieder gelacht werden.
Für Trauerbesuche gibt es kein Zeitlimit. Auch viele Jahre nach dem Tod treffen noch Trauernde ein. Nicht-verwandte Freunde des Toten sollten nach der Bestattung kommen, denn sie könnten sterben, wenn sie den Leichnam sehen. Sie laufen ständig Gefahr, von ihrem toten Freund mit ins Jenseits geholt zu werden. Nach dem Tod meines ersten Helfers und Freundes Leander Amoak und nach dem Tod Anamogsis, meines Freundes und Hauptinformanten, befürchtete man sogar eine Gefahr für mich, wenn ich noch nach Jahren deren Grab zu Gesicht bekäme [was trotzdem geschehen ist].
(fn 02/03,32b, Information Yaw) Nach dem Tod eines jungen Mannes sagte eine frühere Freundin, dass sie mit ihm sterben wolle. Danach musste sofort ein Ritual der “Rückgängigkeitsmachung” (piirika) ausgeführt werden. Die junge Frau sprach dabei: “Mi le biisa di la, di la le nna, ate n pursi bas” (wörtlich: ‘Was ich gesagt habe, es ist [gilt] dieses, dass ich es ausspucke.’ Frei übersetzt: ‘Meinen Ausspruch nehme ich hiermit zurück’). Danach wurde die Frau mit Asche vom Herd oder tampoi eingerieben, dass der Tote sie nicht erkennen konnte.
Trauerbesuche von sehr entfernten Verwandten oder sogar Europäern, zumal wenn sie nach Abschluss der Bestattungsriten stattfinden, haben einen anderen Charakter. Im Englischen gebrauchen Bulsa man für solche Besuche den Begriff “sympathising” (yika) und nicht “mourning” (kumsa).
1981 (fn 81,14b) besuchten Leander Amoak und ich das Gehöft Azubak Yeri in Bachinsa, um dort zu trauern. Mein Begleiter begann plötzlich in der Nähe des Gehöfts laut zu weinen und zu schreien (“yaa-soi”). Ein kleiner Junge kam aus dem Gehöft, um ihn zu stützen. Leander ging zum Innenhof, wo die Matte war bereits aufgehängt war. dann zum Aschenhaufen (tampoi), zurück zur Matte und dann zum kusung. Ein kleiner Junge brachte ihm eine große Kalebassenschale mit klarem Wasser, um sich damit die Augen zu waschen. Danach konnte wieder gelacht werden.
(Yaw, fn 06,35a): Als Aluesa, der Gehöftherr und (klassifikatorische) Schwiegervater meines Mitarbeiters Yaw, starb, war Yaw in Südghana. Eine Abordnung aus Yaws Wiaga-Gehöft Apok-Yeri zog daher ohne Yaw zum Hause des verstorbenen Aluesa in Wiaga-Sichaasa. Yaw braucht daher den Besuch nicht nachzuholen, aber auch wenn die Gruppe aus Apok-Yeri nicht nach Sichaasa gegangen wäre, hätte er es als Christ nicht getan. Später ging Yaws Frau Tenni mit der Ama (ersten Frau) und anderen Frauen von Apok Yeri nach Sichaasa zum Amadok (Hof der ersten Frau), um dort zu trauern. Dort begrüßte sie auch die anderen Frauen von Anduesa Yeri und dessen Nachbarghöften und gab ihnen Kolanüsse und Getränke für deren Dienste an ihrem Vater. Danach ging sie zu den Männern im kusung, denen sie alkoholische Getränke schenkte, weil sie die Kälte (ngoota) während der Bestattung ausgehalten hatten. Mehrere Schüsse wurden abgefeuert, um den Nachbarn anzuzeigen, dass ein Kind des Toten gekommen war. Hätte Tenni keinen Trauerbesuch abgestattet, so könnte sie auch nach dem Tode ihres leiblichen Vaaters nicht trauern.
Abb.: Der Autor nach der Trauer und der Bemalung mit roter Erdfarbe
Erst nach der Trauer durfte der Autor das Grab seines Freundes Anamogsi sehen.
Trauern des Autors in Anyenangdu Yeri
Von einem Europäer, der mit dem oder der Toten befreundet war, erwartet man nicht, dass er die Bulsa Trauerriten detailgetreu ausführt und schon vor dem Gehöft anfängt, in ein lautes Weinen auszubrechen. Ein Trauerbesuch ist aber auch für ihn unbedingt notwendig, wenn er die Freundschaft des Gehöfts erhalten will. Für diesen Trauerbesuch wird oft das englische Wort “sympathizing” gebraucht.
Nach meinem Aufenthalt von 2005 im Gehöft Anyenangdu Yeri war dessen Vorsteher (yeri-nyono) Anamogsi verstorben. Als ich 2006 in das Gehöft zurückkehrte, erwartete man von mir einige offizielle Trauerbekundungen (fn 2006,1a; fn 2011,1a).
Zuerst besuchte ich die Männer im kusung. Obwohl ich alle schon vorher gesehen hatte, musste noch eine offizielle Begrüßung durchgeführt werden. Von dem mitgebrachten akpeteshi (Palmbranntwein) wurde vor dem Trunk von jedem Anwesenden (von mir zuerst) eine Libation durchgeführt, indem etwas Branntwein auf die Erde gegossen wurde. Hiernach ging ich mit meinem Helfer Yaw in den Innenhof der ältesten Frau des Verstorbenen. Auch hier tranken wir von dem mitgebrachten alkoholischen Getränk, die Libationen entfielen allerdings. Erst hiernach durfte ich das Grab sehen [Endnote 11].
Ein ähnlicher Ablauf des “Sympathising” hatte sich schon 2005 abgespielt, nachdem vor meinem Eintreffen in Ghana meine langjährige Köchin Agoalie, eine Frau Anamogsis, gestorben war [Endnote 12]. Einen Tag nach den Trauerriten, wie sie oben für Anamogsi beschrieben wurden, holte man mich in den Viehhof des Gehöfts. Am Eingang zu Agoalies Wohnquartier stand Ajadoklie, eine Schwiegertochter von Anamogsi. Ajadoklie hatte bei Agoalies Totenfeier die Rolle der Imitatorin (che-lie) gespielt und trug auch jetzt Agoalies Strohhut. In der Hand hielt sie eine Kalebasse mit in Wasser angerührter roter daluk-Erde. Ich wurde von ihr mit der roten Farbe an den folgenden Körperstellen bemalt:
1. senkrechte Striche an beiden Schienbeinen,
2. Striche an den Unterarmen,
3. ein waagerechter Strich auf der Stirn.
Ajadoklie erklärte mir, dass ich genau so während der Feier angemalt worden wäre, hätte ich teilnehmen können. Ein Geldgeschenk an Ajadoklie sollte sie für ihre Dienste als Imitatorin meiner Köchin entschädigen.
2.8 Mattengeschenke bei den Trauerbesuchen und später
Nach dem Tod eines Menschen bis hin zur Juka-Totenfeier werden dem Trauerhaus mehr oder weniger offiziell tiak-Schlafmatten von ausgeheirateten Töchtern und Schwiegersöhnen geschenkt. Die etwas verwirrenden Informationen über Mattengeschenke an das Trauerhaus, sollen der Übersicht halber hier zusammengestellt werden.
2.8.1. Geschenke bei Trauerbesuchen vor den Totenfeiern
(Danlardy, fn 88,305a: Vor dem Funeral einer verheirateten Frau kommen die Brüder der Toten, d.h. Männer aus ihrer Geburtssektion, mit einer Matte (tiak) in das Trauerhaus (d.h. in die Sektion ihres Mannes). Diese Matte bleibt zunächst im Viehhof, die Sterbematte im dabiak (Wohnhof). Später wird die Matte der Geburtssektion zusammen mit einer neuen Kalebasse in den Schlafraum der Toten gestellt. Wenn Töchter der Toten in ihr Elternhaus kommen, sollen sie darauf schlafen und aus der Kalebasse trinken. Dies wird aber heute nicht mehr von allen durchgeführt.
Nach anderer Information wird die Totenmatte später, aber noch vor dem ta-pili yika-Ritual durch die geschenkte Matte ausgetauscht, denn erstere ist durch die Berührung mit dem Toten und den Leichengeruch (piisim) gefährlich geworden. Man wird die ursprüngliche Totenmatte zu einem späteren Zeitpunkt vernichten, indem man sie zum Beispiel in einen Fluss wirft.
(Brief Danlardys, fn 97,63a): Die Matte, auf der der Tote gestorben ist, kann um eine geschenkte Matte, der lie kuub puusa [wörtlich: Tochter, Tod, Begrüßung], gewickelt und so im kpilima dok aufgehängt werden. Bei der Kumsa-Totenfeier wird die lie-kuub-puusa-Matte zusammen mit der Totenmatte verbrannt.
Beobachtung in Wiaga-Goansa (fn 97,47a): Im Zentrum Wiagas (bei Leanders steinernem Wohnhaus) beobachtete ich eine Gruppe mit einer Matte aus Wiaga-Farinsa (Akanko Yeri), dem Elternhaus von Leanders Frau Atoalinpok. Die musikalische Begleitung bestand aus 2 gungong-Trommeln, 1 gori-Trommel und 3 Flöten (wiisa). Sie machten ihren Trauerbesuch in Asik Yeri erst jetzt, 4 Jahre nach Atoalinpoks Tod, weil es Probleme in ihrem Gehöft gegeben hatte. An einem Baum von Goansa führten sie einen kleinen Rundtanz auf.
2.8.2 Mattengeschenke während der Totenfeiern
(fn 88,272a, fn 94,89a) Nach Danlardy Leander stellen bei einem Funeral von Männern oder Frauen die Ehefrauen der Söhne des/der Verstorbenen je eine Matte oder, falls sie es nicht können, eine Kalebasse, die am bui abgelegt wird. Die Matten werden am gbanta-dai an die che-lieba (Frauen, die z.B. als Imitatorinnen Aktivitäten verrichteten) verteilt. Wenn Matten übrig sind, erhalten auch leibliche Töchter des/der Toten je eine Matte. Diese Aussage Danlardys deckt sich mit Beobachtungen bei einer Totenfeier in Wiaga-Mutuensa (fn 88,272). Im Viehhof am Speicher standen dort acht Matten, die gleich nach der Beisetzung des Verstorbenen von dessen Frau und Töchtern angefertigt wurden. Sie wurden nach der Totenfeier verschenkt.
Bei einem Kumsa-Funeral in Guuta wurden, wie üblich, Matten aus dem Nachbargehöft Awusumkong Yeri von verstorbenen Personen geholt, deren Totenfeier gleichzeitig in die Haupttotenfeier eingeschlossen werden sollte. Diese Matten wurden von Totengräbern getragen. Fünf weitere Matten wurden gleichzeitig aus Awusumkong Yeri geholt, es waren aber keine Totenmatten, sondern Geschenksmatten und wurden daher auch nicht von Totengräbern getragen (weitere Beispiele siehe Kapitel 4.2.1.12: Totenmatten aus Nachbargehöften).
3. BESTATTUNGEN
3.1 Aktivitäten vor der Bestattung
(Weitere Details über solche Aktivitäten findet man im Kapitel 3.4.1, Bestattung in Yisobsa)
Nach dem Tod im Kreise der Familie wird zunächst der Gehöftherr unterrichtet (wenn er nicht selbst anwesend war). Dieser wird sich sogleich nach geeigneten Totengräbern (vayaasa, sing. vayiak) umsehen, die noch einmal den eingetretenen Tod bestätigen und den Toten/die Tote dann im dalong (kpilima dok, Ahnenraum) auf der Totenmatte (tiak) aufbahren. Wenn der Tod außerhalb des Gehöftes auftrat, muss noch eine gebrauchte Totenmatte für die Aufbahrung besorgt werden.
Kurz vor der Bestattung wird der Tote abgewaschen. Man zieht ihm die besten Kleidungsstücke an: Mütze und traditionelle Kleidung, die sonst nur auf Festen getragen wird. Ebenso geschieht es bei einer toten Frau. Europäische Kleidung und eine Kopfbedeckung für die Frau sind nicht erlaubt. Ebenso sind rote Kleidungsstücke oder rote Muster oder Streifen in der Kleidung tabu.
She Bae [aka Dorisday] Abiak Ambagwie, eine Teilnehmerin an den Diskussionen in der Facebook-Gruppe Buluk Kaniak, konnte an der Bestattung ihres Vaters nicht teilnehmen, aber sie sah später den Video-Film, der von diesem Ereignis gedreht wurde. Sie berichtet in Facebook über die Kleidung ihres Vaters und ihre eigenen Eindrücke (27.1. 2019
… I think every house [has its way] how they bury their dead, because in my [house] they bury naked. They only dress you with the golung [triangle cloth] and when they get to the grave yard they remove it. I am saying this because when my father died I was not around, but when I got to the house they took a video of him how they laid him and it was [on?] one side, then they used his hands to close his ears. I was angry that it was around March. The sun and the ground was very hot. At least they shouldn’t have removed the smock and they explained that we don’t bury with dress and I don’t know whether that is how everybody does.
3.2 Ort der Bestattung
Der Ort eines Grabes ist von der verwandtschaftlichen Stellung und dem Geschlecht der Toten abhängig. Es scheint kleinere Unterschiede zwischen den verschiedenen Bulsa-Dörfern zu geben. Die folgende Aufstellung bezieht sich vor allem auf Wiaga.
3.2.1. In einen bewohnten Innenhof werden bedeutende alte Männer und oft auch Gehöfsherren, seltener auch Frauen, begraben. In einem mir bekannten Fall wurde die Mutter eines jüngeren Sohns des Gehöftherren im Innenhof dieses Sohnes begraben, da sie die Ehefrau des Gehöftgründers war. Gehöftherren selbst werden meistens im Innenhof der ersten Frau (Amadok), d.h. in der Nähe des Ahnenhauses (kpilima dok) bestattet.
In Wiaga-Sinyangsa war die Bestattung eines Gehöftherrn (yeri nyono) außerhalb des Gehöfts und nicht im Hauptinnenenhof für lange Zeit Gegenstand erregter Diskussionen. Nach dem Tode eines Gehöftherrn ließ ihn sein ältester Sohn außerhalb des Gehöfts begraben. Die genauen Gründe hierfür sind mir nicht bekannt, aber der zweitälteste Sohn (mein Informant) nannte diese Tat eine Schurkerei (villainy). Sie hatte zur Folge, dass auch der älteste Sohn und später mein Informant (beide waren Gehöftherren) außerhalb des Gehöftes begraben werden mussten. Einige Jahrzehnte später beriet man noch darüber, ob man die toten Gehöftherren nicht in den Amadok des Gehöftes überführen und dort neu bestatten sollte.
3.2.2. Im Viehhof (nangkpieng) werden zum Beispiel junge, kinderlose Männer und Frauen (der eigenen Lineage?) begraben.
Auch Fremde aus einer anderen Sektion, die in einem Gehöft ihrer Wohnsektionen sterben, werden, wie es mir in einem Fall aus Wiaga-Badomsa bekannt ist, im Viehhof, nahe ihrem Wohnquartier, begraben (fn 88,231a).
Nach Godfrey Achaw (fn 73,46) begräbt man in Sandema Männer im Viehhof, Frauen außerhalb des Gehöfts am Weg, der zu ihrem Dorf führt. Der Grund ist, dass Männer zum Haus gehören, Frauen sollen schnell zu ihrem Dorf gehen können.
Nach Margaret Arnheim begräbt man in Akanwari Yeri (Gbedema-Gbinaansa) Tote im Viehhof oder im dabiak (Innenhof). Im Viehhof deckt man einen Stein über die Grabstelle, wenn die Grabschale durch Vieh zerbrochen wurde. Eine Bestattung von Erwachsenen außerhalb des Gehöftes ist ungewöhnlich (fn M1978, 52b)
3.2.3. Außerhalb des Gehöfts, nicht weit von der Umfassungsmauer (parik) entfernt, werden vor allem Frauen (Ehefrauen aus einer anderen Lineage, mitunter auch unverheiratete Frauen der eigenen Lineage) begraben. Einige Gehöfte achten darauf, dass ihr Grab an einem Fußpfad liegt, der zu dem Elternhaus der verstorbenen Frau führt.
Margaret Arnheim berichtet von dem ganz außergewöhnlichen Fall, dass in Gbedema ein kleiner Junge außerhalb der Gehöftmauer begraben wurde (fn M46b). Als die Informantin in der Sandema Boarding School war (F1 oder F2) starb in Gbedema ein etwa gleichaltriger Junge. Nach seiner Erkrankung wollte man ihn zur Klinik nach Wiaga bringen, aber er hatte einen Unfall auf dem Weg. Als er im Gehöft starb, sagte ein Wahrsager, die Ahnen wollten nicht, dass er in eine Klinik kommt. Da die Eltern streng katholisch waren, sprachen Katechisten Gebete am Grab. Sein Grab liegt an einer Seite außerhalb des Gehöfts. Dahinter befindet sich ein länglicher Steinhaufen mit vielen Medizintöpfen, Schädelknochen usw. Es sind Ahnen-bogluta. Kein Ahne dieser Familie ist beim Gehöft begraben (alle in Südghana). Die Ahnen wünschten daher das Grab des Jungen dort. Der Gehöftherr von Akanwari Yeri sagte, dass ein Grab in dieser Lage für einen so kleinen Jungen ungewöhnlich ist.
3.2.4. Im oder am Aschenhaufen (tampoi) werden Kleinkinder, die noch keine jüngeren Geschwister haben, beigesetzt.
Margaret Arnheim (fn M61a) berichtet von einem Ereignis in Akanwari Yeri (Gbedema-Gbinaansa): Nachdem man Erde vom tampoi als Dünger für die Felder gebraucht hatte, trat ein starker Regenschauer ein. Im kusung hörte man einen Einsturz am tampoi. Die alten Männer konnten sich nicht erinnern, dass man dort jemals Menschen begraben hatte. Vielleicht war es das Grab eines Pferdes (mit Luftraum). Kinder werden hier meistens hinter dem Gehöft oder hinter dem tampoi beigesetzt.
Adama aus Wiaga-Chiok zeigte mir am tampoi seines Hauses Gräber von kinderlosen Frauen, die woanders gelebt hatten. Anders als bei Kleinkindern wird ihr Leichnam dort in normaler Tiefe begraben (fn 88,180a).
3.2.5 Kinder mit jüngeren Geschwistern bestattet man an dem Fußpfad, der zum Gehöft ihrer Mutter führt. Sebastian Adaanur aus Sandema Yongsa (fn 79,26a) berichtet, dass Erstgeburten einer Frau am Fußpfad und spätere Geburten im tampoi beigesetzt werden. Die von mir in Wiaga beobachtete Beerdigung von Akanchainfiik, die mehrere lebende Geschwister der gleichen Mutter hatte, im tampoi, spricht (für Wiaga) gegen die Aussage von Sebastian.
3.2.6. Kinder, die als kikita, d.h. von einem bösartigen Geist besessene Unholde (und hierzu gehören auch bösartige Zwillinge) werden weitab vom Gehöft im “Busch” (sagi), mitunter sogar in einem anderen Dorf in einem Ameisenhügel beerdigt (siehe auch Kapitel 3.7. Tod und Bestattung eines kikiruk).
3.2.7. Schwangere Ehefrauen werden (nach Entfernung des Foetus) abseits vom Gehöft (aber nicht in einem Ameisenhügel), mitunter auch in einem guuk (einem aufgegebenem Gehöft) begraben.
3.2.8. Eine Bestattung in alten Gräbern, wie es zum Beispiel bei den sprachlich sehr verwandten Koma geschieht, gibt es bei den Bulsa nicht.
3.2.9 Diskussion in der Bulsa Facebook Gruppe Buluk Kaniak über “health” und “treating dead bodies” (initiiert von Augustine Atano, 4. Juli 2020)
John Akanvariyuei Agandin: …when a corpse is sent to the village in a coffin, they will remove the body and bury it separately and then burn the coffin.
Abakisi Akangagnang Lawrence: …You know our palace is a very old house but keeps expanding and men by Buli custom are buried in the nankpieng. But because of the longevity of the house and population increases, burying in the nankpieng became extremely difficult. Then progressive elements within the house including my late father (May he rest well), advocated for a family cemetery but there was resistance from conservatives, sighting serious consequences of such a move. Fortunately, we had a father, our late king [Azantilow] who would give ear to every opinion. To cut matters short, a soothsayer was brought who okayed the burying in coffin and family cemetery. We became pacesetters in that regard and today, almost everyone is buried in coffin and the family cemeteries. Other families have since followed suit and it is catching up in Buluk. Also, family members who have died with diseases, that people are not supposed to touch the body… such persons are not given the usual cultural treatment like bathing and massaging but are kept in coffin and buried.
Die Tatsache, dass jemand eines bösen Todes (kum biok) gestorben ist, hat keinen größeren Einfluss auf die allgemeine Lage des Grabes. Wie bereits gesagt, werden Frauen, die eines kum biok starben, jedoch in einer gewissen Entfernung von den anderen Frauengräbern bestattet.
Wenn auch die örtliche Lage eines Grabes durch die Tradition festgelegt ist, so kommt es doch nach dem Tod zu Diskussionen, wo in dem speziellen Fall das Grab geschaufelt werden soll. Diese Unsicherheit ist oft noch größer, wenn es darum geht, in welchem Gehöft ein Toter begraben werden soll. Vor allem der Ort der Beerdigung einer Frau, die nicht im Hause ihres Gatten starb, ist mitunter Grund für starke Kontroversen zwischen Bewohnern ihres Elternhauses und denen ihres Gatten, von denen beide die Beerdigung und damit meistens auch die späteren Totengedenkfeiern durchführen wollen. Ähnlich verhält es sich beim Tod von Kindern, die dem Elternhaus ihrer Mutter einen Besuch abstatten und dort sterben.
Ein verheirateter Mann mit Frau und Kindern hatte im Streit sein elterliches Gehöft verlassen und ein neues Gehöft gebaut. Nach seinem Tod kam auch mit der Witwe keine Versöhnung zustande. Falls sie stirbt, werden Verwandte aus ihrem Heimatdorf ihre Leiche holen und bei ihrem elterlichen Gehöft bestatten. Falls ein Kind (zu Lebzeiten der Mutter) stirbt, wird es beim neuen Gehöft begraben (Yaw, 2008, fn 08,1).
3.3 Die Totengräber und ihre vayaam Medizin
Die Übersetzungen “Totengräber” oder “grave digger” sind für Buli vayiak (Pl. vayaasa) nicht sehr geeignet, denn das Graben eines Grabschachtes ist nur eine von seinen vielen Aktivitäten, die sich auch auf viele rituelle Angelegenheiten erstrecken.
Vor dem Beginn ihrer Arbeit bereiten sich Totengräber noch in ihrem eigenen Gehöft auf ihre nicht ungefährliche Tätigkeit vor (Ansoateng 1994, fn 4b).
Abb.: Ansoatengs vayaam Medizin am Abfallhaufen
Abb.: Medizin in Ansoatengs Zimmer
3.3.1 Der Totengräber Ansoateng: Medizin, Berufung und Tätigkeit
Ansoateng aus Wiaga-Badomsa erhält durch seine vayaam-Medizin ein Zeichen, dass jemand gestorben ist. Wenn er zum Beispiel eine sehr unruhige Nacht hatte, geht er am nächsten Morgen zu seiner vayaam-Medizin, die in seinem Fall in einem Tontopf am Abfallhaufen (tampoi) steht. Wenn der Deckel des Medizintopfes schräg aufliegt, weiß er dass jemand gestorben ist. Ansoateng füllt dann den Topf wieder mit Wasser auf, trinkt etwas von der Medizin, steckt seine Hand hinein und reibt seinen ganzen Körper ein, um sich so vor allem gegen den gefährlichen piisim-Geruch der Leiche, der zu Erbrechen führen kann, zu schützen [Endnote 14].
Anschließend verschließt er den Topf nicht wieder. Nach der Bestattung schaut er in das Gefäß. Wenn die einzelnen Wurzelstücke (tinangsa) parallel zueinander liegen, kann er das Gefäß wieder schließen. Wenn wenigstens eine Wurzel quer liegt, gibt es in naher Zukunft eine weitere Bestattung, und er lässt den Topf offen.
Es gibt nach Ansoateng vier Arten von vayaam-Medizin, die alle aus Baumwurzeln hergestellt werden:
1. aus den Wurzeln des nicht identifizierten kpagluk-Baumes, die in einer Krokodilhöhle an einem Fluss gewonnen werden. Dies ist die stärkste Medizin. Der Totengräber kriecht in die Höhle und verschließt sie dann mit Dornen, um sich vor dem vielleicht zurückkehrenden Krokodil zu schützen. Dann schneidet er Wurzelstücke des kpagluk-Baumes ab.
2. aus sich kreuzenden Wurzeln des sehr seltenen und nicht identifizierten yik-Baumes
3. aus den Wurzeln eines gaab-Baumes (Diospyros mespiliformis), der nie Früchte trägt
4. aus den Wurzeln des waaung-duob-pok-Baumes (waaung duob = Prosopis africana?)
Alle diese Medizin-Arten bewahrt Ansoateng in seinem Topf am Abfallhaufen auf. Auch Kinder und sehr alte Frauen können von der vayaam-Medizin trinken, wenn sie von dem piisim-Geruch angefallen wurden, aber niemals gebärfähige Frauen. Diese trinken von einer “weißen” Medizin, die nicht am tampoi steht, sondern in Ansoatengs Zimmer im Gehöft. Frauen, die den Toten berühren müssen, können auch mit einer Mischung aus Eselskot und ngmanyak-Gras (nicht identifiziert) baden.
Gleich nach dem Eintreten des Todes übernehmen die “Totengräber” viele wichtige rituellen Handlungen, denn unter allen Anwesenden kennen sie sich am besten aus, was in dieser Situation zu tun ist. Ethnologen, die meinen, dass die Zustimmung des Gehöftherrn und der nahen Angehörigen des Toten ausreicht, um den Ablauf der postmortem Riten zu beobachten und zu fotografieren, können eine große Enttäuschung erleben, wenn das Veto des ersten Totengräbers ihre Arbeit blockiert.
Die einzelnen Totengräber haben verschiedene Funktionen und Befugnisse. Einige dürfen nur graben, andere graben und beerdigen den Toten, oder sie dürfen nur junge Tote bestatten (fn 03.32b). Bei der Ausschachtung eines Grabes und den folgenden Tätigkeiten in einem Gehöft, liegt die Führung bei einem älteren, erfahreneren Mann. Er wird vom elder (kpagi, Vorsteher) der lineage des Toten bestimmt, die die Bewohner von etwa 3-4 Nachbargehöfte (s.o.: kobisa) umfasst. Der offiziell leitende Totengräber ist oft aber an den körperlichen Arbeiten gar nicht beteiligt. Er sitzt zum Beispiel mit den elders des Gehöfts im kusung, fällt von dort aus wichtige Entscheidungen und führt selbst Handlungen in Bezug auf den aufgebahrten Leichnam aus. Auch die körperlich arbeitenden Totengräber haben noch einmal eine Führungsperson, die neben den Grabarbeiten auch andere Tätigkeiten ausführt (s.u.).
Ansoatengs Berufung und Tätigkeit (fn 88,99ff, 14.11.88): Vor 18 Jahren (Bezug: 1988) starben in Badomsa viele Menschen, auch in Ansoatengs Haus. Die Totengräber waren zur Empörung der Nachbarn nicht bereit, alle zu beerdigen. Daher half Ansoateng bei dem Bestattungen. Dann wurde er selbst für lange Zeit sehr krank: Er hatte Gliederschmerzen, und Gesicht und Körper waren geschwollen. Der Grund hierfür war, dass er Leute ohne vayaam-Medizin beerdigt hatte. Er musste sich bestimmte Halme und schwarze Kräuter und Wurzeln (tinangsa) beschaffen, um vayaam herzustellen (s.o.). Auf jedes einzelne Wurzelstück musste er ein Huhn opfern. Wenn nach jedem Opfer das Wurzelstück in die Höhe springt und auf einem bestimmten Platz neben der Opferstelle landet, ist es ein Zeichen, dass der Aspirant Totengräber werden muss.
Es wurde Hirsebrei zubereitet, in ein Loch im tampoi geschüttet und dann mit Hilfe des Fußes mit Kehricht und Steinen vermischt, bis er ganz dunkel geworden war. Statt eines Rührstocks besorgte man sich einen menschlichen Schulterknochen aus einem Grab, der auch als Schöpflöffel gebraucht wurde. Der Brei wurde auf Ansoatengs Bein gelegt und er aß dreimal je einen Bissen davon, indem er ihn mit der linken Hand zum Mund führte. Den Rest schüttete man wieder auf den tampoi, wo er plötzlich verschwand.
Je nach den Eigenschaften und Todesarten der Verstorbenen werden verschiedene vayaam: Medizinen angewendet.
1) für Leprakranke. Ohne diese Medizin ist eine Bestattung nicht möglich.
2) für eine schwangere Frau
3) für einen sakpak (Hexe, Hexer)
4) für einen sakpak-yiik (schlimmere Art eines Hexers)
5) für einen Verstorbenen, dessen Tod mehr als zwei Tage zurückliegt (d.h. mit einsetzender Verwesung)
6) Für Tote, die als kokta noch herumwandeln, wird die dundum Medizin, ein grober rot-brauner Sand, der auch gegessen wird, verwandt.
Meine Frage an Ansoateng, ob er als Totengräber krupaani (oder kurupaani) hat, wurde von Ansoateng mit einem eindeutigen “ja” beantwortet. Ohne krupaani könnte er seine Tätigkeit nicht ausüben. Die kurupaarisa sind in ihm. Wenn er eine kranke Person sieht, weiß er durch diese, ob die Person sterben wird (zur Definition von krupaani siehe auch Kapitel 3.4.2, Fußnote 28).
Wenn Ansoateng in das Zimmer mit den verschiedenen Medizinen geht und er sieht, dass ein Teil der Schwangeren-vayaam aus dem Behälter herausgefallen ist, weiß er, dass eine Schwangere gestorben ist.
Die Bestattung von Babies ist schwieriger als die von einer verwesenden Person, denn es dürfen keine Fehler auftreten (siehe auch Kapitel 3.5.1: Bestattung Akanchainfiiks) Wenn ein Kind als sakpak stirbt, bricht Ansoateng vor der Grablegung seine Hände und Beine, dass es nicht aus dem Grab heraussteigen kann.
Er weiß vor der Bestattung, ob ein Toter ein Hexer (eine Hexe) war. Er kneift den Toten in den Arm. Wenn der Tote zurück kneift, ist er ganz sicher, dass der Verstorbene ein Gespenst (kok) werden wird, und er versucht die passende Medizin zu finden. Einige Totengräber schneiden einer Hexe die Hand, die Ohren, Nase oder Fingernägel auf. Wenn ein solcher Toter einem Lebenden ins Bein beißt, wird dieser ohne Behandlung nach 3 bzw. 4 Tagen sterben. Der Gebissene sucht einen vayiak auf, der dem Toten in seinem Aufbahrungsraum einen Zahn ausschlägt. Er legt den Zahn ins Feuer bis er schwarz wird. Dann mahlt er ihn, fügt etwas Öl hinzu und reibt ihn in die Bisswunde (am Bein) bis die Wunde geheilt ist.
Meine (nochmalige) Frage, in welcher Richtung Tote begraben werden, beantwortet er so. Der Kopf der Männer weist nach Süden, ihr Gesicht nach Osten; der Kopf der Frauen weist nach Norden und ihr Gesicht nach Westen (F.K.: So wurde auch Akanchainfiik begraben, siehe Kapitel 3.5.1).
Wenn Ansoateng beim Ausschachten eines Grabes auf eine Wurzel stößt, so schneidet er sie an beiden Seiten ab und legt sie in seinen Topf mit vayaam Medizin. Wenn er dieses nicht tut, kann jemand sterben.
Ansoateng zeigte mir auch die dundum-Medizin, einen groben rot-braunen Sand (eisenhaltig?), von dem er etwas aß. Die meisten anderen Medizinen müssen erst verbrannt oder angekohlt werden, bevor sie gegessen werden können (fn 88, 100b).
Nach dem Interview zeigte mir Ansoateng zwei helle Kreuze (wie aus Silberbronze) am Fenster seines Zimmers und eine runde, schwarze Scherbe an der Wand beim Gehöfteingang, ein anderes Schutzmittel für den Totengräber.
Abb.: Totengräber von Mutuensa am Abfallhaufen
3.3.2 Vayaam Rituale in Angaung Yeri, Mutuensa (fn 88,236b)
Am 19.3.89 wurde ein Leprakranker von den vayaasa des Gehöfts und auswärtigen Totengräbern, einschließlich Ansoatengs, bestattet. Allen Totengräbern wurde der Kopf kahl geschoren. Eine Medizin setzte man in einem bimbili an und platzierte sie auf dem tampoi. Der vayaam-bogluk wurde aus dem Raum des Gehöftherrn auf den tampoi gesetzt und erhielt dort das Opfer eines Huhns und eines Schafes. Alle Totengräber und andere nahmen unbekleidet ein Bad, bei dem alle Körperteile mit der Medizin abgewaschen wurden.
Am folgenden Tag (20.3.89) konnte ich selbst von Leuten aus Angaung Yeri weitere Informationen erfahren und einige rituelle Tätigkeiten beobachten. Im Innenhof des Gehöftsherrn wurde das gekochte Fleisch des Schafes an alle aufgeteilt. Viele Frauen aus dem Haus und Nachbarhaus gingen zum tampoi, entblößten den Oberkörper und wuschen Kopf, Arme und Beine. Wegen des Tageslichtes entkleideten sie sich nicht völlig und wünschten kein Foto. Ein kahlgeschorener Totengräber demonstrierte für mich das Bad auf dem tampoi. Dort lagen Blätterbüschel, mit denen er sich abwusch und abschlug, nachdem er sie in das Medizinwasser getaucht hatte. Ein solches Bad schützt auch gegen viele andere Krankheiten.
Abb.: Das samoaning-Gefäß auf dem Drei-Steine-Herd
Abb.: Der vayaam-Schrein, eine Kalebasse mit Opferspruren (Mitte)
3.3.3 Ein vayaam Ritual in Anduensa Yeri, Wiaga-Chiok
Als ich nach dem Tode von Akanchainfiik (s.u.) deren Leiche berührt hatte und solche Berührungen auch in Zukunft stattfinden konnten, riet man mir, mich dem vayaam-Ritual zu unterziehen. Es würde mich nicht nur vor den schlechten Folgen des Leichengeruchs (piisim) schützen, sondern auch ein vorbeugendes Mittel gegen Gespenster sein.
Adaapiim, der Vater meines Mitarbeiters Adama, erklärte sich bereit, das vayaam-Ritual für mich und meinen Assistenten Danlardy in seinem Gehöft in Wiaga-Chiok durchzuführen.
Wir selbst hatten folgende Dinge hierfür zu besorgen: 1 weißes Huhn (kpiak), 1 neues Hackenblatt (kui), 1 Glas Schibutter (kpaam), Hirsemehl (zaa), Salz (yesa) und 1 Ziegenbock (bu-duk), dessen Hoden und Penis für die Medizin und Herstellung eines Medizinbeutels benötigt wurden (Ich konnten die Ziege für 3500 Cedis im Gehöft kaufen). Die notwendigen pflanzliche Teile (zum größten Teil wohl Wurzeln) werden Leute aus Adaapiims Familie selbst im Busch besorgen [Endnote 15].
Abb.: Ein Huhn wird der flüssigen Medizin geopfert.
Bei unserer Ankunft im Gehöft befanden sich schon mehrere der gesmmelten Medizinarten in einem samoaning-Tongefäß. Von zehn Arten konnte man uns die Namen nennen, drei müssten geheim bleiben. Nach Zugabe von Wasser wurde dieses Gefäß um 17.30 Uhr auf ein Feuer gestellt. Der Gehöftherr holte den vayaam-bogluk, eine geschlossene Kalebasse mit fester, verkohlter Medizin aus dem Gehöft und stellte sie neben das Feuer. Das Hackenblatt lag nun auf dem Tontopf und nahm das Blut der Opfertiere auf. Um 18.30 Uhr wurde ein braunes Huhn (vom Gehöft gestellt) und mein weißes Huhn den beiden Schreinen geopfert.
Abb.: Medizin auf dem Hackenblatt
Ein Problem ergab sich, als mein weißes Huhn nach dem ersten Schnitt nicht aufflattern wollte. Das hätte geheißen, dass mein Opfer nicht angenommen worden wäre. Aber nach einem Nachschnitt an der Kehle flatterte es doch noch auf. Nach Reden (Gebete) vom Gehöftherrn und von mir wurde die Ziege vor den Schreinen über einer kleinen bimbili-Schale, in der das Blut floss, getötet. Dann ließ Adaapiim einige Blutstropfen der noch blutende Ziege auf die beiden bogluta tropfen. Die Ziege wurde daraufhin sofort zerlegt. Ein junger Totengräber nahm nun zwei kleine Holzkohlenstückchen aus dem kleinen vayaam-bogluk, zerrieb getrennt einen Teil von ihnen mit einem Stein auf dem Hackenblatt und einer keramischen Reibschale zu einem schwarzen Pulver, dem er Salz zufügte.
Abb.: Danlardy und der Autor erhalten ein Bad mit heißem Medizinwasser
Danlardy und ich wurden nun zu unserer Badestelle hinter dem tampoi (Abfallhaufen) geführt. Hier hatten gerade schon zwei unbekleidete jüngere Totengräber ihr Bad genommen. Nach dem Entkleiden (ich durfte meine Unterhose anbehalten) und dem Einnehmen einer
Abb.: Einnahme der Medizin
Hockstellung wurde uns abwechselnd sehr heißes und kaltes Medizin-Wasser von einem hinter uns stehenden Totengräber aus einer Kalebassenschale über den Kopf geschüttet. Man hatte uns vorher gesagt, dass man hierzu das kochende Wasser aus dem samoaning-Topf nehme, aber wir brauchten keine Angst zu haben. Wenn wir nicht mit böser Absicht hierher gekommen wären, würden wir keine Verbrennungen erleiden. Als das heiße (kochende?) Wasser geschüttet wurde, wagte ich einen Blick nach hinten. Gleichzeitig mit dem heißen Wasser schüttete ein anderer Totengräber kaltes Wasser, das sich in der Luft und auf dem Körper mit dem heißen Wasser mischte.
Abb.: Hirsebrei und Medizin am Rührstab
Hiernach massierte ein Mann meine Brust und schlug mit einem Laubzweig ziemlich feste auf meine Beine, meinen Kopf und, etwas sanfter, meinen Rücken.
Dann wurden wir wieder zurück zur Herdstelle mit dem Medizintopf geführt. Die geriebene und gesalzene Holzkohlenmedizin hatte man inzwischen mit Schibutter vermischt, und wir mussten dreimal (männliches Prinzip) mit dem Zeigefinger in zwei verschiedene Medizinen tippen und die Medizin zu uns nehmen. Diese Medizin darf nur von Erwachsenen eingenommen werden, die sich auch dem vayaam-Bad unterzogen haben.
Zwischen dem tampoi und kusung hatten inzwischen einige Männer einen “Männer”-Hirsebrei (sa-gaang) ohne Fermentierung zubereitet. Ein unbekleideter Mann strich auf den Rührstab etwas Hirsebrei, darüber flüssige Schibutter und das schwarze Pulver. Der Medizintopf auf dem Feuer und der vayaam-bogluk erhielten nun durch den Gehöftherrn nach einem Gebet folgende Opfer:
1. klares Wasser
2. Hirsebrei aus einer Schüssel
3. öligen Hirsebrei vom Rührstab
4. Blutsuppe (von der getöteten Ziege)
5. zwei Fleischarten (von den beiden Hühnern?)
6. klares Wasser (Medizinwasser wird nie geopfert)
Danlardy und ich erhielten je ein Bein und einen Flügel eines Huhns und ein Vorderbein der Ziege.
Am Essplatz nahe dem kusung-dok aßen wir nun vom Rührstock einen Teil des Hirsebreis, der durch Beimischung des Medizinpulvers eine dunkle Färbung angenommen hatte. Währenddessen badeten mehrere Frauen, erzwungenermaßen auch Adamas kleiner Sohn, am Badeplatz mit der vayaam-Medizin.
Adamas Vater Adaapiim rief Danlardy und mich nun in den kusung und reichte uns dort in einer Kalebassenschale eine rötliche, heiße Medizin aus dem samoaning. Er gab uns ein Stückchen von der verkohlten Medizin zum Mitnehmen und unterrichtete uns über ihren Gebrauch und ihre Wirkung. Wir sollen sie auf einem Hackenblatt zu einem Pulver zerreiben und mit Salz und Schibutter mischen. Sie müsste im Hause aufbewahrt werden und nur vor gefährlichen (nächtlichen) Unternehmungen eingenommen werden, keineswegs aber zu Totenfeiern oder Besuchen mitgenommen werden. Wir bräuchten jetzt keine Angst mehr vor Gespenstern (kokta) zu haben, dürften allerdings keinem erzählen, wenn wir ein Gespenst gesehen hätten. Die Medizin dürfe kein andere essen.
Kleine Stückchen der verkohlte vayaam-Medizin können auch in einem eisernen Armreifen mit einem röhrenförmigen Mittelteil am Körper getragen werden. Ein offener Schlitz in diesem Teil lässt die Medizin ungehindert ihre Wirkung ausüben.
Am 2.4.89 erhielten Danlardy und ich in Chiok unser zweites Bad durch dreimaliges Überschütten mit diesmal lauwarmem Medizinwasser. Von der Medizin mussten wir wieder dreimal trinken.
Am 3.4.89 ging ich alleine im Hellen nach Chiok. Ich konnte mich dort selbst mit dem Wasser durch Überschütten waschen und trank wieder dreimal von der Medizin.
Zwei Stiefmütter von Danlardy wünschten die Gelegenheit zu nutzen und unterzogen sich auch in Chiok dem vayaam-Ritual mit demselben Wasser aus dem samoaning-Topf. Als Frauen mussten sie jedoch viermal (weibliches Prinzip) kommen. Jede von ihnen ließ ein mitgebrachtes Perlhuhn (kpong) und ein Huhn (kpiak) an die beiden Schreine opfern, das Bad nahmen sie durch Überschütten mit dem Medizinwasser. Sie waren nicht vollständig unbekleidet, sondern trugen die alte, traditionelle Blätterkleidung. Es wurde “Männer”-Hirsebrei (sa-gaang) wie bei uns bereitet, aber am Rührstab befand sich diesmal eine Mischung aus Hirsebrei und zerriebener Medizin, die nicht geopfert wurde.
Nach Abschluss unserer rituellen Behandlung fertigte Adaapiim aus der Haut eines Hoden der von mir gestifteten Ziege einen kleinen Beutel. Er reinigte ihn innen mit Sand und füllte ihn dann mit flüssiger vayaam-Medizin. Es ist ein Reservebehälter, der ebenso wie der kleine vayaam-bogluk, im Ahnenraum (dalong) aufbewahrt wird. Adaapiim nimmt ihn mit, wenn er nachts das Haus verlassen muss. Bei einem Besuch des Gehöfts am 24.4.19 stand der große Medizintopf (samoaning) noch immer am tampoi.
Auf Nachfrage erklärte mir Adama, dass der kleine vayaam-bogluk auch segi (Schutzgeist) bei einer segrika-Feier (Schutzgeistverleihung und Namensgebung) werden kann. Die Kinder heißen dann Avayaam, Avayaampok, Avayaamlie oder Atiim (fn 88,252).
3.3.3 Weitere Einzelinformationen zur vayaam-Medizin
Information durch den Totengräber Akperibasi, Sohn Ayomo Ayualis (fn 88, 188b): Die vayaam-Medizin steht auf dem tampoi seines Gehöfts zwischen Sträuchern. Wenn für die Medizin neue Wurzeln gekocht werden, kommen viele Nachbarn und trinken von der Medizin. Sie hilft auch gegen Brechreiz oder gegen die Folgen des Genusses verdorbener Nahrung. Wenn der Totengräber einen verfaulten Leichnam begraben muss, trinkt er von dieser Medizin und wäscht sich damit Hände und Füße.
Abb.: Hühnerfüße an Ayomos Ahnenraum
Information durch den Totengräber Ayomo Ayuali (20.11.88, fn 88,110a). Am kusung steht Ayomos dachoruk (Spaten), der zum Grabschaufeln, aber auch zum Ausheben der Pfostenlöcher verwandt wird. (fn 88, 173b) Ayomo und sein ältester Sohn dürfen als Totengräber nicht einen dachoruk selbst herstellen.
An der Außenwand von Ayomos kpilima-dok hängen außen einige Hühnerfüße. Sie stammen von einem nang fobka Ritual (s.u.) in Sichaasa. Ein Tierschwanz wird bei einem männlichen Toten dreimal, bei weiblichem viermal um die Totenmatte bewegt. Dann wird ein Huhn auf dem Boden totgeschlagen. Das Huhn erhielt Ayomo als Führer der Totengräber. Die Füße wird er für seine vayaam-Medizin verwenden. Eines Tages wird dieser Medizin auf dem tampoi ein Ziegenbock (bu-dok-tiik) und ein rotes Huhn (kpa-moaning) geopfert. Eine schwarze Hackenklinge, die nicht zum Anreiben von Medizin verwandt wird, wird dazugelegt. Allen, die an dem Ritual teilnehmen wollen, werden Kopfhaare mit einer losen Rasierklinge geschoren. Nach der Rasur wird Wasser mit Medizin (tinang) gekocht, und allen Teilnehmern gießt man das heiße Wasser über den geschorenen Kopf, in die Achselhöhlen, Gesäß und Kniekehlen, wobei die Haut verbrennen kann. Dann wird ein Hühnerfuß (s.o.) verkohlt (charred), gemahlen und man fügt Öl und glühende Holzkohle hinzu, sodass Rauch entsteht, den alle Teilnehmer einatmen, und außerdem Ellbogen, Knie und Füße in den Rauch halten. Anschließend essen sie die verkohlte, gemahlene Medizin.
Wenn die Medizin des Toten stärker als seine eigene ist, wird Ayomo sterben (fn 88,238a).
Information Adama, Chiok (fn 88,241a): Es gibt zwei Arten von Bädern: 1. um verschiedene (z.B. schon verweste) Leichen begraben zu können. 2. um der Begegnung mit Geistern vorzubeugen.
Information Akanming (fn 88,136a): Wenn ein Unbefugter den vayaam-Schrein angefasst hat, muss er ein Huhn opfern.
Information tiim-nyono von Yisobsa (fn 94,23a): Er stellt die vayaam-Medizin aus den Wurzeln der beli-cham und vayaam-tengnang (tinang?) Bäume her, indem er die Wurzeln ausgräbt und sie in kaltem Wasser einweicht. Wer unter den Folgen von piisim leidet, zum Beispiel geschwollene Glieder hat, badet in diesem Extrakt. Einige Wurzeln können auch verkohlt gegessen werden.
3.4.1 Tod einer verheirateten Frau (Fallbeispiel aus Wiaga-Yisobsa)
Abb.: Ama mit der Totenmatte
Nur einmal konnte ich die Gesamtheit der an einem Verstorbenen vollzogen Riten in allen Einzelheiten beobachten und dokumentieren, nämlich im Gehöft meines Assistenten Yaw (Apok Yeri, Wiaga Yisobsa, fn 02/3,31a-35b). Dieses lag wohl daran, dass einmal mein Assistent Yaw in Vertretung seines in Südghana wohnenden Vaters der “chief mourner” (kumu nyono, wörtlich „Eigentümer der Totenfeier‟) war, und dass Agyenta, der Vater meines langjährigen Freundes Alfred (jetzt katholischer Bischof der Diozöse Bolgatanga/Navrongo), der Leiter der vayaasa war.
3.4.1.1 Behandlung der toten Frau und Rituale vor der Grablegung
Yaws Schwester Asiuklie war in der Nacht vom 3.- 4. Januar 2003 im Krankenhaus von Sandema verstorben, und Yaw und ich hatten ihren Leichnam auf einem Pickup nach Apok Yeri in Wiaga gebracht. Wäre Asiuklie in Sandema bestattet worden, so wäre ihr Tod als ein Tod in der Fremde (sagi, wörtlich “Busch”) angesehen worden, da sie Apok Yeri vor ihrer Rückkehr aus Südghana noch nicht besucht hatte. Man hätte etwas Erde von ihrem Grab genommen und diese in einer ngarika-Bestattung (siehe unten) in Apok Yeri beigesetzt (fn 02/3,35b).
Nach unserer Ankunft in Apok Yeri wollte man den Leichnam im dalong zuerst nur auf einem Tuch aufbahren, aber der Einspruch eines Mannes aus Apok Yeri hatte Erfolg, und sie wurde auf ein Strohmatte (tiak) gelegt, die eine Bewohnerin (die Ama des Gehöfts) zur Verfügung stellte [Endnote 16]. Als die ausgesuchten Totengräber (vayaasa) den Raum der Toten zum ersten Mal betraten, räusperten sie sich, um ihre Ankunft der Toten mitzuteilen, und sie klopften mit der flachen Hand vier Mal (bei einem männlichen Toten 3 Mal) auf den Boden. Hiernach durften sie die Tote berühren.
Abb.: Die Tote wird auf die Matte gelegt.
Einige ältere Frauen zogen die Tote aus und legten ihr eine einfarbige, dunkle Hüftschnur um, in die auch Blätter eingehängt worden wären [Endnote 17], wenn man ihr nicht später einen Webstreifen (garuk-pali) als Tuchkleidung um ihre Hüften gelegt hätte. Ihre alte Kleidung wurde gewaschen und später bei ihrer Totenfeier am Getreidespeicher (bui) mit anderen Dingen aus ihrem Besitz ausgestellt. Danach könnte sie zum Beispiel von ihrer jüngeren Schwester getragen werden, aber viele Frauen haben Angst, die Kleidung einer Toten anzuziehen.
Als nächstes wischten die Frauen den Körper der Toten mit einem nassen Lappen ab. Die Rasur von Asiuklies Kopfhaaren brachte Probleme mit sich, da alle Aufgeforderten aus Angst diese Tätigkeit ablehnten. Schließlich führte Yaw (entgegen allen Traditionen) diese Arbeit selbst aus (fn 02/3,33a).
Die Massage des Leichnams, die den Körper für die Grablegung durch einen engen Schacht geschmeidig halten sollte, hätte eigentlich von älteren Frauen durchgeführt werden müssen. Da diese sich jedoch vor dieser Aufgabe fürchteten, führten die Totengräber Agyenta und Agbong [Endnote 18] diese Tätigkeit aus (fn 02/3,33a).
3.4.1.2 Suurika (fn 02/3,31b) und andere Riten
Einige weitere Riten mussten noch vor der Grablegung durchgeführt werden. Gegen 13.40 Uhr trank Yaw eine Schale rötlichen Hirsewassers (zamonta-zom) neben der Toten, und eine Frau sprach einige Worte dazu, in denen sie erwähnte, dieses sei ein Begrüßungstrank für Asiuklie, die aus dem Süden Ghanas als eine “Fremde” zurückgekehrt war und vor ihrem Tod das Gehöft noch nicht besucht hatte. Yaw trank das Hirsewasser an Stelle seiner Schwester. Das Ritual wird suurika (rinsing the mouth), tugka (receiving [a drink]) oder tutok moangka (wetting the throat) genannt.
Vor der Grablegung stellte man im kusung die Frage, ob alle die Tote betreffenden Probleme gelöst seien. Yaws Mutter berichtete, dass Yaw in Sandema einen Streit mit seiner Schwester hatte. Nach anfänglichem Sträuben unterzog sich Yaw einem Reinigungsritual, bei dem er und ein Gehöftbewohner ein sehr kleines, hellbraunes Hühnchen hielten, das dann in dieser Stellung in zwei Teile geschnitten wurde (kpiak gebika, fn 02/3,32a+33a; siehe auch ngarika Bestattung, Kapitel 3.7.2.1, mit Foto). Mir wurde die Teilnahme an diesem Ritual erlaubt. Da ich wusste, dass Fotos wahrscheinlich unerwünscht waren, habe ich auf diese verzichtet.
Abb.: Böllerschüsse
Yaw wünschte andererseits, dass vor der Grablegung Böllerschüsse (dagoong naka) abgefeuert wurden, während der älteste Nachbar (Asiidem) dieses völlig ausschloss, da bei den vorangegangenen Bestattungen älterer Männer auch keine Schüsse abgefeuert wurden. Ein Kompromiss wurde gefunden, indem man zwei Schüsse abfeuerte: den ersten für jüngst verstorbenen Personen, einen zweiten für Asiuklie. Nur die Namen von zwei verstorbenen Männern und einer älteren Frau wurden vor dem Abfeuern des ersten Schusses erwähnt, aber andere waren eingeschlossen.
Unmittelbar vor der Grablegung füllten zwei Frauen an einer Stelle zwischen Grab und Gehöfteingang ein großes liik-Gefäß virtuell mit Wasser. Obwohl sie mit einer Kalebassenschale die Bewegungen des Auffüllens machten, war die Schale leer. Das “Wasser” sollte den Durst Asiuklies stillen. In anderen Gehöften kann das Gefäß auch mit realem Wasser gefüllt werden. Nach Information Ansoatengs (Badomsa) wird das Wasser (auch?) zum Anrühren eines Lehmmörtels für den Putz der Grabschale benutzt.
Abb.: Das liik-Gefäß, die Kalebassenschale und der dachoruk
Das liik-Gefäß mit der Kalebasse blieb bis zum Aufhängen der Matte (ta-pili yikka) oder auch noch längere Zeit danach beim Grab liegen und wurden dann in den dalong gebracht. Nach einer Information wird in diesem liik bei der Totenfeier Wasser zur Speisenzubereitung geholt. Am Ende der Totenfeier erhält ihn die Frau, die das Witwenbad organisiert hat, als Geschenk.
3.4.1.3 Bekanntmachung des Todes (kuub darika) und Beileidsbesuche
Die kuub-darika bestand vor allem in der Benachrichtigung von Asiidem, des elders (kpagi) der ko-bisa von Apok Yeri, der in einem Nachbarhaus wohnte. Asiidem seinerseits benachrichtigte die meisten anderen Verwandten.
Nach dem Beginn des kuub-darika und dem Beginn des Grabschaufelns setzten in Apok Yeri Traueräußerungen der Gehöftbewohner ein, und auswärtige Verwandte oder Freunde suchten das Gehöft hierzu auf.
Der Ablauf der Trauerriten in Apok Yeri verlief so, wie er oben (Kapitel 2.7) in allgemeiner Form beschrieben wurde.
3.4.1.4. Die Ausschachtung des Grabes und die Beisetzung
Da die tote Asiuklie in Apok Yeri als kinderlose Tochter des Hauses (yeri-lie) galt, musste sie außerhalb des Gehöftes begraben werden (fn 02/3,31a). An dem Platz, an dem Tote ihr Grab bekommen sollte, stellt man gewöhnlich eine große, umgestülpte Kalebassenschale und wirft einen beliebigen Stein dagegen. Ich beobachtete auch, dass bei der Beerdigung eines Mannes drei Steine gegen die Kalebasse geworfen wurden (bei einer Frau wären es vier gewesen). Der erste, missglückte Versuch, einen Schacht für Asiuklies Grab auszuheben, wurde auch darauf zurückgeführt, dass man dieses kurze Ritual ausgelassen hatte.
Die Schachtarbeiten in Apok Yeri wurden mit folgenden Werkzeugen ausgeführt:
1. zwei Beilklingen, die mit einem geraden Griff einen dachoruk-Grabspaten ergaben.
2. ein gerader, geschälter Ast des Nim-trees, der den Stiel des dachoruk-Spatens abgab.
3. zwei Kalebassenschalen zum Ausschaufeln der vorher mit dem Spaten gelösten Erde.
4. eine Hacke.
Abb.: Begnnende Ausschachtung mit dem dachoruk
Eine Schale Hirsewasser für die TotengräberDie Arbeit begann damit, dass die Hirsestoppeln der letzten Ernte entfernt und der Boden an der Stelle des geplanten Grabes eingeebnet wurden. Um die Grabstelle errichtete man aus aneinander gestellten Hirsehalmen eine kegelförmige Hütte (vorib noai kusung). Sie diente weniger dazu, den Arbeitern Schatten zu spenden, sondern war eher ein Sichtschutz, der sie vor den neugierigen Blicken Unbeteiligter schützen sollte. Diese “Hütte” durften nur die fünf Totengräber und Verwandte der Toten betreten. Ein anderes Tabu (kisuk) bestand darin, dass in der Nähe des Grabstelle kein Name eines Lebenden genannt werden durfte. Er würde sonst sterben.
Um 13.30 Uhr entstand mit Hilfe des dachoruk das erste kleine Loch im Boden, das dann entsprechend dem Umfang der später aufgesetzten keramischen Grabschale erweitert wurde. Anfangs wurde lose Erde mit den Händen entfernt, später mit einer Kalebasse. Nach etwa 20 cm stießen die Arbeiter auf anstehenden Fels, und die Arbeit ging nur noch langsam voran, obwohl ein Totengräber eine stärkere Eisenklinge aus seinem Gehöft geholt hatte.
Dann legte ein Arbeiter den dachoruk-Spaten über das offene Grabloch. Der Hausherr schenkte den Totengräbern ein braunes Huhn (vorub kpiak), das diese durch Schlagen auf den dachoruk-Griff unblutig töteten.
Abb.: Eine Schale Hirsewasser für die Totengräber
Nach Informationen aus Badomsa soll das Huhn vorher bei einem männlichen Toten dreimal, bei einer weiblichen Toten vier mal kreisförmig über dem Grabloch bewegt werden (yulimka). Ist es nicht sofort tot, tötet man es durch einen Fußtritt. Keineswegs darf es vor dem Sterben aufflattern. Später grillten es sich die Männer über einem offenen Feuer und verzehrten es gemeinsam. Eine Schale Hirsewasser, auch ein obligatorisches Geschenk, tranken sie sofort. Zusätzlich, aber nicht obligatorisch, erhielten sie ein Schale Erdnüsse, akpeteshi, von dem eine Libation auf die Erde geschüttet wurde, Hirsebier und Tabak. Mitunter gibt man Totengräbern auch eine Ziege oder, beim Grab eines Gehöftsherrn, ein Schaf, anstelle des Huhns.
Nach dieser Unterbrechung der Ausschachtungen schüttete man das unvollendete Grabloch mit Erde zu und begann mit dem Grabarbeiten an einer anderen Stelle. Als der Grabschacht eine Tiefe von ca. einem Meter erreicht hatte [Endnote 19], wurde er von seinem unteren Boden aus nach allen Richtungen erweitert, sodass dort eine enge, kreisrunde Grabkammer entstand, die etwa doppelt so groß war wie die Eingangsöffnung (fast ein Meter). Ein Totengräber stieg hinab um auszuprobieren, ob sie groß genug war und auch um mir die Körperstellung der Toten zu demonstrieren. Die/der Tote nimmt eine gehockte Embryostellung ein, beide Hände liegen vor den Ohren, wodurch nach einer Information von anderer Seite das Eindringen von Sand verhindert werden soll. Bei alten Männern wird dieses erreicht, indem man je ein Hackenblatt auf die Ohren legt [Endnote 20]. Der Kopf einer bestatteten Frau weist nach Norden ihr Gesicht nach Westen, der Kopf eine Mannes nach Süden, sein Gesicht nach Osten (Info Sandema Kalijiisa, Wiaga-Badomsa u.a.). Frauen liegen auf der linken Seite, Männer auf der rechten (so informiert auch Danlardy Leander, fn 94,86).
Abb.: Der Leichnam wird zum Grab getragen.
Abb.: Vor der Grablegung
Der Leichnam Asiuklies wurde nun in ihrer Matte von den Totengräbern zum Grab getragen und dort in der Grabkammer beigesetzt (guuka: Beerdigung). Anschließend füllten die Totengräber das Grab ganz mit Erde (sika: Auffüllen) und stampften diese mit dem hölzernen Ende des dachoruk fest, damit sie später nicht einfallen kann. Als oberen Grabverschluss diente eine keramische chari-Schale, die jedoch als Grabverschluss boosuk genannt wird. Sie kann alt oder neu, braun oder schwarz sein, darf aber keinen Sprung haben. In der Nähe des Grabes stach (vuri) Agbong ein kleines Loch in den oberen Teil der Schale, damit die Seele (chiik) der Toten bis zur ersten Totenfeier ungehindert aus- und eintreten konnte. Überwiegend hält sich die Seele bei ihrer Totenmatte im dalong auf, kann aber das Grab und den Leichnam kurzfristig besuchen.
Bevor Agbong die Schale auf den nun gefüllten Schacht setzte, führte er mit der Schale einige kreisende Bewegungen aus (yulimka). Beim Aufsetzen musste er darauf zu achten, dass das kleine Schalenloch in die richtige Richtung zeigt. Während viele Informationen und Beobachtungen an Gräbern belegen, dass das Loch in der Schale einer Frau nach Westen zeigt, das eines Mannes nach Osten, behauptete man in Apok Yeri das Gegenteil (Quelle: Yaw).
Die Totenmatte wurde nach der Grablegung wieder zusammengerollt und in den dalong zurückgebracht.
Bei einem Besuch in Apok Yeri am 9. Januar 2003 (5 Tage nach der Bestattung) lagen am Grab noch der Hackengriff, der hölzerne dachoruk-Griff und der liik-Topf. Über der Grabschale war eine Schicht Erde (ohne Verputz!) aufgetragen worden. Darüber hatte man Dornzweige gelegt, um ihre Zerstörung durch Haustiere zu verhindern.
Falls man die hölzernen Griffe später noch gebrauchen will, müssen sie dem nyiinka Reinigungsritual unterzogen werden. Meistens bleiben sie am Grab liegen bis sie verrotten oder Kinder sie wegholen und als Spielzeug benutzen.
Wie beschrieben hatten Frauen das liik-Gefäß und die Kalebasse nur scheinbar mit Wasser gefüllt, das als Trank für die Tote dienen sollte. Aus einem anderen leeren Gefäß markierten sie nun ein Wasserschütten, ohne dass Wasser floss [Endnote 21].
Die beiden Schaufelkalebassen lagen für kurze Zeit am Haupteingang des Gehöfts, dann legte man sie auf das Dach des kusung. Sie werden nach Yaw angeblich bei der Juka-Totenfeier zusammen mit anderen Kalebassen und Tontöpfen rituell zerbrochen (siehe unten), falls sie dann noch vorhanden sind. Die Eisenklingen des dachoruk und die Kalebassen lagen am Gehöfteingang, sie wurden erst nach dem Aufhängen der Matte (tapili yikka) in den dalong gebracht, die Totenmatte Asiuklies stand vor dem dalong, neben ihr eine Holzkiste, in der sich die persönlichen Dinge (Kleidung, Schmuck usw.) der Verstorbenen befanden.
3.4.1.5 Ta-pili yikka (Aufhängen der Totenmatte), vgl. Kapitel Ngarika, 3.7.1.5
AlleTotenmatten von Verstorbenen werden bis zur ersten Totenfeier (Kumsa) auf einer Lattenvorrichtung unter der Decke des dalong aufbewahrt. Hier können sich mitunter bis zu einem Dutzend Totenmatten ansammeln. Die erste Frau des Gehöftherren (Ama) muss genau wissen, welche Matte zu welchem Toten gehört.
Nach der Bestattung des Toten wird die Matte in der Mitte mit einem Tuch umwickelt und im Innenhof der ersten Frau (vor dem dalong) senkrecht aufgestellt. Wenn nach drei Tagen das Datum für eine zeitnahe Totenfeier noch nicht feststeht, wird sie unter der Decke des dalong gelagert. Ansonsten bleibt sie im Innenhof aufrecht stehen [Endnote 22], das heißt, man möchte die Totenriten ohne Unterbrechung, oder, wie Aduedem (2019:13) es ausdrückt: „…they should just continue with the funeral rite‟ (ba deri siak yiili, lit. ‘they should just sing the song’)
Das Ritual der Mattenaufhängung (ta-pili yikka) wird gewöhnlich bald nach der Bestattung durchgeführt, nach einer Information aus Badomsa drei Tage nach der Beerdigung eines Mannes, vier Tage nach der Bestattung einer Frau [Endnote 23]. Die Totengräber erhalten hierfür Hirsewasser, Hirsebier und akpeteshi, aber keine Hühner.
Abb.: Vorbereitungen für die Mattenaufhängung; rechts die Totenmatte mit Tuch
In Apok Yeri fand das tapili-yika Ritual am 10. Januar 2003, also 6 Tage nach der Beerdigung, statt. Agbong, ein Totengräber (vayiak), und ein Mann aus dem Nachbargehöft Achumbe Yeri führten es aus. Beide hatten einen entblößten Oberkörper und trugen kein Schuhwerk. Sie holten nun die mit einem Tuch umwickelte Matte Asiuklies aus dem dalong, entfernten das Tuch, breiteten die Matte im Innenhof aus und fügten vor dem Zusammenrollen eine sehr einfache Nackenstütze (zu-kpagluk oder dafieluk) ein. Diese Nackenstütze bestand aus einem etwa 30 cm langem Aststück, das in der Mitte mit einem Dechsel etwas verjüngt worden war. Agbong hatte diesen Gegenstand bereits am 4. Januar hergestellt, und er hatte während der Aufbahrung unter Asiuklies Kopf gelegen.
Abb.: Verschnüren der Matte
Abb.: Die Totenmatte am dalong-Eingang
Abb.: Die Totenmatte Asiuklies und anderen unter der Decke des dalong
Die beiden Männer umwickelten die eingerollte Matte an drei Stellen mit der weißen Faser (bog-pieluk). Mit einer gedrillten Schnur (miik) hängten sie sie unter die Decke des dalong. Beide bedauerten, dass sie hierfür keinen Draht oder keine Nylonschnurhatten, denn Termiten können die Faserschnur zerstören, und ein Herunterfallen der Matte wäre ein schlechtes Zeichen gewesen.
3.4.1.6 Diskussionen in Apok Yeri über die noai-boka und gaasika Rituale
(fn 02/03 34a + 35b) Am 10. Januar 2003, gegen 17.15 Uhr hatten sich mehrere ältere und jüngere Männer im kusung versammelt und diskutierten den Ablauf der rituellen Tätigkeiten und Maßnahmen. Hierzu gehörte die Frage, ob die noai-boka, eine Rite mit der Totenmatte zur Ermittlung des am Tode Schuldigen, durchgeführt werden sollte. Wichtigste Argumente gegen diese Durchführung war, dass dieses Ritual für zwei vorher verstorbenen Frauen mit ähnlichen sozialen und genealogischen Positionen, deren Matten auch im dalong hingen, früher nicht durchgeführt wurde und auch dass die Mutter einer dieser Frauen in Südghana lebte und nur sehr schwer für eine Nachholung des Rituals zu erreichen war (zur Ausführung des noai-boka-Rituals, siehe auch Kapitel 3.7.1 und 3.8).
Auch die Durchführung des gaasika-Rituals, das verhindern sollte, dass weitere Kinder von Yaws Mutter Akawai starben, führte – nicht nur in dieser Besprechung – zu einer polemischen Diskussion. Yaw und seine Mutter waren als Christen streng dagegen und konnten sich auch durchsetzen. Sonst hätte dieses Ritual in Ayinyam Yeri, dem Gehöft von Akawais san-yigma (Heiratsvermittler) stattgefunden. Die Frauen dieses Gehöfts hätten Hirsebrei (saab) mit jum-soblik (mudfish, Clarias sp.) und Sauce zubereitet. Im Haupt-Innenhof (der ersten Frau) hätte Akawai etwas von diesem Brei in ihrer rechten Hand [Endnote 24] gehalten, um es dann wegzuwerfen mit den Worten: “Mi piilim bia-kaasung ale nna. Kaasung toaling jam-ya. Fi me ngoa cheng ngang vuutinga. Kan ngman nya kaasima.” (Dies war meine erste Fehlgeburt. Das Verderben [der Tod] ist schon gekommen. Du solltest die Lebenden verlassen [in Ruhe lassen]. Das Verderben [den Tod] sollte man nicht wieder sehen). Dies wäre dreimal geschehen. Beim vierten Mal hätte Akawai die Speisen essen können. Danach hätte man ihr Kopfhaar geschoren und sie wäre wieder nach Apok Yeri gebracht worden. Am nächsten Tag hätte Akawai einen abschließenden Besuch in Anyiyam Yeri gemacht [Endnote 25].
Durch das Auslassen der gaasika glaubten die Befürworter, dass die etwa sechzigjährige Akawai weitere “Fehlgeburten” haben könnte, d.h. dass ihr weitere kinderlose Söhne und Töchter sterben könnten – es sei denn, dass die gaasika doch noch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird. Falls Akawais junge Tochter Rosemon eine Fehlgeburt hat, kann man vielleicht das gaasika-Ritual an ihr in der Fremde durchführen, jedoch nicht in Apok-Yeri.
Akawais Weigerung bedeutet auch, dass dieses Ritual fortan für Kinder von ihr, die selbst schon wieder lebende Kinder ohne vorausgehende Fehlgeburten hatten, wie es in Yaws Familie der Fall ist, tabu ist.
3.4.1.7 Weitere Einzelinformationen zur gaasika
Inf. Danlardy Leander (fn 02/3, 53a): Die gaasika (mit Haarschur) von Danlardys “Schwägerin” (Va Br So Frau) mit mehreren Kindern wurde in ihrem elterlichen Haus durchgeführt “weil sie die einzige Tochter war”. Das Gehöft ihres Gatten gab den Ausführenden ein Perlhuhn (kpong).
Inf. Margaret Arnheim (fn M1978ff. 52a): Wenn die Frau, der der Kopf rasiert werden soll, zum Beispiel im öffentlichen Dienst steht und sie daher keinen Kahlschnitt wünscht, so kann man den Haarschnitt mit dem gleichen Messer auch nur andeuten.
3.4.1.8 Nyiinika (Reinigung durch Rauch)
Das nyiinika-Ritual soll schlechte Einflüsse durch die bei den vorhergehenden Totenritualen verwendeten Werkzeuge verhindern. Es findet stets nach dem Aufhängen der Matte, nicht weit vom Gehöfteingang statt.
Abb.: Das Mattentuch wird durch Rauch gereinigt.
In Apok Yeri (fn 02/03, 35a) wurde durch Verbrennen von reinem Hühnerkot (dem in einigen anderen Gehöften ngmanjek-Gras beigemischt wird), ein Rauch erzeugt, dem man eine reinigende Wirkung zuschreibt und der den Totengeruch von gebrauchten Objekten nimmt. Agbong, der erste der aktiven Totengräber, hielt folgende Gegenstände über den Rauch:
1. die liak-Klinge des dachoruk-Spatens,
2. das Hackenblatt (kunkuri),
3. dagunta: die Eisenrohre, aus denen Böllerschüsse abgefeuert wurden,
4. das Messer (gebik), mit dem dem Hühnchen im kpiak gebika Ritual die Kehle durchschnitten wurde,
5. die Kalebasse, mit der der liik-Topf scheinbar gefüllt wurde,
6. der liik-Topf,
7. Asiuklies Kleidung und das große Tuch, mit dem sie auf der Matte bedeckt war und das später um die eingerollte Matte gewickelt wurde.
8. Einige Personen hielten auch ihre Hände über den Rauch.
Nach der nyiinika wuschen sich die Totengräber mit Wasser die Hände. Zwei Böllerschüsse zeigten die Beendigung aller rituellen Tätigkeiten an.
Vor der Verabschiedung wurden die anwesenden Totengräber mit zwei Flaschen akpeteshi und Hirsewasser bewirtet.
3.4.1.9 Exkurs: Daungta suurika: Reinigung durch Rauch und Wasser (wörtlich “Abwaschen von Schmutz”)
(Eigene Beobachtung und Information durch Danlardy, fn 88,91a).
Eine ähnliche Funktion wie das nyiinika Ritual hatte wohl das daungta suurika oder auch daungta nyiinika genannte Ritual, das ich in Anyenangdu Yeri am 6.11.1988 beobachten konnte.
Mein Helfer Danlardy Leander war mit einer Tochter des Kadema Chiefs verlobt, als diese am 5.11.88 in der Wiaga-Klinik verstarb.
Nach einer Libation auf den Boden (piika) vor dem Traktor fuhr Anamogsis Sohn den Leichnam um 1 Uhr nachts in ihr Elternhaus nach Kadema. Das Mädchen lag auf einem Camping-Bett der Klinik. Neben ihr klagten und trauerten Verwandte während der ganzen Fahrt. Anamogsi musste danach alle mit dem Traktor geplanten kommerziellen Fahrten absagen. Der Kadema-chief schickte ihm sofort ein Schaf.
Am 6.11.88, nachmittags um 17 Uhr, fuhr ein Sohn Anamogsis den Traktor zum Damm, um ihn dort gründlich zu waschen. Gegen 18.15 Uhr musste auf dem Vorplatz (pielim) des Gehöfts Anyenangdu Yeri noch das Reinigungsritual daungta suurika durchgeführt werden, denn an dem Traktor klebte noch trotz des Waschens ein spiritueller Schmutz (daung). Jemand holte eine Scherbe mit einer stark rauchenden Asche [Endnote 26] aus dem Haus und stellte sie neben den Traktor, während Anamogsi eine kurze Ansprache (Gebet?) hielt. Danach wurde die Scherbe mit der rauchenden Asche auf den Anhänger gestellt.
Es folgten Opfer an Anamogsis Vaters Vater Aluechari: zuerst Hirsewasser, dann das Blut eines dunklen Huhns. Das geschenkte Schaf wurde zuerst an den Schrein (bogluk) geführt und sein Kopf darauf gehalten, bevor es neben dem Schrein getötet wurde. Sein Blut floss in einen cheng-Topf. Der junge Opferer (Atoa) nahm einen Hirsehalm, taucht ihn in das Blut, band ihn zusammen und legte ihn auf den Schrein (F.K.: Er sollte wohl das Halsband des Schafes darstellen). Das Schaf wurde sofort enthäutet und sein Fleisch aufgeteilt. Die zu opfernden Eingeweide wurden von Kindern an einem offenen Feuer geröstet: Hühnerleber, Hühnerfleisch, Schafsleber, Schafsfleisch. Dann teilte man das Schaf auf: 1 Hinterbein an Anamogsi und Atinang (ko-bisa), ein Hinterbein ging an Atuiri und Angoong Yeri (ko-bisa), ein Vorderbein an den Traktorfahrer Alhassan aus Wiaga-Goansa, ein Vorderbein und der Großteil der nach dem Opfer verbleibenden Leber an mich (Ich galt als der älteste Sohn Anamogsis). Die Brust (kusiri) wurde an alle Haushalte Anyenangdu Yeris verteilt. Die Hüfte (chiak) und die Innereien schenkte man den Kindern des Hauses. Den Kopf erhielt Atoa als Opferer, die Haut Anamogsis Sohn Akaayaabisa, der das Schaf enthäutet hatte und gerade auch ein Fell für einen neuen Hüftschurz (tangkalung) brauchte.
Anamogsi gab folgende Erklärung über die Notwendigkeit des beschriebenen Rituals ab (fn 88,98a):
Ba nyeem ni (=le) ween soka la, ba nye nganta bala, a nye te logni, di kan ngman kaasi wara. Ba dan kan so di, ku a fe ma (= kama) te di ngman ko nuru de me ya nye dila. Nganta bala, ba boa ween bala ween bala a nyese ti-baasa la, krupaani, se tiiba asa la… se krupaani.
They used to talk about washing [cleaning the tractor], they used these things not to let the lorry spoil anything again. If they do not clean it, it will necessarily kill somebody again. That is how it is. These things, they say, these things resemble evil trees. [Bad trees have] krupaani; like evil trees, like krupaani [Endnote 27].
Daungta suurika in Aniok Yeri
(Anamogsi, fn 88,239a) Atiim (Name geändert), der Leiter der Badomsa-Instrumentalgruppe hatte nach einer Heimfahrt aus Sandema einen tödlichen Traktor-Unfall [Endnote 28]. Sofort nach dem Begräbnis Atiims, um ca. 8 Uhr, wurde in Aniok Yeri über dem Motor des Traktors ein frisches Hühnerei zerbrochen und akpeteshi geschüttet, um den Motor zu reinigen. Am Abend fand in Anyenangdu Yeri eine ähnliche suurika statt, wie nach dem Tod des Kadema-Mädchens. Geopfert wurde aber nur ein Huhn (Riten nicht von F.K. beobachtet)
3.4.2 Tod Apunglies (fn 94,21a)
Apunglie, eine alte Frau, die Schwester Atinangs [Endnote 29], starb in der Nacht zum 16.7.94 in Atinang Yeri, Badomsa. Um 10.20 Uhr wurde ihr Tod durch drei Böllerschüsse angezeigt. Um 10.40 Uhr holten mich Amaami und Azakopo (Söhne Anamogsis) nach Atinang Yeri. Dort saßen die jüngeren Leute im kusung, die alten Männer (Ayomo, Anamogsi, Angmarisi, Atinang) im kusung-dok.
Abb.: Der Grabschacht wurde am Boden erweitert.
Um 11 Uhr beendeten die Totengräber (Ansoateng, Ayomo Ayuali, Ayogsi aus Anue Yeri, Atongka, Asiame Amoabil, Abanyub, Ayoma Anyiik, Aparimoak) das Grabschaufeln im Viehhof. Über dem Grab hatten sie ein Dach gedeckt mit einer Plastikplane und wu-panung-Gras errichtet. Das Grab war etwa 1 Meter tief, die Ausbuchtungen am Boden hatten nicht die volle Körperlänge. Als Werkzeuge dienten ein dachoruk mit sehr breiter Klinge, eine Hacke, eine Kalebasse und ein liik-Gefäß.
Abb.: Über dem Schacht wurde ein Lehmhügel errichtet.
Es trafen laufend neue, laut weinende Trauergäste ein. Ich beobachtete vom kusung aus, wie Apunglie in einer Matte aus ihrem Innenhof getragen wurde. Ihr Kopf war kahl geschoren (?). Nicht nur Totengräber trugen die Matte mit dem Leichnam, man hatte auch einige junge Männer aus dem kusung aufgefordert zu helfen.
Abb.: Ansoateng steckt ein Stöckchen in das Luftloch.
Nach der Grablegung wurden wieder Böllerschüsse abgefeuert. Aus großer Nähe konnte ich das Zuschütten des Grabes, die Errichtung eines Lehmhügels darüber und das Aufsetzen der boosuk-Schale auf den Lehmhügel beobachten. Die Schale war von einer Frau des Hauses zum kusung gebracht worden, ein Mann trug sie zum Grab. Der Schacht (vorub) wurde zuerst mit der ausgehobenen, gelben Erde, dann auch mit abgebrochenen Mauerstücken gefüllt. Ansoateng stampfte die Erde mit einem Fuß fest, die Mauerstücke auch mit einem Balken aus dem Schattendach, das damit teilweise abgerissen wurde. Dann steckte er ein Stöckchen in das kleine Luftloch der aufgesetzten boosuk-Schale und trug eine etwa 20 cm dicke Erdschicht auf, die mit der Hand verstrichen wurde.
Abb.: Der Lehmputz des Grabhügels wird mit den Händen verstrichen.
Aparimoak (der erste Totengräber?) und ein anderer Totengräber (beide kenne ich nicht persönlich) waren mit meinen Aufnahmen nicht einverstanden. Ayomo Ayuali, der nur ab und zu Hand anlegte, sein Sohn Akperibasi, eine Mutuensa Mann und Ansoateng verteidigten mich (Atongka schwieg). Alle Totengräber wuschen sich gemeinsam über dem Grab die Hände (und ihr Gesicht?). Dann berichtete Aparimoak den Männern im kusung-dok, dass die Arbeit getan war.Am 20.7.94, das heißt am 4. Tag nach dem Tod (wie es bei der Bestattung einer Frau üblich ist), fand morgens das noai-boka Ritual statt, nachmittags die Aufhängung der Matte (ta-pili yika). Alles wurde mit Böllerschüssen abgeschlossen (Dies war der Zeitpunkt, zu dem ich hinzu kam). Im kusung saßen: Atinang, Angmarisi, Ansoateng, Anamogsi, John Akanming, Asuebisa, Atoa, Anyik, Akabre und 2 weitere junge Männer. Die Stimmung war diesmal gelöster, nur Apunglies Bruder Atinang war sehr schweigsam.
Abb.: Die Totengräber waschen sich die Hände über dem Grab.
Wenn ich nicht an allen rituellen Handlungen an einer Frau aus dem Nachbargehöft, die ich persönlich gekannt hatte, teilnehmen durfte, so lag diese nicht an dem Gehöftherrn Atinang, sondern allein an dem leitenden Totengräber Aparimoak, den ich nicht persönlich kannte und den ich mit meinen Geschenken vielleicht nicht hinreichend bedacht hatte. Fast alle anderen Totengräber befürworteten meine Teilnahme und gaben mir später bereitwillig Informationen.
3.4.3 Einzelergänzungen anderer Informanten und Autoren zu Bestattungen Erwachsener
3.4.3.1 Ergänzungen J. Aduedems (Sandema-Bilinsa-Pungsa)
Im Jahre 2019 beschäftigte sich der Seminarist Joseph Aduedem mit der Frage, ob katholische Christen traditionelle Bestattungen und Totenfeiern durchführen und an diesen teilnehmen dürfen. Hierzu fertigte er auch eine (bisher zum Teil unveröffentlichte) ausgiebige Beschreibung der Bulsa Bestattungen und “Funerals” an. Wichtigster (einziger?) Informant war sein Großvater (VaVa) Aduedem Alanjo, der nach meiner Ansicht ein fundiertes und exaktes Wissen über die genannten Themen besaß. Die Forschungsergebnisse Joseph Aduedems bilden in vieler Hinsicht eine wichtige Ergänzung zu meinen eigenen Forschungen, einmal weil alles aus der Perspektive Sandemas gesehen wird, während die Schwerpunkte meiner Arbeit vor allem in Wiaga lagen. Außerdem beschreibt er auch, auf dem Insider-Wissen seines Großvaters basierend, Phänomene, die für den Besucher einer Bestattung oder Totenfeier nicht ohne weiteres einsehbar sind. Hier liegen zudem Schwerpunkte auf Riten und Veranstaltungen (z.B. die Juka-Totenfeiern), die von mir nur weniger stark dokumentiert werden konnten. Daher sollen im Folgenden einige wichtige Beschreibungen und Ergebnisse Aduedems über die Bestattungen von Erwachsenen, vor allem so weit sie nicht in ähnlicher Form von mir behandelt wurden, auszugsweise dargestellt werden.
Auszüge aus seinem unveröffentlichten Manuskript (2019: 7ff.) zu Bestattungen in Sandema-Bilinsa-Pungsa
p.7f: The general mourning: When the noai-boka is over, the mat is carried back to the dalong and the general mourning starts [Endnote 30]. Mourning involves wailing, while the women cry from outside and move into the courtyard (dabiak) towards the entrance of the dalong, the men stop at the kraal and move back. Each mourner is usually held by age mates called vaang-chaab. These colleagues would be around the bereaved person until the funeral is over. After this formal mourning ritual, they wash their faces with clear water [Endnote 31].
p.8: …The gravediggers come to the kusung dok to tell the elders that they want to get a place for the deceased
p. 8f: At a point they [the gravediggers] will stop [the digging] and go to inform the elders that “the grave does not go down” and zo-nyiam (millet water), daam (akpeteshi), groundnuts (if there are any) and tobacco are sent to the grave side as gifts for the gravediggers [Endnote 32]. One of the gravedigger burns the tobacco and its smoke is blown into the grave to drive away any living soul that might have entered [Endnote 33]. Later, a fowl and a livestock (goat or sheep) are also sent for sacrifice [Endnote 34].
The digging then continues, the opening is round, about eighteen inches in diameter, but at the depth of about a foot it increases in size and becomes semi-circular, running north and south and reaching a depth of about four feet [Endnote 35].
p. 10: [the burial proper] After the ritual in the dalong the burial proper begins. The mat containing the corpse dressed in burial clothes (i.e. golung, kurukoluk, garigeli and zutok), is carried by two gravediggers on their left shoulders to the tomb, the one with the head side being in front [Endnote 36]. …One of the gravediggers climbs down and receives the corpse, feet first this time, and places it on its side, facing east or west according to whether it is a man or woman respectively [Endnote 37]… If it [the deceased] is a man, the last born is called for the bogta nari ritual [Endnote 38]. In this ritual, women take shea butter in a chinbili (small calabash, ordinarily used either for sowing or serving sheabutter), and another closes the eyes of the last born and he is led to the grave. Over there, the gravediggers take his hands and that of the corpse and rub them together lubricated by the bogta (Hyptissuaveolens Labiatae [Endnote 39]), indicating that that is his (the deceased) last achievement in terms of procreation. After that, the first born comes to bury the father by placing the father well, and when this is done, he throws soil into the tomb three times [Endnote 40].
p.11: After that [finishing the digging] the gravediggers come to the entrance of the kusung and inform the elders that “he (the deceased) said he can no longer live with us and so we have looked for a place for him [Endnote 41].” They are thanked and the sons get refreshment (zo-nyiam, groundnuts, and akpeteshi – daam in Buli) for the elders, women and the gravediggers.
p. 11: The sons can ask the elders to continue with the final funeral rites if they will want to. If they will continue, the ta-pili yika is omitted, if not, the rites follow as below.
3.4.3.2 Ergänzungen durch Leander Amoak (Wiaga-Badomsa)
Ausführliche Informationen gaben mir mein langjähriger Mitarbeiter Leander Amoak und nach seinem Tode (1983) sein Sohn Danlardy Leander.
(fn 81,31b) Wie oben berichtet, wird der oder die Tote in der Matte zum Grab getragen. Voran geht jemand mit der boosuk-Schale. Darin befindet sich mit Wasser vermischte Erde. Mit diesem Mörtel wird der boosuk auf der Erde befestigt. Wenn Leander selbst stirbt, werden wohl Adiak und Ayomo Ayuali die Bestatter sein.
(fn 81,10b) Das kleine Loch in der Grabschale wird in etwa 3/4 der Höhe angebracht. Die Seele des Toten (chiik), die sich gewöhnlich in einem Lumpen in der Totenmatte befindet, kann hier aus- und eintreten. Das Loch dient auch zum Atmen und zur Lüftung [F.K.: Dieses kann nur sinnbildlich gemeint sein, denn über der Leiche liegt eine etwa 1 m dicke, festgestampfte Erdschicht]. Nach der letzten Totenfeier, wenn die Seele ins Totenreich (z.B. Ajiira) gezogen ist, wird das Schalenloch durch den Lehm- oder Zementüberzug der Schale verschlossen. Das Verputzen könnte durch eine Frau oder Tochter Leanders ausgeführt werden. In Leanders traditionellem Gehöft wird dieses jedoch stets von der Witwe seines älteren Bruders Atiim ausgeführt.
(fn 81,31a) Wenn ein Grabdeckel zerstört ist oder einen Sprung hat, muss ein “Tier” (dung) geschlachtet werden. Diese Tötung ist kein Opfer. Das Fleisch wird unter den anwesenden Gästen verteilt.
Leander Amoak hat als elder eine lineage-Segmentes (Ayarik-bisa) an zahlreichen Beerdigungen teilgenommen. Die Unterschiede im Ablauf scheinen von der Bedeutung der verstorbenen Person abzuhängen.
Als Asage, der ältestes Mann von Badomsa und Vorsteher eines Badomsa-Lineage-Segmentes (Ayok-bisa) starb, fand eine Beerdigung statt, die in ihrem Aufwand weit über die gewöhnlicher Bestattungen hinausging.
(fn 81,52a): Es war ein großes Fest mit Trommlern, Tänzen, Kriegstänzen, Gewehrschüssen usw. Grabschaufler waren: Ayomo Ayuali, Asaaluk, Adok, Akpiedem, Alaata, Ajiak und Amoak (Asages ältester Sohn). Asage wurde im Innenhof seiner Mutter begraben. Er trug folgende Kleidungsstücke: die Dreieckshose golung, ein weißes Gewand (tagurik), eine Mütze (zu-tok). Zwei Hackenklingen wurden auf seine Ohren gelegt. Geopfert wurden [F.K.: an wen?] 1 Huhn, 1 Schaf und Hirsewasser. Obwohl Asage sich voll zur traditionellen Religion bekannte, wurde in der katholischen Kirche von Wiaga eine Messer für ihn gelesen.
Leander wies darauf hin, dass auch in dem Ablauf von Bestattungen größere regionale Unterschiede zwischen den einzelnen Sektionen bestehen. Die Gräber in Wiaga-Guuta werden zum Beispiel gewöhnlich mit Lesesteinen zugedeckt, sodass die Tonschalen nicht mehr zu sehen sind (fn 78,1b).
(fn 81,12a): Akadiri, der Begründer des Yimonsa-Häuptlingstums, befahl seinen Leuten ihn lebendig ins Grab zu legen. Man ließ jedoch ein Loch zum Atmen. Die Leute redeten und reden auch heute noch mit ihm durch dieses Loch. Seine Totenfeier ist bis heute noch nicht abgehalten worden. Kein Fremder (auch nicht Bulsa einer anderen Sektion) darf dieses Gehöft betreten.
3.4.3.3 Einzelinformationen durch Danlardy Leander (nach dem Tode seines Vaters Leander Amoak, 1983)
(fn 84,14a und fn 94,20b) Nach dem Tod Leanders kamen viele Leute in Leanders traditionelles Gehöft Asik Yeri. Alle nahmen an der Beerdigung teil (auch Kleinkinder). Totengräber waren die beiden Nachbarn Ayomo Ayuali und Asaaluk (die auch später die Mattenträger bei der noai-boka waren), ein Besucher aus Akais Haus und andere. Man begann mit dem Grabschaufeln nach Dunkelwerden. Bei Sonnenaufgang wurde Leander begraben. Er trug im Grab einen blauweißen smock (garuk) mit Mütze, aber ohne Sandalen. Aller Armbänder und Amulette wurden ihm abgenommen.
In seiner schriftlichen Arbeit für das Lehrerexamen fasst Danlardy den Ablauf der Bestattungstätigkeiten zusammen [Endnote 42]:
(fn 86,12a): Der Kopf der Toten wird geschoren, ihr Körper gebadet, Ältere Männer tragen ein Lendentuch (golung). Wenn der älteste Sohn es wünscht, wird sein Vater mit golung begraben, sonst auch vollkommen nackend. Einer toten Frau wird auch der Kopf rasiert, sie trägt keine Tuchkleidung, nur eine Hüftschnur (pak), Blätter oder Fasern (vaata). Im kusung beraten die alten Männer, wer den Tod verkünden soll. Vor der Bestattung einer Frau werden Böllerschüsse [aus dagoong-Rohren] zur Explosion gebracht. Man schickt einen Boten an ihr Elternhaus und fragt, ob sie ihre Tochter noch einmal sehen wollen.
Danlardy in einem Telefongespräch und Ergänzungen durch das Internet: Der Sandemnaab starb am 14.11.06. Sofort nach seinem Tod brachten seine Söhne den Leichnam in ihren eigenen Autos nach Bolgatanga, wo er in dem Kühlraum einer Leichenhalle aufbewahrt wurde. Am Abend des 26. Januar 2007 brachten dieselben Söhne den Leichnam nach Sandema, wo er gegen 2 Uhr (27.1.07) heimlich begraben wurde. Bei Tagesanbruch kamen sehr viele Leute und man feuerte auch Böllerschüsse ab. Zur gleichen Zeit wie der Häuptling starb auch in Accra eine Schwiegertochter des Häuptlings. Wegen der Ereignisse in Sandema durfte sie erst am 17.2.07 beerdigt werden.
3.4.3.4 Ergänzungen durch Godfrey Achaw (Sandema-Kalijiisa)
(fn 73,46): Am Bestattungstag wird ein rundes Loch von gewöhnlich mehr als zwei Totengräbern gegraben. Es ist ca. 6 ft tief, bei hartem Boden 3ft. Unten werden nach Norden und Süden in Körpergröße Ausbuchtungen gegraben.
Pro Grab wird nur eine Person bestattet. Godfrey ist sich nicht sicher, ob zwei Brüder in einem Grab bestattet werden können. Der älteste Sohn des Verstorbenen achtet darauf, dass alles ordnungsgemäß ausgeführt wird.
Der Tote wird in zwei übereinander zusammengerollten Matten von zwei männlichen Trägern (Grabschauflern) zum Grab gebracht. Wenn er über eine Mauer transportiert werden muss, können andere helfen. Eine der beiden Matten wird zur Abschirmung senkrecht um das Grab gestellt. Verwandte dürfen den Raum innerhalb der Matte betreten. Der Tote, der noch auf der anderen Matte liegt, wird mit den Füßen zuerst hinabgelassen und von einem Totengräber unten im Grab zurechtgelegt. Das Grab wird mit Erde zugeschüttet und eine Tonschale auf das Grabloch gesetzt. Über der Schale bringt man feuchte Erde so an, dass die halbkugelige Form erhalten bleibt. Dann wird die Matte entfernt [F.K.: das heißt wohl, sie wird wieder ins Haus gebracht].
Opfer über einem Grab gibt es nur bei Totenfeiern. Gräber sollen von Unkraut freigehalten werden.
3.4.3.5 Ergänzungen durch Anamogsi (Badomsa)
(fn 97,13a): Wenn eine verheiratete Frau, die kein Kind geboren hat, stirbt, schlägt man in der Außenmauer ein Loch (von oben bis zum Boden). Durch diese “Lücke” wird der Leichnam der Frau aus dem Gehöft zum Grab getragen. Beim Tode einer schwangeren Frau wird das gleiche Ritual durchgeführt, im ersteren Fall handelt es sich aber nicht um einen bösen Tod (kum-biok).
3.4.3.6 Ergänzungen durch Margaret Arnheim (Gbedema)
(fn M52a): Wenn ein Wahrsager kurz nach dem Tod eines Menschen feststellt, dass der/die Tote(r) ein(e) Hexe(r) war, werden diesen kurz vor der Grablegung Beine und Arme in den Gelenken gebrochen. Wer von den Totengräbern es tut, muss geheim bleiben und die nahen Angehörigen (Frauen, Kinder) erfahren es auch nicht. Die Grabschale solcher Menschen erhält (kurz vor ihrer Aufstellung auf dem Grab) kein Loch. Damit die Hexenkunst des Toten geheim bleibt, wird über die lochlose Schale eine weitere mit einem Loch gesetzt. Die Angehörigen erkennen den Bruch der Knochen daran, dass der Geist (kok) der Hexe nicht kommt und hingestelltes Essen verzehrt. Bei der Beerdigung einer Hexe wird Essen auf die Grabschale gelegt.
(fn M30a): Die Grabschalen werden nur im Innenhof mit Lehm verschmiert, vor dem Gehöft sieht man die unverputzte Tonschale. Gräber sinken oft ab. Im Innenhof schlafen Menschen zwischen den Gräbern, vor dem Besuch eines Friedhofs haben aber viele Angst.
3.4.3.7 Information durch Sebastian Adaanur und eigene Beobachtung
(fn 81,39a): Tod in Awaanka Yeri (Sandema-Yongsa): Am 16.8.1981 starb in Awaanka Yeri eine etwa 55 jährige Frau, die hinter dem Haus bestattet wurde. Am 18.8. befand sich dort ein einfacher Grabhügel mit unverputztem Lehm, wahrscheinlich über einer boosuk-Schale. Daneben lag ein größerer liik-Topf, in dem Wasser transportiert worden war, um Lehm für die Grabdecke anzumischen, außerdem eine Kalebasse, mit der man Wasser geschöpft hatte, ein Grabstock ohne Klinge und ein Hackengriff ohne Eisenblatt (die beiden Eisenteile lagen am Hauseingang). Als ich das Grab sehen wollte, musste ich Geld (F.K. 10 Cedis) auf den Grabhügel legen (Azanggbabil sammelte es sofort ein).
3.4.3.8 Einzelbeobachtungen Franz Kröger
Tod in Abakisi Yeri (fn 73,246a): In der Nacht vom 11. zum 12, August 1974 war eine Frau Abakisis gestorben. Am nächsten Morgen wurde sie beerdigt (12.8.74). Am 13.8. kam ich zu einer Nachfeier. Im großen Kusung saßen die männlichen, patrilinearen Verwandten Abakisis (Abakisi, Asekabta und andere Nachkommen Atebas aus Seitenlinien). Unter zwei Schattenbäumen hatten sich die Verwandten der verstorbenen Frau niedergelassen. Am tampoi waren vier Eisenrohre für Böller schräg in die Erde gesteckt, es wurde aber auch aus alten Gewehren geschossen. Zwölf Frauen mit großen Kalebassen auf dem Kopf kamen im Gänsemarsch aus dem Gehöft. Sie gaben Hirsewasser an die Gäste aus Wiaga (zu denen ich gehörte), später auch Hirsebier, das aus schwarzen Tontöpfen serviert wurde. Eine Frau zog weinend an den anderen Gästen vorbei. Dann begab sich die Wiaga-Gruppe vom Schattenbaum aus singend im Schrittanz ins Haus. Hiermit war die letzte Handlung vorüber. Asekabta und andere verabschiedeten sich.
(fn 73,110a): Grab und Trauer in Bachinsa: Am 15.8.73 war ein matrilinearer Onkel Leanders in Bachinsa gestorben, der am gleichen Tag im Viehhof beerdigt wurde. Am 16.8. gegen 9 Uhr besuchten Leander und ich das Gehöft. Vom Grab sah man nur einen Erdhaufen (Foto). In einem Hof saßen weinend die Frau (Tochter?) des Verstorbenen und 5-6 Trauergäste. Es wurde aber auch gelacht. Wenn die Ehefrau ging, wurde sie von zwei Frauen gehalten. Hinter der Frau an der Wand stand die Totenmatte. Als ich sie fotografieren wollte, bat man mich zu warten, bis man ihr in der Mitte ein Tuch umgelegt hatte, wie es bei Totenmatten eigentlich immer sein sollte. – Etwas später stattete auch Leanders Frau dem Haus einen Trauerbesuch ab.
Abb.: Grab des Verstorbenen
Abb.: Die hinterbliebene Tochter und Gäste
Gräber in Zamsa, Avarisi Yeri (fn 78, 3b): Zwischen der Straße und dem jetzigen Haus liegt ein guuk, der nur aus einem flachen Hügel besteht. Dort befinden sich zwei bogluk-ähnliche, steinlose Gräber von Avarisik und seiner ersten Frau, die früher im Inneren des heutigen guuk errichtet worden waren.
Abb.: Zwei Gräber in Zamsa
ENDNOTEN (Tod und Bestattungen)
1 Das eigentliche Verb für ‘sterben’ ist kpi, für Tod “kum”.
2 Vgl. Kapitel 6.4 (Totenreiche)
3 Siehe BULUK Nr 4 (2005): 59-61
4 S. Kröger 2013
5 (Akanming, fn 88,274a): Nach dem Tod und der Bestattung eines juik-Besitzters legen die Totengräber das Fell auf das Grab. Angehörige und Freunde dürfen nicht weinen, bevor das Fell nicht vom Grab genommen und weggeworfen wird. Das juik erhält keine weiteren Opfer mehr (vgl. Kröger 2013).
6 Vgl. Schott 1973/74: 290 und Kröger 1978: 285-87.
7 In meinem Wohngehöft Anyenangdu Yeri in Wiaga-Sinyangsa-Badomsa werden gewöhnlich vier nahegelegene Gehöfte als kobisa bezeichnet, deren Gehöftherren (1988) von einem Vater abstammen, nach dessen Tod sie ihre eigenen Gehöfte gründeten.
8 Yaw, fn 06,32b: Eine solche offizielle Verkündigung des Todes durch den san-yigma heißt tenglori.
9 Name des Besuchs ist paaka oder paarika, ‘Ankommen’, d.h. Erkundigung, ob die Gruppe nach ihrem Besuch in Asik Yeri wieder gut zu Hause angekommen ist. Der jianta-Besuch, bei dem man sich nach der “Müdigkeit” (jianta) nach dem Heimweg erkundigt, ist kein reiner Höflichkeitsbesuch. Für den Tod eineer alten Frau in Wiaga-Badomsa wurde mir gesagt, dass eine Abordnung ihrer Vatersektion Kubelinsa bei der Bestattung anwesend war. Als sie abzogen, nahmen sie die Seele (chiik) dere Toten mit nach Kubelinsa. Erst nach dem Gegenbesuch (jianta) zog ihre Seele wieder mit den Besuchern zurück nach Badomsa, wo sie sich danach im kpilima dok in oder bei ihrer Totenmatte aufhielt. Dieser Glaube besteht nach Danlardy Leander im ganzen Bulsaland (fn 06,4b).
10 Hexen (sakpaksa) erhalten später eine normale Totenfeier und ziehen auch in das Totenreich ein. Meine Informanten sind sich völlig uneins oder sie bekennen ein Nichtwissen in der Frage, ob böse Taten nach dem Tode irgendwie bestraft werden. “Es ist noch niemand zurückgekommen”, sagte mir ein Gehöftherr. Nach Godfrey Achaw (fn 73,54b) erhalten nur böse Hexen, die von einem tanggbain getötet wurden, keine Totenfeier. Gute Hexen, d.h. Menschen mit der Veranlagung zur Hexerei, erhalten eine Totenfeier. Man findet die ausgeübte Hexentätigkeit zum Beispiel durch das noai-boka Mattenordal heraus (s.u.).
11 Bei einem Trauerbesuch vor der Bestattung wäre es wohl der Leichnam des Toten auf der Matte gewesen.
12 Weitere Einzelheiten zu Agoalies Tod, Bestattung und Totenfeier siehe Kapitel 3.7.3.
13 (Yaw, fn 94, 42b): Bei einer Bestattung im Viehhof darf keiner von einem Flachdach aus zuschauen.
14 Nach Danlardy Leander (fn 88,204b) geht piisim auch von anderen Objekten aus, selbst dann wenn man nichts riechen kann: von menschlichem Kot, von toten Tieren (z.B. den nang-foba Tieren auf dem tampoi, s.u.), und von Kleidung, die während des Einsetzens des Todes getragen wurden. Auch wenn ein keramischer Grabdeckel (boosuk) zerbricht, steigt piisim auf, obwohl der Schacht mit Erde angefüllt wurde. Ein Totengräber muss dann eine neue Schale aufsetzen. Durch Einatmen von piisim kann der Körper anschwellen.
15 (fn 88,241a) Als Adaapiim zu einem echten Totengräber initiiert wurde, der auch schon verwesende Menschen begraben kann, musste er folgende Dinge selbst mitbringen: 1 Schaf, 1 Ziege, 6 Hühner, 5 Perlhühner, Salz und Fett (kpaam). Alle Tiere wurden der neuen vayaam-Medizin geopfert. – Das Initialritual heißt vaam deka (Essen der vayaam Medizin).
16 Diese Matte, an der sehr stark der Totengeruch (piisim) klebte, wurde vor der Kumsa-Totenfeier gegen eine andere ausgetauscht.
17 Dieses war in früheren Zeiten die traditionelle Bekleidung, die vaata (‘Blätter’) genannt wurde. Heute wird sie nur noch bei rituellen Anlässen getragen, z.B. bei Totengedenkfeiern. Auch einige Erdschreine (tanggbana) verlangen von Frauen diese Kleidung, während der männliche Opferer völlig unbekleidet ist.
18 Agbong, ein jüngerer Mann aus Wiaga-Longsa, war der leitende aktive Totengräber, der Anweisungen an die jüngeren Totengräber gab, selbst bei vielen körperliche Arbeiten (z.B. Ausschachten des Grabes) mithalf und wichtige rituelle Aufgaben übernahm, während der alte Agyenta (aus Yisobsa) die meiste Zeit im Kusung bei den Elders saß und wichtige Entscheidungen mittrug.
19 Grabschächte alter Männer erreichen eine Tiefe bis zu 2 Metern. Trotzdem gibt es in neuerer Zeit Kritik an der Bulsa Praxis, Tote in Gehöftnähe außerhalb von Friedhöfen zu begraben. Ein generelles Verbot wird zwar mitunter diskutiert, ist aber wohl kaum durchführbar. Auf dem Höhepunkt der Regenzeit 1988 soll ein Toter, bzw. sein Knochengerippe aus einem Grab ausgespült und von den Fluten davongetragen worden sein, bis es in einem Baum hängenblieb.
20 Information durch Anamogsi (fn 02,16b). Anamogsi wusste nicht genau, ob der männliche Toten die Hackenblätter für den Ackerbau im Jenseits gebrauchen kann. Alte Männer werden nach Anamogsi in ihrem Smock (garuk) begraben.
21 Dieses Wasser wird kpilima nyiam (Ahnenwasser) genannt. Kpilima soll hier weniger direkt auf die Ahnen hinweisen, sondern hat auch in anderen Wortzusammensetzungen die Bedeutung “scheinbar, vorgetäuscht, virtuell”, z.B. in kpilima puuk (Schein-Schwangerschaft), kpilima wie (Cellulitis) und kpilima noai (untere Einkerbung am Blasloch einer Holzflöte, die nicht benutzt wird).
22 Leander Amoak, fn 81,14b; Atuick (2013, Buluk 7)
23 Die ausgebreitete Schlafmatte wird tiak genannt, die aufgerollte ta-pili. Die Grundbedeutung von yigi ist ‘ergreifen’.
24 Nach einer anderen Information nimmt die Rituandin die Speisen in den Mund und spuckt sie dreimal wieder aus.
25 Das gaasika-Ritual fand auch später nicht statt, zumal Abasimi (yeri-nyono eines verwandten Nachbarhauses), der es als ritueller Leiter ausführen sollte, kurz nach der hier beschriebenen Bestattung starb. Eine ausführliche Beschreibung der gaasika und ponika-Riten finden sich bei Kröger 1978: 221-225. Das dem gaasika der Bulsa ähnlichen Ritual gaasing wurde für die Koma beschrieben und durch Fotos illustriert in Kröger und Baluri 2010: 375-79, 393-95.
26 Es wurden Hühnerkot und die Blätter einer Pflanze, die Anamogsi hier ti-baasa (schlechte Medizin) nannte, verbrannt. Den wirklichen Namen der Medizin durfte er mir nicht sagen.
27 Nach Danlardy ist krupaani eine gute und/oder schlechte Komponente der menschlichen Persönlichkeit. Krupaani “acts in a human being”. Ein Totengräber, der kein krupaani hat, kann keinen Toten begraben. Andererseits: Wenn jemand von krupaani besessen ist, wird er aggressiv und zerstört alles.
28 Siehe auch Kapitel 3.8.1.1.
29 Siehe Genealogie Abadomgbana-bisa, Anhang 2.
30 Ibid.
31 Ibid.
32 Aduedem Alanjo, (Sandema-Pungsa), 08/02/2019).
33 [Aduedems Fußnote] Kröger, “Returning Home as a Dead Man”, 2016.
34 [Aduedem, Fußnote 22] The sacrifices involve pouring the zo-nyiam in front of the grave and afterwards the gravediggers drink the rest of the zo-nyiam, then the fowl is moved three times (for a man, four times for a woman) over the grave hole, and then killed by knocking it against the dachoruk-spade and stepping on it with the bare feet. A gravedigger opens three groundnuts and places the seed on the ground near the grave together with a small portion of tobacco. Another kills the goat which is immediately cut into pieces on a bundle of millet straw. The remainder of the food and drink that had not been sacrificed are given to the gravediggers. (cf Kröger, Returning Home as a Dead Man, 2016).
35 [Aduedems Fußnote] Cardinall, The Natives of the Northern Territories of the Gold Coast, 108.
36 Aduedem, 2019.
37 Cardinall, The Natives of the Northern Territories of the Gold Coast, 108.
38 [Aduedems Fußnote] It shows physical separation of the dead person from the living and the last born is his stop in terms of generative processes (birth). [F.K.: bogta < bogluta, shrines; nari = waschen].
39 [Aduedems Fußnote] Franz Kröger, Buli―English Dictionary… 1992.
40 Aduedem, 2019.
41 Aduedem, 2019.
42 Ich habe die Examensarbeit in Wiaga gelesen und konnte mir Auszüge abschreiben, besitze aber kein eigenes Exemplar (F.K.).
Fortsetzung von Teil 1
3.5 Bestattung von Kleinkindern
3.5.1 Das Beispiel Akanchainfiiks in Anyenangdu Yeri, Badomsa (fn 88, 62-63)
Am 12. Oktober 1988 wurde ich von Ajadoklie, einer Schwiegertochter des Gehöftherrn Anamogsi, in ihr Quartier gerufen. Ihre kleine, etwa einjährige Tochter Akanchainfiik atmete sehr schwer, und – was die Mutter besonders beunruhigte – sie wollte die Brust nicht annehmen, obwohl sie klares Wasser nicht verweigerte. Ich brachte Ajadoklie mit ihrem Kind auf dem Rücken per Moped zur katholischen Klinik von Wiaga. Die Schwester stellte eine Lungenentzündung fest und war verärgert, dass man mit einer so schweren Krankheit erst sehr späte die Klinik aufsuchte. Trotz einer therapeutischen Behandlung (2 Injektionen) und entsprechender Medizin für die häusliche Anwendung meldete mir Akanchainfiiks Vater Akanpaabadai am nächsten Tag, dass seine Tochter verstorben sei.
Im Raum (dok) Ajadoklies hielten ältere Frauen des Gehöfts und der Nachbarschaft (Agoalie, Asiukpienlie u.a.) das tote Kind in ihren Armen. Ich suchte noch nach Herz- oder Pulsschlägen, aber das Kind war schon kalt. Akanpaabadai, der Vater, war sehr niedergeschlagen, aber Ajadoklie arbeitete schon wieder. Vor dem Zimmer versammelten sich Nachbarn (ko-bisa): Atupoak, Ansoateng, Atinang, Gariba und andere, später auch alle älteren Söhne Anamogsis. Im Zimmer und Hof war es ganz still, denn es durfte ja nicht getrauert werden. Ansoateng als Totengräber mit zwei Helfern und Anamogsi führten mich zum tampoi. Nachdem sie noch schnell einen ganz einfachen dachoruk (Spaten) hergestellt hatten, begannen sie am Rande des tampoi zu graben. Anamogsi stoppte ihre Arbeit, weil er hier später einen kusung bauen wollte. Daraufhin suchten sie eine andere Stelle. Das Grab wurde mit dem dachoruk vertieft und die Erde mit den Händen entfernt, später auch mit zwei Kalebassenschalen.
Zwei alte Frauen aus der Nachbarschaft brachten das Kind in einer kleinen, zerfetzten Kindermatte (ta-chiak) zusammen mit einem Büschel Blätter (wogta?) zum Abfallhaufen (tampoi) des Gehöfts. Hätte Akanchainfiik eine jüngere Schwester oder einen jüngeren Bruder gehabt, wäre sie am Fußpfad zu Ajadoklies Elternhaus begraben worden.
Akanpaabadai, der Vater des Kindes, der Gehöftherr Anamogsi, und einige weitere Personen saßen etwa 50 Meter entfernt an der Gehöftmauer [Endnote 43], als Ansoateng das Loch am tampoi mit dem Spaten (dachoruk) in einem Ausläufer des Abfallhaufens auf etwa 50 cm vertiefte. Er riss alle Armbänder, Amulette und die Hüftschnur vom Körper des Kindes [Endnote 44] und legte sie mit den Blättern neben das Grab. An den Fingern des Kindes führte er einige Manipulationen durch, angeblich “um sie weich zu halten”, die genauen Gründe hierfür konnte ich nicht erfahren [Endnote 45].
(fn 64,4b): Ansoateng sagte mir später, er hätte dem Kind Faserbänder angelegt (von mir nicht gesehen) und die Armreifen abgenommen, weil das Kind vielleicht ein wiedergeborener Ahne war. Wenn das Kind mit Armreifen zu den Ahnen kommt, werden die Eltern Schwierigkeiten bekommen. Die Armreifen sind nicht daung (Schmutz).
Ansoateng legte Akanchainfiik nun so in das Grab, dass ihr Kopf nach Süden zeigte, ihr Gesicht nach Osten. Die Beine waren angehockt (Embryostellung?), ihre Hände legte Ansoateng auf ihre Ohren. Dieses ist auch die Grablage für erwachsene Frauen. Dann drehte er das Kind um, dass es mit dem Gesicht nach Westen zeigte. Wie mir Ansoateng später erzählte, darf das Gesicht eines solchen Kindes nie nach oben zeigen, und der Nabel darf nicht mit Erde bedeckt werden. Neben den Leichnam legte Ansoateng ein Stück einer alten Mauer, das vielleicht nur der Grabfüllung diente und füllte dann das Grab mit lockerer Erde wieder auf, die er mit dem Stiel des dachoruk fest stampfte. Er zerbrach die Grabkalebasse mit den Füßen und legte die Scherben zusammen mit dem Griff des dachoruk, der kleinen Strohmatte und den entfernten Hand- Fuß- und Hüftschnüren neben das Grab. Scherben der Kalebassen, die Griffe der Hacke und des dachoruk sowie die Matte legte er westlich neben das Grab, die beiden Klingen wurden später ins Haus gebracht. Die abgerissenen Schnüre und die Blätter lagen östlich neben dem Grab. Alles wurde leicht mit Erde bedeckt.
Abb.: Akanchainfiik’s Grab (der dunkle Lateritstein) mit dem Griff des dachoruk
Ein Helfer holte einen großen Lateritstein, den Ansoateng auf das Grab legte, nachdem er ihn vier mal kreisförmig über dem Grab bewegt hat. Die drei Männer wuschen sich genau über dem Grab zuerst die Hände und Arme, dann das Gesicht (Ansoateng auch die Beine). Den Rest des Wassers schütteten sie auf das Grab.
Ansoateng führte nun mit den männlichen Angehörigen an der Gehöftmauer Wechselgespräche. Es waren wohl Danksagungen.
Um 11.15 Uhr besuchte mich Akanpaabadai und brachte mir den gekochten Flügel eines Hahns, nachmittags dann noch einmal Hühnerfleisch und 7 Eier. Sie galten nicht nur als Dank für die Fahrt zur Klinik, sondern auch, weil ich bei der Bestattung (durch meine Anwesenheit?) “geholfen” hatte.
Nach dem Tod von Akanchainfiik und auch nach ihrer Bestattung durfte nicht getrauert werden, da die Möglichkeit bestand, dass das Baby der Mutter sonst wiedergeboren würde, um diese dann wieder durch erneuten Tod zu verlassen. Akanchain wird keine Totenfeier erhalten.
Nach der Bestattung wurden der Mutter Ajadoklie in ihrem Quartier die Kopfhaare abrasiert, ein Ritual, das ich versäumte zu beobachten (Ajadoklie trug danach auch immer ein Kopftuch). Vielleicht war diese Haarschur (ponika) mit dem gaasika-Ritual verbunden. Wenn die Kopfhaare etwas nachgewachsen sind, rasiert man in die kurzen Haare die Form eines Kreuzes (Ritual: barisika). Auch dieses konnte ich nicht beobachten [Endnote 46].
3.5.2 Weitere Informationen zu Tod und Bestattung von Kleinkindern
Einige der Informationen, die R. Schott und ich zur Bestattungsstelle eines Kleinkindes erhielten, sind widersprüchlich. R. Schott erfuhr zum Beispiel in Sandema, dass das erste Kind, das gleich nach der Geburt stirbt, am Weg zum Elternhaus der Mutter begraben wird, das zweite Kind am Abfallhaufen. Alle folgenden Kinder werden im Viehhof bestattet (vgl. Kröger 1978: 60).
In der Familie Leander Amoaks (fn 73,331b) gab es mehrere Todesfälle kleiner Kinder. Die erste Tochter seiner ersten Frau Maami Atigsidum starb mit einem Jahr, das zweite Mädchen gleich nach der Geburt. Beide wurden am Fußpfad zum Hause der Mutter begraben. Das erste Kind, das sehr früh stirbt, wird gewöhnlich im tampoi begraben, Atigsidums erste Tochter war aber schon zu alt. Nur die Nachgeburt, die einige Stunden nach der Geburt kommt, wird immer im tampoi begraben, ebenso früh verstorbene Kinder bis zu einem Alter von etwa 6 Monaten.
Zwei Söhne Leanders, George und William, starben sehr früh im Krankenhaus und wurden auch dort begraben. Leander nahm nur etwas Erde von deren Grab (in Sandema) und einige Kleiderfetzen und begrub sie außerhalb des Hauses Asik Yeri in der Nähe des tampoi. Der frühere Heiratsvermittler (san-yigma) ihrer Mutter scherte ihr Kopfhaar in seinem eigenen Haus, wo sie auch drei Tage (männliches Prinzip) blieb. Dann ließ der san-yigma Mehl mahlen und er schlachtete ein Perlhuhn. Diese Nahrungsmittel konnte die Frau in ihrem eigenen Hause essen (fn 73,331b; vgl. auch Kapitel 3.7 über ngarika-Bestattungen).
Ähnlich verliefen die Riten, als die Tochter von einem Sohn Leanders starb. Das Kind wurde in einer zerrissenen kleinen Schlafmatte (ta-chiok) zum Grab gebracht und von vier Totengräbern beerdigt. Auch hier nahm der san-yigma (Heiratsvermittler) der Mutter diese für drei Tage in sein Gehöft. Dort wurde ihr Kopf kahl geschoren und das gaasika-Ritual durchgeführt (FB 2005, S. 37).
Abb.: Haarmuster nach Akoasisi
Nach der Auskunft meines Informanten Akoasisi aus Siniensi werden der Mutter nach dem Tod ihres ersten Kindes auch die Kopfhaare abrasiert, nachdem die Haare etwas nachgewachsen sind, findet nur eine teilweise Rasur in Form eines Kreuzes statt (fn 73,295b) [Endnote 47]. Von dieser Ausrasur in Form eines Kreuzes hatten zwar einige meiner Informanten aus Wiaga gehört, aber sie und ich haben ihre Anwendung nie selbst beobachten können.
In der Familie des Wahrsagers Akanming, die in Badomsa wohnt, aber ursprünglich aus Siniensi kommt, werden Kleinkinder im Viehhof begraben Ein großer Stein wird auf das Grab gelegt (fn 86,28a). Akanming und seine Frauen werden im dabiak (an dem der Wahrsagerraum liegt), die Kinder Akanmings (auch Asugbe) in Akanming-Guuk (100 m neben seinem späteren Wohnsitz) begraben.
Im ganzen Bulsaland erhält ein Kind, das nach der Geburt gestorben ist, bevor die gleiche Mutter ein anderes Kind geboren hat, keine Totenfeier.
3.5.3 Wiedergeburt von Kleinkindern
Bei den Bulsa besteht ein fester Glaube an die Wiedergeburt von Kleinkindern, die besonders dann als erwiesen gilt, wenn einer Mutter hintereinander Kinder kurz nach der Geburt sterben. Der Glaube an eine allgemeine Wiedergeburt von Erwachsenen ist nicht verbreitet und wird von vielen angezweifelt. Jedoch kommt es vor, dass ein Kind, das große Ähnlichkeit mit einem verstorbenen Großvater hat, als der wiedergeborene Großvater angesehen wird.
Mein Informant Ayarik Kisito aus Zuedema berichtete mir (fn 73,300), dass einer Frau im Hause seines Großvaters mehrmals Kinder kurz nach der Geburt starben. Nach einer erneuten Geburt legte eine ausgeheiratete Tochter des Hauses (yeri lie) das Kind auf den tampoi und strich etwas Asche auf das Haupt des Kindes. Es sollte hiernach nicht mehr sterben und wiedergeboren werden. Einem toten Kleinkind verdreht man auch einen Finger [Endnote 48], einen Zehen oder ein Bein. Ein neugeborenes Kind wird diese Kennzeichen mit auf die Welt bringen.
Nach Ayarik Kisito (fn 73,300) ist auch eine Wiedergeburt älterer Menschen möglich. Als ein alter, beliebter Mann starb, legte man etwas weiße Asche (buntuem) auf sein Haar. Ein danach wiedergeborener Junge hatte von Geburt an weiße Haare in der Mitte des Schädels, während die Ränder schwarz waren, genau so wie man die Asche bei dem alten Mann gelegt hatte. Einem toten Kleinkind verdreht man auch in Zuedema einen Finger, einen Zeh oder ein Bein. Man kann so kontrollieren, ob es wiedergeboren wird. Es ist nur der Wunsch nach dem Wissen über die Wiedergeburt, keine Therapie.
Ähnliche Maßnahmen mit kleinen Abweichungen berichtet Margaret Arnheim aus Gbedema (fn M, 1978ff, 15a+b): Eine wiedergeborene Person heißt kpi-le-ngman-jamdoa (wörtlich: Sterben und Wiederkommer). Wenn ein Kind zum dritten mal stirbt, werden folgende alternativen Prozeduren an ihm vorgenommen:
1. Ein Zeh wird über den anderen geschoben.
2. Ein Zeh wird gebrochen und nach innen umgebogen.
3. Roter Ton (junung) wird auf eine Stelle des Arms, Oberschenkels oder Gesichts geschmiert. Bei der Wiedergeburt wird diese Stelle heller sein (coloured).
4. An einer Stelle werden Kopfhaare ausgezogen. Das Kind wird mit kahler Stelle wiedergeboren.
5. Weiße Asche wird auf eine Stelle der Kopfhaare gelegt, die nach der Wiedergeburt als weiße Haare erscheint.
6. Der obere Teil eines Ohrs wird umgebogen.
Wenn das Kind mit den beschriebenen Körperdeformationen wiedergeboren wird, gibt man ihm meistens nicht noch zusätzlich einen abwertende Sklavenname (Margaret: It would be too much!). Bevor eine Frau nicht das dritte Kind verloren hat, soll sie nicht weinen, weil das Kind sonst meint, es wäre sehr erwünscht und daher immer wiederkehrt. Beim dritten Kind darf sie weinen, da die Verstümmelungen mit Sicherheit wirken. Margarets Mutter kennt keinen Fall, dass einer Frau danach wieder ein Kind gestorben ist. Wenn ein ungeborenes Kind aus dem Leib einer bei der Geburt gestorbenen Mutter herausgepresst wird (s. o. 3.3.3), sieht man nach, ob das Kind die betreffenden “marks” oder Verstümmelungen hat. Ist dies der Fall, so war dieses die Todesursache für die Mutter und Kind, denn das Kind hätte nach der Geburt keine Möglichkeit gehabt “zurückzukehren”.
Wenn zum Beispiel ein alter Gehöftherr stirbt, wird die nachfolgende Geburt eines Mädchens oder Jungen als seine Wiedergeburt angesehen, wenn eine Ähnlichkeit besteht. Dann braucht das Kind auch keine harten Feldarbeiten zu verrichten und man darf es nicht körperlich schwer bestrafen.
Schwangere Frauen wollen nicht, dass ein sehr alter Mann hinter ihnen vorbeigeht, da sie ihn leicht nach seinem Tode wiedergebären könnten. Wiedergeborene Kinder sterben leicht und werden dann erneut wiedergeboren, wobei sie durchaus das Geschlecht wechseln können. Auch lebende Greise werden mit neugeborenen Kindern in Verbindung gebracht. Wenn der alte Mann stirbt, stirbt auch das Kind.
Margarets Cousin Gabriel erwähnte einmal, dass ein bestimmter Lebender Ähnlichkeit mit einem Toten hat. Dieses ist nicht erlaubt. Auch bei zwei Lebenden ist es nicht höflich, ihre Ähnlichkeit zu erwähnen, wenn beide anwesend sind (Marg. fn M29).
Wenn ein Kind (ohne Ähnlichkeit mit einem Verstorbenen) beleidigt oder geschlagen wird und gleichzeitig gesagt wird, es wäre ein wiedergeborener Ahne, so geschieht ein Unglück (z.B. Eintritt einer Krankheit). Der Wahrsager findet heraus, dass das Kind ein wiedergeborener Ahne war (Marg., fn M34).
Am häufigsten versucht man das Sterben eines wiedergeborenen Kindes zu verhindern, indem man ihm bestimmte Narben im Gesicht und an anderen Körperteilen schneidet (bia-kaasung mobka, evil birth cutting, vgl. Kröger 1978: 128-132 mit 10 Abbildungen von bia-kaasung-Narben).
Oft schneidet man dem Kleinkind auch die Stammesnarben eines anderen Stammes ein und benennt es noch gleichzeitig nach diesem Stamm, z.B. Amoak (Mossi), Ayarik (Yarissa), Azangbiok (Haussa), Akanbong (Akan), Ayorik (Yoruba) oder Afulang (Fulani). Dem Kind können auch die Narben eines Sklaven geschnitten werden und es heißt dann Ayomo [Endnote 49].
Der symbolische Verkauf von Kleinkindern, die nach mehreren früh verstorbenen Babies geboren werden, scheint bei den Bulsa nicht traditionell verankert zu sein. Meine Informantin Margaret Arnheim (fn M59b) kennt jedoch einen Fall aus Südghana, in dem ein Bulsa-Frau aus Gbedema ihr Kind scheinbar an einen Zambarima-Mann verkaufte. Das Kind erhielt den Namen Azambarama. Auch eine scheinbare Aussetzung des Babys im Busch (sagi) scheint es vereinzelt in neuerer Zeit zu geben, wenn Margaret auch hier vermutet, dass dieser Brauch in Südghana von anderen Ethnien übernommen wurde. Das Kind erhält in einem solchen Fall den Namen Asage bzw. Asagelie.
All diese Maßnahmen gehen nach Achaw und anderen davon aus, dass das wiedergeborene Kind ein böser Geist war (Achaw, fn 73,4b) oder dass das Kind von einem bösen Geist immer wieder geholt wird. Die Körperverstümmelungen, die Narben, abwertende Namen, ein gespieltes Aussetzen auf dem Abfallhaufen oder sogar ein Verkauf des Kindes soll verhindern, dass eine übelwollende Macht das Kind nicht wiedererkennt oder einsehen muss, dass das Kind in der menschlichen Familie gar nicht erwünscht ist.
Während einige der hier beschriebenen Riten vermuten lassen, dass man die Wiedergeburt des gleichen Kindes nicht wünscht, erhielt ich von Müttern dagegen die Aussage, dass sie sich ihr verstorbenes Kind in einer erneuten Geburt zurückwünschen. Dafür spricht auch eine Information R. Schotts (1966), dass das erste Kind, das einer Frau stirbt, an der äußeren Hauswand in der Nähe der Küche (gbanglong) der Mutter beerdigt wird, damit die Frau es leicht noch einmal gebären kann.
3.6 Tod und Bestattung eines kikiruk
Vorbemerkung: Kikita (pl.) sind gewöhnlich bösartige Buschgeister in menschlicher Gestalt. Äußere Zeichen eines kikiruk sind körperliche Absonderheiten (kleine Gestalt, ungewöhnlich großer Kopf, abnormale Anzahl von Zehen oder Fingern, Frühreife, Hasenscharte und andere Missbildungen, vgl. Kröger 1978: 57-58). Auch Zwillinge werden gewöhnlich als kikita angesehen, wenn auch Unsicherheit bei einigen Informanten besteht, ob auch harmlose Zwillinge kikita sind. Immerhin werden auch harmlose und ältere Zwillinge abseits vom Gehöft an einen geheimen Ort in einem gusunguri-Ameisenhügel begraben. Bei einem späten Tod hat jedoch ihr Status als kikita keinen Einfluss auf die Abhaltung der Totenfeiern (Anamogsi, fn 102,16a und Leander, fn 73,98b).
Alle Angaben der folgenden Auflistung beziehen sich auf das einzige von mir beobachtete kikiruk-Begräbnis in Wiaga-Sinyangsa am 17.4.1989 (fn 88,260+262 und fn 01,12b).
Nach einer Zwillinggeburt in Sichaasa weigerte sich einer von ihnen, an der Brust der Mutter zu trinken, was ihn ziemlich eindeutig als kikiruk herausstellte. Am 17. April 1989 kam der Vater des Kindes (er war nicht Gehöftherr) in mein Wohngehöft Anyenangdu Yeri und kaufte eine Medizin, “damit das Kind die Brust annimmt”. Nach Einnahme der Medizin starb das Kind [Endnote 50]. Dieses war der letzte eindeutige Beweis, dass das Kind ein kikiruk war. Der Vater bat den Gehöftherrn meines Wohngehöftes, seinen Sohn zu begraben, doch dieser hatte Angst, dass er damit Gefahren für sein eigenes Gehöft heraufbeschwor. Er besuchte mehrere Totengräber, um sie zu dieser Aufgabe zu bewegen, doch alle hatten die gleichen Befürchtungen und sagten ab, sodass er schließlich die Aufgabe selbst übernehmen musste. Meine Bereitschaft, das Kind zu begraben, war keine Lösung, da ich als Hausbewohner Anamogsis praktisch die Aufgabe für ihn ausgeführt hätte.
Abb.: Die Kalebasse mit der kikiruk-Medizin und dem sie-Besen
Die jungen Männer graben mit dem dachoruk ein Loch in den Ameisenbau.
Gegen 21 Uhr zogen drei Söhne des Gehöftherrn meines Wohngehöftes und ich als Totengräber in das Sichaasa-Gehöft. Nach kurzen Reden im kusung gingen wir zu dem Rundhaus (dok), auf dessen Boden das Baby auf einigen alten Tüchern lag. Es hatte einen recht großen Kopf und roch schon stark. Aus einer großen sauberen Kalebasse besprenkelte der älteste Sohn mit einem sie-Besen, der nur aus wenigen Grashalmen bestand, das Kind und den Raum mit der kikiruk-Medizin. Der Vater entfernte die Halsschnur und suchte aus einem Topfstapel einen schwarzen samoaning-Topf aus. Zwei Söhne verstauchten des Kind (mit dem Kopf zuerst) in diesem Gefäß und schlossen es mit einer kpalabik-Schüssel als Deckel.
Mit diesem Topf und einer alten Hacke, an dessen anderem Griffende man einen Axtklinge aufgezogen hatte, zogen wir vier Totengräber zusammen mit dem Vater zu einem flachen Ameisenhügel mit einem Krater in der Mitte, der einige 100 Meter vom Gehöft entfernt lag. Der Vater zog sich sofort zurück nachdem er uns den Hügel gezeigt hatte.
Die gusunguri Ameisen (black ants) stellen mit ihren scharfen Schneidewerkzeugen sehr kleine Schnittwunden in der menschlichen Haut her, die wenig schmerzen und nicht gerötet oder entzündet sind. Es tritt nur ein winziger Bluttropfen aus der Haut. Die Ameisen sollten den Körper des Kindes möglichst schnell zerkleinern und völlig zerstören.
Abb.: Mit der Beilklinge schlagen die Männer Löcher in den Keramiktopf.
Abb.: Sie sprenkeln Medizhinwasser auf das Grab.
Die drei jungen Männer hackten zuerst mit der Hacke, dann mit dem dachoruk (am anderen Ende der Hacke) den Hügel auf und gruben ein Loch, in das der samoaning-Topf gerade passte. Mit der Beilklinge schlugen sie an zwei Seiten des Keramiktopfes und am Deckel Löcher, damit die Ameisen umso leichter in den Topf eindringen konnten. Danach sprenkelten sie wieder Medizinwasser auf den Topf und das ganze Grab. Wir vier wuschen uns mit dem Medizinwasser Hände, Füße und Gesicht. Der dünne Besen blieb auf dem Grab liegen. Im Gehöft des Vaters wurden wieder einige Reden gehalten. Als offizielle Bezahlung nahmen wir folgende Tiere und Gegenstände mit: eine Ziege, ein kleines dunkles Huhn, die kombinierte Hacke mit Spaten (dachoruk), die Kalebasse (aus der gesprenkelt wurde) und als freiwilliges Geschenk noch ein gesprenkeltes Huhn.
Abb.: Opfer an das wen von Anyenangdu
Am übernächsten Tag (19. April 1989, 17.10 Uhr) opferte der Gehöftherr von Anyenangdu Yeri durch seinen Sohn Akanpaabadai zuerst das zusätzlich geschenkte Huhn über dem wen-Schrein von Anyenangdu und dessen mit Noppen versehenen Medizintopf, danach opferte er das Blut des dunklen Huhns und der Ziege der kikiruk-Medizin (siehe Foto). Der mit Blut verschmierte Halsstrick der Ziege und ein Stück ihres Schwanzes legte Akanpaabadai auf die blutige Opferstelle. Ein Sohn zerteilte die Ziege mit einem Haumesser auf einem umgestülpten Mörser, einige kleine Jungen rösteten sich sofort die Gedärme und die Hoden der Ziege.
Um 17.40 Uhr erhielt der Medizinschrein die zubereitete Leber und etwas Fleisch der Ziege. Anschließend tranken die vier Totengräber (Akanpaabadai, Abiisi, Atoa und ich) aus einer sehr kleinen Kalebasse von der kikiruk-Medizin, die keinen Beigeschmack hatte. Auch andere Teilnehmer dürfen von dieser wässrigen Medizin trinken [Endnote 51].
Abb.: Opfer an die kikiruk-Medizin
3.7 Ngarika: Bestattung eines in der Fremde Verstorbenen
3.7.1 Ngarika in Achaab Yeri, Badomsa [Endnote 52]
Das folgende Kapitel wurde bereits in der Zeitschrift BULUK 9 (2016: 53-62) in englischer Sprache unter dem Titel: ‟Returning Home as a Dead Man – The Bulsa ngarika-burial‟ veröffentlicht. Es wird hier mit einigen Kürzungen und kleinen Veränderungen (z.B. einiger Namen) abgedruckt.
Eine vollständige ngarika mit allen Details konnte ich nur im Gehöft Achaab Yeri (Wiaga Badomsa) 2005 beobachten und durch Fotos dokumentieren. Nach Anordnungen eines Wahrsagers musste die Bestattung eines vor langer Zeit vielleicht in Chana Verstorbenen (Apung) durchgeführt werden. Alle unten stehenden Angaben beziehen sich auf diese ngarika.
Da einige rituelle Handlungen denen einer normalen Bestattung Erwachsener gleichen, konnten einige Redundanzen nicht vermieden werden. Einige zusätzliche Informationen verschiedener Informanten befinden sich am Schluss dieser Beschreibung.
Ich bedanke mich bei dem Yeri Nyono Achaab, bei Anamogsi, der als kpagi (elder), Leiter der Rituale war, und bei den Totengräbern, dass ich auch die Rituale beobachten und fotografieren durfte, die als geheim gelten und durch Matten von allen anderen Anwesenden abgeschirmt wurden (z.B. das Formen der Lehmfigur, das kpiak gebika Ritual im Ahnenraum (dalong) sowie die Grablegung “des Verstorbenen” hinter einer Abschirmung).
3.7.2 Returning Home as a Dead Man – The Bulsa ngarika-burial
(FB 2005, S. 165-182, Buluk 9, 2016: 53-61; Namen geändert) …In the following I am going to describe the burial of a man named Apung who died and was buried many years ago “in the bush” (sagi po), which means outside of the Bulsa area. For reasons that I will clarify shortly, the man could not receive a traditional burial near his native compound.
When the younger brother of Achaab, a compound head (yeri nyono) in Wiaga, died in 2004, Achaab had to consult a traditional diviner (baano) quite often. In the divining sessions, it was discovered that the future would bring numerous calamities to Achaab’s family because the burial of Apung, a former inhabitant of the compound, had not been carried out. Apung had left the Bulsa area a long time ago and, according to the results of a divination, had died in Chana (Kasena area). Nobody knew the location of his grave and nobody in Wiaga had seen him in his lifetime.
One afternoon in February 2005, the inhabitants of Achaab Yeri and many neighbours met in front of the compound. The old men, among them the kpagi (most senior elder) of Achaab’s lineage section, were the main officiants of all rituals in Achaab Yeri, and they discussed the coming events of the day in the kusung (meeting room in front of the compound). Most of the women had a chat under a big tree, although a few of them were sitting around the deceased’s rolled-up death mat in the dalong (ancestors’ room, Fig. 1). All were served millet beer (daam).
In the afternoon a woman, accompanied by some elders, the gravediggers and most other women carried the mat to a footpath toward Chana (Fig. 2) which was supposed to be the deceased’s place of death. After some long speeches, one gravedigger unrolled the mat. Usually, if somebody was buried in a foreign town or village, some earth from his grave and a piece of cloth containing his “body-dirt” (daung, e.g. sweat or blood) is kept inside the rolled-up mat. As these things were not available in Apung’s case, they had substituted them with a white cloth provided by Achaab’s people. The gravedigger poured some water on the ground, formed a mud ball from the wet earth (Fig. 3) and wrapped it in the white cloth (Fig. 4).
The mat, with the mud ball and the cloth in it, was carried to a place near the meeting room (kusung) in front of the compound where the noai-boka ordeal was performed. Usually this ritual is of very great importance and is carried out with a great deal of exertion since it reveals who among the living or dead were guilty of the deceased’s death. Here, however, everybody was sure that the mat would not declare one of those present as guilty or run with the two gravediggers holding it to the house of the culprit since nobody had known Apung while he was living.
Achaab, standing in front of the mat, asked questions which were answered by the mat. If the mat came forward via its carriers, this signified a ‘yes’; if the mat went backwards via its carriers, this signified a ‘no’. At last the kpagi advised Achaab to abridge the procedure. The final result was that no living person had caused Apung’s death (Fig. 5).
The mat was carried back to the dalong again, and the general mourning started. Male relatives, supported by a male or female friend, and women, supported by one or two other women – all of them walked towards the mat shedding ample tears and uttering cries of woe, although they were only distantly related to the deceased (Fig. 6). Everybody could see, however, that they were not genuinely affected by the death of a man whom they had never seen in their lifetime. After this formal mourning ritual, they washed their faces with clear water and were cheerful again.
At about 5 p.m. two gravediggers went into the dalong after they had removed the wet mud ball from the white cloth and formed a human figure out of it. From this point on, the figure was regarded as Apung’s corpse (Fig. 7).
3.7.2.1 Digging the Grave and Burying the Mud Figure
Immediately after forming the figure, the gravediggers started the preparations for digging the grave north of the compound entrance (nansiung). One of them placed a calabash on the chosen spot and, with his traditional spade (dachoruk), drew a circle around it at a distance of about 10 cm (Fig. 8). Then he threw a stone against the calabash three times, a ritual the sense of which could not be explained [Later I learnt that it should certify the locality of the grave].
The first phase of the excavation was carried out with a hoe blade, a calabash bowl, the dachoruk spade and the gravediggers’ bare hands (Fig. 9). The depth of this mock grave of less than half a metre did not reach that of a real grave (i.e. more than one metre). At the bottom of the shaft, there were small indentations of approximately 20 cm which were used to accommodate the head and legs of the dead body. After it had grown dark, the work at the grave was performed by the light of traditional torches, i.e. burning single millet stalks (miena). After the digging had been finished, the dachoruk (spade) was placed over the hole to demonstrate that no living being might enter the grave again (which, in any case, would have been impossible due to the small proportions of the shaft and the grave chamber).
Achaab, the head of the compound, had prepared millet water, groundnuts, a small bag of tobacco, a bottle of akpeteshi (distilled palm wine) and, later, also a fowl and a goat for sacrifices and as gifts for the gravediggers.
At 9 p.m. millet water was poured as a sacrifice (kaabka) in front of the grave [Endnote 53] and afterwards the gravediggers drank the rest. Before the chicken was sacrificed, the first gravedigger moved it three times over the grave hole, killed it by knocking it against the dachoruk-spade and stepping on it with his bare feet (Fig. 10). In contrast to other sacrifices, this fowl was not allowed to flutter before dying. The first gravedigger opened three groundnuts and placed the seeds on the ground near the grave together with a small portion of tobacco. A neighbour killed the goat which was immediately cut into pieces on a bundle of millet straw (Fig. 11). The remainder of the food and drink that had not been sacrificed was given to the gravediggers.
The ritual procedure could not go on in Achaab Yeri before they had not made up for two omissions at former burials. According to the lakori-principle (cf. Kröger 2012), rituals that were performed in the past may be performed differently in the present, but the additions or changes have to be re-performed for the older recipients. Two members of Achaab’s sub-lineage, who had lived in neighbouring compounds, had died some years before and had been buried without receiving the sacrifice of a goat. Therefore relatives of the deceased left Achaab Yeri with two goats which they killed over the graves of these two neighbours in their compound. A third goat was killed for some deceased people of Achaab Yeri, including a woman [Endnote 54].
When all were back in Achaab Yeri, the kpiak gebika ritual [Endnote 55] was performed. I had heard about this ritual before, but none of my former informants had ever seen it because it was top-secret and not even close family members are allowed to watch it. After two gravediggers had entered the dalong, the entrance was entirely closed by the death-mat (tiak). Then one of the two men inside opened it again and asked me to enter. Inside I was even allowed to take photos. One gravedigger took a fowl, removed the shielding mat just a little and a hand from outside caught the other half of the fowl. Later I learnt that the man outside was Achaab and that his eyes had been closed for this ritual by another person’s hand. When the two men were holding the fowl, it was cut in two with a cutlass (Fig. 12). Through this ritual all of the conflicts and annoyances between the deceased and his survivors should be eliminated through the chicken taking over all of the guilt and then being killed for it. This ritual is secret because the souls of all living persons, especially of the deceased’s friends and relatives, are in danger of being enticed to follow the defunct to the realm of the dead if they see this ritual.
Later I discussed with my Bulsa friends why I, a stranger who had never before been in Achaab Yeri, was allowed to watch the ritual in the dalong. One or all of the following reasons might be applicable: For more than thirty years I had been a very good friend of the kpagi, the main officiant of the whole burial performance who had given his permission. I was also a good friend of the senior gravedigger who might have protested. My position as a complete stranger to the house might even have been of advantage for me since the deceased probably had no particular desire to demand my companionship in the realm of the dead.
After the rituals in the dalong the burial proper began.
The mud figure, dressed in a white cloth (Fig. 13) [Endnote 56], which functioned as the triangular underwear (golung) and a wooden headrest (zukpaglik) carved by one of the neighbours were wrapped in the death mat, which, covered with a blue-and-white cloth, was arried to the grave. There it was unrolled and set up in a vertical position around the grave. This is to shield the burial activities (which have an esoteric character) against any spectators except the gravediggers and close family members. Three gravediggers and I were inside the mat-fence. One older and experienced man stood outside the mat and occasionally gave some advice or instruction. The mud-figure in its white golung was placed in the grave.
Achaab was called to inspect the grave, give his consent to the work done and touch the dead “body” (i.e. the wrapped up mud figure). He threw three handfuls of earth into the shaft and added a big white smock (garuk, Fig. 14). The grave cover, a ceramic vessel (chari) was pierced (Fig. 15) so that the soul of the deceased can freely leave and re-enter the grave, e.g. for residing within the death mat. The grave cover was moved (yulim) three times over the grave in a circular way by Achaab before it was fixed over the shaft. The man outside of the mat fence objected to the way the white smock had been folded before being placed into the grave because it allowed the soul of a living person to hide in it and join the dead man. It was taken out, unfolded, folded again and returned into the grave [Endnote 57].
Before they started throwing earth into the grave, the first gravedigger put his foot in the grave in order to prevent earth from intruding into the ears and eyes of the “dead body” (Fig. 16). The earth in the grave was pressed with the upper end of the spade (dachoruk) to prevent the grave from sinking in later. The ceramic vessel (boosuk) with some sand in it was placed on a small mound of earth over the grave (Fig. 17). The hole in the vessel, filled with a splinter of a millet stalk (ngmeeni) to prevent earth or dirt from intruding into it, had to be placed facing the east. One gravedigger sprinkled water on the boosuk-vessel, plastered it with wet mud and drew a cross in the wet plaster with one of his fingers (here not regarded as a Christian symbol!). Washing their hands (as part of the ritual) and placing the long handle of the spade (dachoruk) and the calabash used for sprinkling water beside the grave finished the gravediggers’ activities at the grave. The blade of the spade was kept at the main entrance (nansiung) of the compound and the mat with a blue cover cloth around it was placed in the main courtyard (dabiak) in front of the ancestors’ room (dalong). Its thinner end was on the ground, a placement that is strictly forbidden for mats without a ritual context. It is now no longer called tiak (sleeping mat) but ta-pili (rolled up mat).
3.7.2.2 Ta-pili yika (Hanging up the Mat) and Nyiinika (Smoking)
Three days after the burial, the ritual of “hanging up the mat” (ta-pili yika) took place in the late afternoon, as it is the general custom among the Bulsa. While the mud figure represented the deceased man during the burial activities, it was now the mat, dressed in a blue-white cloth, which symbolized the dead person. The destination of all condolence visits was and will be the mat and not the grave.
After the obligatory speeches in the kusung, two bare-chested gravediggers took the mat, which had been standing in the inner courtyard (Fig. 18) in front of the ancestors’ room (dalong) for the preceding three days. The gravediggers prepared the mat, which was rolled up and contained the wooden headrest (zukpaglik), for the “hanging up” by wrapping untwisted fibre around it (Fig. 19). Achaab, the head of the compound, was only a spectator without any functions at this ritual. The gravediggers carried the mat into the dalong and fixed it under the roof beside the mat of another deceased person of the compound (Fig. 20). The fibre strings will perhaps later be replaced by nylon strings or wires to make them termite-proof. During the funeral celebrations, these mats will be used for various rituals and will finally be burnt on a field outside of the compound.
After the ta-pili yika ritual, the gravediggers went to a place near the entrance of the compound and started a fire in a bowl (kpalabik) for smoking (nyiini) things that had been used during the burial and still contained the smell (piisim) of the “corpse” (i.e. the mud figure). I forgot to ask what was actually burnt, but on a similar occasion in another compound the fuel consisted of dried chicken faeces and ngmanyak-grass. The objects were cleaned by holding them in the smoke. They included, for example, the blue-white cover cloth of the mat (Fig. 21), a ceramic vessel (liik) which had contained water for mixing the plaster of the grave-cover, a calabash bowl (chin) and the hoe blade that had been used for digging the grave. After cleansing them with smoke, all of these things could be used for secular purposes again. The long handle of the spade (dachoruk) and one calabash, both of which were still lying on the grave, were not included in this procedure.
In order to announce the conclusion of all the burial rituals, Achaab’s son fired some shots in front of the compound not by using an old muzzle-loader but using the specific Bulsa instrument called da-goong (Fig. 22) which consists of an iron tube with an ignition hole at one side (about its function cf. Kröger 2001: 653-54).
3.7.2.3 Comparison with Ordinary Burials
It is worth noting that the ngarika-burial resembles an ordinary burial to a very high degree. Of course all activities concerning the dead human body as such are not performed or are considerably reduced. These activities include, for example, the confirmation of death, washing the corpse, shaving his/her hair and massaging the dead body to delay rigor mortis (thus enabling the corpse to pass through the narrow grave shaft and be positioned in the small grave chamber). Some of the other rituals are altered slightly. The noai-boka of a person who died in the compound can also be performed in the cattle-yard (nangkpieng). In the kpiak-gebika ritual, it is usually the person who had some conflict with the deceased who is holding one end of the chicken, while here Achaab probably represented all (living and dead?) inhabitants of his compound. It is surprising that the activity of digging the grave with all of its small rituals is nearly identical in the two burial variations. These similarities include:
• screening the area by means of the death mat,
• throwing small stones against the calabash,
• piercing the ceramic grave cover with a hole (boosuk)
• circling the boosuk before placing it on the grave with the hole directed to the east (for men),
• inspection of the grave by the compound head and/or his eldest son when the gravediggers’ work has nearly been finished,
• all of the details of the ta-pili yika rituals three days after the burial,
• smoking the objects that had some contact with the ‟corpse‟.
It is worth mentioning that in Achaab Yeri one gravedigger even tried to avoid earth intruding into the corpse’s ears by placing his leg in the grave since the procedures followed during an ordinary burial cannot be applied here (e.g. putting the hands of the deceased or hoe blades on his ears). Also the smoking of certain objects does not make much sense since the mud figure doesn’t emit any smell (piisim).
The cause for not leaving out a ritual which does not make any sense in the ngarika burial may be rooted in the great sense of respect for tradition as well as in the fear that discriminating against the person who died in a foreign place might provoke his anger and thus endanger the living.
3.7.2.4 Ngarika-Burials in Modern Times
There have always been cases where Bulsa have died outside their traditional area. In the pre-colonial 19th century, when Babatu the slave raider haunted parts of Northern Ghana, many Bulsa were abducted, and their relatives never heard from them again. The (ngarika-) burials and final funeral rites for some of them have been performed in the meantime, while others are still pending.
In colonial times many Bulsa were recruited for the Gold Coast Regiment, and some of them even died in Europe during the First World War. To earn some of the British money that had been introduced by the colonial power, Bulsa walked (!) to Kumasi and other towns for the opportunity to work in one of the cocoa plantations.
After Independence in 1957, it was the magnetic attraction of the big towns in Southern Ghana that moved young men to leave their native villages and look for job opportunities or to start a life of hard work in one of the gold mines (e.g. in Obuasi). In quite modern times, countries in Europe or North America became attractive, particularly among the educated Bulsa youth. A great deal of these migrants were looking forward to returning to Buluk as rich and respectable men or women. Others, perhaps married to European or American partners, became so assimilated into their new culture and its prosperous life that they gave up all plans of returning home for good.
All these people were faced with the question of what would happen to their body after death. Very rich Bulsa uttered in their last will that their body should be transported in a coffin by aeroplane in order to be buried near their father’s compound within a more or less traditional ritual framework [Endnote 58]. Other less wealthy Bulsa knew that when they died, their sons could not afford these high transport costs and instead requested that their sons go home to the traditional Bulsa areas with a piece of cloth containing the body-dirt (daung) and a handful of mud from their father’s foreign grave which would be used to perform the ngarika-burial. Again others were content only to be buried in the foreign country.
A new influence on the performance of burials was exerted by Christianity and – to a lesser extent – Islam (cf. Atuick 2013: 36-42). Devout Christians usually wish to be buried with the ceremonies of their own new religion, and this not only holds for deaths abroad but also for Bulsa villages [Endnote 59]. For people in such a situation, the double burial is apparently on the rise. A few days after the Christian burial at a cemetery, a ngarika is performed with a cloth and the mud from the grave. Even for non-Christians and non-Moslems who die in a hospital (e.g. in Sandema), it may be inevitable that he or she is buried near the hospital and the relatives must be content with the performance of the ngarika.
Although the number of deaths outside Buluk will probably increase, it is not certain whether the quality of the ngarika will suffer changes. Many of the rituals which no longer make sense for a burial without a corpse (e.g. preventing mud from intruding into the ears of a mud figure or smoking objects to remove their piisim-smell) may be dropped. For Christians the ngarika may possibly become only an old custom with a folkloristic character. The idea that the ritual is necessary for a happy afterlife in the company of ancestors may no longer be of any value.
3.7.3 Weitere Informationen über ngarika-Bestattungen
Mein Mitarbeiter Yaw Akumasi gab mir 1997 eine allgemeine Beschreibung einer ngarika-Bestattung (fn 97,9a+b). Das heißt, er verfasste seinen Bericht, bevor ich eine solche Bestattung (2005) in Achaab Yeri und die normale Bestattung eines Erwachsenen (Yaws Schwester, †2003) selbst beobachten konnte.
Falls ein Bulsa im Süden gestorben ist, nimmt man etwas Erde von seinem Grab (im Süden) und wickelt sie in ein weißes oder rotes Tuch [Endnote 60]. Wenn die Erde im Bulsaland angekommen ist, bleibt die Überbringergruppe in einer gewissen Entfernung vom betroffenen Gehöft stehen (z.B. an einer Straße) und wartet dort (limsika). Die Hausbewohner gehen der Gruppe mit einer neuen Matte (ta-pili) entgegen und wickeln das Tuch mit der Erde in die Matte. Auf dem freien Platz (pielim) vor dem Gehöft wird das noai-boka-Ritual mit der Matte durchgeführt. Danach gibt man den Tod bekannt (kuub darika) und informiert die Nachbarn, die nicht an der noai-boka teilgenommen haben. Alle trauern durch lautes Wehklagen. Am Aufbewahrungsort der Matte (Totenraum) nimmt man einen Stock [F.K. zukpaglik?] in der Stärke und Länge eines Unterarms und wickelt einen golung Schurz darum, der nicht unbedingt neu sein muss. Wenn ein Tier (z.B. ein Huhn) über die Matte am Boden läuft (gaamka), so gehört dieses Tier auch den Totengräbern, weil sich angeblich der Tote dieses Tier wünschte. Ein Totengräber führt nun [nacheinander?] Kinder und Brüder des Toten [F.K.: die wohl einen Konflikt mit dem Toten zu Lebzeiten gehabt haben] in das Totenzimmer, wobei er ihnen die Augen zuhält. Man holt ein sehr kleines Huhn, das der/die Verwandte und ein Totengräber gleichzeitig halten. Ein anderer schneidet es mit einem Messer in zwei Teile (kpiak gebika). Alles Übel [zum Beispiel Konflikte mit dem Toten] befindet sich danach in dem Hühnchen (kpa-gebing), das nicht verzehrt sondern fortgeworfen wird.
Vor den Grabarbeiten (vorub tuka) töten die Totengräber ein Huhn (ta-pili kpiak, = Huhn der Matte), ein Perlhuhn, eine Ziege oder einen Hund, dessen Fleisch den Totengräbern gehört. Das Grab verbreitet sich auch im unteren Teil, wird aber nicht sehr tief (z.B. one foot). Wenn etwa die Hälfte der Grabarbeiten vollendet ist, bringen Frauen des Hauses den Totengräbern Hirsewasser. Falls sie auch eine Ziege oder ein Schaf schenken, so gehört deren Fleisch allen Anwesenden.
Nach Fertigstellung des Grabes bringt ein Totengräber die Matte mit der Erde und dem Stock mit dem golung (Schurz) zum Grab, wo alles außer der Matte begraben wird. Die Matte wird im Innenhof vor dem Totenraum aufrecht hingestellt (sali, anlehnen), wobei das dicke [F.K.:?] Ende unten ist. Sie bleibt hier bei einem verstorbenen Mann 6 Tage, bei einer verstorbene Frau 8 Tage stehen (Bei Regen darf sie ins Haus geholt werden). Alle Leute sollen sehen, dass dieses der Ort ist, von dem der/die Tote kam. Am 6. (8.) Tag kommen vayaasa und binden weiße Fasern (bog-pieluk) der kazagsa Pflanze oben (am “Kopf”, zuk) und unten (am “Schwanz”, jiuk) um die Matte [tiak-yikka] und bringen sie dann in den dalong (oder dayiik oder einen anderen Raum), wo sie unter der Decke aufgehängt wird (tiak yikka = Aufhängen der Matte). Sie bleibt hier bis zur Totenfeier.
Ein Kind, das keine jüngeren Geschwister hat (biik basika, ‘Kind, das die Eltern verlassen hat’, erhält zur ngarika-Bestattung nur eine kleine, zerrissene Matte (ta-chiok), die nach der Bestattung ihres Inhalts fortgeworfen wird, d.h. auch kein tiak-yikka Ritual erhält.
Ein ngarika-Begräbnis spielt auch eine Rolle, wenn vor langer Zeit in Mann (zum Beispiel in den Sklavenkriegen) verschollen ist und man nicht einmal weiß, ob er gestorben ist. Von einem solchen Fall berichtet mein Mitarbeiter Leander Amoak (fn 79,18a).
Abonwari (Leanders VaBr) war seit den Sklavenkriege Ende des 19. Jahrhunderts verschollen, vielleicht wurde er von Sklavenjägern gefangen. Man wusste noch in den 1970er Jahren nicht, ob er noch lebte. In diesem Fall wäre er noch yeri-nyono des Gehöfts und alle Opfer könnten nur stellvertretend für ihn durchgeführt werden. (fn 79,30b): Trotzdem war Leanders Vater Asik zu Lebzeiten offizieller yeri-nyono von Asik Yeri, der allen Ahnen opferte, weil er einmal ein Gehöft in Sichaasa gegründet hatte und dann in Badomsa an der Stelle des alten Gehöfts wieder ein Haus erbaute, für das Abonwari nicht mehr yeri-nyono war. Als Asik starb, bekam er eine ordentliche Totenfeier, da man annahm, dass Abonwari noch lebte. Auch Asiks ältester Sohn Atiim opferte selbst, da Abonwari nicht zu seinem Gehöft gehörte. Leander darf nicht opfern, weil die Totenfeier seines Bruders und Vorgängers Atiim noch nicht abgehalten wurde. Diese kann aber erst nach Abonwaris Feier abgehalten werden. Man wird sie wahrscheinlich kurz hintereinander legen (F.K. 2019: Abonwaris Totenfeier wurde immer noch nicht abgehalten, da man Angst vor bösen Folgen hat, fn 79,35). Vor wichtigen Ereignissen, zum Beispiel vor der Neuerrichtung der Ahnenschreine am 20.7.79, geht Leander ins Gehöft und informiert Abonwari, dass ein bestimmtes Ritual oder eine Feier jetzt stattfindet. Er steht dabei vor dem kpilima dok und spricht hinein.
Als Leander unter einer schweren Augenkrankheit litt (Ende der 1960er Jahre?), ging er deswegen zu einem Wahrsager. Dieser fand heraus, dass Abonwari tot war und die ausstehende Beerdigung der Grund für Leanders Augenkrankheit war. Leanders älterer Bruder Atiim (yeri-nyono) nahm deshalb etwas Erde vom Atekauk-Grundstück (Erde: Körper des Toten) in der Nähe von Asik Yeri, wickelte sie in ein Tuch und bestrich damit Abonwaris Schlafmatte. Vor dem Betreten des Hauses mit der Matte wollte Atiim den Grund des Todes durch das noai-boka Mattenritual herausfinden. Er sagte unter anderem: “Du bist jetzt eine tote Person. Hat Asik [Leander’s Vater] deinen Tod verschuldet?” Die Matte blieb stehen (= nein). “Hat eins von Asik’s Kindern Deinen Tod verschuldet?” (nein!) “Hattest du selbst Schuld?” Die Matte lief zum kpilima dok, wo Abonwaris Schrein (bogluk) stand. Die Elders blieben am Eingang stehen. Nach einer Wiederholung der noai-boka kam die Matte zum gleichen Ergebnis. Darauf wurden aus Abonwaris Matte das Tuch mit Erde und zusätzlich noch 1 Mütze, 1 smock (garuk), 1 Dreieckstuch (golung), 1 Hackenblatt (“to put on his ear”) begraben (F.K.: Wahrscheinlich wurden mit diesen Beigaben frühere Tote bestattet). Im Innenhof schlachtete man einen Hahn (kpiak vorub) und ein Schaf für die vayaasa (oder ve tuerisa, grave diggers).
Die beiden Töchter Abonwaris kamen zwar weiter nach Asik Yeri, sie aßen aber nicht von Opferspeisen, da ihr Vater, dessen Totenfeiern noch nicht abgehalten wurde, eigentlich der Hausherr sein müsste.
Mitunter hilft eine ngarika-Bestattung auch, Konflikte zwischen dem Elternhaus einer verheirateten Frau und dem ihres Gatten zu verhindern oder zu entschärfen (Yaw und Anamogsi 2005, FB, S. 5+9):
Anamogsis Frau Agoalie starb kurz nach ihrem Auszug aus dem Gehöft ihres Mannes (Dezember 2004) in ihrem Elternhaus in Sandema-Nyansa und wurde dort ohne Teilnehmer aus dem Gehöft ihres Gatten beerdigt. Einige Tage nach der Verkündigung des Todes (darika) erschien eine Gruppe aus Anyenangdu Yeri in Nyansa, um dort zu trauern. Da Anamogsi ihre Totenfeier abhalten wollte, beschaffte er sich im Nyansa Gehöft (wahrscheinlich durch seine Frau Ayabalie, eine Verwandte Agoalies) Erde vom Grab in einer Kalebassenschale und einige Kleidungsstücke ohne offizielle Erlaubnis, aber unter stillschweigender Duldung der Nyansa Gehöftbewohner. Da dieser Akt heimlich und eigentlich unerlaubt war, konnten Personen aus Nyansa auch nicht zur ngarika-Beerdigung in Anyenangdu Yeri kommen, die 2-3 Wochen nach dem Tod stattfand. an der aber Anamogsi nicht teilnahm. Agoalie’s Graberde und ein Kleidungsstück wurden in Aluechari Guuk, einem früheren Wohnsitz von Anamogsis verstorbenen Vatersvater Aluechari unter einem gaab-Baum in einer ngarika-Bestattung beigesetzt. Vertreter von Nyansa kamen jedoch später zur Totenfeier, nachdem Anamogsi einige “Tiere” (dungsa) für die Mühen der Bestattung an das Nyansa-Gehöft bezahlt hatte. Es gab und gibt keinen Streit zwischen den beiden Häusern. Die noai-boka am Bestattungsort mit der Matte aus Nyansa ergab, dass Agoalie selbst Schuld an ihrem Tod war, weil sie ihren Auszug nicht angekündigt hatte (FB 2005, S. 5 und 9).
Tod von Akanmings Enkelin (fn 88,231b und 88,202b): Am 13.3.89 kam Akanmings ältester Sohn Anamnya Johnson aus dem Süden und meldete den Tod seiner ältesten Tochter Comfort (*1970, Studentin des Business College von Awasa). Er brachte Unterwäsche (pants) und Erde vom südlichen Grab mit. Diese wurden an einem Fußpfad an der Nordseite des Gehöfts von den Totengräbern Asaaluk und Ansoateng begraben. Bei meinem Besuch lagen neben dem Grabhügel ein liik-Topf, in dem Wasser zum Anmischen der Erde für den Grabhügel geholt wurde, ein grober dachoruk Stiel und eine mittelgroße Kalebasse. (Inf. Danlardy: Diese Dinge blieben dort 4 Tage liegen und wurden dann zerstört). Am Eingang des Gehöfts lagen die dachoruk- und Hackenklingen auf dem Boden. Am 17.3.89 befand sich am Grab nur noch der dachoruk- und Hackenstiel. Die beiden Klingen lagen danach unter dem Strohdach des kleinen kusung-dok (vgl. fn 202b).
In der Schilderung einer ngarika aus dem Süden Ghanas, wie sie mir Ayarik Kisito (fn 73,311b) gegeben hat, finden sich einige Unterschiede zu dem bisher beschriebenen. Wenn jemand in der Fremde gestorben ist, holt man neben persönlichen Dingen auch seine Matte heim. Die Träger bemalen ihr Gesicht ganz oder nur mit einem “mark” auf der linken Wange mit Erdfarben an.
3.8 Das noai-boka Ritual [Endnote 61]
Vorbemerkung: Dieses wichtige Ritual wurde bereits mehrmals im vorausgehenden Text erwähnt. Im Folgenden erscheint eine vollständige Wiedergabe der übrigen sich in meinem Besitz befindlichen Informationen, die auch aufzeigen sollen, dass das Ritual in weiten Teilen des Bulsalandes mit kleinen örtlichen Varianten praktiziert wird.
Durch das noai-boka Ritual versucht man, den tiefere Ursache für einen Tod herauszufinden, indem der Gehöftherr oder die Person größter Seniorität [Endnote 62] Fragen an die Totenmatte stellt. Zeitlich kann es an verschiedenen Stellen des rituellen Ablaufs nach einem Todesfall durchgeführt werden, sogar noch Jahre danach. Auch bei der späteren Totenfeier kann es, oft wohl in verkürzter Form, (noch einmal?) vollzogen werden. Im Normalfall findet es kurz vor dem Aufhängen der Matte (ta-pili yikka) statt.
3.8.1 Informationen aus Wiaga
3.8.1.1 Nach einem tödlichen Unfall
Yaw Akumasi gab mir Einzelheiten über das noai-boka Rituals und andere Methoden (Erdtrinken, Wahrsager), den am Tode schuldigen zu finden.
If they cannot find the guilty person in a noai-boka Ritual, the landlord takes a stone into his left hand and mentions one name in a low voice, because he does not want to annoy that person in public. Then he throws the stone in the direction of the standing mat. If the mat comes forward (yes) he does not mention the name in public. He goes to the soothsayer to find out the truth. If he confirms his first suspicion, then he [the performer] calls all the ko-bisa and the “killer” before hanging the mat (fn 01,36b).
Falls der Beschuldigte den Verdacht eingesteht, muss er bestimmte Opfer bringen. Falls er leugnet, holt man Erde vom Grab des Toten und veranlasst ein Erdtrinken (vorub tengka nyuka oder boosuk tengka nyuka) [Endnote 63]. Ein solches Erdtrinken kann ein ganzes Haus töten. Falls der Verdächtigte unschuldig ist, wird der yeri-nyono sterben, sonst der verdächtigte Mörder. Falls letzterer ein Geständnis ablegt, muss er schwören, dass er nie wieder andere Menschen töten wird.
(fn 11,8a) Wenn man den Grund des Todes schon durch einen Wahrsager kennt wird keine noai-boka abgehalten.
(fn 88, 230 +b) Der Todesfall eines jungen Mannes Atiim (Name geändert), der eigentlich zu einer Sektion in Gbedema gehörte, aber schon seit langer Zeit in Wiaga-Badomsa lebte, hatte zu viel Aufsehen geführt. Er war Mitglied der Musikantengruppe von Badomsa, die am 13.3.1989 bei einem großen Fest in Sandema gespielt hatte. Spät in der Nacht wurden die Musiker und andere mit einem Traktor zurück nach Wiaga gebracht. Dabei fiel Atiim vom Traktors, wurde von dessen Anhänger überrollt und starb sofort.
Nachts um 1.30 Uhr, gleich nach seinem Tod, wurde seine noai-boka abgehalten, die etwa eine Stunde dauerte. Akabandoa, der yeri nyono von Atiims Gehöfts, stand am Gehöfteingang und stellte die Fragen. Die Matte, in der sich zuerst der Leichnam befand, war etwa 5 Meter von ihm entfernt. Mattenträger waren Akperibasi (Abasitemi Yeri), Lamisi, Vitus (beide Aniok Yeri) und Aduok aus Apanka Yeri.
Akabandoa rief 3-4 mal: Atiim! Dann stellte er folgende Fragen:
1. Ist dir ein Übel aus diesem Haus gefolgt? [d.h.: Ist jemand aus diesem Haus schuld?] – Die Matte geht zurück (nein).
2. Wenn dir ein Übel aus einem anderen Hause gefolgt ist, dann komm vor (nein).
3. Musstest du sterben, weil du lange Zeit deinen Eltern nicht geopfert hast? Die Matte kommt etwas nach vorn (bedingtes ja). Die Leiche wäre hierbei beinahe aus der Matte gefallen. Daher legte man die Matte auf die Erde und trug den Leichnam ins Haus, wo man ihn auf eine neue Matte legte. Des Toten Kleidung wurde jedoch in die Ordal-Matte eingewickelt.
4. Akabandoa fragte nun die Matte, ob er selbst durch ein bestimmtes Streitgespräch, das er zwei Tage zuvor mit Atiim hatte, schuldig an seinem Tod wurde. (Als Atiim mit einem Freund vom Sandema Markt zurückkam, redete er mit dem Gehöftherrn über die geplante Fahrt nach Sandema zur Wahl eines neuen Häuptlings von Kadema. Als Akabandoa ihm sagte, er solle nicht nach Sandema gehen, wurde Atiim zornig). Die Matte kam etwas nach vorn.
Hiernach sagte Akabandoa: “Anamogsi, ya bu wom” und Anamogsi (der kpagi) stellte von nun an die Fragen (Geschah der Wechsel deswegen, weil Akabandoa durch die vierte Frage mit schuldig geworden war?)
1. Ist dir ein Übel aus diesem Haus gefolgt? – Die Matte geht zurück (nein)
2. Die Trommlergruppe kam oft nach Anyenangdu Yeri. Anamogsi hatte den Musikern gesagt, dass sie in jedem Innenhof essen und trinken könnten. Wenn daher einer von Anamogsis Leuten Schuld am Tod ist, dann soll die Matte ihn (Anamogsi) umwerfen. – (nein)
3. Liegt der Grund bei Atiim selbst? (nein)
4. Wurde er in Sandema magisch vergiftet? (nein)
5. Hat er in Sandema etwas Falsches (nicht im magischen Sinne) gegessen oder getrunken? (ja) Man bezieht dieses wohl auf seinen übermäßigen Alkoholgenuss.
Akabandoa stellte noch einmal seine beiden ersten Fragen an die Matte. Darauf gab er eine öffentliche Erklärung ab: Atiim war in der letzten Regenzeit sehr krank und Akabandoa ging mit ihm zum Wahrsager, der als Grund für die Krankheit herausfand, dass Atiim den Schreinen seiner Eltern hinter dem Gehöft lange nicht geopfert hatte. Er gab als Grund an: “Weil sie mir keine Frau beschafft haben”. Akabandoa veranlasste ihn zu opfern und die Krankheit verschwand. Danach stellte Atiim aber seine Opfer wieder ein. Nach dieser Erklärung kam die Matte vor (ja, Bestätigung der Aussage).
Zu einem späteren Zeitpunkt kam heraus, dass auch seine Weigerung, dem tanggbain Pung Muning zu opfern, weil es ihm keine Frau besorgt hatte, an seinem Tod mitschuldig war.
3.8.1.2 Nach einem Konflikt
Leander Amoak (fn 79,51a-b) berichtete mir von einem Konflikt, der sich wohl in den 1960er Jahren, d.h. vor dem Beginn meiner Feldforschungen bei den Bulsa, zugetragen hatte. Adiak und Akankisi (beide Badomsa) hatten Streit und brachen jeden Kontakt untereinander ab. Als Adiaks Schwester starb, sollten sich alle Nachkommen Ayariks zur Totenfeier (etwa 1967) versammeln. Akasilik, der Sohn Akankisis, und alle Ehefrauen seines Gehöfts und seiner sub-lineage (Asanduok-bisa) erschienen nicht. Adiak, Azueras Nachkommen, Akanming und Asiks Nachkommen erschienen jedoch zur Totenfeier. Hierdurch wurde der Hass verschärft. Daraufhin starb in Anyoripo Yeri (Asanduok-bisa) Agadila’s Frau. Man lud auch Adiak zur Beerdigung ein, aber er kam nicht, während Leander Amoak, der elder aller Ayarik-bisa, die Feier besuchte. Leander stand vor dem Gehöft Anyoripo und forderte die Totenmatte (mit schmutziger Kleidung des Toten in ihrem Inneren) auf, zum noai-boka Ordal herauszukommen, damit die Beerdigung stattfinden konnte. Die Matte kam heraus und Leander stellte folgende Fragen:
1. Falls Abonwari nicht das richtige Oberhaupt der Ayarik-bisa ist oder noch lebt, und so den Tod verschuldet hat, soll die Matte sich vorwärts bewegen. – Sie geht zurück (nein).
2. Falls Akadak, der yeri-nyono von Anyoripo Yeri (Asanduoks Familie), die Ahnen-bogluta beleidigt hat, soll die Matte vorkommen. – Sie bewegt sich zurück (nein).
3. Dann nahm Leander einen Stein, spuckte darauf und stellte in Gedanken (oder leise gesprochen?) folgende Frage: Wenn Agadila, der Gatte der Toten und ihr Stiefvater [F.K: Schwiegervater?] Akadak Grund des Todes waren, soll die Matte dem Stein folgen, den Leander fortwarf. Daraufhin sprang die Matte auf Leander und auf den Stein. Leander sagte nun der Öffentlichkeit, was er gedacht (bzw. leise gesagt) hatte.
4. Akadak (sein Stiefsohn stand neben ihm) spuckte nun auf einen (den?) Stein und dachte (oder sprach leise?): Bin ich der Schuldige? Die Matte kam nach vorn (ja). Er sagte aber keinem, was er gedacht und warum er der Schuldige war.
Die Leiche wurde nun beerdigt. Nach vier (weibliche Zahl) Tagen musste Leander nach Anyoripo Yeri kommen, um die Matte aufzuhängen. Er blieb in einem gewissen Abstand auf einem Feld vor dem Gehöft stehen, weigerte er sich aber, näher zu kommen, obwohl ihn Akadak abholen ließ. Die Weigerung begründete er damit, dass Akadak ihn nicht berichtet hatte, was Akadak mit leiser Stimme zu dem Stein gesprochen hatte. Die Matte wurde dann zwar von Hausbewohnern aufgehängt, aber nicht offiziell durch Leander. So wurde Leander in den Streit verwickelt. Kurz darauf starb Akasiliks Stiefsohn (Akasilik lebte noch). Leander ging nicht zur Beerdigung und sie begruben ihn allein. Dann starb Achang (1975?). Leander kam nicht zur Bestattung, Dann starb Akasilik (1976?). Leander wurde zur Bestattung eingeladen. Da Akasilik viel für die Ayarik-bisa getan hatte, ging Leander nach Abapik Yeri und bat sie, zur Bestattung zu kommen. Sie sagten zu. [F.K.: Da sich in Abapik Yeri die ältesten Ahnenschreine Badomsas befanden, musste ganz Badomsa kommen]. Auch Leander ging hin. Als nach drei Tagen (männlicher Toter) die Matte aufgehängt werden musste, weigerte sich Leander zuerst, da er den Grund für den Tod von Agadilas Frau wissen wollte. Akadak holte Leander aus dem kusung und erzählte ihm abseits von den anderen die wahre Geschichte [über seine Schuld].
1978, als ich den Schwerpunkt meiner Feldforschungen von Sandema nach Wiaga verlegte, war der Streit vollkommen beigelegt.
3.8.2 Informationen aus Sandema
3.8.2.1 Beschreibung durch Godfrey Achaw aus Sandema-Kalijiisa (fn 73,44a+b+45)
Der älteste Sohn des Toten stellt sich nackend in den Haupteingang mit dem Gesicht zum Inneren des Gehöfts, während zwei nackte Männer die Matte, auf der der Tote gestorben ist, herausbringen. Der älteste Sohn stellt Fragen an die Matte. Wenn die in der Frage genannte Person ihn getötet hat, so wird die Matte voran getrieben (=ja), wenn nicht, geht die Matte zurück. Auch zum Haus des Mörders können die Träger getrieben werden. Dort springen die beiden Träger mit der Matte über die Innenmauer in den Hof des Mörders, und die Vorderseite der Matte stößt den Mörder nieder. Verwandte des Toten konnten früher versuchen, diese “schuldige” Person zu töten, wenn andere nicht eingriffen (Godfrey hat dieses nur von anderen gehört).
Folgende Fragen können vom ältesten Sohn unter anderem gestellt werden:
1. Bin ich es selbst, der den Tod verursacht hat?
2. Ist es jemand aus dem Haus, der dich nicht liebt?
Wenn ein yeri nyono gestorben ist, steht auch sein Nachfolger nackend am Eingang. Wenn die Matte den Mörder nicht findet und zurückkehrt, bleibt er am Eingang stehen, während der älteste Sohn zurück ins Haus geht. Der Nachfolger fragt:
3. Wenn ich die Ursache bin, schlag mich nieder.
4. Sind fremde Frauen [F.K. eingeheiratete Ehefrauen?] aus anderen Dörfern von jemandem dort verleitet worden?
5. War es die Schuld des Toten selbst, dass ihn die Ahnen geholt haben?
6. War dieses ein natürlicher Tod?
(Die Reihenfolge der Fragen 2-5 liegt nicht fest). Nachdem die Todesursache gefunden ist, darf getrauert werden.
3.8.2.2 Auszüge aus Aduedem’s unveröffentlichten Studie (2019, Kap. 1.1.1, S. 6f)
Normally, the dressed corpse is chocked to sit at the far end in the ancestral room (dalong) alone facing the entrance [Endnote 64] while the straw mat he/she was lying on is folded and carried out by two half-dressed [Endnote 65] young men [Endnote 66] from the extended family/clan. When they reach the cattle kraal (nankpieng), they stop and the also half-dressed person delegated by the family (either a son [Endnote 67] or a relative) [and] having been instructed by the elders, meets the mat from outside. He introduces himself to the mat by mentioning his name and saying he is there to find out the cause of his death. Usually, if the mat comes forward via its carriers, this signifies a ‘yes’; and if the mat goes backwards via its carriers, this signifies a ‘no’ [Endnote 68]. The sample below illustrates a person who was killed by witches:
[1] Atampoi (the deceased), is it me Ajuibili that is here today to find out why you are lying down?
[2] Your death, is it from God (natural) or an unnatural one? If it is from a natural one come forward and if the mat moves backwards, it means an unnatural death.
The person will proceed.
[3] If it is not natural, were you killed by others or is [was] it your own activities that brought this calamity upon you?
If the mat moves forward (in the affirmative), he asks again:
[4] If others know about your death, are they people who are far or people who are from within [the compound]?
The questioning continues till they are satisfied with the results. However, in the course of responding to the questions, when there are deep seated secrets, the person can whisper whatever he wants to ask into pebbles and throw the pebbles [away], and the responds would be known only to the person doing the noai-boka and the mat, i.e. the dead person. After the funeral, the person will then communicate the information to those concerned.
(p. 33) Taking the noai-boka for example, while it is not impossible for the spirit of the dead person to reside in the mat and respond to the commands given it, the bible forbids communicating with the spirit of dead people to obtain information – necromancy (Lev 19:31, 20:6, 27 and Deut 18:11).
3.8.3 Informationen aus Gbedema (durch Margaret Arnheim)
(Marg., fn M23) Wenn ein Toter im eigenen Haus (im weiteren Sinne) gestorben ist, wird die noai-boka mit der Matte durchgeführt. Wenn jemand im Busch gestorben ist oder in einem fremden Haus, dann legt man ihn auf drei (oder mehr) Stöcken (Symbole für Busch). Wenn er außerhalb des eigenen Dorfes gestorben ist, wickelt man Erde vom Pfad dorthin in ein Tuch des Toten [wickelt es in die Matte] und führt das noai-boka Ritual aus.
(fn M28a) Das noai-boka Ritual wird sofort nach dem Tode noch vor der Bestattung am Hauseingang durchgeführt und noch einmal bei der zweiten Totenfeier.
(fn M80,28a) Gleich nach dem Tod einer kinderlosen Frau wird die nangaang-Mauer [an der Hinterseite des Gehöfts] an einer Stelle durchschlagen und der Leichnam der Frau durch das Loch zum noai-boka Ritual hinausgetragen (va nangaang jo oder nak parik jo). Nach der noai-boka wird der Leichnam wieder ins Haus getragen und die Wand sofort repariert.
(fn M81,45b) Margarets Cousine war eine tüchtige Marktfrau in Fumbisi. Von einer eifersüchtigen Mitfrau wird sie sakpak (Hexe) genannt. Der Makel blieb, und ihr Geschäft ging zurück. Auch ihre eigene Mutter fraget sie, ob sie jemals menschliche Seelen gegessen habe. Die Mutter fürchtete, dass sie selbst die Hexerei auf ihre Tochter übertragen hat [F.K. die Anlage zur Hexerei wird matrilinear vererbt]. Als sie starb, fand die Matte im noai-boka heraus, dass sie keine Hexe war, sondern von ihrem jüngst verstorbenen Vater geholt wurde. Ihre Mutter war nun sehr erleichtert und sprach offen über diese Angelegenheit.
ENDNOTEN (Tod… zweiter Teil) 43-68
(Die Endnoten 1-42 befinden sich im 1. Teil des Kapitels „Tod, Bestattungen…‟)
43 Nach einer anderen Aussage nehmen an dem Begräbnis eines Kleinkindes keine Hausbewohner als Zuschauer teil.
44 Nach Danlardy Leander werden nur die schlechten Amulette usw. zerstört. Sie können mit der Matte verbrannt werden. Nach anderer Information zerschneidet man sie in kleine Stücke und wirft sie in der Regenzeit in einen Fluss. Die guten Amulette können bei einem Erwachsenen seinem Sohn gegeben werden.
45 Vielleicht handelte es sich hier um ein Verdrehen der Finger, wie es unten beschrieben wird.
46 Vgl. Kröger 1978: 223f.
47 Vgl. Kröger 1978:60.
48 Es ist möglich, dass die oben erwähnte “Manipulation” an den Fingern Akanchainfiiks eine solche Verdrehung war.
49 Über die Skarifizierungen, die Kinder nach einer Totgeburt oder dem frühen Tod von Geschwistern erhalten, siehe Kröger 1978: 128-132.
50 (fn 01,12b) Die Medizin besteht aus einer wässrigen Lösung der Wurzeln des kikiruk-Baumes, der nur im “tiefen Busch” wächst. Dem Vorwurf, er werde mit dieser Medizin ein menschliches Wesen töten, weist der tiim-nyono (Medizin-Besitzer) zurück mit dem Argument, dass die Medizin für gewöhnliche Menschen völlig harmlos ist und er selbst zum Beweis eine größere Menge zu sich nehmen könnte. Auch ich (F.K.) habe von dieser Medizin getrunken.
51 Es war die gleiche Medizin, die der kikiruk getrunken hatte und gleich danach gestorben war.
52 Das Verb ngari bedeutet ‘holen’. Hier wird eine Bestattung von einem anderen Ort geholt. – Die Namen aus dem Gehöft, in dem die ngarika ausgeführt wurden (neuer Name Achaab Yeri), habe ich geändert.
53 In Buli, the language of the Bulsa, the verb kaabi (to sacrifice) is used for these offerings at the grave, but my informants agree that libations or killing animals for the dead person are not real ancestral sacrifices, because the deceased will hold the status of an ancestor only after the second funeral celebration (Juka).
54 The omission of my participation in these “sacrifices” was not due to a prohibition on the part of my hosts, but to my having fallen asleep during a short rest in the kusung.
55 According to Yaw the kpiak-gebika ritual should “undo any hidden curses and protect the living”.
56 I forgot to ask whether this was the white cloth of the footpath or whether they had replaced it by a small white golung. Bulsa smocks and golung-underwear are offered on Bulsa markets in miniature sizes. My first idea that they are jokingly worn by small babies was wrong. They are exclusively used for funeral purposes.
57 Achaab told me later that also a miniature smock might have been used for this burial.
58 Heute gibt es eine Möglichkeit, die Leiche in Kühlräumen einzufrieren und sie auch noch längere Zeit nach dem Tode ins Bulsaland zu transportieren.
59 Ergänzung 2019 (fn 2011,15a in Deutschland): Mein Freund Alfred Agyenta (heute Bischof der Bolgatanga-Navrongo Diozöse) erzählte mir, dass sein streng katholischer Vater vor seinem Tod zwei Alternativen für seine eigene Beerdigung aufgestellt hat. Entweder wollte er auf dem Friedhof der Missionsstation oder neben seinem neuen Haus in der Nähe der Missionsstation begraben werden. Nach seinem Tod wollten jedoch sein ko-bisa seine Beerdigung im traditionellen Yisobsa-Gehöft durchführen. Als sie sich nicht durchsetzen konnten, holten sie etwas Erde vom Grab und führten eine zweite Bestattung im elterlichen Gehöft durch.
60 Wenn der oder die Tote im Bulsaland gestorben ist, holt man gewöhnlich auch die Totenmatte. Nach Ayarik Kisito (fn 73,31b) bemalen die Träger der Matte ihr Gesicht mit einem roten Laterit-Strich in der Form einer Bulsa-Stammesnarbe.
61 (fn 01,36b): Noai-boka oder noai-chiika (vomiting of the mouth; man chii ká n siok noai. ‘I vomited my brother’s mouth’, i.e. I caused my brother to speak [through the mat]).
Vgl. auch Kap. 3.7.1, in dem der Ablauf eines noa-boka Rituals basierend auf eigenen Beobachungen, in verkürzter Forme beschrieben wird.
62 Nach dem Tode Leanders musste der älteste Sohn von Leanders älterem Bruder die Fragen stellen. Da er jedoch schon sehr früh dem Leben eines traditionellen Gehöfts entfremdet war, stand Akanming, ein erfahrener Elder, hinter ihm und flüsterte ihm jede zu stellende Frage vor.
63 Ein solches Ritual wurde von mir (F.K.) 2005 in Anyenangdu Yeri beobachtet und dokumentiert.
64 (Fußnote 9 bei Aduedem) The entrance would be closed.
65 (Fußnote 10 bei Aduedem); The shirt is removed leaving only trousers, and the trousers are folded upwards in the form of shorts.
66 (Fußnote 11 bei Aduedem) These young men must not necessarily be undertakers.
67 (Fußnote 12 bei Aduedem) Sons include the brothers’ male children because, the “English word [nephew] is never used by Bulsa for their brothers’ sons,” (cf Franz Kröger, Ancestor Worship Among The Bulsa Of Northern Ghana, Klaus Renner Verlag, Hohenschäftlarn, 1982, p. 85.). The equivalent of nephews in Buli for a sister’s sons is tua bisa (children of daughters) or ngesingsa.
68 (Fußnote 13 bei Aduedem) Kröger, “Returning Home as a Dead Man”, 2016.
4. DIE KUMSA TOTENFEIER
4.1 Vorbemerkung zu den Totenfeiern
4.1.1 Terminologische und methodische Überlegungen
Methodische Überlegungen: Unsere Darstellungsweise der beiden großen Totenfeiern der Bulsa (Kumsa und Juka) musste im Vergleich zum ersten Teil dieser Abhandlung leicht geändert werden.
Während im ersten Teil Zitate aus meinen Feldnotizen weitgehend in eine textliche Darstellung eingebaut wurden oder dem Schlussteil eines Kapitels (“Weitere Informationen”) beigefügt wurden, bilden die Feldnotizen bei der Darstellung der Totenfeiern das eigentliche chronologische Gerüst. Analysen und Zusammenfassungen werden als Einzelaufsätze im Anhang präsentiert.
Der Versuch, die Riten der Bulsa-Totenfeiern verschiedener Dörfer in ein chronologisches Nacheinander zu ordnen, ist mit großen Schwierigkeiten verbunden:
1. Viele Riten begleiten mit Unterbrechungen fast die ganze Totenfeier oder erstrecken sich zumindest über mehrere Tage (z.B. Imitation, Rasseln an der Matte, Umzüge um das Gehöft).
2. Viele Riten verlaufen fast unabhängig voneinander oder zumindest parallel.
3. Es bestehen Unterschiede in den einzelnen Dörfern und Sektionen, einige Riten treten nur in bestimmten Klansektionen auf.
4. Der chronologische Ablauf liegt nicht vollständig fest, sondern wird vor Beginn der Feier von den alten Männern im kusung-dok beraten und festgelegt. Sie entscheiden zum Beispiel auch, ob ein Ruhetag eingelegt wird und ob einige Riten ausgelassen oder an anderer Stelle vollzogen werden.
Die vorliegende Aufstellung kann daher nur grob darüber Auskunft geben, welche Riten und andere Aktivitäten man an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Tageszeit vielleicht erwarten kann. Die Nummerierung wurde vor allem zum Zwecke einer leichteren Referenz durchgeführt.
Name: Die erste Totengedenkfeier wird in dieser Arbeit, auch in Anlehnung an den gängigen Gebrauch meiner Informanten, als Kumsa (pl.) bezeichnet.
Azognab (2020) gebraucht die Buli Bezeichnung kuub-kumsa. E. Atuick (2020: 37f.) schreibt: …the kuub-kosik (dry funeral rites)… involves performance [kumsa] of the funeral [kuub]… Die erste Totenfeier nennt er kuub-kumka.
In Ghana gebraucht man auch die englische Bezeichnung “dry funeral” für die Totenfeiern, im Gegensatz zum “fresh funeral”, der Erdbestattung gleich nach dem Tode. Das Wort “funeral” ohne Attribut bezieht sich meistens nur auf die beiden Totengedenkfeiern.
R. Asekabta (Brief): I think kuub-kumka means the art of performing a funeral or how to perform a funeral. Kuub-kumsa means the performance of a funeral and Kumsa is a short form of performing a funeral for example (Kuumu Kumsa ale chum – the performance of the funeral will be tomorrow)
F. Kröger: Dictionary Buli-English: kumsa, n.pl. 1. mourning, weeping, crying… 2. funeral; kuub, pl. kumsa, kuuna death case, funeral celebration
Besuchte Totenfeiern des Autors
Kumsa-Totenfeiern (oder Teile von ihnen) wurden (falls nicht anders angemerkt) in den folgenden Gehöften besucht:
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60-65), 17.-18. April 1973: Totenfeier für einen im hohen Alter (90) im März 1973 verstorbenen Schmied (er soll angeblich noch gegen Babatu gekämpft haben). Besucht wurde nur der tika dai.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88.119a – 121a): abgehalten für einen Mann, eine verheiratete Frau und zwei Kinder. Besucht wurde nur die Feier des gbanta-dai (6.12.88).
Wiaga-Sichaasa (fn88,185): Funeral eine alten Mannes und einer alten Frau, ein kurzer Besuch am 19.1.89 (tika dai)
Akadem Yeri (fn 88,197+200a+b): Wiaga-Yisobsa: für fast einem Dutzend Männer und Frauen, Besuche am 28.1.1989 (tika) und 31.1.1989 (gbanta)
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b+222a); Besuch am 5.3.89: gbanta für eine eingeheiratete Frau
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,223-226): Vater von James Agalic, dem Assistenten und Informanten von R. Schott und F. Kröger; Besuch: 1.-4. Tag (7.3.-10.3.89)
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok-Ayaribisa (fn 233a+b): für zwei eingeheiratete Frauen (Riten hinter dem Gehöft), eine zurückgekehrte Tochter (vor dem Gehöft) und einen Jungen; Besuch am gbanta dai (16.3.89)
Abapik Yeri, Wiaga-Badomsa: 5.9.90 (fn 88,305b) ausführliche Informationen und Fotos durch Danlardy Leander
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, Totenfeier für Anyenangdu, dem Vater meines Hauptinformanten Anamogsi: 3.3.91-6.3.91 (Fotos und Informationen durch die Teilnehmer M. Striewisch und Danlardy Leander, ausführliche Informationen und Erklärungen durch Anamogsi und andere Hausbewohner)
Obwohl ich selbst diese Totenfeier in Anyenangdu Yeri, meinem Wohngehöft zwischen 1978 und 2011, nicht besuchen konnte, stehen mir für diese das reichhaltigste Material zur Verfügung. Noch bis 2011 konnten alle strittigen Fragen diskutiert und beantwortet werden.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a+b): Besuch: tika dai (13.2.01) und gbanta dai (gbanta an 2 Tagen: 15. und 16.2.01).
Atinang Yeri, Wiaga-Badomssa (fn 06, 6a+b; 10a, 27.1.2006): Kumsa Mitte März 2005 (nicht teilgenommen, Hauptinformation durch Anamogsi, Danlardy und Yaw; abgehalten für Verstorbene aus Atinang Yeri: Atinang, Angmarisi (jüngerer Bruder Atinangs), Kweku (jung), aus Anyenangdu Yeri: Awenbiisi, Asuebisas Sohn Akansang, Agoalie, Adiki (Azumas kleine Tochter); Beschreibung in den fn nur 1.-3. Tag; Imitatorin Atinangs: Atakabalie (Anyiks Frau), für Angmarisi Name entfallen, für Agoalie: Ajadoklie. Ergänzung durch einen Brief Danlardys: als Agoalie in ihrem Elternhaus starb, wurde sie dort begraben und ein funeral gefeiert. Später wurde in Anyenangdu Yeri eine zweite Totenfeier abgehalten.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa (fn 08.15) für 2 männliche Tote und 5 Frauen; Besuch: 17.2.08: kalika; 21.2.08: gbanta
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta; 22.2.08: kalika; 24.2.08: gbanta (tika fiel aus). Nur eine späte Phase wurde vom Autor selbst beobachtet.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa; Gehöft des Kambonnaabs und Erdherren Afelik: 25.-29.1.2011 (tika dai, kpaata dai, gbanta dai)
Information Danlardy: Brief vom 7.5.2004 (fn 2002/3,55a*): Frauen-Totenfeiern können auch zweimal abgehalten werden, z.B. wenn die Ehefrau im Haus ihrer Eltern stirbt, dort das funeral (Totengedenkfeier) abgehalten wird und der Gatte es dann in sein Gehöft holt. Agoalies funeral wurde in Sandema-Nyaansa und in Anyenangdu Yeri abgehalten.
Vom 2.-6. Mai 2004 hielt Anamogsi Agoalies und Abiisis funerals in Atinang Yeri zusammen mit denen von Atinang Yeri ab (von mir nicht beobachtet).
4.1.2 Die Seele (chiik) des Toten
Der folgende, einleitende englische Text wurde in gekürzter Form entnommen aus: F. Kröger: Religious and rebellious elements in Bulsa funeral rituals, Buluk 10 (2017): 97-99.
Although the Bulsa are often regarded as one of the best-studied ethnic groups in Northern Ghana, their funeral rituals, with their interweaving of innumerable religious rites and secular acts of various kinds, have never been the subject of a general monographic publication.
The basic religious idea of funeral celebrations may lie in preparing a transition of the deceased from the land of the living to the land of the dead. In order to understand this process better, it is necessary to clarify which parts of the human personality are affected by certain rites concerning the deceased. The Bulsa attribute a number of personality components to each person.
One of them is nyuvuri (cf. nyueri, ‘nose’, and ‘vuum‘ life) or the “pulsating life”, which is mainly revealed in the respiratory movements. Another component is the “life force” or pagrim, which is not only shown in physical strength but also in the immunity from and resistance against harmful spiritual influences, e.g. ghosts, witches, bush-sprites, etc. (cf. Kröger 1978: 143-145). The personality components mentioned so far play only a subordinate role in burial and funeral rituals. More important are the functions and activities of the following three components (ibid. 140-143):
• The body (nying, pl. nyingsa)
• The wen, a divine power associated with an individual, but worshipped by sacrifices to a shrine outside the body (Kröger 1982: 6ff and 2003: 254ff)
• The soul (chiik, pl. chiisa)
The dead body and its odour (piisim) may be a great danger to the living. Only the initiated grave diggers know exactly how to deal with it. The corpse of a deceased is usually buried on the day of death. This activity usually takes place within the narrow circle of one’s own family (cf. 3.4 und 3.5).
The veneration of a deceased person’s wen is intensified only years or decades after the burial. Although during the funeral celebration the wen-shrines of the deceased exist in the compound, sacrifices to these or any other rituals concerning them are not a part of the funeral celebration.
As will be explained in more detail below, the soul (chiik) of the dead is paramount among the religious events of the first funeral celebration. After the funeral, the personality of the dead man is represented less by the tomb than by the sleeping mat (tiak, rolled: ta-pili) on which the dead man died, for it is regarded as the abode of his soul. In the past and even in some compounds of the present, this entailed leaving a small dish of food in the ancestral room every evening and, on the next morning, removing the untouched food. This means that the dead man did not consume the food in a material sense, but only took its power or substance as nourishment. Afterwards it was consumed by humans or fed to animals. Furthermore, certain preferences of the deceased, for example his enjoyment of beer, kola nuts or tobacco are respected by placing these luxuries for some time in the ancestral room.
The soul of the dead is not always enclosed in the mat or hovering around it. It can, for example, visit the deceased’s body in the grave (boosuk). In order to have free access, a small hole is left in the ceramic cover of the grave until the end of the final funeral.
Abb.: Der amtierende Gehöftsherr Leander Amoak informiert seinen Ahnen Abonwari über ein rituelles Ereignis
According to information from Gbedema, some Bulsa (usually thoughtlessly) invite the ancestors or the dead to eat with them by uttering the following sentence before eating: Ni de abe ni ge te mu (You eat before you give me). Moreover, a ceramic pot (liik) with drinking water, located in a corner of each courtyard, should never be empty so that recently deceased persons and ancestors can serve themselves here.
When the head of a compound (yeri-nyono) dies, it is either his eldest brother or his eldest son who performs all important rituals and they are also responsible for the deceased’s soul . However, they exercise these rites only for the deceased and must inform their predecessor about every important ritual in the compound by speaking to his soul in the mat.
Information Godfrey Achaw (fn 73,178): Eine Seele kann stark (powerful) oder schwach sein. Eine Person mit starker Seele ist schwer zu töten oder zu schädigen.
Die Seele kann den Körper des Nachts verlassen und alle Orte, die sie tagsüber besucht hat (und auch andere), noch einmal aufsuchen. Wenn die Seele nachts von einem Gespenst verfolgt wird, träumt der Schlafende davon. Nach dem Tod wird die Seele einer Hexe zum Gespenst (kok). Die Seele anderer Menschen geht nach dem Tod zu Naawen (Gott), oder, wie andere sagen, ins Ajiroa Totenreich. Wenn ich [Godfrey] sterbe, werde ich in Ajiroa mit meinem Körper neu geboren, aber Fremde können mich nicht sehen. Man erwartet aber gleichzeitig noch Körperreste im Grab. Die Speisen, die Familienangehörig in den Raum, in dem sich die Matte befindet, stellen, sind für das chiik des Toten bestimmt. Jeder kann die Speisen später essen, nur nicht die Gatten der Verstorbenen.
Information Apusik (Sandema-Kobdem?) während Awuuliimbas Totenfeier (fn 88,126b): Die Seele des Toten zieht nach der Juka-Feier ins Totenreich Ajiroa. Andere sagen, dass die Seele nach den Totenfeiern weiterhin in dem bui (Speicher) des Toten wohnt. Wenn die Seele von Ajiroa aus ihr altes Gehöft besucht, wohnt sie auch im bui. Der [runde] Stein [tintankori] auf dessen Boden symbolisiert auch die Seele.
Danlardy in seiner Examensarbeit (fn 86,12a): Jeder Mensch (nurbiik) hat drei Seelen (chiisa): 1. eine geht nach dem Tod zu Gott, 2. eine lebt im toten Körper weiter, 3. Die sitana-Seele wird beim Tod vernichtet, d.h. sie stirbt mit ihm. Die dritte Seele verleitet den lebenden Menschen Böses zu tun.
Information Margaret (fn M79,8b): Sie selbst fürchtete sich vor Kühen. Sie hatte einen Traum, dass sie von Kühen gehetzt wurde. Die Nachbarn sagten ihr, dass Hexen ihre Seele verfolgten.
Azognab 2020: 56: The fourth interview question to the [15] respondents was: What happens to the human person after death? All the respondents answered that the chiik (soul) of the person hovers around the tapili (death mat), the boosuk (grave) and the dalong or kpilima-dok… until the death and funeral rites and rituals are properly completed.
4.1.3 Allgemeine Informationen zu den Totenfeiern
(Vgl. auch 7. Ergänzungen… (7.1.-7.5) und F. Kröger 2017: 97-113: Religious and rebellious elements in Bulsa funeral rituals)
4.1.3.1 Aufhebung von Tabus (kisita, Sing. kisuk) des Alltagslebens
(oder: Tätigkeiten während der Totenfeier, die im Alltagsleben nicht ausgeführt werden dürfen)
Information Godfrey Achaw (fn 73,32): Wenn ein Ehebruch während eines Festes geschieht, wird er nicht als Ehebruch angesehen und die Frau braucht ihren Mann nicht zu informieren. Andere aufgehobene Tabus bei großen Festen sind: Ein Kalijiisa Mann kann eine Kobdem Frau heiraten, aber die Heirat innerhalb einer Sektion ist nicht erlaubt. Die Aufhebung der Tabus gilt nur bei: 1. Funeral eines großen, alten Mannes, 2. Harvest Festival Fiok (November – Dezember), 3. in bestimmten Fällen bei Opfern an das Land.
Information Apusik, Sandema (fn 88,226b): Bei einem Funeral werden folgende Tabus aufgehoben:
1. Suma (Rundbohnen) und tue (kleine Bohnen) werden zusammen in einem Topf gekocht
2. Man darf Tuch oder Kleidung auf das Dach des kusung oder kusung-dok legen (sonst kisuk)
3. Bestimmte Lieder dürfen nur bei Totenfeiern gesungen werden.
4. Man darf im Haupteingang (nansiung) stehen bleiben.
5. Sonst darf man nicht innerhalb und außerhalb des Viehhofs trauern (?).
6. Nur am kpaata-dai besteht eine sexuelle Freizügigkeit.
Information Yaw (fn 06,34b): Aufhebung von Tabus bei Funerals: 1. Man darf Totenlieder singen, 2. Matten werden mit der Spitze zum Boden aufgestellt, 3. Gewöhnlich darf man nicht über liegende Matten schreiten. Falls dieses geschehen ist, muss man zurückspringen und um die Matte herumgehen. Wenn ein Tier über die Matte schreitet, wird es sofort getötet. 4. Sex außerhalb des Gehöfts ist sonst strikt tabu. 5. Kochen von suma und tue Bohnen in einem Topf ist sonst tabu.
Yaw hat von einer Aufhebung des Exogamie- oder Inzestgebotes noch nie etwas gehört. Ein Stehenbleiben im Eingang ist auch bei Totenfeiern verboten (nach anderer Information erlaubt).
Information Yaw (fn 01,2b): Imitation bei einem weltlichen Fest (tigi) ist tabu (kisuk)
Information Danlardy, Yaw, u.a. (fn 94,22a): Der älteste Sohn eines Verstorbenen darf dessen Kleidung zu Lebzeiten nicht tragen. Bei der Kumsa bekleidet er sich hiermit, bevor die Imitatorin diese Kleidung anzieht.
U. Blanc (2000: 55, 136f und 145): Die Intonation der Rhythmen beim zong-zuk cheka (Musizieren auf dem Flachdach) ist außerhalb der Totenfeier tabu (kisuk).
4.1.3.2 Weitere allgemeine Kurz-Informationen zur Kumsa-Totenfeier
Totenfeiern für Frauen
F.K.: Gewöhnlich werden die Totenfeiern von verheirateten Frauen im Gehöft ihres Ehemannes zusammen mit den Feiern von verstorbenen Männern abgehalten.
Wird eine Totenfeier nur für Frauen ausgeführt, so entfallen zum Beispiel die Kriegstänze ganz. Wenn außerdem die Mattenverbrennung schon auf den ersten Tag verlegt wird, so fällt der ganze zweite Tag aus (so auch Aduedem).
Zeitliche Abhaltung der Feiern
Information Godfrey Achaw (fn 73,47): Die erste Totenfeier findet entweder in der nächsten Trockenzeit oder Jahre später statt.
(fn 73,54b): Die Reihenfolge in der Abhaltung von Totenfeiern: In den vier Nachbargehöften in Yongsa (ko-bisa) muss jedes auf das Funeral eines Nachbarhauses warten. Aber nach 20-30 Jahren werden die vier Häuser wohl ganz selbständig sein (ohne Wartepflicht).
Information Yaw (fn 01,2b): Anders als in Sandema dürfen Totenfeiern in Wiaga nicht an einem Markttag beginnen. In Sandema werden viele Einzelriten usw. ausgelassen, besonders an Markttagen.
Aduedem 2019: 12f: This part of the final funeral rites [Kumsa] takes three or four days for the average male or female respectively, or four or five days of an elderly man or woman of status respectively. It depends on the part of Buluk, when final funeral rites of mixed sexes are celebrated together, in Chuchuliga and some other parts, the male funeral takes precedence, whereas in Sandema and the southern part of Buluk, the female funeral takes precedence. Thus, the days are followed according to whose funeral takes precedence in cases of mixed celebrations.
Irrtümlich für lebende Personen abgehaltene Totenfeiern
Information Akambonnaba, Cape Coast (fn 73,53a): Wenn jemandes Totenfeier abgehalten wurde, gilt er als tot. Sein Vater musste im Krieg einen Krankenwagen fahren und in Siniensi erhielt man die Nachricht, dass er im Krieg gefallen sei. Man hielt seine Totenfeier ab. Obwohl er wieder auftauchte, galt er als tot und durfte nie wieder in Siniensi erscheinen (seine Kinder wohl). Er starb am 24.2.67.
Information Godfrey Achaw (fn 73,53a): Godfrey kennt auch einen Fall, dass man für einen verschollenen Mann eine Totenfeier abhielt. Dieser geht nach seiner unversehrten Rückkehr ins Bulsagebiet nicht mehr nach Sandema. Wenn er dort in einem Auto vorbeikommt, zieht er sich ein Tuch über den Kopf. Er darf auch aus Sandema keine Geschenke annehmen oder dort Geschenke geben. Außerhalb Sandemas dürfen ihn Leute aus Sandema besuchen.
Information Margaret Arnheim (fn M20b): Im Krieg wurden irrtümlich funerals Lebender abgehalten. Als sie zurückkamen, wurden sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Man sagt, dass sie ein sehr langes Leben haben werden.
Miiga-Totenfeiern
Abb.: Ritual-miiga aus Wiaga Chiok
Information Leander Amoak und ein Schmied (Ako?) aus Wiaga Chiok (fn 73,151):
Das Miiga-Funeral: Bei ganz bedeutenden Männern der Schmiedesektion wird ein Teil ihrer Totenfeier schon zu Lebzeiten abgehalten. Dabei spielt eine Schmiedezange (miiga), die mit Lederfransen zu einem “Wedel” umfunktioniert wurde, eine große Rolle. Sie dient dazu, böse Geister zu vertreiben. Bei einem miiga-funeral werden schon mehrere Kühe geopfert, aber nicht auf dem Aschenhaufen (tampoi). Wenn die Person später stirbt, werden keine weiteren Tiere geopfert. Vor einigen Wochen hat ein sehr kranker Mann eine solche miiga-Ehrung erhalten, ist aber kurz danach gestorben. Leander selbst hatte nie von einem miiga-funeral gehört. Eine miiga wurde für mich angefertigt (s. Foto), die sich jetzt im Völkerkundemuseum Werl befindet.
Information Thomas Achaab aus Sandema Choabisa (fn 73,151b): Die miiga spielt auch in Sandema eine große Rolle, wenn ein großer, alter Mann stirbt. Dann werden noch am Sterbetag die mit Lederstreifen verzierte miiga und eine Eisenstange (iron rod) um das Haus getragen.
Die verstorbene Person und ihre Totenfeier
Information Godfrey Achaw (fn 73,55a): Wenn jemand ganz plötzlich stirbt (z.B. durch ein tanggbain) erhält er keine Totenfeier. Seine Sterbematte wird am Sterbetag verbrannt und er wird auch ausnahmsweise als Mann außerhalb des Gehöfts beerdigt. Frauen, die im Wochenbett sterben, erhalten gewöhnlich eine Totenfeier. Wenn ein Kleinkind bis zu etwa 3 Jahren, nach dem kein Kind geboren wurde, stirbt, erhält es keine Totenfeier.
Information Yaw (fn 97,39b) Die Totenfeiern von Erdherren und Schmieden gleichen vollständig denen anderer Personen.
Information Yaw (fn 23b): Frauen, die nie Kinder hatten, auch nicht eine Tochter von einem anderen Mann, bekommen die Totenfeier eines Mannes.
Tabus
(Siehe auch 4.1.3.1: Aufhebung von alltäglichen Tabus des Alltagslebens bei Totenfeiern)
Information Godfrey Achaw (fn 73,48a): In den 3 (bei männlichen Toten) bzw. 4 Tagen (bei weiblichen Toten) schlafen nur die Frauen im Gehöft, die Männer schlafen außerhalb des Gehöfts.
(fn 73,69): Godfrey (Kalijiisa-Yongsa) und sein Freund John aus dem Nachbarhaus, das zu Kalijiisa Chariba gehört, sind am gleichen Tag geboren. Falls in Johns Haus eine Totenfeier stattfindet, muss John im Hause von Godfrey (Anpan Yeri) schlafen und essen bis die Feier vorbei ist und zwar auch dann, wenn Godfrey nicht anwesend ist. Er kann von dort aus alle Veranstaltungen der Feier besuchen.
Eigene Beobachtung bei der Seifenherstellerin Rita Atuick (fn 94,11a): Als ich Rita besuchte, um die Seifenherstellung zu beobachten, lag ihr Bruder, der neue Häuptling von Wiaga, in ihrem kusung. Er durfte das Häuptlingsgehöft während der 4 Tage der Totenfeier seines Vorgängers Asiuk nicht betreten.
Konflikte
Information Danlardy Leander (fn 88,1): Adiaks Tod: Es gab nach Leanders Tod viel Streit zwischen Leanders Kindern und Adiak, weil Adiak Danlardy drängte, die Totenfeier von Abonwari (gestorben wohl im 19. Jahrhundert) abzuhalten, denn dadurch wäre er selbst kpagi der Ayarik-bisa geworden. Als Adiaks Frau starb, wollte Danlardy ihre Totenfeier mit der von Abonwari, Atiim und Leander verbinden. Daraufhin hielt Adiak die Feier seiner Frau alleine ab.
Information Ayarik Kisito (fn 73,319b): Jujus: Das magische Mittel jugi (pl. juga) wird nur bei Totenfeiern gebraucht. Es ist ein schwarzes Pulver (zerriebene Holzkohle), das auf die Erde gestreut wird. Jeder, der darauf tritt, bekommt Elephantiasis.
Abb.: Musikgruppe auf Anyenangdus Kumsa-Feier
Musikinstrumente
Information Leander Amoak (fn 81,30): Bei Totenfeiern [F.K. bei Umzügen um das Haus?] sollten gespielt werden: 6 Flöten (wiisa), 2 Zylindertrommeln (ginggana), 2 Kalebassentrommeln (goa), 1 Sanduhrtrommel (gunggong), 1 Paar sinsaara-Rasseln
bei Kriegstänzen: 1 dunduning-Trommel, 1 Doppelglocke (sinleng), 1 tanpain Horntrompete (ähnlich der namuning-Horntrompete)
Zum Vergnügen und zum Tanz: 1 Kalebassentrommel (gori), 1 Paar sinyaara-Rasseln (als Korbrasseln oder runde Kalebassenrasseln)
Weitere Informationen
Information Godfrey Achaw (fn 73,60a): Totenfeier Atekobas am 17.4.73: Veranstalter war das Oberhaupt [kpagi] von Choabisa, für die Kosten musste der älteste Sohn aufkommen. Atekoba wurde in einem Wohnhof seines Gehöfts beerdigt [ma-dok?]. Um 23 Uhr, vor dem ersten Tag, setzte Regen ein (ein gutes Zeichen). Man glaubte, dass Atekoba ihn veranlasst hatte. Männer stiegen auf Flachdächer und führte ohne Helm, aber mit einer Axt Kriegstänze auf. Solche Tänze führt man auch aus, wenn Regen lange auf sich warten lässt.
Information Sebastian Adaanur (fn 79,11b): Die Funerals von Doninga unterscheiden sich in vielen Dingen von denen Sandemas.
Information Margaret (fn M52b): Margaret ging in einer völlig fremden Sektion in Siniensi zur Totenfeier (mit Mary Assibi, die weitläufig mit dem Gehöft verwandt war), weil es dort ein großes “packed funeral” gab, d.h. die Feiern vieler Personen waren zusammengelegt. Ba tigsi kunanga ngomsi. They “pack” (oder “collect”) funerals.
Information Margaret (fn M,61a): Wenn nur die Kumsa-Feier, nicht aber die ngomsika-Feier (=juka) ausgeführt werden, so sagt man “nye kuub zaani” (eine Feier zur Hälfte ausführen).
4.1.4 Vorbereitungen und Planungen zur ersten Totenfeier
Längere Zeit vor der Totenfeier werden die Kosten für Tieropfer etc. aufgestellt und geplante Einladungen diskutiert.
4.1.4.1 Geplante Einladungen und Kostenaufstellungen für Asik Yeri, Wiaga-Badomsa
Für die noch ausstehenden Totengedenkfeiern (einschließlich des im 19. Jahrhundert verstorbenen Abonwari) werden immer wieder neue zeitliche und finanzielle Pläne gemacht. Meines Wissens (F.K.) sind sie bis heute (2022) noch nicht ausgeführt.
Information Danlardy Leander (fn 86.7a): Die ausstehenden Totenfeiern in Asik Yeri wird man wahrscheinlich in zwei Abteilungen durchführen: zuerst die ältere Generation (Abonwari), dann die jüngere Generation (Atiim und Leander). Adiak drängt Danlardy zu den Totenfeiern und beschimpft ihn. Ich (F.K.) solle ihn fortan nicht mehr besuchen.
Information Danlardy Leander (fn 2002/3,55a*): Planung Leanders Funeral: Das Gehöft Asik Yeri wird vorher renoviert; offizielle Einladungen gehen an Ayarikbisa, Adum Yeri und Aluecharis Familie. Das Funeral wird kombiniert mit denen von Abonwari, Akanzaaleba, Atiim Maami, Atoalinpok und Aparing. Die Organisation liegt bei Michael Atiim (Krankenpfleger), Danlardy und den jüngeren Geschwistern. Sie stellen auch das Geld für die nang-foba-Tiere, für cheri-Opfer, für Hirsebrei (saab) und Reis für die Beköstigung der Gäste, Malz (kpaam) für Pito zur Verfügung.
Einladungen und Kosten für die geplanten Totenfeiern in Asik Yeri
Information Danlardy Leander, 24.1.2006 (fn 06,5a):
Am 7.1.06 wurde ein vorbereitendes Treffen in Asik Yeri veranstaltet:
Folgende “uncles” und “aunts” (i.e. matrilinearen Verwandten), bzw. Vertreter ihrer Lineages sollen zu den geplanten Totengedenkfeiern (Leanders u.a) eingeladen werden (s. Genealogie im Anhang):
1. Wabilinsa: Awon Yeri
2. Dokbilinisa: Achambe (Achagbe?) Amoak
3. Gbedema chief’s house: Akan-nyemi
4. Bilinsa: Akpadiak
5. Longsa: Ajaana
6. Chiok: Assibi
7. Kadema (Atongkas Verwandte)
8. Chiok: Abavare (Atongkas Verwandte)
Vorher müssen noch folgende Totenfeiern besucht werden (einschließlich die von matrilinearen uncles und aunts):
1. Abonwaris Frau in Gbedema, Besuch durch 2-3 Leute; als Geschenke Kolanüsse und 2 Gallonen Alkohol
2. Gbedema Chief’s Compound: Zum Funeral von Akan-nyemi ist ganz Badomsa zur Teilnahme eingeladen
(3.?) Für Ayarik (Apaarichangs Sohn) : Getränke, Kolanüsse, Schießpulver,
(Für die geplanten funeral Besuche:)
Alkohol: 1 Gallone zur Begrüßung, 1 Gallone für “intention”, 2 Gallonen für die Badomsa Leute, die mitgehen; 1 Gallone “dispatch” (?)
Gesamtkosten (für funeral Besuche und die geplante Feier in Asik Yeri);
zusammen 7 Gallonen Alkohol 385.000 Cedis (7 x 55.000 Cedis) [2006: 35,8 €]
3 Flaschen Schießpulver 105.000 Cedis (3×35.000 Cedis) [2006: 9,77 €]
1 Kalebasse Kolanüsse 50.000 Cedis [2006: 4,65 €]
1 Ziege 100.000 Cedis [2006: 9,31 €]
5 Schalen (bowls) gekeimte Hirse 50.000 Cedis [2006: 4,65 €]
4 Schalen Reis 68.000 Cedis [2006: 6,33 €]
Suppenzutaten 142.000 Cedis [2006: 13.22 €]
Summe 900.000 Cedis [2006: 83,71€]
Die 900.000 Cedis müssen von den Familienmitgliedern aufgebracht werden, die Geld verdienen: Danlardy als Rektor der Arabic School, Anangkpienlie (trader), Michael Abaalsa (nurse)…
Jeder muss 150.000 Cedis [2006: 13,96 €] bezahlen. Michaels Frau Atta sammelt das Geld ein.
Für Februar 2006 ist das “Greeting” geplant, für März oder April das Funeral.
Benötigte Opfertiere für die Totenfeier in Asik Yeri:
A) Nang-foba Tiere (am tampoi)
a) Für männliche und weibliche Verstorbene der eigenen Lineage:
Für Abonwari, Atiim, Leander (†1985) und alle verstorbenen Töchter zusammen ein Schaf und Hühner
b) Für eingeheiratete Frauen:
ein Schaf und ein Huhn für jede der folgenden Frauen:
1. Atoalinpok (Danlardys Stiefmutter, †1994), 2. Maami Atigsidum (Danlardys Stiefmutter, †1995), 3. Achimpoore (Atiims Gattin, Danlardys FBW), 4. Abonwari’s Frau, die im 19. Jahrhundert von Sklavenjägern entführt wurde (funeral in Gbedema?)
B) Cheri-Opfertiere
4 Ziegen für die eingeheirateten Frauen
1 Schaf für alle Männer (zusammen)
Weitere Auslagen für kpaam tue (gekeimte Hirse für Hirsebier, das zum Teil schon den Verwandten vor Beginn der Feier angeboten wird), Schinüsse, Bohnen, Rundbohnen usw.
Information Danlardy Leander 1.6.06 (fn 06,4b): Geplante Totenfeiern in Asik Yeri: Eine dreitägige Totenfeier ist für folgende Männer und “Töchter” geplant: Abonwari, Leander Amoak (†1985), Atiim, Ajaring (Atongkas Vaters Schwester), Paulina Abaala (Michaels Frau, †2002) und Adaanlie (Danlardys Schwester). Am letzten Tag (gbanta) beginnt (ohne Ruhetag) die Totenfeier für die Ehefrauen: Abonwaris Frau, Atoalinpok (Leanders Frau, †1993), Achinpoari (Atiims Frau). Sie dauert 5 Tage, inklusive 1 Ruhetag.
4.1.4.2 Geplante Einladungen und Termine, Apok Yeri, Wiaga Yisobsa-Napulinsa
Informant immer Yaw Akumasi Williams (vgl. Genealogie im Anhang 3)
(fn 02,21): In Apok Yeri hat man lange darüber diskutiert, welche “uncles” (matrilineare Verwandte) und “in-laws” (Familien der Ehefrauen) zu den anstehenden Totenfeiern eingeladen werden sollen. Verwandte der eigenen Sektion werden nicht eingeladen, sie sind Veranstalter. Man muss feststellen, welche Totenfeiern vorher noch eingeholt werden müssen, z.B. von Asuk, dem verstorbenen Gatten von Amelinyang(a) aus Gbedema. Man wird den san-yigma Kwame Atongdem (chief’s house) mit einem Hackenblatt, einem Armreif und Tabak nach Gbedema schicken. Beschlussfassend in den Planungen sind die drei Gehöftherren von Apok Yeri (Ayuekanbe), Ayienyam Yeri (Abasimi) und Akanguli Yeri (Asiidem), nicht aber elders aus dem fernen Napulinsa (siehe Genealogie Apok Yeri, Anhang 3)
(fn 02,23b: Amelinyanga brachte aber die doglie Awenlemi nach Apok Yeri, die Akalabey und Francis gebar. Amelinyanga verließ Apok Yeri, als Asuk noch lebte, während ihre doglie Awenlemi blieb. Als Awenlemis Tochter Awabilie (vor Asuk) starb, rasierte man das Kopfhaar ihrer Mutter nicht. Als Asuk starb, ging Awenlemi zurück in ihr Elternhaus in Gbedema, nachdem sie vorher an anderer Stelle verheiratet gewesen war. Asuks funeral konnte nicht abgehalten werden, weil eine seiner Frauen (Awenlemi) abwesend war. Apok Yeri hat (2002) bereits den Gbedema Compound begrüßt, und man wird Tiere (Schaf, Ziege) nach Gbedema schicken, weil Apok Yeri nichts getan hat, als Amilenyanga in Gbedema starb. Es ist eine Art Rückerstattung für die Tiere, die man den vayaasa bei der Bestattung gegeben hat. Wenn in Gbedema ein bestimmter Schrein noch ein Opfer verlangt, wird man auch für diese Kosten aufkommen müssen. Man schickte auch Armreifen und eine nabiin-soruk Kette nach Gbedema, weil Awenlemis Tochter Awablie starb. Awenlemi wird die Kette und die Armreifen tragen, wenn sie nach Apok Yeri kommt, aber auch während der funerals. Später legt sie sie ab, sie bleiben aber ihr Eigentum. Das Schicken der Tiere und des Schmucks ist indirekt auch ein Werben, dass Awenlemi zurück nach Apok Yeri zu ihren Kindern kommt. Bei ihrer Ankunft wird ihr Kopfhaar vollkommen geschoren werden. Wenn das Haar bis zum funeral nachgewachsen ist, wird es erneut geschoren. Beim Funeral ist sie pokogi (Witwe) von Asuk. Wenn Gbedema-Leute kommen, bringen sie einen großen busik-Korb voll zamonta und Erdnüsse mit, um ihre Tochter Amelinyanga in das Gehöft ihres Gatten zurückzubringen. “Ti liewa a kuli wa chorowa yeni”. Man wird nie erwähnen, dass sie schon seit langem tot ist. Das Rasieren des Kopfhaares heißt: pukongta bobika (‘binden’ weil sie eine Zeitlang an das Innere des dalong gebunden ist).
Information Yaw (fn 06,35b): Das Funeral von Yaws Schwiegervater in Aluesa Yeri (Sichaasa): Etwa vier Tage vor Beginn (nach Ansetzen der gekeimten Hirse) wird Asiidem, Yaws san-yigma, nach Apok Yeri kommen, nachdem ein Bote aus Aluesa Yeri ihn (Asiidem) informiert hat (Asiidems Mutter kam aus Sichaasa). Yaw hat keinen zweiten san-yigma.
Information Yaw, 19.12.02 (?):. Angmanweenboa aus Apok Yeri hatte einen Mann aus Wabilinsa geheiratet. Als ihre Stiefmutter in Apok Yeri krank wurde, kam sie mit ihrem kleinen Sohn Apung (Yaws Vaters Vater) zurück in ihr Elternhaus. Apung blieb in Apok Yeri und sein Kumsa-Funeral wurde dort abgehalten (Juka noch nicht). Eigentlich hätte Wabilinsa das Funeral von Angmanweenboa und Apung anfordern müssen. Apung heiratete im Süden Angmanyieba aus Sandema-Bilinsa. Ihre Vollschwester Ayigmi, die bei ihrem Onkel (Haus ihrer Mutter) in Azong Yeri, Kubelinsa (Goldem?) lebte, wollte ihrem Gastgeberhaus gefällig sein. Sie stahl aus ihrem Elternhaus die Totenmatte von ihrer Mutter aus Bilinsa und brachte sie nach Azong Yeri. Ayigmi heiratete einen Bruder Akais (Badomsa) und lebt als einzige Person in dessen Gehöft. Ihre Tochter Asagipok lebt heute nach geschiedener Ehe in Asisapo Yeri (Badomsa). Asajipoks Sohn Mahmudu lebt in Bolgatanga.
In Apok Yeri versucht man Kompromisse zu finden. Sie wollen zum Beispiel die Matte von Azong Yeri holen und sie dann Amoboari Yeri in Bilinsa geben. Falls die Matte dort ist, können Bilinsa-Leute zu Ayigmis Totenfeier in Badomsa kommen (sonst nicht). Als Angmanyieba starb, kamen Bilinsa-Leute nach Apok Yeri zur Begrüßung, aber sie durften nicht trauern (kisuk). Auch andere, die nach Apok Yeri kommen, dürfen nicht trauern (auch Azong Yeri nicht), nur begrüßen. Yaw, der jetzt die Angelegenheit seines VaVa in Apok Yeri leitet, durfte um Angmanyieba trauern. Es fand aber keine offizielle Verkündigung (kuub darika) des Todes statt. Es besteht kein echter Streit zwischen den einzelnen Häusern, nur rituelle Verbote. Wabilinsa muss mit einem Schaf nach Apok Yeri kommen, um Apungs funeral nach Wabilinsa zu holen. Yaw könnte das Wabilinsa-Gehöft besuchen, aber nicht über Nacht bleiben, da sonst sein Leben in Gefahr wäre. Yaw und sein Vater Akumasi gelten als Angehörige von Apok Yeri, weil Apungs und Angmanyiebas Totenfeiern dort abgehalten wurden.
4.1.4.3: Planungen in Anyenangdu Yeri, Wiaga Badomsa
Information Akanpaabadai 30.1.89 (fn 88,199b): In einigen Jahren wird die Totenfeier Anyenangdus gefeiert werden, zur Zeit ist alles noch nicht ausdiskutiert. Außerdem werden die Totenfeiern von Atuiri, Angoong, Atuiri pooma (5!), Anyik pok, Afelibiik pooba baye, Amuning Ali (Atinang yoa), Akanminiba (Akais Vater) abgehalten werden. (Die geplante Feier wurde 1991 ohne meine Anwesenheit durchgeführt).
Information Danlardy über Anyenangdu Yeri, 12.2.07: Anamogsi verrichtete das Kumsa-Funeral von Agbiera ( 1.1.2006), Akanpaabadai und Akumlie in Anyenangdu Yeri am 28.12.06, das Juka-Funeral am 3.1.07ff. Es waren nicht viele Personen dort, denn vorher hatte es eine Streit mit Akanjaglie gegeben, nachdem Söhne Anamogsis Teile von ihrem Gehöft niedergerissen hatten. Vor den funerals war der Streit beigelegt und Akanjaglie nahm als Witwe Akanpaabadais an den Totenfeiern teil. Über eine Planung dieser Totengedenkfeiern ist mir nichts bekannt.
Abb.: Wahrsagersitzung in Wiaga Badomsa
4.1.4.4 Wahrsagerbesuche
Vor der Durchführung einer Totenfeier werden immer zahlreiche Wahsagerbesuche durch den Gehöftherrn notwendig sein. Unmittelbar vor dem Beginn der Kumsa-Feier, befragt dieser den Wahrsager vor allem über die Durchführung der Feier und über die Leiter der Feier (elders, kuub nyam), die alle wichtigen Entscheidungen fällen. Ein Teil dieser Leiter der Feier kommen wohl immer aus einer anderen Sektion. Eine Totenfeier in Wiaga-Sinyangsa-Badomsa wird wohl immer von Elders aus Sinyangsa-Kubelinsa durchgeführt, für Sandema-Kalijiisa sind mir zwei Feiern bekannt, in denen Elders aus der Nachbarsektion Bilinsa die Leitung übernommen hatten.
Information Danlardy Leander (fn 94,86b): Die Veranstalter einer Totenfeier (kuub nyam) kommen immer aus der eigenen Sektion und einer verwandten Nachbarsektion. Für die Totenfeiern von Abonwari, Atiim, Leander, Atoalinpok und Maami ist diese Nachbarsektion Kubelinsa.Kurz vor Beginn der Kumsa treffen die ausgewählten Elders im Trauergehöft ein. Sie nehmen im kusung-dok (Versammlungsraum mit geschlossenen Wänden) platz, diskutieren das Fest und werden mit Hirsebier und Hirsewasser bewirtet.
4.1.4.5 Vorbereitendes Treffen ein oder mehrere Tage vor der Feier
Anyenangdu Yeri, 28.2.1991 (drei Tage vor Beginn der Feier)
Die Veranstalter und Ältesten aus Anyenangdu Yeri beraten im kusung. Anamogsi, Atinang, Ansoateng, Atupoak, Akayabisa und Akabre beraten sich getrennt im Viehhof (siehe Foto). Sie schicken einige von ihnen zu den Ältesten im kusung, um ihnen ihre Entscheidung mitzuteilen (getrennte funerals für Aluecharis Söhne).
Abb.: Bewirtung mit Hirsebier im kusung
Abb.: Die ko-bisa Anyenangdu Yeris haben sich zu einer getrennten Sitzung im Viehhof versammelt.
Den Ältesten wird ein Topf Pito und eine Schale Hirsewasser geschickt; Akperibasi (Abasitemi Yeri) teilt es aus (siehe Foto). Man zeigt den Ältesten 5 Flaschen Schießpulver und die Schießrohre (“buried guns”, da-guunta), um zu beweisen, dass man auf die funerals gut vorbereitet ist; das Schießpulver wird durch einen Schuss getestet.
Aduedem 2019: 13: …the sons or relatives call the yie nyam (landlords) to the house and inform them that they should perform their funeral for them (ni kum ti kuumu te ti). When they fix the day, there will be another announcement to all (as usual, young men are sent to the houses to inform them) that the following day, they shall be removing Mr A’s mat.
4.1.5 Zug zum Markt
Der Zug zum Markt scheint in Wiaga seltener und inoffizieller zu sein als in Sandema. In jedem Fall muss die verstorbene Person alt und angesehen gewesen sein. Ich erlebte ihn nur einmal während der Juka-Feier im Gehöft des Wiaganaab, das direkt neben dem Markt liegt.
Information Godfrey Achaw (fn 73,46, 49a): Am Markttag vor der Totenfeier ziehen alle Musikanten zum Haus des Toten. Zusammen mit Hausbewohnern, Nachbarn und Verwandten gehen sie danach zum Markt. Die Männer der Sektion tragen ein Tierfell (Kuh, Ziege, Schaf) um die Hüften und eine Axt (liak) über die Schultern. Sie ziehen einmal um den Markt und machen bekannt, dass am nächsten Tag eine Totenfeier stattfindet. Es wird viel getrunken. Der chief mourner […] muss die Musikanten mit Hirsebier versorgen. Die Musikgruppe besteht aus Trommeln (besonders ginggaung), Flöten und Hörnern. Abends ziehen alle zum Trauerhaus und man bleibt dort. Der Beginn der Totenfeier liegt nach 12 Uhr mittags, da die Leute morgens nach Hause gehen wollen, um ihr Vieh zu füttern etc.
4.2. Zur chronologische Auflistung der Ereignisse der Kumsa Feier
Der Ablauf der ersten Totengedenkfeier erstreckt sich über 3-4 Tage, mit Einschluss eines Ruhetages (vuusum dai) bis zu 5 Tage. Die oft geäußerte Behauptung, dass die Feier einer verstorbenen Frau 4 Tage, die eines Mannes 3 Tage dauert, scheint nicht immer mit der praktischen Durchführung in Einklang zu stehen, zumal bei einer Feier für nur eine oder mehrere Frauen ein Teil der Riten (zum Beispiel Kriegstänze) fortfallen (z.B. in Longsa 2011). Die Bezeichnungen für die einzelnen Tage sind vielfältig:
1. Tag: Kalika (Sitzen), kuub kpieng (große Totenfeier) oder taasa yiika dai (Entfernen der Matten)
2. Tag: Tika dai (Versammlungstag) oder leelik dai (Kriegstanztag). Azognab gebraucht auch die Bezeichnungen kuub-guka dai (s.u.) und yiili siaka dai (day of dirge).
3. Tag: Kpaata dai (Sheabutter-Tag) oder kpaam-tue dai (Sheabutter-Bohnen-Tag)
4. Tag: Gbanta dai (Divinationstag)
Ein Ruhetag (vuusum dai) kann vor dem kpaata dai eingeschaltet werden (s.o.).
Dieser Ablauf wurde von mir durch meine Besuchen von Totenfeiern in Wiaga und Sandema und auch von meinen Informanten vielfach bestätigt.
E. Atuick (2020: 38f.): Where a deceased woman’s is among the funerals being performed, there is a mandatory rest day on the third day, which is called vuusum [resting]… Where the funerals involve only deceased males, there is no vuusum during the funeral performance.
Azognab (Sandema-Abilyeri, Information aus Siniensi) beschreibt den Ablauf und die Bedeutung der ersten beiden Tage unterschiedlich von dem oben aufgestellten Schema:
On the number of days taken for the dry funeral, the following information was gathered in an interview [Endnote 70]. The period for each funeral ranges between three and four days but that of chiefs and yeri-nyam or kpaga (elders who are family lineage heads) may be longer. The first day of the ‘dry funeral’ celebration is the kalika dai (literally, ‘sitting day’) The kalika dai is applied to funeral celebrations of the traditional leaders such as chiefs, tengnyam and yerinyam (family heads). The second day is “kuub-guka dai” (literally; day of burial, the day in which the death mat which represents the deceased person is disposed). OrPreview (opens in a new window)dinary funerals start on this day, and in this case, the day is called yiili siaka dai (literally; the day of dirge). This is followed by the kpaata dai (literally; shea butter day). However, if the deceased was a female, a chief, tengnyona or a family head before his death, one day of rest described as vuusum dai is observed before “the shea butter day” [Endnote 71]. The fourth day is the gbanta dai (day of divination) [Endnote 72].
4.2.1: Erster Tag: Kalika oder kuub kpieng dai oder taasa yieka dai (Entfernen der Matten)
4.2.1.1 Information der Ahnen durch Opfer
4.2.1.2. Versammlung der Elders und Nachbarn
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,223a) 7.3.89: Gegen 10 Uhr (oder vorher?) finden erste Beratungen der Söhne Awuliimbas und der Abgeordneten aus der Nachbarsektion Bilinsa im kusung-dok statt. James Agalic erklärt ihnen, warum hier auch einige Weiße an den Riten teilnehmen wollen. Auch zwei Männer aus Bilinsa sind da (matrilineare Verwandtschaft und Mitveranstalter).
Anyenangdu Yeri 3.März 1991: Im kusung versammeln sich die Ältesten aus verschiedenen Häusern Badomsas: Angoong Yeri, Atinang Yeri, Atuiri Yeri, Akanming Yeri, Adaateng aus Adaateng Yeri, Asante aus Atengkadoa Yeri (= Asisapo Yeri), Akutinla (=Akutuila?) Yeri, Abui aus Anue (Aniok) Yeri, Akannyeba aus Ayoaliyuema (Ayualiyomo?) Yeri, Amanchinaab aus Amanchinaab Yeri; aus Kubelinsa: Akpiuk, Ayiruk, Adaanuruba, Aniyeng; aus Sichaasa: Ateng-yong aus Akan-nyevari Yeri und Akayeng und Brunu aus Akayeng-Yeri. Kubelinsa hat die Leitung bei den Diskussionen, aber Badomsa-Männer diskutieren immer mit. Die Ältesten im kusung bekräftigen nach einer Beratung die Entscheidung, dass es richtig war, das funeral von Anyenangdu vorzuziehen (siehe 4.1.4.5); zwei jüngere Männer (Asante und Abui) gehen zu Anamogsi, um ihn vom Einverständnis der Ältesten zu informieren. Nach der Bewirtung mit Hirsebier akzeptieren sie das Funeral.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 06,6a), Daten durch Yaw: Mitte März 2005, 14.00-17.30 Uhr: Treffen der Nachbarn (Amoak Adum, Abuuk, Ansoateng, Akaayaabisa, Aleeti, der seinen Bruder Asuebisa vertrat, Ayuekanbe, Afelibiik Abuumi, Anyik, später auch ein Sohn Atupoaks; alle kamen aus Badomsa). Anamogsi war nur am 1. Tag im kusung, aber er musste alle Nahrungsmittel usw. stellen. Die Männer im kusung fragten ihn, ob alles bereit sei.
Aduedem 2019:14: When the kobisa and other people have gathered on that day, the sons or relatives prepare zo-nyiam: three calabashes; groundnuts: three calabashes and drinks (akpeteshi: three bottles). They give a calabash each of zo-nyiam and groundnuts and a bottle of the drink to the elders (both yie nyam and kobisa) in the kusung and the women inside the dabiak.
4.2.1.3 Vorzeigen des hergestellten Hirsebiers
Anyenangdu Yeri, 3. März 1991: Anamogsi zeigt den Ältesten 3 Töpfe Pito (1 für Anyenangdu, 2 für die anderen funerals), um zu zeigen, dass alle Vorbereitungen abgeschlossen sind;
Abb.: Anamogsi bereitet die Waffen im Ahnenhaus vor.
4.2.1.4. Waffen werden zum Speicher gebracht
Anyenangdu Yeri: 3. März 1991, gegen 9.00 Uhr: Anamogsi bereitet im kpilima dok die Waffen (Bögen und Köcher mit Medizin) seines Vaters Anyenangdu im dalong vor.
Später liegt auch eine Axt (liak) und eine Streitaxt (kpaani) am Speicher.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,223b): Nach dem Heraustragen der Matten in den Viehhof holt der älteste Sohn Awuliimbas Bogen und Köcher des Verstorbenen aus dem Ahnenraum und läuft mit ihnen zum zentralen Speicher im Viehhof, wo er sie an einer Seite befestigt.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Am Nachmittag des zweiten Tages liegen am Speicher: 1 Köcher, 1 Bogen, viele Kalebassen, 1 Metallkoffer, 1 Koffer mit Kleidung der Toten.
4.2.1.5 Bewirtung der Gäste im kusung mit Hirsebier
4.2.1.6 Anzeigen des Beginns der Feier durch einen Böllerschuss
4.2.1.7 Der zentrale Getreidespeicher wird geschlossen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 94,87b 97,51a, 9763b*): Die obere Öffnung des zentralen Getreidespeicher wird am ersten Tag des Kumsa-funerals, nach dem ersten Lied (yiili) geschlossen (bui lika) und wird am Ende des 4. Tages (gbanta) wieder geöffnet (bui laka).
Information Danlardy (fn 01,22a): Die obere Öffnung des Speichers von Anyenangdu Yeri war nicht völlig geschlossen.
Abb.: Singende Elders ziehen zum Speicher (Guuta)
4.2.1.8 Zug der singenden Elders zum Speicher (kum yiila): an mehreren Tagen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Die Elders ziehen zum Speicher (bui) des Verstorbenen und zurück in den kusung dok. Dabei singen sie Totenlieder (kum yiila). Danach beginnt ein zweiter Umzug.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta An diesem Tag ziehen die Elders vier mal singend vom kusung dok zum bui (14.35 Uhr, 15.44 Uhr, 16.07 Uhr, 16.48 Uhr); ein Zug dauert etwa 5 Minuten. Der Vorsänger und musikalischer Leiter der Männergruppe ist Akanbong aus einem anderen Gehöft Guutas.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Am gbanta Tag müssen die Totenlieder ausfallen, da nicht genug Sänger da sind (in Sandema ist am gleichen Tag die Agric-Show).
Information Yaw (fn 97,19b): Kum-yiila der Männer. Der Vorsänger wird bei der Planung (vor Beginn der Totenfeier) von den Männern im kusung-dok bestimmt. Meistens wählen sie den ältesten aus, der diese Amt an den besten Sänger der Gruppe abgibt. Ein zweiter nicht-benannter Sänger setzt spontan in den Gesang ein. Wenn keiner den ersten Vers wiederholt, wird der erste Sänger Probleme haben. Der erste und zweite Sänger singen denselben Satz, aber der erste Sänger singt lauter.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Umzüge der Elders finden am 1., 2. und 4. Tag statt.
U. Blanc (2000: 138): Während die Männer ihre ersten vier kum-yiila singen, dürfen die Frauen weder klagen noch singen. Es sollten auch keine Musikinstrumente gespielt werden.
Aduedem 2019: 14: The male singer then intones the funeral song at the main entrance and all join in the chorus and they move to the mat, and back. He intones again and everyone joins and they enter the kraal again and back to outside. After the second singing, the sons bring a fowl saying: “we are giving this to our father.”
Azognab 2020: 43 (Information Anaab Anakansa, Sandema): The traditional status of the deceased before his or her death determines whether ginganna nakka (beating of cylindrical drums) should accompany the dirges of the men or not. It is the men who start singing the dirges first before the women.
p. 43f.: …dirges [are sung] around the house if the deceased persons are women, landlords or chiefs. For the funeral of ordinary men, the men’s dirges are sung from outside into the cattle yard and back up and down before the nang foba.
Abb.: Trommler auf dem Flachdach (Anyenangdu Yeri)
4.2.1.9 Zong-zuk cheka Trommelmusik auf dem Flachdach
Anyenangdu Yeri: 3.3.91 nach 14.30 Uhr: Auf dem Flachdach links neben dem Gehöfteingang spielen Musikanten auf Trommeln. Im Viehhof spielt man die dunduning-Trommel und die sinleng-Doppelglocke.
U. Blanc (2000: 136f und 145): Hierdurch (und durch Böllerschüsse) wird auch den umliegenden Sektionen der Beginn der Totenfeier angekündigt (darika, Verkündigung). Die Intonation dieser Rhythmen außerhalb der Totenfeier gilt als Tabu (kisuk).
Abb.: Naapierik ginggana in Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.10 Naapierik ginggana (kriegstanzähnlicher Tanz)
Anyenangdu Yeri, 3.3.91, nach 14.30 Uhr:: Männer aus Badomsa führen unverkleidet mit einfachen Stöcken einen kriegstanzähnlichen Tanz auf, indem sie auf den tampoi zu schreiten. Es sind Akansuenum (Asisapo Yeri), Aparik-moak (Aparik Yeri), Bawa (Akpeedem Yeri), Atupoakbil (Angoong Yeri), Abui (Aniok Yeri). Der erste einer jeden Tanzphase, der den tampoi erreicht hat, scheidet aus.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): [F.K.: Ist der folgende Tanz identisch mit Naapierik ginggana?] Nagela Tanz am Abfallhaufen. Obwohl der nagela-Tanz gewöhnlich nicht von Frauen getanzt wird, tanzen hier Männer und Frauen gemischt in Zweiergruppen hintereinander. Im tampoi befindet sich ein Loch. Bevor jemand mit dem Tanz beginnt, legt er etwas Geld in dieses Loch. Es ist für die Musikanten bestimmt. Alle Verwandten des Toten müssen tanzen oder wenigstens etwas Geld geben. Die männlichen oder weiblichen chief mourners dürfen ein lebendes Huhn am Loch töten und dann hineinwerfen. Nach diesem Tanz beginnt die Geschenkeverteilung (siehe siinika).
U. Blanc (2000:137): Einige Informanten ordnen das naapierik ginggana Ritual gleich nach dem zong zuk cheka ein, andere nach der Zerstörung der Matten (tiak juka).
Abb.: Zwei Totenmatten werden aus Atinang Yeri geholt.
4.2.1.11 Weitere Totenmatten werden aus dem Nachbargehöften geholt
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 3.3.91, 15.30 Uhr:
Aboali (Atinang Yeri) Asie und die Totengräber Adok und Akpeedem gehen zum benachbarten Atinang Yeri, um die Matten für zwei weitere funerals zu holen (ngari kumu ta jam): Ali Amuning (jüngerer Vollbruder Atinangs) und Awogmi, Angmarisis Sohn; Anyavoinbey aus Awala Yeri trägt Bogen und Köcher; Apintiiklie aus Aninama Yeri trägt 2-3 Kalebassen. Die beiden Toten aus Atinang Yeri werden in die Totenfeier Anyenangdus eingeschlossen.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta. Um 14.48 Uhr zieht fast die ganze Festgesellschaft (außer den Elders im kusung-dok) zu dem ca. 1 km entfernten Gehöft Awusumkong Yeri (auch Guuta), um die Totenmatte eines verwandten männlichen Toten zu holen. Die Matte, zusammen mit zwei Bögen, einem Köcher, einer Tuchtasche mit dem Tuch für die Matte, wird von Totengräbern zum Trauerhaus Adiita Yeri getragen und dort am bui aufgestellt. Fünf weitere Matten wurden gleichzeitig aus Awusumkong Yeri geholt, es sind aber keine Totenmatten, sondern Geschenkmatten und wurden daher auch nicht von Totengräbern getragen.
4.2.1.12 Der älteste Sohn des Verstorbenen und die Imitatorin ziehen die Kleidung des Toten an
Anyenangdu Yeri (fn 94,22a), 3.3.91, 16.00 Uhr: Anamogsi, der älteste Sohn des Verstorbenen Anyenangdu, zieht dessen Kleidung an. Hiermit wird ein Tabu aufgehoben, das seit dem Tode Anyenangdus bestanden hatte [Endnote 73]. Sofort danach zieht die Imitatorin Agoalie diese Kleidung an.
4.2.1.13 Schießen eines Pfeils
Anyenangdu Yeri, 3.3.91, nach 16.00 Uhr: nach der Einkleidung von Anyenangdus ältestem Sohn und der Imitatorin wird ein Pfeil (pein) in den Busch [unbebautes Land?] geschossen.
F.K.: Von diesem Brauch habe ich an keiner anderen Stelle gehört. Auch konnte man mir keinen Grund hierfür geben.
4.2.1.14 Die Witwen ziehen zur Totenmatte am Speicher
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta: (Nur in Guuta beobachtet, keine Fotos erlaubt) Die Witwen ziehen zur Totenmatte am Speicher. Ich sehe, dass eine Witwe dreimal die Matte (ihres verstorbenen Gatten?) berührt.
4.2.1.15 Sinsanguli-Gesänge (Frauen singen zur Begleitung von Korbrasseln)
Diese Gesänge finden am 1. und 2. Tag statt. Auch am vierten Tag werden sie zum Beispiel in Wiaga-Sinyangsa noch gespielt, in Wiaga Chiok nicht. U. Blanc schreibt, dass die sinsangula am 4. Tag nach einigen Informationen nicht mehr geschlagen werden.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200a+b), 31.1.89: Auch am gbanta dai um 12 Uhr singen Frauen und schlagen sinsanguli-Rasseln am bekleideten Getreidespeicher (bui). Unter dem Frauen befinden sich auch Danlardys Mütter Maami und Atoalinpok.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b + 223b); 5.3.89 gbanta: Im Viehhof ist eine an den Seiten offene Hütte aus Hirsehalmen errichtet worden. Darunter sitzen Frauen aus Chana und rasseln vor den Strohmatten aus Chana. Ihre Leiterin und Vorsängerin (?) ist die in Badomsa verheiratete Kasena Frau Akututera (Frau Ayanaabs). Ein busik-Korb steht für Geldspenden u.a. bereit. Auf dem Strohdach liegen Hirsebündel (auch Geschenke).
Abb.: Sinsangula Frauen in Sandema-Choabisa
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61): Im Viehhof liegt die Totenmatte und um sie herum sitzen singenden sinsangula-Frauen. In der Matte des Toten befinden sich sein zukpaglik (Nackenstütze) und sein Pferdeschwanz-Fliegenwedel. An einem Speicher hängt die Kleidung des Toten und eine rote Mütze, neben dem Speicher steht eine Holztruhe und darauf liegt der mit Kauris besetzte Kalebassenhelm des Toten.
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 2008, 15b): Nachdem die Witwen zur Matte gezogen sind, platzieren sich Frauen mit kleinen, schwarzen sinsangula-Rasseln um die liegende Matte. Ihre Leiterin ist Ayomalies Mutter.
Awuliimba, Sandema Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Am gbanta dai beschwert sich die Leiterin Akututera (Kasena Ehefrau in Kalijiisa), dass die ganzen Einnahmen [der sinsangula-Frauen] an die Bilinsa-Frauen gegangen sind. Sie wäre mit 1/4 der Einnahmen für die Kalijiisa Frauen einverstanden gewesen. Außerdem nahmen die Kalijiisa Frauen schon am fresh funeral teil.
Information Yaw (fn 97,19b): sinsangula yiila: Eine Vorsängerin beginnt (keri), eine zweite Frau übernimmt allein die nächste Zeile, dann fallen alle ein. Mitunter gibt es auch drei Vorsängerinnen oder eine Vorsängerin singt die erste Zeile allein zweimal. Die Vorsängerin wird zu Beginn der Totenfeier von den sinsangula-Frauen bestimmt. Meistens ist es die Älteste, die dann diese Aufgabe an eine andere weitergeben kann. Die zweite Sängerin wird nicht bestimmt.
U. Blanc (2000:138): Die Frauen beginnen ihre Totengesänge nach dem zong zuk cheka bei der Totenmatte im Viehhof. Die Lieder bestehen aus Wechselgesang einer oder zweier Vorsängerinnen und dem Chor. Sie werden ständig von sinsangula-Rasseln begleitet.
E. Atuick 2020: 72-73 (für den 4. Tag; nach dem kusung-Besuch [der Imitatorin mit den sinsangula-Frauen]): After spending time in the kusung, she rises and goes back into the compound amid singing and dancing by her and her entourage. As soon as they go inside the compound, they continue the singing of dirges, some of which contain insults and words of mockery directed at the men. In one of the songs I personally heard, while observing the ritual performance, the lyrics contain the following lines:
I am going to get a dog instead of giving birth to men who will not stay at home but run off with women while hunger kills us. If they are not running away with women, they are probably drunk and lying in a gutter somewhere along the road. Is it not better to have a dog as a puppy instead of giving birth to misfortunes as children?
Thus, through singing of songs, Bulsa women have the license to direct words of criticism, mockery, and vulgar insults at their men without getting into trouble as the men do not countenance such behavior in ordinary times. In fact, Bulsa culture frowns upon women talking back at men or openly criticizing them in public, but occasions such as funerals provide women opportunities to openly criticize or take on the men through music and other ways. It was, therefore, not surprising that I heard many songs in which the women were criticizing, mocking, or insulting the men during my observation of the rites.
While the singing is going on, the men, led by the kobiik in charge of the funeral, gather an animal, millet and sorghum, drinks (especially pito, a beer made from sorghum or millet), and millet flour mixed with plenty of water in a giant calabash, and present them to the women after casting a spell on any witch or wizard who might want to poison these things. The animal and foodstuffs are meant for the preparation of ritual food while the drinks and flour in water are for the refreshment of the women who sat throughout the night preparing funeral meals and mourning the deceased by singing dirges.
4.2.1.16 cherika, cheri deka (Imitation): Diese dramatischen Szenen können am 1, 2, und 4. Tag stattfinden. Ein männlicher Verstorbener wird gewöhnlich von der Frau eines seiner Söhne imitiert. Die Wahl dieser Frau hängt darüber hinaus nicht nur von ihrer genealogischen Stellung ab, sondern von den schauspielerischen Leistungen, die man ihr zutraut, denn sie muss kleine Stehgreif Episoden aus dem Leben des Toten aufführen.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Am Morgen des gbanta dai: cheri-deka:
Der blinde Anyenangdu wird von seiner Schwiegertochter Agoalie imitiert, die sich mit dem Eisenstock Anyenangdus einen Weg durch die Menschenmassen bahnt. Sie trägt Anyenangdus Kleidung und seinen Hut.
Die Imitatorin zieht mit den sinsanguli-Frauen durch das Gehöft zum kusung dok und setzt sich zu den Ältesten (Danlardy: Ba ta yeri-nyono a nyini a pa te kusung dema). Nach Danlardy begann das Gespräch mit der folgenden Frage an die Elders: “Warum seid ihr hier in diesem Gehöft?” Sie antworteten: “Anyenangdu starb und wir sind hier, um sein funeral abzuhalten”.
Nach weiteren Fragen und Antworten geht die Imitatorin mit ihren Begleiterinnen wieder in das Gehöft. Die Frauen und Agoalie setzen sich um den Speicher Anyenangdus, und Anamogsi gibt ihnen eine Flasche Akpeteshi, einen Topf Hirsebier und zwei große Kalebassen mit Hirsewasser.
Abb.: Agoalie imitiert ihren Schwiegervater Anyenangdu
Abb.: Agoalie (Anyenangdu) im kusung-dok bei den Elders
Abb.: Die Awuliimba Imitatorin tröstet eine weinende Frau
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89, vor der Tötung des Esels: Die Frau des ältesten Sohns Awuliimbas imitiert den Toten. Sie trägt einen Männersmock, legt sich in den kusung, verlangt Kolanüsse und gräbt sie in den Boden ein, damit sie kein anderer findet. Sie wird mit Awuliimba angeredet. Später kommt eine zweite Frau in Männertracht hinzu. Sie imitiert einen 1987 verstorbenen Sohn Awuliimbas, dessen Kumsa schon abgehalten wurde.
Eine andere Szene: Die Imitatorin Awuliimbas beschwichtigt eine schreiende Frau, die zu ihren Eltern zurückkehren will, weil ihr Mann sie geschlagen hat. Sie (Awuliimba) versucht sie zu trösten und im Haus zu halten. Außer dem Imitator tragen Awulimbas älteren Töchter und Bruders Töchter auch seine smocks (z.B. Clement´s Schwester).
Agaab Yeri (fn 15b) Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa, 17.2.08: Die Imitatorin trägt Männerkleidung und einen Strohhut; gespielte Szenen um 9.19 Uhr, 11.53 Uhr und 11.58 Uhr. Sie verwickelt andere Männer und Frauen in Raufereien und verbalen Streit (der Verstorbene war sehr streitsüchtig)
Abb.: Agaab Yeri: Die Imitatorin rauft sich mit einem Widersacher des Verstorbenen.
Sichaasa, Wiaga (fn 88, 185b), 19.1.89: 2. Tag: Die Imitatorin war die älteste Frau des Hauses. Sie trug, wie die Verstorbene zu Lebzeiten nur Blätterkleidung und einen leeren busik-Korb auf dem Kopf.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b), 22.2.08: Erst nach der Mattenverbrennung, gegen 18 Uhr, des ersten Tages besucht die Imitatorin den kusung dok und führt dort Gespräche mit den Elders. Sie dreht sich Zigaretten und raucht. Draußen hat sie eine (gespielte) erregte Diskussion mit einer anderen Frau.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Atinangs Imitatorin war Atakabalie, die Frau seines Sohnes Anyik. Atinangs Bruder Angmarisi wurde von einer anderen Frau imitiert. Yaw kann sich nicht an ihren Namen erinnern. Agoalie wurde von Ajadoklie (Schwiegertochter von Agoalies co-wife Agbiera) imitiert. Der unverheiratete Kweku galt als biik (Kind) und wurde nicht imitiert.
Information Robert Asekabta über den Begriff cheri: Cheri denotes simply the activities, behaviour and attitude of the person whose funeral is being performed. Cheri-deka is normally performed in the case of an elderly person. The person performing this function is normally the wife of the deceased’s son or his brother’s son’ s wife.
The Che-lie [Atuick: cheri-deiroa, impersonator of a deceased person] is normally reponsible for the following duties:
1) Taking the mat(s) to the bin (bui). Normally there are two. 2) Brewing the pito by the bin 3) Supervising the extraction of sheabutter from the sheanuts. 4) Boiling of the beans 5) She also boils the bitter pito (datuek). 6) The Che-lie also smears all the children and grandchildren of the deceased, his brothers and cousins etc. with red clay-paint. In other words the Che-lie acts as the manager of the funeral in the nangkpieng.
Information Margaret Arnheim, Gbedema (fn M28a und 34b): Aktionen der Imitatoren sind nicht an ein Geschlecht gebunden. Sie werden oft schon zu Lebzeiten festgelegt, wenn man sieht, dass jemand den Toten gut imitieren kann. Es braucht kein bestimmter Verwandter zu sein. Eine tote Frau wird meistens durch eine andere Frau dargestellt, ein toter Mann kann auch durch einen Mann imitiert werden.
(fn M37a): Die Imitatorin trägt des Toten rote Kappe, falls der Tote ein älterer Mann war, der eine solche Kappe trug. Man sagt: Wa vug wa zu-tok (Sie – die Imitatorin- trägt [wörtlich “covers”] seine rote Kappe). Wenn der Tote zum Beispiel zu Lebzeiten von einem kleinen Kind geführt wurde, führt das gleiche Kind den Imitator.
Information Leander Amoak (fn 81,28a): Sowohl bei der Totenfeier eines Mannes oder einer Frau ist die Imitatorin weiblich. Bei der Totenfeier eines Mannes ist es eine Schwiegertochter des Toten, bei der Feier einer Frau, eine Verwandte aus ihrem Elternhaus. Diese Frau ist auch verantwortlich für viele andere Tätigkeiten: Sie trägt die Körbe nach draußen und sie bemalt Verwandte mit rotem Ton. Bei Leanders Bruder Atiim wird es seine Schwiegertochter (Michael’s Frau) sein, bei Abonwari (Ahne des 19. Jahrhunderts) wird es Leanders erste Frau Atigsidum sein. Die Frau imitiert den Toten ohne Respekt. Wenn der Tote laut war, schreit sie ständig herum, wenn er viel trank, spielt sie den Betrunkenen. Buli Name für Imitatorin: che(ri) deeroa.
Information Danlardy (fn 94,91b*): che-lieba are those who imitate the dead person. No actual meaning of che.
Information Yaw (fn 01,2b): Imitation bei einem weltlichen Fest (tigi) ist tabu (kisuk).
U. Blanc (2000: 146): Sowohl am ersten wie am zweiten Tag findet die cherika statt. In der Regel ist die Imitatorin eine Schwiegertochter des männlichen oder der weiblichen Toten. Grundsätzlich kann jeder Verwandte diese Rolle übernehmen.
Aduedem 2019: 49 “Cheri deka” is meant to bring vivid memories of the lost soul. It also gives a gist of the kind of life lived by the dead person to people who never had the opportunity of knowing the deceased person in life. The mock play when done well especially of a spectacular person could attract much attention and [give] colour to the ceremony. In all of them people are reminded of the dead person’s life and how the person would be missed. Others too get to know how the dead person once lived life.
Adumpo Emile Akangoa, Facebook group Buluk Kaniak, March 29, 2019: Notwithstanding the fact that globalization has had a toll on the cohesion of our extended family system, funerals are still being communally performed in Buluk. Cheri-deka must not necessarily be done by daughters-in-law in the nuclear family. Whenever there is no daughter-in-law in the nuclear family to play that role, they get somebody from the extended family to do it.
Azognab 2020: 49 (Information Akaalie Aginteba, Sandema 2018): The name of the meal [cheri saab] is carved from the cheri-dierowa (a daughter-in-law of the deceased who imitates and acts like him or her during the funeral). The cheri-dierowa wears the dress of the deceased and acts like him or her when he or she was alive. She does this from the beginning of the kuub-kumsa to the end. Usually, the imitation brings out both the past good and bad character of the deceased. It is often claimed, the spirit of the deceased person in question could possess the ‘imitator’ (cheri-dierowa) to portray the exact character of the deceased during the funeral.
The significance of the cheri-deka (…imitating and acting out the lifestyle of the deceased…) is that it reminds the community about the deceased’s past character whether good or bad [Endnote 74]. The cheri-deka therefore, serves as a lesson for the living, who may endeavour to lead good lives so their cheri-deka will be praiseworthy.
Azognab 2020: 45: Every Bulsa funeral has personnel who are directly in charge of the whole ritual apart from the elders in the kusung dok …this personnel usually comprise yeri-lieba (literary; daughters of the house) if the deceased was a man, or che-lieba (married women in the family lineage, who hail from the same village or town where the deceased hailed from) if the deceased person was a woman.
E. Atuick 2020
Evans Atuick schrieb seine M.A. Thesis über Women, agency, and power relations in funeral rituals: A study of the Cheri-Deka ritual among the Bulsa of Northern Ghana. Es ist die bisher umfangreichste Darstellung des cheri-deka Rituals. Auch andere Riten werden von Atuick in der richtigen Reihenfolge eingefügt und beschrieben. Daher soll hier die Darstellung zur cheri-deka und der cheri-deiroa [cheri-dieroa] (Atuick, S. 67-99) in nur leicht gekürzter Form wiedergegeben werden. Kritisch angemerkt werden muss, dass es nicht immer ganz klar wird, an welchem Tag der ersten Totenfeier bestimmte Teilrituale vollzogen werden.
p. 65: Ideally, the wife of the first son of a Bulsa man or woman must play the role [of the cheri-deiroa]…
p. 67ff: …the cheri-deka ritual commences on the second day of the kuub-kumka when the tapili… is discarded [after the war-dances (leilika)]… the cheri-deiroa [che-dieroa] is told by the chilie [female master of ceremony for the funeral] to dress up in her father’s tankalung… if the deceased was a man… But if the deceased was female, she is told to put on leaves, pick her mother’s sapiri… and busik and go out. In the case of a deceased male she must join the men for the leilika [war-dance] around the compound three times, in the case of a deceased female, she must… dance along as they play the drums around the compound four times. When these ritual dances are over, the cheri-deiroa can disrobe… and go about her normal chores. …However … relations of the deceased persons will engage with her in the same way…
On Kpaata dai…the cheri-deiroa must be the first person to start the fire used for cooking the beans… She cracks the first shea nut… (Siehe kpaata dai, 4.3.4.1).f
…Meanwhile, when the men are sharing their share of the cheri-deka meat [F.K.: am 4. Tag der Kumsa-Feier], they will call the cheri-deiroa and give her the chest of the animal that is usually reserved for landlords. This symbolizes her status as a landlord during her performance as the living copy of the deceased, elderly male. After taking her share of the meat, she goes in search of sons-in-law of the deceased who have come to mourn their parent-in-law. She will play with or talk nicely to sons-in-law who were on good terms with the deceased person before their demise but will attack others who were never on good terms with him or her. She does similar things to friends and other relations of the deceased person; treating each as her deceased parent-in-law would have dealt with them in his or her lifetime. They, in return, understanding the game, play along and even give her money or other gifts they used to give to the deceased in his or her lifetime on earth, as a way of appeasing the soul of their parent-in-law, friend, or kinsman/woman.
Moreover, on this final day [of the Kumsa], the grave of the deceased is plastered as part of the funeral rites and the cheri-deiroa again has a role to play there. The male kobiik leading the funeral will send a message to the female chilie to send the cheri-deiroa to them to help put the grave in shape.
… a Bulsa family may perform the kuub-juka rites immediately after the end of the kuub-kumka celebration. In this case, the cheri-deiroa has no break in the performance of her impersonator role but will continue for the next four days throughout the juka rites until the end. However, where the juka rites are postponed to a future date, be it months or years, the cheri-deiroa can keep her role in abeyance until the family is ready before resuming her duties and responsibilities to make the funeral successful.
[F.K.: Der folgende Text bezieht sich auf den bogsika dai, oft vor dem ersten Tag oder am ersten Tag der Juka-Totenfeier] The kuub-juka rites normally start with a journey to the maternal uncle’s compound of a deceased man or the paternal compound of a deceased woman for two main reasons: to collect things for the performance of the final rites, and to inform them about the intention to dispatch the restless soul of the deceased to the land of the dead, where he or she will find lasting, peaceful rest among his or her forebears. The cheri-deiroa must dress up in the deceased’s clothing and animal skin, carry his walking stick, etc., if he was a man, or carry her basket and food stick if she was a woman, and follow the travelling team to the compound of the deceased. The travelling team to a deceased man’s maternal uncle’s compound usually includes children of the deceased, one or two of their kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s). The travelling team that goes to a deceased woman’s paternal compound includes her children, the san-yigma [her marriage intermediary], one or two kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s).
As soon as they arrive at the compound, the cheri-deiroa continues her role as impersonator of the deceased by reenacting the same kind of interaction that he or she had with his or her relatives when he or she was alive and used to visit them. She will play with those she knows the deceased had good relations with and attack others that he or she disliked while alive. Some of these people, who fully understand the game of cheri-deka, will straight away engage the cheri-deiroa in the same manner they dealt with the deceased as soon as she appears at the compound in the deceased’s apparel. She must respond to their acts or speeches in equal measure as if she is the deceased person who is still alive and interacting with them.
While this is going on, the delegation enters the compound and sends for the elders to inform them about their mission. The leader of the delegation, speaking on behalf of the rest, exchanges pleasantries with the elders and says to them, “Your son (or daughter) wants to go home and that is why I have come to inform you before giving him/her permission to go home and rest.” After this, the delegation is fed and refreshed by the family before rising up to start their compound-to-compound rounds within the lineage for the collection of foodstuffs, especially millet and sorghum, as well as guinea fowl and other domesticated fowl that they can catch or kill. During this compound-to-compound travel, the delegation will visit every compound on the maternal side of a deceased man’s lineage or the paternal side of the deceased woman’s lineage, for the collection of foodstuffs and birds. The cheri-deiroa, just like her late parent-in-law used to do, has license to play with any of her uncles by catching any livestock that belongs to him without any resistance. Hence, with the assistance of her team, she can catch and kill as many birds as she can, as long as the birds are found in any of the compounds in the paternal lineage of the parent-in-law she is impersonating. After they have covered every compound within the lineage, collecting everything they need to collect, they will return to the original compound the deceased is related to or hails from. By the time they arrive there, there is enough food and drink for them to feast, after which all households of men within that compound will contribute their own share of foodstuffs and birds for them to add to whatever they had already collected from neighboring homes before returning home.
(p. 81) …The final rites of a man’s funeral occur on the fourth day [of the Juka] when the louk [lok] is broken in the middle of the compound’s yard. The cheri-deiroa has a role to play here. She must be present when the birds collected from the deceased’s mother’s compound are dedicated to the spirit of a deceased man’s louk before it is broken and shattered in the main yard of the compound…Following the war dancing, the eldest son of the deceased performs the final sacrifice of the rites on the left wall of the main entrance of the compound. While standing there, he gathers all the live fowls brought from the earlier visit to his late father’s mother’s lineage and those donated by friends and sympathizers to help him complete his father’s funeral rites, and sacrifices them on the wall. He does this by hitting the fowl, one by one, against the wall to die. While their blood flows down the wall he says, “Ba ko parik! Ti kowa kumu yai nueri kama!” [“They have killed a wall! Our father’s funeral is now over!”]. This sacrifice literally marks the end of the funeral rites for the deceased man, and by extension, the role of the cheri-deiroa. The next thing is for all the dead birds to be plucked and cooked for all present, including the cheri-deiroa, to eat to their satisfaction before dispersing.
However, the juka rites of a woman are much more complex, with the cheri-deiroa playing a much more influential role. In this case, women from the paternal home of the deceased mother-in-law must arrive in the evening of the third day of the rites to sleep over. They usually come along with their own puuk (a ball-like object made from certain leaves [Endnote 75] that symbolizes the womb of a woman during funeral performances) to participate in the rites. The wives in the compound, as a group, must acquire a puuk for the rites to commence. The cheri-deiroa must also acquire a puuk for the rites. The next morning, on the fourth and final day of the rites, the visiting women will take their puuk to the san-yigma’s compound to hand it over to him and ask him to help them present it to the husbands of their sister. The san-yigma then leads them to the compound where the deceased lived, exchanges pleasantries with the elders, and hands over the puuk to them…
At the same time, women in the funeral compound are also preparing food that must remain on fire until those returning with the puuk and food from the san-yigma’s compound stand apart from the compound and send for the women inside to come and meet them. As soon as they get the message, the chilie will cause drinks, flour mixed with plenty of water, and saab to be made ready for them to take along for those waiting outside. On meeting them, the women from the funeral compound, together with the cheri-deiroa, will serve those waiting with the food and drinks they came with and collect the puuk and food brought from the san-yigma’s compound to take back inside the funeral compound.
The following day, all three puusa [plural of puuk] are taken back to the same spot where the women met the previous day and broken into pieces, except for the puuk provided by women of the deceased person’s compound, which is handed over to the cheri-deiroa for keeping. Thus, the puuk provided by the women from the deceased’s paternal home and the one provided by cheri-deiroa are both destroyed, but the one from the wives from the compound sponsoring the funeral is presented by the chilie to the cheri-deiroa as an inheritance from her deceased mother-in-law. Being the eldest son’s wife, the cheri-deiroa receives this puuk as the rightful inheritor of the deceased’s household and property, and she is expected to keep this until her own demise. The juka rites, and by extension, the role of the cheri-deiroa, are finally brought to an end when the compound elders kill and present an animal, usually a goat or sheep, to the deceased woman’s paternal relatives who brought the puuk, to take home with them.
4.2.1.17 Rituelle Behandlung der Angehörigen
Handstrick, Tuch, rote Mütze, nabiin-soruk Halskette, Glocke, Anmalen mit daluk-Ton
Das Anlegen von Schnüren und Tüchern ist an allen Tagen und Uhrzeiten möglich. Es sollte hier unterschieden werden: einerseits zwischen kurzen Handstricken (boom/ buoom) oder Tüchern, die ein Freundschaftssymbol sind, und andererseits den langen Stricken, die nur nahen Verwandten des/der Toten angelegt werden (“um Selbstmord zu verhindern”).
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 2008,15b), 21.2.08: Am 1. Tag um 17 Uhr erscheint ein Mann mit einem Bündel geflochtener Handstricke, die verteilt werden. Alle Kinder und andere ganz nahe Verwandte erhalten einen Strick für ihre linke Hand (danach erfolgt die Bemalung und das Anlegen der nabiin-soruk-Kette).
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a+b), 8.3.89: Am 2. Tag flechten die Frauen an der Matte boom-Schnüre. Ursprünglich wurde ein Tuch nur vom nong um die Hand seiner Freundin (ihres Freundes) gewickelt (zum boblik: Anlegen der Schnüre). Bei den deutschen Gästen Barbara Meier und Annette Schierwater wurde es aber auch von einer Frau (Akututera?) getan. Am gbanta-Tag geben die Empfänger das Tuch mit dem erhaltenen eingeknoteten Geld und einem Aufgeld an die Vergeberin zurück.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b), gbanta-dai: 6.12.88, 13.15 Uhr: Einer voll bekleideten Frau legt man im Viehhof vor zwei Kisten mit den persönlichen Gegenständen des toten Mannes ein über 1m langes, geflochtenes buoom-Seil um die linke Hand, indem die beiden schon vorhandenen Handschlaufen über ihre Hände gezogen werden. Außerdem erhält sie eine nabiin-soruk-Kette und eine hohe rote Mütze. Ihre Arme, Beine und Gesicht werden mit rotem junung/daluk Ton beschmiert.
Eine Frau mit roter Mütze und schwarzem Kopftuch legt sich eine dünnere gedrehte Kordel dreimal um die Hüfte (diese Hüftschnur schnitt sie vorher auf der Unterlage eines großen Steins mit einem kleinen Stein von einer langen Schnur ab): Mehrere Frauen tragen eine gedrehte Kordel schärpenhaft über Brust und Schulter.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60b). 18.4.73: Frauen tragen einen Strick oder ein buntes Tuch um dem linken Handgelenk.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Die buoom-Schnüre werden nach dem Wahrsagen neben den Speicher gelegt, die Witwenschnüre über die nangaang-Mauer geworfen.
Information Danlardy Leander (fn 88,82a), 1995: In Badomsa werden die Witwenschnüre in den Schlafzimmern der Witwen aufbewahrt.
Information Ayarik Kisito (fn 73,311b): Wenn ein junger Mann ein kurzes Strick um die Hand hat, heißt es, dass er eine Freundin (nong) hat, die dieses gebunden hat. Eine Ehefrau bindet es nie bei ihrem Gatten. Bei verheirateten Frauen tut es die Mutter des Gatten, bei einem Mann die eigene Mutter. Bei einer nong-Freundschaft geht die Ehefrau nach dem Funeral mit Nahrung zur Freundin ihres Mannes und bedankt sich, dass sie mitgeholfen hat. Diese Freundin (nong) ist meistens verheiratet, aber auch wenn sie unverheiratet ist, kann der Mann sie nie heiraten.
Information Margaret Arnheim (April 1980, fn M24b): busum-boong: das Tuch für das Handgelenk bekommt ein männlicher Trauernder stets von seiner Freundin, es braucht aber nicht immer seine pok nong zu sein. Die Faserschnur wird oft auch im Haus von Verwandten von einer beliebigen Person angelegt.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Alle Kinder des oder der Toten erhalten ein langes Seil an der linken Hand zur Verhinderung eines Selbstmordes. Das Seil wird zusammen mit dem Abwaschen der Farbe entfernt. Die Seile werden neben die Eingangssäule des Haupteinganges gelegt und später verbrannt.
Information Yaw (fn 01,8b) Eine Frau nimmt ein Seil oder ein Kopftuch und bindet es zusammen mit etwas Geld um das Handgelenk eines Freundes oder einer Freundin. Auch mehr als 5 Seile oder Kopftücher sind möglich. Die Rückgabe ist wieder mit einem Geldgeschenk (nach Vermögensverhältnissen) verbunden, das nicht unbedingt höher sein muss, als das Gegebene. Bei der Rückgabe kann man sagen, dass das Geld für Seife verwendet werden kann, da das Tuch schmutzig geworden ist.
Abb.: Glocke (logi)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Anamogsi, dem jüngsten Sohn des verstorbenen Anyenangdu, wird eine Glocke angehängt. Sie kann um den Hals oder am Gürtel getragen werden.
Awuliimba (fn 88,223b); 5.3.89 gbanta: Akututera befestigt eine Glocke an der Gürtelschlaufe von Clement Agalics Hose und legt ein geflochtenes Band um Clements Hand. Clement ist der jüngste Sohn des Toten. Es wird allgemein angenommen, dass zwischen einem Vater und seinem jüngsten Sohn das engste Verhältnis besteht. Durch die Glocke soll der jüngste Sohn leicht zu finden sein und Selbstmordabsichten sollen vorgebeugt werden.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Ein etwa siebenjähriger Junge trägt eine Glocke an seiner Hüftschnur (Gürtel?). Es ist angeblich der Sohn des Gehöftherrn (F.K.: Warum nicht des Verstorbenen?)
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Dem Letztgeborenen des Toten wird eine Glocke an den Gürtel gehängt.
Abb.: Frau mit roter Mütze, Bemalung und nabiin-soruk Kette (Agbain Yeri)
Abb.: nabiin-soruk
Abb.: Rote Mützen und nabiin-soruk Ketten
Das Anlegen erfolgt wohl meistens am 1. Tag, ist aber an allen Tagen und zu allen Uhrzeiten möglich, auch am 2. Tag und Gbanta Tag. Das Aufsetzen der roten Mützen und das Anlegen der nabiin-soruk Ketten geschieht gewöhnlich direkt hintereinander. Wie unten noch dargelegt wird, kann auch der bekleidete Speicher im Viehhof eine rote Mütze auf einer langen Stange erhalten.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b), gbanta-dai: 6.12.1988, 13.15 Uhr: Nach dem Anlegen eines geflochtenen buoom-Seils legt man einer Frau eine nabiin-soruk-Kette (mit gestreiften Rosetta-Perlen) an und setzt ihr eine hohe rote Mütze auf. Darüber bindet sie sich ein schwarzes Kopftuch.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1. Tag, 17.00 Uhr: Dem ältesten (jüngsten?) Sohn Anyenangdus (das Einzelkind Anamogsi ist beides) wird eine nabiin-soruk-Kette umgehängt und eine rote Mütze aufgesetzt. Die Kette besteht aus Rosetta-Perlen, die in der Kolonialzeit auch als Zahlungsmittel Verwendung fanden. Sie gehört dem Ahnen Aluechari, darf aber bei Totenfeiern von männlichen und weiblichen Verwandten Aluecharis benutzt werden.
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 08,15b): Nach der Bemalung aller Kinder erhält der jüngste Sohn eine rote Mütze und die nabiin-soruk Kette.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b); 5.3.89, gbanta: Die älteste Tochter der Verstorbenen trägt eine Perlenkette und eine rote Mütze.
Information Margaret Arnheim 1978ff (fn M28a): zutok muning vukka: wearing the red cap of the deceased person.
Information Danlardy Leander: Frauen, deren ganzes Gesicht mit roten Streifen angemalt wird, tragen auch die rote Mütze.
Azognab 2020: 45f. (sein Informant: Afrafrarik Atenalim, Sandema Tankunsa 2018): Daughters from this family, where the ritual is being performed who married elsewhere, are expected to visit the funeral dressed in smocks, red hats (zutoak muina ), with ropes in [on] their left wrists if the deceased was their real father or mother or even uncle or aunt. If they fail to come with these dresses, they will be offered some by the funeral personnel for a small amount of money.
Anmalen naher Verwandter
Anmalen = daluk saka (sa = schmieren). Daluk darf bis nach der Wahrsagersitzung am gbanta dai nicht abgewaschen werden (er verschwindet aber oft durch Schweiß). Das Anmalen ist an allen Tagen und Uhrzeiten möglich.
Abb.: Anmalen in Anyenangdu Yeri 1991
Abb.: Anmalen in Longsa 2011
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1991: Bei der Totenmatte im Viehhof schmiert eine Frau rote daluk-Farbe auf die Gesichter und Körper naher Verwandter des Toten, zum Beispiel seiner Söhne, verheirateter und unverheirateter Töchter. Die Anmalerin stammt nicht aus dem Trauergehöft, aber sie kann aus der gleichen Sektion sein. Hier kommt sie aus Abapik Yeri (Badomsa). Die Malerin erhält Geld für ihre Tätigkeit.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b): gbanta-dai: 6.12.88, 13.15 Uhr:
Nach dem Anlegen eines langen buoom-Seils und einer nabiin-soruk-Kette werden Arme, Beine und Gesicht einer voll bekleideten Frau mit rotem junung/daluk Ton beschmiert.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b) 22.2.2008, 17.42 Uhr: (nach dem Anlegen der Handstricke, aber vor dem Anlegen der roten Mützen und der Kette): Eine Frau bemalt nahe Verwandte des Toten im Viehhof mit roter Lateritfarbe (auch noch am 2. Tag und am gbanta-Tag)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,224a); Video 3700, 8.3.89: Nach 11 Uhr, am 2. Tag, wird vor der Matte eine Frau in Blätterkleidung mit daluk angemalt. Die weißen Teilnehmer (einschließlich Prof. Schott) bekommen einen langen Strich auf die Stirn, Söhne und Töchter erhalten Striche wie Bulsa tribal marks.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa. Hinter dem Speicher steht ein Topf mit angerührtem rotem Ton für die Bemalung der nahen Angehörigen.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b); 5.3.89 gbanta: alle nahen Verwandten erhielten am 1. Tag Bemalung, die am gbanta Tag durch Schweiß verschwunden war.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): 2. Tag nach 16 Uhr: Eine ältere Frau bemalt Gesicht und Körper der Töchter mit rotem daluk-Ton.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (1973): Nahe Verwandte sind am ganzen Körper mit roter Farbe beschmiert, weitläufigere tragen nur einen roten Strich auf der linken Wange (wie tribal mark).
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa (2011); Afeliks Compound. Am 2. Tag (tika-dai) werden nahe Verwandte neben der Matte im Inneren des Compound angemalt.
Sichaasa, Wiaga (fn 185b), 19.1.89, Information durch Danlardy Leander: Verschiedene Stufen von Trauerbemalungen:
a) Nur ein Streifen roten daluk mit weißer Asche wird auf die linken Backe gemalt (auch Danlary hätte dieses eigentlich in Sichaasa haben müssen).
b) Das ganze Gesicht ist mit roten Streifen bedeckt. Die Frauen, die eine solche Bemalung bekommen, tragen auch eine rote Mütze. Hierzu gehört auch Dans Mutter Adaaminyini, die aus Abilyeri stammt.
c) Der ganze Körper ist rot bemalt. Die Frauen haben einen bloßen Oberkörper und tragen zum Teil nur vaata (Blätter oder Fasern) und ein buoom Band um die linke Hand. Viele Trauernde tragen nabiin-soruk-Kette um den Hals.
Information durch Margaret Arnheim aus Gbedema, (fn M24b): April 1980: Funeral Bemalung: Je näher der Trauernde dem Toten stand, desto mehr rote Lateritfarbe wird vermalt. Auf jedem Ober-, Mittel- und Unterarm werden je 3 fingerbreite, nicht regelmäßige, ca 10 cm lange Striche gemalt. Gesichtsnarben (siehe Zeichnung) können auch zu einer Fläche verschmiert sein
Information Yaw (fn 97,1b), ähnlich auch Danlardy (fn 97,50b): Die Bemalung soll verhindern, dass der/die Tote nahe Angehörige erkennt [und mit ins Totenreich nimmt]. Wenn man mit der Bemalung schläft, bringt es Segen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Alle nahen Verwandten, besonders die Kinder des Toten erhalten Anstrich am ganzen Körper, andere Verwandte erhalten nur Strich (wie tribal mark) auf der Backe. Der oder die Letztgeborene erhält besonders viel Farbe. Die Erde wird am 3. oder 4. Tag nach Opferung des Ziegenfleisches entfernt. Vorher ist kein Vollbad erlaubt, wohl dürfen Hände und Gesicht gewaschen werden.
Information Ayarik Kisito (fn 73,311b): Am ersten Tag einer Totenfeier werden die Körper der Kinder des Verstorbenen rot bemalt. Wenn man mit dem Toten nur verwandt war, bekommt man ein “red mark on the left cheek”. – Die rote Farbe dient zur Identifizierung (Kennzeichnung) der Kinder und besagt “You are in danger”. Die Feinde wollen bei einer Totenfeier besonders die Kinder des Toten schädigen.
U. Blanc (2000:3): Die rote Farbe für Söhne und Töchter darf bis zum gbanta dai nicht abgewaschen werden. Auch die Schnüre müssen bis gbanta dai getragen werden.
Abb.: Umzug in Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.18 Umzüge um das Gehöft
An allen Tagen können Gruppen von Elders und Gästen tanzend und singend um das Trauergehöft ziehen. Sie werden von Musikgruppen begleitet. Beobachtet wurden sie in Awuliimba Yeri, Anyenangdu Yeri, Atekoba Yeri, Asebkame Yeri u.a.
Asebkame Yeri (fn 88,120), gbanta dai: Gastgruppen tanzen um das Haus:. Folgende zwei Tänze werden getanzt: duelinka (langsam) und na-gela (schneller). Sie werden oft im Wechsel getanzt, im Gänsemarsch oder in einer Reihe.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61a): Am ersten Tag (16.4.73) zieht man dreimal um das Gehöft. Nach jedem Umzug kommen Tänzer und Musikanten zur Matte und trommeln und tanzen dort.
(fn 73,63b), 19.4.73: Umzüge um das Gehöft. Nur am ersten Tag mussten es genau 3 Umzüge sein, danach ist die Zahl beliebig, ein einziger Umzug genügt. Als Musikinstrumente werden nur 3 ginggaung-Trommeln gespielt.
Abb.: Bekleideter Speicher in Anyenangdu Yeri 1991
Abb.: Waffen, Truhen und Kleidung des Toten in Asebkame Yeri
4.2.1.19 Bekleidung des Speichers und Hinterlassenschaften am Speicher
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri, 1989: Die Totengräber stecken einen langen Ast in den Getreidespeicher (Fotografierverbot!). Darüber legen sie ein buntes Tuch und darüber einen weißen Männer-smock (garuk). Auf die Astspitze steckt man eine rote Mütze.
Anyenangdu Yeri (1991) Zur Bekleidung des Speichers wurde ein großes Tuch Anyenangdus verwandt, das der Verstorbene bei festlichen Gelegenheiten als Toga (ga-tiak) trug. Die neue Matte ist die letzte von Mattengeschenken der Töchter von Anyenangdu und Atinang Yeri. Der Ast (gaab) mit Blättern soll Schatten für die sinsangula-Frauen spenden. Rechts die Waffen (einschließlich Kriegshelm) und ein Foto Anyenangdus.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Am bui stehen zwei Truhen mit Sachen des toten Mannes, darüber ein brauner smock (garuk) und ein blaues Tuch, außerdem drei Bögen, ein Kriegshelm und die Kalebasse mit rotem Ton zum Anmalen. Die Hinterlassenschaften der Frau stehen vor dem dabiak (Innenhof): ein sehr langer sa-piiri-Rührstock und zerstörte Töpfe.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a), 28.1.89: Notiz vom tika-dai: Der Getreidespeicher im Viehhof ist am Vortage bekleidet worden. Oben befindet sich eine rote Mütze. Hinter dem bui steht ein Topf mit angerührtem daluk-Ton; an mehreren Stellen liegen Gegenstände der Toten (siehe Foto).
Information Apusik: Eine Bekleidung des Speichers gibt es nur bei sehr alt gestorbenen Männern.
Azognab 2020: 43 (sein Informant: Anab Anankansa, Sandema): Some of the traditional belongings of the deceased, such as the smock, log-pak (the quiver), the bow and arrow, the calabash helmet, the kpaani or liak (axe), bunlok or foruk (travelling bag) and others if the deceased was a male, are placed by the ta-pili (‘death mat’). If the deceased was a female, some of her cloths, pots, bowls, her local ‘meat basket’ or yolung and other things which are considered [to contain] his or her ‘body dirt’ are all placed by the ‘death-mat’ as if he or she is in the process of packing to make a journey to a distance place. I observed, however, that in modern days, the number of the deceased’s belongings placed in the cattle yard during funerals is minimized.
Abb.: Abreiben der Matten, Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.20 Nang-foba Mattenriten mit Hühnern
Die folgenden Mattenriten werden von einigen Informanten als Vorbereitung für das nang-foba Ritual bezeichnet, nach anderen sind sie Teil dieses Rituals. Nach Danlardy Leander werden sie im ganzen Bulsagebiet als Teil des nang-foba Rituals betrachtet.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1. Tag, 3.3.91, 17.30 Uhr: Die Totenmatten werden aus dem Ahnenraum in den Haupt-Innenhof gebracht, und jede wird von den beiden Totengräbern mit einem anderen Huhn, einem Stück Stoff und dem Pferdeschwanz-Fliegenwedel Anyenangdus zweimal abgerieben. Für den wichtigsten Toten Anyenangdu wird hierfür ein Hahn gebraucht. Die Hühner werden durch Schlagen auf den Boden getötet und zum tampoi gebracht.
Dieses Mattenritual findet sonst im Viehhof statt (s. nang foba), an diesem Tag tragen jedoch Frauen der Nachbarschaft die Matten erst anschließend in den Viehhof (ta-pila yierika).
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, Information Yaw (fn 06,6): Die Totengräbern Ayogsi (Aniok Yeri), Musa (? Achilim Yeri) und Atongka holen je eine Totenmatte (mit dem zukpaglik) aus dem kpilima dok von Anyenangdu Yeri. Jeder Matte folgt wenigstens eine Frau, z. B. Asiukpienlie aus Anyenangdu Yeri und eine “Tochter” aus Atinang Yeri. Die Matten werden im Ama-dok von Atinang Yeri aufgestellt (Das nang-foba Ritual hat Yaw nicht gesehen).
Awuliimba Yeri, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Zwei Totengräber gehen in den dalong und lösen die Matte, die mit festen Stricken unter der Decke befestigt war. Danach gehen Frauen in den dalong. Die erste Matte wird im Innenhof halb aufgerollt, ein einfacher zukpaglik hineingelegt und dann wieder zugerollt. Um die Matte wird ein buntes Tuch gelegt. Die elders beraten sich im kusung-dok über das Heraustragen der Matte. Akututera (die Frau Ayanaabs, Yongsa), die die Leiterin der aktive Frauen ist und eine andere Frau tragen die Matte (ohne Stofftuch) unter das Schattendach im Viehhof. Es beginnt ein großes Weinen an der Matte. Anschließend werden die Tränen mit Wasser abgespült. Eine innere und ein äußere Matte und das bunte Tuch werden zusammengerollt.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b), 14.45 Uhr: Der Totengräber Akanligpare holt mit bloßem Oberkörper die Matte aus dem dalong in den Hauptinnenhof. Ein Mann bringt Hühner von außen in den Viehhof. Um 15.31 Uhr bringen zwei Totengräbern mit bloßem Oberkörper die Totenmatte zum Viehhof und platzieren sie zwischen vier Getreidespeichern. In der Matte befindet sich ein zukpaglik (Nackenstütze). Ein Totengräber mit bloßem Oberkörper streicht dreimal mit dem Huhn (oder Hühnerbündel?) über die Matte(n), von der Breitseite zur Schmalseite. Dabei sagt er mehrmals “Lag!” (Öffne dich!) Danach schlägt er das Huhn auf der Erde tot. Ebenso geschieht es mit einem zweiten Huhn. Mit einem Fliegenwedel wird die Matte abgerieben. Die toten Hühner werden draußen auf den Aschenhaufen geworfen. Die Matte wird um 5.37 Uhr mit einem Tuch bedeckt.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa, 15.50 Uhr: Zwei Totengräber mit bloßem Oberkörper bestreichen die Matten mit einem Hühnerbündel und treten dann neben der Matte die Hühner mit bloßen Füßen tot. Um 16.02 Uhr werden wieder Matten mit Hühnerbündeln abgerieben und die Hühner totgetreten.
Information Danlardy Leander (fn 94,86b*): Während des Abreibens der Matten mit den Hühnern sagt man den Toten, dass man diese Hühner für sie am tampoi töten wird.
Information Ayomo Ayuali (fn 88, 226b). An Ayomos kpilima dok hängen außen einige Hühnerfüße. Sie stammen von Funerals in Sichaasa und Yisobsa, bei denen Ayomo als vayiak fungierte. Die Hühner wurden als nang-foba-Hühner getötet.
Aduedem 2019: 14: …two gravediggers go into the ancestral room and cut down the mat (which was hanged through the tapili yika ritual). Two women then bring it out and place it in the kraal by a bui (barn) [Endnote 76]. The sons bring a cloth and it is kept inside the mat, and they bring his (the deceased’s) logta-quiver [Endnote 77], picture, luggage etc. and place them by the bui and women then sit by the mat.
Azognab 2020: 42-43: The first day… the removal of the ta-pili or ‘death-mat’ is done first. The ‘death- mat’ is usually removed by the vayaasa (undertakers) from the sampok (a net made of ropes or strings and local rafters tied above in the local hall for storing mats) and placed in the court yard. From there, the ta-pili is carried and placed by a barn or a grain store in the nankpeeng (cattle yard) if the deceased was a male, or near the ginganngi (a wall with a ladder leaned against it, which serves as the entry to the court yard in the Bulsa home), if she was a female. The barn or the ginganngi (?) as the case may be, is where the focus of the visitors to the funeral will henceforth be.
4.2.1.21 Nang foba der Säugetiere
Die nang foba Säugetiere werden immer am Abfallhaufen (tampoi) unblutig getötet. Sie dienen den Verstorbenen der Totenfeier für ihr Leben im Totenreich. Sie können (in Wiaga und Sandema?) nur von Totengräbern gegessen werden, die vorher eine bestimmte Medizin eingenommen haben. Nach Yaw (fn 01,2b) dürfen in Fumbisi und Kanjaga auch andere von dem Fleisch der nang-foba Tiere essen.
Information Leander Amoak (fn 81,28a): Der Buli Ausdruck nang-foba wird nur für das Funeral-Ritual gebraucht. Das ähnliche Ritual nach einem Ehebruch heißt kabong kpiak, allerdings sagt man hierbei auch “ba fob kabong“. Das Fleisch der unblutig getöteten Tiere wurde früher nur von den Tallensi gegessen, heute auch von einigen Totengräbern, nachdem sie eine Medizin eingenommen haben.
Information Margaret Arnheim 1978ff (fn M30b): Beim nang-foba Ritual werden Tiere ohne Blutvergießen durch Erschlagen getötet (z.B. Esel, Kühe). Diese Tiere können dann nur von jemand gegessen werden, der vorher eine bestimmt Medizin gegessen hat. Die Medizin wird nur einmal im Leben gegessen. Wenn man ohne diese Medizin Fleisch der nang-foba Tiere isst, bekommt man ein geschwollenes Gesicht und einen geschwollenen Bauch. Der Name nangsa (legs) und fobka (beating) kann von Margaret nicht erklärt werden.
Abb.: Das Rind wird mit einem Knüppel unblutig getötet, Anyenangdu Yeri 1991
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 3.3.91, 18.10 Uhr: Die ausgesuchte Kuh wird von den Totengräbern mit einem Knüppel getötet und auf den tampoi geworfen. Die Hühner (siehe. 4.2.1.20), mit denen die Totenmatten abgerieben wurden, werden dort zwischen die Vorderläufe der Kuh gelegt, dazu die Kalebasse, mit der das Grab des Toten geschaufelt und in die das Blut der Opfertiere (Schaf oder Ziege) aufgefangen wurde. Der Verstorbene soll auf seinem Weg ins Ahnenreich aus dieser Kalebasse trinken. Die getötete Kuh wird später unter den Totengräbern aufgeteilt.
Sichaasa, Wiaga (kurzer Besuch am 19.1.89) Beobachtung am 2. Tag (tika): Auf dem tampoi liegen 4 Schafe, 4 Hühner und 4 große Kalebassen (z.T. mit kleineren Kalebassen darin). Die toten Tiere haben keine Verletzungen: Die Schafe wurden mit einem dicken Stock erschlagen, der auch auf dem tampoi liegt; ihre Bäuche sind aufgequollen und sie riechen schon.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,223b), 7.3.89: Gegen 15 Uhr beraten die Elders im kusung-dok über die Tötung der Tiere. Aus dem kusung wird ein sehr großer guri (Holzhammer) geholt. Ein junger Totengräber schlägt im Viehhof mit dem guri auf den Kopf des Esels. Der tote Esel wird heraus zum tampoi geschleift. Ein Mann schlägt weiter auf Kopf, Rippen, Hoden usw. des toten Esels. Hier wird auch ein dunkles Huhn durch Schlagen auf die Erde getötet und unter den Kopf des Esels gelegt. Der Schwanz des Esels wird abgeschnitten und in den Mund des Esels gelegt. Auf diesem Esel soll Awuliimba ins Totenreich reiten (Für alles Fotografierverbot).
Abb.: Der mit einem Holzhammer (vorn) getötete Esel in Atekoba Yeri 1973
Abb.: Nang-foba Tiere in Abapik Yeri
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60a) 17.4.73: Ein weißer Esel wurde morgens mit einem Holzhammer erschlagen (nicht beobachtet). Er liegt auf dem Abfallhaufen zusammen mit den Knochen von Tieren, die zu der Zeit geopfert wurden, als Atekoba Gehöftherr war oder vom Gehöftherrn auf der Jagd erlegt wurden (F.K. 1995: letzteres sehr unwahrscheinlich), außerdem die Kalebassen, mit denen das Grab geschaufelt wurde. In die Kalebassen kann man Münzen für den Toten werfen (werden sofort entleert). An den nächsten Tagen riecht der Esel schon; er kann nur von bestimmten Männern (Totengräbern) unter Zugabe von Medizin gegessen werden.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa 2008, 15.52 Uhr: Auf dem tampoi wird das erste Schaf (Ziege?) totgeschlagen, dann in Abständen weitere Schafe bis 16.05 Uhr. Die Schafe werden ordentlich in eine Reihe gelegt und die toten Hühner daneben erschlagen.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197): Auf dem tampoi liegen am tika-Tag (28.1.89) mehrere tote Tiere: 4 Schafe, 1 Ziege?; daneben Knüppel (und oder dachoruk?) und Kalebassenschalen.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.89: Am 2. Tag beobachtet: Bei diesem Funeral eines alten Mannes und einer alten Frau liegen 4 Schafe, 4 Hühner und 4 große Kalebassen auf dem tampoi (Tötung nicht gesehen). Die Tiere wurden mit einem dicken Stock, der auch auf dem tampoi liegt, erschlagen. Ihre Bäuche sind aufgequollen und sie riechen schon.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 06,10a, nach Informationen durch Anamogsi am 3.2.2006 über nang-foba Tieropfer für den verstorbenen Atinang u.a):
für Atinang: naab (Kuh), für Angmarisi (Bruder Atinangs): padiak (Widder), Kweku, Awombiisi, Akansang, Agoalie und Adiki: je ein posuk (Schaf).
Ataamkali Yeri (Afelik), Wiaga Longsa (fn 11,7a): Am zweiten Tag (tika dai, 26.1.2011) sehen wir ein totes Schaf auf dem tampoi.
Abapik Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 88, 305b): Danlardy Leander schickte mir Bilder mit Informationen vom Kumsa-Funeral in Abapik Yeri. Foto: Die getöteten nang-foba-Tiere liegen auf dem tampoi. Kalebassen, mit denen die Gräber geschaufelt wurden und die bis zur Totenfeier im kusung versteckt waren, liegen auf ihnen. Sie sollen das Blut der Tiere bedecken. Das funeral wurde für 8 Personen abgehalten. Dan: nang-foba-Tiere dürfen nur von vayaasa (Totengräbern) verzehrt werden.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa und Sandema-Kalijiisa: Die alten Männer beraten sich im kusung über die Anzahl der Säugetiere, die im nang-foba Ritual getötet werden sollen.
Information Danlardy: Siehe Kostenaufstellung für Opfertiere der geplanten Totenfeier in Asik Yeri, 4.1.4.1
Evans Atuick (2013: 39f.): …the nangsa fobka is the act of killing one or more animals to symbolically cleanse and detach the deceased from all worldly possessions/things he or she left behind on earth. In this case, the animal(s) is/are usually beaten to death and left on top of the rubbish dump (tampoi) for a day or two and can only be eaten by the undertakers (vayaasa)…
U. Blanc (2000:145): Der Gesang der Elders muss dem nang-foba Ritual vorausgehen. In vielen Fällen endet der 1. Tag mit dem nang-foba Ritual. Es kann auf den nächsten Tag verschoben werden, wenn die vorhergehenden Riten zu viel Zeit in Anspruch genommen haben.
J. Agalic, MA-Arbeit, S. 26 und 31 (fn 88, 4a): nang-foba: killing an animal at the entrance by hitting its head with a cudgel. The carcass is put on the tampoi. Towards sunset it is removed by undertakers who eat it or throw it away to be eaten by vultures. For old men they kill a donkey for him to ride to the land of the dead.
Aduedem 2019: 14: They bring an animal (goat, sheep or cow) and … the animal is killed by strangling. The strangling is called nangsa fobika and this “symbolically detaches the dead from all worldly things” [Endnote 78].
p. 15: …holding a leg of the animal (nang-foba), it is pulled out onto the rubbish heap (tanpoi), and the fowl is placed in between the forelimbs of the animal. Those two calabashes that were left at the main entrance during the burial rites are now removed from the kusung and placed on the rubbish heap close to the dead animals (nang-foba).
Evans Atuick 2013: 39: Now let’s talk about killing animals during funerals… As a matter of fact, this practice is in two forms namely nangsa-fobka (literally ‘beating/slapping of legs’) and kpaglika (literally ‘leaning against’ [the nang-foba]). On the one hand, the nangsa-fobka is the act of killing one or more animals to symbolically cleanse and detach the deceased from all worldly possessions/things he or she left behind on earth. In this case, the animal(s) is/are usually beaten to death and left on top of the rubbish dump (tampoi) for a day or two and can only be eaten by undertakers (vayaasa) or persons who have taken the magical ‘medicine’ (vayaam) of undertakers; vayaam is believed to be potent enough to prevent ghostly spirits from haunting one who has eaten it.
Azognab 2020: 43: The climax of the kuub-kumsa ritual (‘the dry funeral’performance) is the rite of nangsa fobka (killing of fowls and animals for the deceased person by smashing them)…
These fowls are contributed by the sons and daughters of the deceased person, other relatives and/or members of the immediate family of the deceased person… The fowls together with the sheep and cattle as the case may be, are smashed after singing dirges around the house…
p. 44 (Information through Anaab Anankansa, Sandema): As the smasher receives the fowl or the animal, he smashes it and throws it on top of the tampoi (ash heap or compost heap) in front of the house.
These dead animals are left on the tampoi till the ta-pili is transposed. The vayaasa (undertakers) will then carry them (the nang foba) away for food. I was told the nang foba are eaten by only the vayasa and no any other persons.
4.2.1.22 Die Ohren der Witwe(n) werden verstopft
Nur von Aduedem 2019:16 erwähnt: Meanwhile, the widow is brought to the kraal by other women, and the woman presiding over the funeral (kali kuumu zuk) [Endnote 79] uses shea nut tree leaves (cham vaata) to block the widow’s ears [Endnote 80]… After blocking her ears with the cham vaata, a hut is erected in the kraal for her and she sits there with those women following her (ko lieba, women from her paternal place/town who got married to her marital place/town).
4.2.1.23 Zug zum Markt
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Man hatte wohl einen Zug zum Markt geplant, aber er fällt aus.
Danlardy Leander 17.4.96: Der Zug zum Markt ist auch in Badomsa bekannt, er ist allerdings reine Unterhaltung (entertainment).
4.2.1.24 Trauerbesuche
Nahe Verwandte kommen am 1. oder 2. Tag, die Schwiegersöhne am 4. Tag. Allgemeine Beschreibungen von Trauer und Trauerbesuchen befinden sich in Abschnitt 2,7.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, März 2005 (fn 06,6a): Zum Funeral von Atinang kommt Anyiks Tochter mit ihrem Mann am 2. Tag. Beide trauern vor der Matte getrennt. Atinangs Tochter Asie kommt mit einer ganzen Gruppe aus ihrer Pentecost Kirche.
Information Yaw (fn 06,6): Am ersten Tag trauern wohl nur Frauen, Trauergruppe von außen kommen am 2. Tag.
4.2.2 Zweiter Tag: tika dai oder leelik dai (“Versammlungstag” oder “Kriegstanztag”)
Wird die Kumsa Totenfeier nur für eine oder mehrere Frauen abgehalten, so fällt die Aufführung der Kriegstänze aus. Es kann auch der ganze zweite Tag ausgelassen werden. Das zweite wichtige Ereignis des 2. Tages, die Verbrennung der Totenmatte, wird dann auf den Abend des ersten Tages gelegt.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Information durch Yaw 27.1.06: Mehrere christliche Frauen aus Anyenangdu Yeri (und Ablegergehöfte) erscheinen nicht, obwohl sie nicht verreist sind. Asuebisa, der im Süden ist, lässt sich durch seinen jüngeren Bruder Aleeti vertreten. Anamogsi war ab dem 2. Tag immer anwesend.
4.2.2.1 kpagluk-Opfer
Weder die sprachliche Bedeutung von kpagluk (Seniorität? E. Atuick 2012:39f: ‘leaning against.. the nang foba) i.e. die Korrektur vorhergehender nang-foba Opfer?, noch seine Funktion konnten ganz eindeutig geklärt werden. Nach mehrseitiger Information sollen in diesem Ritual Versäumnisse an in der Vergangenheit verstorbenen Personen nachgeholt werden, um so die lakori-Ordnung wieder herzustellen [Endnote 81]. Oft handelt es sich nicht um ein echtes Versäumnis, sondern man möchte auf der aktuellen Totenfeier (z.B. als Folge eines einsetzenden Reichtums) etwas einführen, das bei gleichartigen Feiern der jüngsten Vergangenheit nicht praktiziert wurde. Im kpagluk-Opfer muss die Anzahl und Art der geopferten Tiere für vergangene nang-foba Opfer angepasst bzw. nachgeholt werden. Die Ausführungen der kpagluk-Opfer entsprechen nicht immer diesen theoretischen Vorgaben, denn oft ist gar nicht zu erkennen, welcher Ahne zufriedengestellt werden soll.
Die Ehefrauen des Toten dürfen nicht vom Fleisch der kpagluk-Opfertiere essen, auch nicht andere Ehefrauen, deren Mann vor 3 (männliche Zahl) Jahren oder kürzerer Zeit verstorben ist.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, Information Anamogsi (fn 06,10a): Als kpagluk-Tiere für Verstobene der Kumsa (März 2005) wurden getötet: Atinang: padiak (Widder), Angmarisi: padiak und Hühner von den Kindern seines Bruders; Kweku: nichts; Agoalie: die Töchter aus Anyenangdu Yeri gaben für sie Hühner und Perlhühner, Adiki: nichts, Awenbiisi: nichts, Asuebisas Sohn Akansang: nichts.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 43.1991, 10.00 Uhr; kpagluk: Totengräber töten am Gehöfteingang mit dem Messer einen Esel und ein Rind (lalebiik). In den Mund und Anus des Esels stecken sie Tücher, denn wenn er schreit oder furzt, müsste ein weiterer Esel getötet werden. Der Schwanz der Kuh wird sofort abgeschnitten. Das in einem chari und kpalabik aufgefangene Blut der beiden Tiere wird ins Gehöft getragen.
Von den kpagluk-Tieren wurden die Nacken und die Hinterbeine den Onkeln (ngisingsa) gegeben. Die Kuh wird später unter den Kubelinsa-Leuten aufgeteilt, nur Kopf und Nacken erhält Anamogsis Familie, die Därme (bita fi-nyuok) gibt man den Hirtenjungen. Der Esel wird unter den Badomsa-Gehöften aufgeteilt (Kopf und Nacken an Anamogsi, Därme an Hirten).
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a); 8.3.89: Mittags, nach dem Zug zum tanggbain, werden ca. 45 Kühe zusammengetrieben und hieraus drei dunkle ausgesucht, zum Gehöftseingang gezerrt und mit dem Messer getötet (Fotos nicht erlaubt). Ihr Blut läuft in eine Kalebasse und eine chari-Schüssel. Dann schneidet ein Totengräber zuerst die Kehle, dann die Beinsehnen auf. Der abgeschnittene Schwanz wird schon an den Empfänger gegeben.
Abb.: Getötete Rinder in Atekoba Yeri
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,63): Am 3. Tag (19.4.73; kpaata dai auf den 4. Tag verschoben), morgens um 9.30 Uhr, wird eine Kuh und ein Stier mit einem besonderen Messer der Schmiede geschlachtet. Die Rinder sollen dem Toten im Jenseits neue Rinder zeugen. Diese Rinder sind aber auch für 3 Männer aus Choabisa, die vorher gestorben waren, und bei deren Totenfeiern man keine Kühe geopfert hatte. “So können sie sich nicht beschweren” (Frauen bekommen nie ein Kuhopfer). Den Rindern wird Fleisch von der Brust und den Hinterschenkeln abgeschnitten und den Ältesten im kusung gegeben; es wird nach dem Alter verteilt. Die Elders schicken das Fleisch in ihr Gehöft, die Schwänze bekommen die Elders von Yongsa und Nabonsa (?), da Bilinsa den Schwanz schon beim letzten Funeral bekommen hat. Bilinsa kann einen Schwanz bekommen, da Kalijisa und Bilinsa von einem Vater abstammen; Abilyeri könnte nie einen Schwanz bekommen. Am Abend wird angeblich Fleisch an andere Verwandte ausgegeben (nicht gesehen). Alle Frauen des Toten dürfen nicht vom Fleisch der Opfertiere essen, auch die Ehefrauen nicht, deren Mann vor drei Jahren oder kürzerer Zeit verstorben ist. Im kusung wird das Fleisch verteilt.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Witwen dürfen nicht von kpagluk– und nang-foba Tieren essen, da an den Tieren der (rituelle) Schmutz (daung, Plural dangta) ihre Gatten klebt. Sonst kann jeder von den kpagluk-Tieren essen, von den nang-foba Tieren aber nur die Totengräber.
U. Blanc (2000:148f) Nach Blanc wird beim Töten der kpagluk-Tiere die -Doppelglocke (sinleng oder sinlengleng) und eine kleine Zylindertrommel (ginggaung diak) geschlagen. Sie bringt auch (S. 149) Notendarstellungen der Rhythmen der beiden Instrumente.
J. Agalic, MA-Arbeit (fn 88,4a): kpagluk…carried out at the funeral of an old wealthy man, its meat (e.g. of cows) is shared among the kobisa.
Evans Atuick (2013: 39f) …kpaglika (literally ‘leaning against’ [the nang-foba]) …is the practice of killing an additional animal (kpagluk) or a number of animals (kpagluta) in addition to the nang-foba… in order to pacify other older ancestral spirits who were not given the same treatment during their final funeral rites. Thus, the kpaglika is only done in rare cases where an adult male who died and had the funeral rites performed long before the current funeral, was not given the type of animal(s) and the number of them used as nang-foba during the current kuub.
For instance, if a man’s deceased father was not given a cow as nang-foba during his final funeral rites, and he himself dies and the rites are to be performed; if his family are wealthy enough to use a cow for his nang-foba, then another cow must be killed (kpaglug or kpaglugta – if many) and added for their deceased grandfather, who is the older of the two, hence, according to Bulsa custom, he ought to be served/given anything before the younger one could be served or given his share of it. The kpaglug or kpaglugta is/are usually deposited at or close to the main entrance (nang-siuk) to the compound and can be eaten by any person regardless of his or her status (one does not need to be an undertaker or to have eaten vayaam to be able to eat the kpaglug/kpagluta).
Azognab 2020: 43: The climax of the kuub-kumsa ritual (‘the dry funeral’ performance) is the rite of nangsa fobka …and sometimes, kpa(g)lika or kpa(g)luk (killing of extra animals during the funeral by smashing them for other family members with high ranks who did not have the privilege of that honour during their funerals)… No dry funeral performance can be done among the Bulsa people without nang foba or nangsa fobka.
p. 44: In a certain sense, the deceased often also acts as a messenger to the next world, he receives ‘messages’ of kpa(g)lika animals from his family to certain family members in kpilung (the land of the living dead).
Abb.: Kinderkriegstänze am Ahnenhaus, 1973
Abb.: Zug zum Alogta-tanggbain, Atekoba Yeri 1973
4.2.2.2 Zug zum Ahnenhaus (guuk) und zum Erdheiligtum (tanggbain)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,224a): Kriegstänzer, die Imitatorin (in der Kriegstanzgruppe) und andere Personen aus Awuliimbas Haus ziehen zum etwa 500 m entfernten Nachbarhaus (guuk?). Die Gruppe schreitet einmal um ein kleines tanggbain und um den tampoi. Vor der Rückkehr zum Trauerhaus Awuliimbas finden Gespräche der elders im kusung statt.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa, nach 14 Uhr (fn 73,64a): Mit Kriegstänzern und Musikern zieht die ganze Besucherschar zum verfallenen Ahnenhaus (guuk) von Choabisa. Dort finden Kriegstänze (auch der Kinder-Kriegstänzer) statt. Der bogluk des ältesten Ahnen, ein großer Steinhaufen unter einem Baum, wird begrüßt. Später zieht ein Großteil der Festgesellschaft (mit Kindern und Frauen) zum Alogta-Tanggbain von Choabisa. Meine Helfer Godfrey Achaw,
Augustine Akanbe und ich bekommen keine Erlaubnis mitzugehen. Thomas Achaab aus Choabisa darf mitziehen. Er berichtet mir: Zuerst wurde das tanggbain am Rande des Hains begrüßt. Völlig nackend zogen die Elders zum tanggbain, einem Steinhaufen mit Tontopf und einem Seil auf dem Steinhaufen im Inneren des Haines. Die Frauen trugen Blätterbekleidung. Wenn keine Opferhandlung stattfindet, darf man mit voller Kleidung in den Hain gehen. Um 15.15 Uhr ist die Gruppe vom tanggbain zurück.
Information Danlardy Leander 17.4.96 (fn 94,86*): In Badomsa zieht man nur bei den Totenfeiern von sehr bedeutenden Männern zum guuk. Der Zug findet am ersten (kalika) oder zweiten Tag (tika dai) statt, bei der Juka-Totenfeier am senlengsa dai. In Badomsa wird bei Totenfeiern kein tanggbain besucht, aber der teng-nyono wird vor Beginn des Funerals informiert.
Abb.: Die Matten im Viehhof von Anyenangdu Yeri, 1991
4.2.2.3 Mattentragen (nach außen zu einem Schattenbaum und zurück zum Viehhof)
Die Bedeutung dieses Rituals konnte nicht ganz erklärt werden. Wichtig ist wohl die Betonung der verwandtschaftliche und gefühlsmäßige Bindung der eingeheirateten verstorbenen Frauen zu ihrem Elternhaus in einer anderen Sektion.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 16.40 Uhr: Die aufgerollten Totenmatten (außer der von Anyenangdu, die am Speicher bleibt) werden verkehrt herum in eine Ecke des Viehhofes an die Außenmauer gestellt. Ältere Frauen des Gehöftes (Agbiera und Asiukpienlie) identifizieren die Matten, damit sie in der richtigen Reihenfolge stehen. Ein Totengräber reißt ein Stück Kordel von jeder Matte und gibt es den älteren (lebenden) Ehefrauen.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn. 88,197a), 28.1.89: Über ein Dutzend Tote sind in die Feier eingeschlossen. Ein ganzer Haufen Matten liegt ca. 100 Meter entfernt vom Gehöft; darauf liegen busik-Körbe. Die Matten der verstorbenen Töchter des Gehöfts, deren Totenfeiern schon in der Sektion des Gatten abgehalten wurden, sind neu und ganz dünn. Bei den Matten singen Frauen. Die Matten ziehen, jeweils von zwei Frauen getragen, in Richtung auf das Gehöft, bleiben jedoch oft stehen. Auf mich kommt eine Matte zu und eine Trägerin fällt zu Boden. Ich gebe 50 Cedis und die Matte bewegt sich wieder. Die Matte einer aus Chiok eingeheirateten Frau geht zu den Chiok-Leuten und nur das Klagen und Singen der Yisobsa-Leute bringt sie schließlich in den Viehhof. Wenn alle Matten dort sind, kann man mit den Kriegstänzen beginnen.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7a), 26.1.11: Frauen tragen die Matte der Toten vom Innenhof unter einen Schattenbaum. Sie sitzen auf Bänken und Stühlen um die Matte herum. Am Baum gelehnt steht ein Rührstock und eine (obligatorische) Kalebasse. Die Kalebasse (chin tuin) soll immer in der Nähe der Matte sein und später Wasser für die Reise der toten Seele ins Totenreich aufnehmen. Ohne diese Kalebasse bewegt sich die Matte nicht.
Die Männer ziehen singend viermal zur Matte (einmal mit Trommeln). Im Dunkeln wird die Matte zurück zum Innenhof gebracht, danach auf einem Feld verbrannt.
Abb.: Matte mit sinsanguli-Frauen unter einem Schattenbaum, Atamkaali Yeri 2011
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Als wir um 16 Uhr ankommen sitzen die sangula-Frauen mit je einer Rassel schon um zwei Totenmatten unter einem Mangobaum außerhalb des Gehöfts. Die Männer sitzen in einem offenen kusung.
Zwischen 16 und 18 Uhr zieht eine Gruppe Männer singend zu den sinsangula-Frauen und sagt ihnen, sie sollten die Matten fertig zum Einzug [ins Gehöft] machen. Die Frauen wickeln die Matten auf, wobei auch mehrere Matten übereinander gewickelt werden. Je zwei Frauen nehmen eine Matte und ziehen tänzelnd los. Jede Matte will zu ihrem Elternhaus, eine Matte stürzt. Schließlich kommen alle Matten wieder im Viehhof an. Ein kleiner Junge (Enkel) wird dort mit weißer Asche eingerieben. Gegen 18 Uhr ziehen wir ab. Es folgen wohl noch Reden und die Verbrennung der Matten.
Sichaasa, Wiaga (fn 185a), 19.1.89: Funeral eines alten Mannes und einer alten Frau. Am Spätnachmittag tragen zwei Frauen, umgeben von Trommlern, die Matte der verstorbenen Frau, die zurück zum Haus ihres Vaters in Sandema-Abilyeri will. Die Trommler halten sie durch ihr Trommeln zurück, aber die Matte will noch nicht zurück ins Haus. Sie will noch herumgetragen werden. Als sie im Haus ist, setzen Kriegstänze ein.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Totenmatten werden am 1. Tag zu den Bäumen vor dem Gehöft gebracht.
U. Blanc (2000: 183ff.) Matten der Toten müssen von den ko-lieba wieder in den Viehhof gebracht werden, wo sie sich von den Lebenden verabschieden. Sie werden von einer ginggana-Trommelgruppe begleitet. (S. 187) Es werden letzte kum-yiila gesungen.
4.2.2.4 Kriegstänze (leelisa, Sing. leelik)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 4.3.91, 17.30 Uhr: Kriegstanzgruppen aus verschiedenen Sektionen erscheinen. Sie ziehen zuerst zur Matte Anyenangdus, die als einzige am Getreidespeicher (bui) im Viehhof liegengeblieben ist (siehe 4.2.2.3: Matten im Viehhof). Dann werden Kriegstänze aufgeführt.
Abb.: Kriegstänze in Anyenangdu Yeri 1991
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a); 8.3.89: Nach 11 Uhr treffen Kriegstanzgruppen ein, z.B. eine Chariba-Gruppe. Eine Frau wischt den Schweiß der Krieger ab.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a), 18.15 Uhr: Sammeln der “Krieger” zu Aufführung der Kriegstänze. Wenn alle Matten wieder im Viehhof sind, kann man mit den Kriegstänzen beginnen.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa, Afeliks Gehöft (fn 11,7): Da die Totenfeier einer eingeheirateten Frau abgehalten wird, fallen alle Kriegstänze aus.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61b): Ab Mittag treffen Abordnungen der Sektionen Tankunsa, Bilinsa und Choabisa mit Kriegstänzern zu verschiedenen Zeiten ein und gehen zuerst zum Viehhof, wo sie die Matte begrüßen. Danach werden Kriegstänze aufgeführt. Ein Kriegstänzer hat ein lebendes Huhn und eine Hacke am Körper baumeln.
Abb.: Vorn eine Kindertanzgruppe, Atekoba Yeri 1973
Auch kleine Jungen haben eine Kriegstanzgruppe gebildet, die durchaus ernst genommen wird. Man lässt sie auch an die Matte heran. Ihre Helme sind einfache Kalebassen mit zwei kleinen Stöcken als “Hörner”, ihre Kriegsäxte sind einfache Stöcke (fn 73,66b) .
(fn 73,64a) Am 3. Tag (gbanta?) um 14.00 Uhr werden wieder Kriegstänze aufgeführt, aber nur die Tanzgruppe aus Kalijiisa ist anwesend. Man zieht danach zum Ahnenhaus.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Kriegstänze beginnen im Haus, der Älteste [Sohn?] führt sie an.
Information Danlardy Leander: Alle Nachbarsektionen sollen Kriegstanzgruppen schicken. Die eigene Sektion ist immer durch Kriegstänzer vertreten.
Information Yaw (fn 97,16b): Musikinstrumente zum Kriegstanz: dunduning: 1-2 (dunduning diak und dunduning chogsung) oder 2 ginggaung (ginggaung diak und ginggaung chogsung). Sie können nur auf weltlichen Festen (z.B. dem Fiok-Fest in Sandema) zusammen mit einer Sanduhrtrommel (gunggong-diak) gespielt werden, nie bei Totenfeiern. Weitere Begleitinstrumente: 2 senlengsa Doppelglocken (diak und chogsung), 1 chang-Kastagnette, kantain-Hörner, tagalik Flöten als Ersatz für tapiliok Flöten. Glocken (logni) sind nach Belieben am Köcher befestigt, ihr Klang wird nur durch Bewegung erzeugt. Das kantain Horn ist kleiner als namuning, es gibt nur eine Größe. Es ist tabu, ein kantain-Horn außerhalb eines Festes zu blasen.
Information Margaret Arnheim (fn M10+29b): Kriegstänze sind Nachahmungen von Stieren. Es gibt drei Tanzfiguren: 1. langsam vorwärtstrotten, 2. schnelles Rückwärtsschreiten, 3. rückschauendes Rumpfkreisen.
Abb.: Kriegstänzer von Sandema-Kalijiisa-Yongsa, 1973
Siehe auch Kröger in Buluk 11 (2018): Cultural Heritage and Tourism: Bulsa Dances, S. 45-48.
U. Blanc (2000: 87ff.): Kriegstänze (tugurik-yiila) werden an den beiden ersten Tagen, nie am kpaata dai und gbanta dai getanzt. In Badomsa begannen die Kriegstänze abends, nachdem Matten zum Verbrennen bereitgestellt waren. Die Kriegstanzgruppen treffen im Verlauf des Tages ein, grüßen zuerst die Matten der Verstorbenen und ziehen dann tanzend um das Gehöft. Musikinstrumente: ginggaung (Zylindertrommel) ist immer obligatorisch. (S. 97). In Sandema werden auch gurmansiak und tagalik gespielt.
(S.193-96): Sowohl die jeweils eigene Ausstattung der Krieger als auch bestimmte Bewegungen und Gesten beim Tanz gehören zu den Zeichen einer Art von ‘Geheimsprache’… um miteinander zu kommunizieren” (S. 193). Im Idealfall sollte jede an der Totengedenkfeier teilnehmende Sektion eine Kriegstanzgruppe mitbringen. Tatsächlich verfügen nicht mehr alle über die entsprechenden Instrumente, Tänzer und Utensilien (ibid.). Obwohl grundsätzlich nur Männer Kriegstänzer sein können, reihen sich mitunter Frauen in ihre Reihen ein ohne den vollen Status eines Kriegstänzers zu erhalten (S. 194). Wenn nach Ansicht vieler älterer Informanten Kriegstänze nur bei bedeutenden Persönlichkeiten aufgeführt werden können, gehören sie heute doch zum festen Bestandteil einer jeden Totengedenkfeier (S. 194).
Abb.: Atekoba Yeri: Ansprache des Elders (1973)
4.2.2.5 Ansprachen (moolinka)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 18.30 Uhr: Rede Anamogsis (als ältester Sohn und/oder Gehöftherr?), danach die kobisa (hier Gehöftherren der vier kobisa-Gehöfte): Atinang, Ansoateng und Atupoak vor dem Gehöft. Nach Danlardy Leander müssen in Badomsa wenigstens der yeri nyono und ein kobiik eine Rede halten.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,60 18.4.73, 15.45 Uhr: Rede des Elders von Choabisa in leiser Stimme, wobei ein anderer Mann respondiert, d.h. er wiederholt die Sätze in voller Lautstärke. Nach jedem Absatz erfolgt eine Pause mit einer Ululation der Frauen (wuuling oder weeling). Zwei Hornbläser auf einem Flachdach geben in Pausen Signale und Applaus. Inhalt der Rede des Elders von Choabisa:
a) Willkommen an alle Anwesenden und Dank für die, die bei der Vorbereitung zum Fest mitgeholfen haben.
b) Bei einer solchen Veranstaltung ist es leicht, jemandem durch Juju Schaden zuzufügen, aber alle sollen gewarnt sein, es auf diesem funeral zu tun. Alle Anwesenden ständen unter dem Schutz des tanggbains. Wenn jemand durch Juju Schaden zufügt, so wird das tanggbain ihn innerhalb der nächsten drei Tage töten. Wenn einer der Anwesenden innerhalb der nächsten drei Tage stirbt, so ist er als Übeltäter überführt. Der Redner wird in diesem Fall dem tanggbain ein “Tier” (dung) opfern. [Er nennt die Tierart nicht, da sonst der Übeltäter nachts das gleiche Tier vor dem tanggbain töten und dort liegenlassen könnte. Das tanggbain könnte ihm dann nicht schaden. Opfern darf der Übeltäter das Tier nicht, er würde sonst sterben].
c) Der Redner verkündet, dass von nun an auch begrenzt innerhalb von Kalijiisa geheiratet werden kann, d.h. zwischen Choabisa und anderen Kalijisa-Subsektionen [dies war schon vor drei Jahren bei einer Totenfeier eines anderen alten Mannes in Kalijiisa-Anyeri (Anuryeri?) verkündet worden. 1973 bestand erst eine solche Ehe].
d) Er hofft, dass auf diesem Fest alle Junggesellen eine Frau finden werden, so dass es beim nächsten Funeral keine Junggesellen mehr gibt.
e) Alle Teilnehmer sollen sich gut verstehen und sich lieben, dann wird es Regen und eine gute Ernte geben.
Sichaasa, Wiaga (kurzer Besuch am 19.1.89): Ein alter Mann hält eine Ansprache und ein jüngerer Mann respondiert. Er sagt auch, dass gestern Abend jemand eine Brille verloren hat, der Finder möge sie abgeben.
Information Godfrey Achaw (fn 73,19a): Der älteste Sohn, der für die Totenfeier seines Vaters verantwortlich ist, hält eine Rede am 1. Tag der Kumsa, wenn Geschenke an Freunde ausgeteilt werden oder auch (wenigstens in einigen Teilen des Bulsalandes) am 3. Tag [?].
Information James Agalic, M.A. thesis (fn 86,2b): Ein elder bittet um Schutz der Ahnen für die Menschenansammlungen.
Abb.: Aparimoak schlägt ein Loch in die Außenwand, Anyenangdu Yeri 1991
4.2.2.6 Bogen, Köcher und andere Waffen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 4.3.91, 19.15 Uhr: Anamogsi bringt drei Köcher des Toten zu den Elders im kusung-dok, die sich mit einem Lied von dem Toten verabschieden.
Anyenangdu Yeri (fn 94,22a): Am gbanta dai: logta nyinika (wörtlich: “Herauskommen der Köcher”): Der Totengräber Aparimoak schlägt ein Loch in die Außenmauer. Vor dem Loch (parika teng) wird ein Schaf (ram) getötet. Durch das Loch werden Pfeile und Bogen (Martin Striewisch: auch Köcher) dreimal nach außen gereicht, bevor sie von den Totengräbern in deer Juka-Feier zerstört werden. Vor dem Loch wurde ein Widder getötet. Das Loch wurde am letzten Tag (gbanta dai) wieder geschlossen (parik lika).
Information Anamogsi über Danlardy (fn 97,69*b), Januar 2000: Der Bogen wird nur am Ende der Kumsa-Feier durch die Mauer gereicht und dann sofort wieder zurückgereicht. Danach bringt man ihn zurück in den dalong, wo er bis zur Juka-Feier bleibt.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Gegen 17 Uhr, vor der Mattenverbrennung, wird der Bogen des Toten vor dem Gehöfteingang zerbrochen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): Vor den Kriegstänzen muss der älteste Sohn den Bogen des Vaters so stark biegen, dass er zerbricht. Da dieses nicht so einfach ist, wird er vorher mit der Axt angeritzt
Azognab 2020: 46 (Information durch Afrafrarik Atnealim, Tankunsa 2018): During this ritual of the war dancing, at the third return from the grain store to the nansuing (the gate to the court yard), the eldest son breaks the tom (bow) of his late father or uncle as the case may be, and wails.
4.2.2.7 Nangfoba tabika (Tritt auf die toten nangfoba-Tiere)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: 43.91, 19.30 Uhr: Anamogsi geht in Kriegertracht zum tampoi und setzt einen Fuß auf die nangfoba-Tiere.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Nach 16 Uhr des 2. Tages tanzen 2 Männer zum tampoi, wo zwei Ziegen mit aufgeblähten Bäuchen liegen. Später kommt auch eine größere Gruppe mit wenig Verkleidung.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.89: Alle ziehen zum tampoi, auf dem die toten Tiere (drei Schafe und drei Hühner) und Kalebassen liegen. Drei Trommler (Abiisi, ein Mann aus Ayomos Haus und ein anderer Musikant) spielen 15 Minuten lang den gleichen Rhythmus. Nachdem ca. 5 Böllerschüsse abgefeuert wurden, erscheinen die Tänzer ohne Kriegstanz-Kostüme: Die Reihe, voran ein sehr alter Mann, tanzt zum tampoi. Der alte Mann tritt auf ein totes Schaf und scheidet aus der Gruppe aus, dann der zweite (3., 4. und 5.?). Der Rest tanzt einmal gegen den Uhrzeigersinn um das Gehöft; auch Frauen mit Stöcken haben sich angeschlossen. Folgende Instrumente wurden gespielt: 3 ginggana (Zylindertrommeln), wiisa (Flöten), aber keine Hörner und keine Sanduhrtrommel.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*), 17.4.96: Bei der nangfoba-tabika tanzt der älteste Sohn des Toten immer an erster Stelle und setzt auch als erster seinen Fuß auf das tote Tier…
Abb.: Mattenverbrennung in Anyenangdu Yeri, 1991
4.2.2.8 Tiak juka (Mattenverbrennung)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 19.30-20.00 Uhr: Die Matten werden zu einem Feld hinter dem tampoi herausgebracht. Anyenangdus Matte wird vorher einmal um das Gehöft getragen, dann werden alle Matten gemeinsam verbrannt.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.88: Gegen 18 Uhr wird die Matte aus dem Haus herausgetragen und sofort auf einem Feld angesteckt: Hiernach gehen die meisten Leute nach Hause.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a), 8.3.89: Kurz vor 18 Uhr wird die Matte (2 Matten?) von 2 Totengräbern aus dem Viehhof herausgetragen. Frauen mit Schafsfleisch im Fell, auch Krieger und viele andere Leute folgen. Man zieht dreimal um das Gehöft, dann wird die Matte vor dem Haus (doning) angesteckt. Verbrannt werden zwei Matten (waren sie vorher ineinandergerollt??): Auf einer Matte ist Awuliimba gestorben, die andere Matte wurde neu nach dem Tode hinzugefügt. In einer Matte ist Awuliimbas zukpaglik (Nackenstütze).
Ein Mann (ältester Sohn? Totengräber?) nimmt von Müttern ca. einjährige Kinder und schwenkt sie dreimal durch das Feuer. Information Apusik: Dieses sind biakaasung-Kinder (Fehlgeburts-Kinder). Das Ritual verhindert, dass sie von bösen Geistern (chicheri-baasa) durch Anfälle (convulsions) heimgesucht werden. Dieser Ritus ist nach Danlardy Leander (17.4.96) in Wiaga unbekannt.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a-b), 28.1.89: Mattenverbrennungen: ca. 18.30:
Information durch einen Nachbarn: Die Matten werden im Westen vom Gehöft verbrannt, weil der Wind zur Zeit von Osten weht. So kann der Geruch der Matten (piisim) nicht zurückwehen. Durch den Brand wird piisim, der noch von der Krankheit des Toten an den Matten haftet, vernichtet. Reiche Leute kaufen sich auch Chemikalien oder Parfüm gegen den Geruch und besprengen Matten damit. Das Fotografieren der Mattenverbrennung ist nach Rückfrage bei den Elders im kusung ohne Probleme erlaubt (Sie hatten mir die Erlaubnis für alles gegeben, nur Frauen in Blättern sollte ich nicht fotografieren).
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Gegen 17 Uhr wird das Schattendach im Viehhof abgerissen und die Matte herausgetragen. Nach dem Zerbrechen des Bogens vor dem Gehöfteingang (s.o.) laufen zwei Männer mit der Matte zweimal im Uhrzeigersinn um das Gehöft, das 3. Mal gegen die Uhrzeigerrichtung. Dann laufen sie mit der Matte zum Tal und wieder halbwegs zurück. Hier wird die Matte angezündet. Dabei gibt es keine Zuschauer: Während die Matte abbrennt, ziehen alle zum Gehöft. Ein Mann, und später auch Frauen sagen, dass es nicht richtig war, dass ich das Mattenritual gefilmt habe.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Da hier der 2. Tag ausfiel (nur 3 Tage für männliche Tote), wurde die Matte am 1. Tag verbrannt: Um 18.12 Uhr bringen 2 Totengräber mit bloßem Oberkörper die Matte (zwei Matten?) zum Verbrennungsplatz. Sie tragen die Matte unter den Armen (anfangs auch vom ersten Mann auf der Schulter, aber nie auf dem Kopf). Es werden Grashalme um die Matte gelegt und angezündet (18.14 Uhr). Es gibt fast keine Zuschauer.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7a) 26.1.11: Die Matte wird aus dem Gehöft herausgetragen und abseits des Gehöft im Dunkelwerden verbrannt. Die beiden Mattenträger sagen uns, wir hätten vorher um Erlaubnis zum Fotografieren bitten sollen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): Männer und Frauen ziehen singend um das Gehöft. Beim letzten Umzug wird die Totenmatte von Totengräbern im Laufschritt getragen. Kinder des Toten werfen Geld auf die Matte und andere Leute folgen um Geld aufzuheben und zu behalten. Die Matte wird, gefolgt von allen Leuten und Trommlern, zu einem Tal gebracht und dort angesteckt. Zurück beim Gehöft wird ein Tanz am tampoi veranstaltet.
R. Schott: Kalibisa: 18.30 wird die Matte um das Haus getragen, dann verbrannt.
U. Blanc (2000:183f.): Das Ritual wird gewöhnlich kurz vor Sonnenuntergang durchgeführt. Alle Schlafmatten der Verstorbenen müssen im Viehhof zusammengetragen werden.
Aduedem 2019: 16 [Am Abend des 1. Tages:] Toward evening/dust, the widow is sent inside and the gravediggers come to pick the mat for burning (juka). While they take the mat, the singer intones the third time the funeral song, and if the dead person was a yeri-nyono, all those he called his sons (bisa) perform a war dance (lielik) with his logta as the mat is being taken away. Moving a bit far from the house, the gravediggers remove the cloth that was kept inside and set the mat ablaze – it is forbidden for anyone to get into contact with the heat of that fire. By burning the ta-pili, the soul of the deceased is released, but it does not enter the land of the dead…
4.2.3 Dritter Tag: kpaata dai oder kpaam-tue dai
Am 3. Tag werden Bohnen- und Hirsegerichte zubereitet, deren Reste am gbanta dai der Gehöftmauer geopfert werden (siehe 4.2.4.6: parik kaabka).
Die ausführlichste Beschreibung und Analyse des kpaata-dai findet sich bei U. Blanc (2000: 197-207). Auszüge aus ihren Ergebnissen werden im folgenden verkürzt zusammengefasst:
U. Blanc 2000: 197f: Oft dauern die Speisezubereitungen den ganzen Tag. Mitunter reichen sie auch bis in die Nacht hinein, bis das Essen am nächsten Morgen an die Verwandten verteilt werden kann. Die weiblichen Mitglieder des Hauses, in dem die Totenfeier stattfindet, liefern Bohnen und Hirse für den Hirsebrei (kpaata-saab). …Die Schwiegertöchter des Toten sind für die Zubereitung des kpaam-tue zuständig, d.h. die gleichen Frauen, die auch die Imitation (cherika) am 1. und 4. Tag als cheri-lieba durchführen.
(S. 198) Die musikalische Gestaltung übernehmen am Abend ausschließlich die älteren Musiker, während bis dahin vor allem Kinder und Jugendliche zur Unterhaltung beigetragen haben. Ein Ensemble einer ko-bisa Sektion spielt zwei Kalebassentrommeln (gora), zwei Flöten (wiisa), und zwei Achselhöhlentrommeln (gunggona).
(S. 199) Am Abend wird das Bohnengericht verteilt. Zunächst nehmen sich die Frauen und Kinder, Sängerinnen, andere Helferinnen und Kinder ihren Anteil, dann servieren die Frauen den vor dem kusung-dok wartenden Männern das Essen [Endnote 82]. Danach stimmen die Elders die kum-yiila oder die kpaam-tue-yiila an, bei deren Beginn alle Mahlzeiten beendet sein müssen, sonst droht den Essenden der Tod [Endnote 83]. Die Reste der Mahlzeit werden vergraben.
(S. 200) Das kpaam-tue Mahl wird von Blanc als ein rituelles Mahl beschrieben, an dem auch die Ahnen und die Seelen der Verstorbenen teilnehmen.
(S. 205) Die Gesänge der Frauen (kpaata yiila) gleichen den Liedern der sinsangula-Frauen.
(S. 203) Sie können auch auf Missstände hinweisen oder die Männer im kusung-dok kritisieren.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,65b): Morgens finden wieder Tänze und Umzüge statt. Die Bohnen- und Ölriten sollen erst gegen Mitternacht stattfinden. Ich (F.K.) kann (wegen einer Malaria) nicht teilnehmen.
Sichaasa (fn 88,185b), 21.1.18: Die öligen Bohnen werden abends zwischen 20 und 21 Uhr gegessen. Auch Gästen (Danlardy) bietet man solche an. Sonst finden tagsüber keine bedeutenden Ereignisse statt.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa, Afeliks Compound (fn 11,7b): Zubereitung von Pito (siehe 4.2.3.1), von Schibutter (4.2.3.2) und des Bohnengerichts: (4.2.3.3)
Die Frauen kochen nur für Schwiegerverwandte des Gehöfts. Sie selbst nehmen nicht am Essen teil (?).
Aduedem 2019: 17: At dawn the sons send millet to the presiding woman’s (kuumu zuk kaldowa) house. She receives the millet and dismisses them. Then she goes to the bush and gets some leaves of sheanut trees (cham vaata) and mwanyak (a kind of grass) and brings them to the funeral house by the early hours of the day. On getting close, she sits (down) on the way – at a reasonable distance. Then the sons, preparing zo-nyiam, go to meet her there. They will thank her and bring her to the back of the house (nan-gaang) with the items. Over there, she mixes the leaves and the grass in a clay pot containing water. The widow is led out there, with women forming a wall covering her as she goes. Untwisted fibre (bok) or strings (miik), depending on the family/section of Buluk, is used to tie around her waist, chest and head and then she sits (down). The untwisted fibre or strings identify the widow as such and also emphasize her still close connection to the dead spouse and therefore, they should not be removed until the widow’s remarriage. The presiding woman baths her with the mixture she prepared with the leaves and the mwanyak. Afterwards, zo-nyiam is prepared and given to her (widow). She sips some of the zo-nyiam into her mouth and spits it at her left, front and right. She does that four times. Then the presiding woman fetches some of the zom into her palm. She puts it in her mouth and does like she did to the zo-nyiam (zom powedered millet, nyiam water) [Endnote 84]. Then she is led inside again, where the presiding woman prepares another zo-nyiam for her and this time she drinks the water and eats the zom if she likes. The woman prepares T.Z also with bogta soup and mud fish for her (the widow) and she eats that too if she likes.
E. Atuick 2020: 86: On kpaata-dai, the cheri-deiroa must be the first person to start the fire used for cooking the beans and the shea butter oil before other women can take over. She cracks the first shea nut before any other woman can help with cracking and pounding the nuts for processing of the oil.
She must also enter the ancestral room with fire on a bunch of straws for the men to see and bind the louk [quiver] three times with a rope. Usually, an animal is killed to pacify the louk before tying it on the left, middle, and right parts, respectively. After this, they will carry the louk and the dead animal up to the roof top. While up there, they lift the animal and hold it upside down, together with the louk, make three loud cries, and drop the animal at the back of the compound. As soon as this is done, both the men and the cheri-deiroa must jump after the animal over the wall to the back of the compound where the men will skin the animal and give the cheri-deiroa the thigh of the animal as her share.
In the early hours of day when the kpaam-tue is ready, the cheri-deiroa must be the first person to serve herself before any other person can touch the food. When she is ready to serve herself, she enters the place where the food is with a clay bowl and uses a ladle to fetch the food three times or four times depending on the sex of the deceased person she is impersonating…
At dawn, when the drums are played to herald the end of the eating of the kpaam-tue, the cheri-deiroa, dressed as the deceased, goes to stand near the main entrance of the compound and makes a waliing [prolonged, melodious, shrill cry] three or four times depending on the sex of the deceased whose funeral is being performed. While making the series of waliingsa, she will say after each one [cry] so that the men in the kusung can hear, “I need a cow but not a sheep or goat.” Once the men hear the waliing and the demand for an animal, they know the cheri-deiroa is preparing to join them in the kusung. (Fortetzung s. 4. Tag, 4.2.4.1)
Abb.: Brauen von Hirsebier in Longsa, 2011
4.2.3.1 Hirsebrei und Hirsebier-Zubereitung
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa: 28.1.11. (fn 11,7b): am Vormittag wird Pito (daam) zubereitet. Um 16.30 Uhr ist das Hirsebier fertig.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: In den Felsmörsern beim neuen Gehöft wird Hirse gestampft, die für die Beköstigung der Besucher vorgesehen ist. Gleichzeitig braut Agoalie Pito für den nächsten Tag (gbanta dai daam).
Margaret Arnheim 1979: Daam dika – The Brewing of Millet Beer. [unveröffentlichtes Manuskript]: Beschreibung der Zubereitung in allen Einzelheiten.
4.2.3.2 Schibutterherstellung
(Ein ausführlicher Bericht über die Herstellung der Schibutter bei den Bulsa findet sich in Kröger 2001: 217-218)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa (5.3.91): Abends wird Schibutter vor dem kusung von Akumlie, Agbiera und Achibilie hergestellt: Sie bringen zwei große chari-Schüsseln mit gerösteten Schinüssen zum Mörser, wo sie zerstampft und dann zwischen zwei Steinen zu einer dunklen Paste zerrieben werden. Die Tätigkeit hält bis zum Anbruch der Dunkelheit an.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225a), 9.3.89: Als ich um 18.30 Uhr ankomme, sind fast keine Gäste dort. Im Norden des Gehöftes stampfen drei Frauen im großen Mörser die zerkleinerten Schinusskerne im Rhythmus: kom manika: ‘xxx ‘xxx (3/4 Takt). Dieser Rhythmus kann auch von 4 arbeitenden Frauen geschlagen werden. Der gewöhnliche Rhythmus einer einzigen Frau ist: ‘x ‘x ‘x.
Um 19.00 Uhr werden Reibsteine zum kusung gebracht. Daneben graben Frauen ein Loch mit der Hacke und streuen groben Sand (tan-buusum) in die Grube, damit sich später das Fett besser trennen lässt.
Abb.: Auf dem Weg zur Nika-nika Mühle, Ataamkali Yeri 2011
Abb.: Eine kleine Menge Schibutter wird getrennt hergestellt, Ataamkali Yeri 2011
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa: 28.1.11. (fn 11,7b): Die Frauen des Hauses gehen in die vier Nachbargehöfte der ko-bisa und erhalten dort Schinüsse, Okro und Dawadawa. Unter dem “Mattenbaum” des Vortages erhitzen zwei Frauen in einem großen Metalltopf Schinüsse. Während früher die dunkle Masse (kpaama) zwischen zwei Steinen gerieben wurde, bringt man sie hier in Aluminium-Schüsseln zur Motor-betriebenen Nika-nika Mühle.
Am Gehöftseingang haben Frauen (Schwiegertöchter?) dunkle Schibutter auf den Reibsteinen erstellt. Sie wird gekocht. Solange sie noch sehr heiß ist, wird sie mit einem Stock gerührt, später mit den Händen geknetet und geschlagen.
Aduedem 2019:18: Meanwhile, women from the neighbourhood bring Bambara beans (suma), beans (tue), sheanuts (jigsa), saab-zom (flour for TZ) etc. to the funeral house for the evening ceremonies. These stuffs are collected together and preparations on them start straight away. The sheanuts are processed (pounded, fried, milled, processed and boiled) to obtain shea butter (kpaam).
4.2.3.3 Bohnen (suma und tue)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Nach Einbrechen der Dunkelheit, während draußen noch die Schinüsse gemahlen werden, kocht man Bohnen (suma und tue) und fügt später Schibutter hinzu.
Verteilung und Verzehr des Bohnengerichtes: a) Frauen im Innenhof Agbieras (Sängerinnen und Helferinnen), b) Elders im kusung-dok, c) Allgemeinheit (bimbaasa tue ne poi) im kusung: Es entsteht ein hektisches Gerangel (viel fällt auf den Boden)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225a), 9.3.89: Bei meiner Ankunft (18.30 Uhr) kochen die Rundbohnen (suma) schon. Es dürfen keine Gewürze hinzu gegeben werden. Wenn die Rundbohnen etwa halb gar sind, werden die Bohnen (tue), die eine kürzere Kochzeit haben, hinzugegeben. Gewöhnlich ist es verboten, Rundbohnen und Bohnen zusammen zu kochen (kisuk). Das aus beiden Bohnenarten zusammengesetzte Gericht wird kpaam-tue genannt.
Awuliimba, Information durch Martin Striewisch: Um 3 Uhr (10.3.89) wird das Bohnengericht in Awuliimba Yeri verteilt. Nach dem Mahl beginnen Funeral Songs. Wer dann mit dem Essen nicht fertig ist, wird sterben. Martin geht um 5 Uhr.
Information Apusik (fn 88,226b): Die Bohnen gelten als Nahrung für den Toten.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7b), 28.1.11: Auf einem Topf über dem Feuer kochen Bohnen (keine Rundbohnen!) für die Schwiegerverwandten.
Information Godfrey Achaw, Sandema-Kalijiisa (fn 73,48a): Bohnen und Rundbohnen dürfen sonst nicht zusammen gegessen werden. Die von Frauen mit viel Öl gekochte Nahrung wird nachts den Männern gebracht. Die Männer stürzen sich darauf, bevor die Frauen es den Männern geben. Nach dem Essen singen die Männer ein Lied und gehen dreimal (bei einem männlichen Toten) bzw. viermal ins Haus. Wenn ihr Lied anfängt, muss das Essen aufhören. Die restliche Nahrung muss weggeworfen werden und darf von keinem gegessen werden.
Information Danlardy Leander (17.4.96): Es dürfen dem Bohnengericht kein Salz und keine anderen Gewürze beigefügt werden. Nachts zwischen 2 und 3 Uhr werden die nahen Verwandten ins Haus gerufen, um das Bohnengericht zu probieren. Die öligen Bohnen werden zwischen 20 und 21 Uhr gegessen und auch an Gäste verteilt.
Information Danlardy Leander 5.9.96: Ein Teil der Bohnen bleibt im Kochtopf (gewöhnlich samoaning). Diese werden am folgenden Tag der Mauer geopfert (Umkehrung der Bräuche in der Reihenfolge)
Information Margaret, Gbedema (fn M34b): Den Bohnengerichten darf kein Salz und kein Pfeffer zugefügt werden. Margaret hat heimlich für sich Gewürze zugefügt.
Aduedem 2019, p. 18: siehe 4.2.3.2
Azognab 2020: 47 (several informants): On the third day (second day for funerals of ordinary men) which is the kpaata dai (literary; shea butter day), raw beans are prepared and served with shea butter in large quantities. These beans are termed kpaamteui [kpaam-tue] (Shea butter beans or oil beans)… Both the living and the dead share this meal as a symbol of their union and communion as a family and community.
The meal is normally ready after midnight and it is assumed that the living dead eaten [eat] first, after that the living can also partake of it… The deceased person must enjoy this for the last time in this life with the living relatives before going to the next world. But because he or she is now in the spirit form, he or she does not eat pepper and salt and so that is why the beans prepared should be without salt and pepper. The beans will be served to the elders in the kusung first. The custom here is that the elders must ask for more shea butter on three occasions if it is a man’s funeral or on four occasions if it is a woman’s funeral. This is done through delegates from the nisom (elders). Each time they ask for shea butter from the women in the court yard, they must be given more. The meal is shared both to the women in the dabiak (court yard) and to the men and children outside. Everyone, including a visitor, is allowed to take part in eating… After the meal, the men sing dirges to and from the cattle yard three times for a man’s funeral and four times for a woman’s funeral. The women on the other hand, sing their dirges in the court yard since the ta-pili (‘death mat’) is now absent in the cattle yard, having been disposed the previous day.
4.2.3.4 Zubereitung und Verzehr
Aduedem 2019: 18: By late evening, the Bambara beans and the beans are also set on fire in the same pot – which is forbidden in ordinary daily life – and in the night, TZ too is prepared. When the varieties of the foods are done, say by late night, the women serve [are served] first, the deceased [then the deceased’s] sons (bisa) [are served] the kpaam tue (literally, oily beans, a mixture of Bambara beans and beans with plenty oil-shea butter inside), then the daughters and [then] the food is distributed to everyone. The serving of the TZ also follows the same pattern. The kpaam tue ngobika (eating of kpaam tue) continues till towards dawn, mostly accompanied by the youth amidst drumming and dancing in some cases. Towards dawn, the women serve the kpaam tue in an earthenware bowl (kpalabik), put the oil in a chimbili (small calabash for serving oil or sowing) and put it on top of the kpaam tue and then with some TZ, they send it out to the kusung [Endnote 85]. Two “courageous” youth pour the oil into the kpaam tue and send the chimbili inside saying: kpaam ka kpaam ka”-literally translated as “no oil no oil”! The women inside will collect and give oil to them and when they get out, they pour the oil out, go back and repeat the same procedure. When they do it the third time, they stop and eat everything that was brought out [Endnote 86].
4.2.3.5 Schreittänze und Gesang
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Die Elders singen Bohnen-Lieder (kpaam-tue-yiila): Zug zum Speicher des Toten und einmal um das Gehöft
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Nach dem Mahl beginnen funeral songs.
U. Blanc (2000: 16) Kpaam-tue-yiila der Männer und sinsangula Gesänge der Frauen (sinsangula: s. gbanta dai); S. 17: Witwen, die bisher in ihren Räumen verweilen und klagen, werden, fest gestützt auf ko-lieba, hinausbegleitet und nehmen am Gesang teil. Es findet kein abschließendes Ritual statt. Der Übergang zum gbanta dai ist fließend.
Aduedem 2019: 18: By cock crow when everything might have been eaten, those outside (the youth) sing the kpaam tue yiili [Endnote 87]. The women also come to the bui (barn) and sing their version of the kpaam tue yiili.
4. DIE KUMSA TOTENFEIER
4.1 Vorbemerkung zu den Totenfeiern
4.1.1 Terminologische und methodische Überlegungen
Methodische Überlegungen: Unsere Darstellungsweise der beiden großen Totenfeiern der Bulsa (Kumsa und Juka) musste im Vergleich zum ersten Teil dieser Abhandlung leicht geändert werden.
Während im ersten Teil Zitate aus meinen Feldnotizen weitgehend in eine textliche Darstellung eingebaut wurden oder dem Schlussteil eines Kapitels (“Weitere Informationen”) beigefügt wurden, bilden die Feldnotizen bei der Darstellung der Totenfeiern das eigentliche chronologische Gerüst. Analysen und Zusammenfassungen werden als Einzelaufsätze im Anhang präsentiert.
Der Versuch, die Riten der Bulsa-Totenfeiern verschiedener Dörfer in ein chronologisches Nacheinander zu ordnen, ist mit großen Schwierigkeiten verbunden:
1. Viele Riten begleiten mit Unterbrechungen fast die ganze Totenfeier oder erstrecken sich zumindest über mehrere Tage (z.B. Imitation, Rasseln an der Matte, Umzüge um das Gehöft).
2. Viele Riten verlaufen fast unabhängig voneinander oder zumindest parallel.
3. Es bestehen Unterschiede in den einzelnen Dörfern und Sektionen, einige Riten treten nur in bestimmten Klansektionen auf.
4. Der chronologische Ablauf liegt nicht vollständig fest, sondern wird vor Beginn der Feier von den alten Männern im kusung-dok beraten und festgelegt. Sie entscheiden zum Beispiel auch, ob ein Ruhetag eingelegt wird und ob einige Riten ausgelassen oder an anderer Stelle vollzogen werden.
Die vorliegende Aufstellung kann daher nur grob darüber Auskunft geben, welche Riten und andere Aktivitäten man an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Tageszeit vielleicht erwarten kann. Die Nummerierung wurde vor allem zum Zwecke einer leichteren Referenz durchgeführt.
Name: Die erste Totengedenkfeier wird in dieser Arbeit, auch in Anlehnung an den gängigen Gebrauch meiner Informanten, als Kumsa (pl.) bezeichnet.
Azognab (2020) gebraucht die Buli Bezeichnung kuub-kumsa. E. Atuick (2020: 37f.) schreibt: …the kuub-kosik (dry funeral rites)… involves performance [kumsa] of the funeral [kuub]… Die erste Totenfeier nennt er kuub-kumka.
In Ghana gebraucht man auch die englische Bezeichnung “dry funeral” für die Totenfeiern, im Gegensatz zum “fresh funeral”, der Erdbestattung gleich nach dem Tode. Das Wort “funeral” ohne Attribut bezieht sich meistens nur auf die beiden Totengedenkfeiern.
R. Asekabta (Brief): I think kuub-kumka means the art of performing a funeral or how to perform a funeral. Kuub-kumsa means the performance of a funeral and Kumsa is a short form of performing a funeral for example (Kuumu Kumsa ale chum – the performance of the funeral will be tomorrow)
F. Kröger: Dictionary Buli-English: kumsa, n.pl. 1. mourning, weeping, crying… 2. funeral; kuub, pl. kumsa, kuuna death case, funeral celebration
Besuchte Totenfeiern des Autors
Kumsa-Totenfeiern (oder Teile von ihnen) wurden (falls nicht anders angemerkt) in den folgenden Gehöften besucht:
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60-65), 17.-18. April 1973: Totenfeier für einen im hohen Alter (90) im März 1973 verstorbenen Schmied (er soll angeblich noch gegen Babatu gekämpft haben). Besucht wurde nur der tika dai.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88.119a – 121a): abgehalten für einen Mann, eine verheiratete Frau und zwei Kinder. Besucht wurde nur die Feier des gbanta-dai (6.12.88).
Wiaga-Sichaasa (fn88,185): Funeral eine alten Mannes und einer alten Frau, ein kurzer Besuch am 19.1.89 (tika dai)
Akadem Yeri (fn 88,197+200a+b): Wiaga-Yisobsa: für fast einem Dutzend Männer und Frauen, Besuche am 28.1.1989 (tika) und 31.1.1989 (gbanta)
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b+222a); Besuch am 5.3.89: gbanta für eine eingeheiratete Frau
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,223-226): Vater von James Agalic, dem Assistenten und Informanten von R. Schott und F. Kröger; Besuch: 1.-4. Tag (7.3.-10.3.89)
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok-Ayaribisa (fn 233a+b): für zwei eingeheiratete Frauen (Riten hinter dem Gehöft), eine zurückgekehrte Tochter (vor dem Gehöft) und einen Jungen; Besuch am gbanta dai (16.3.89)
Abapik Yeri, Wiaga-Badomsa: 5.9.90 (fn 88,305b) ausführliche Informationen und Fotos durch Danlardy Leander
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, Totenfeier für Anyenangdu, dem Vater meines Hauptinformanten Anamogsi: 3.3.91-6.3.91 (Fotos und Informationen durch die Teilnehmer M. Striewisch und Danlardy Leander, ausführliche Informationen und Erklärungen durch Anamogsi und andere Hausbewohner)
Obwohl ich selbst diese Totenfeier in Anyenangdu Yeri, meinem Wohngehöft zwischen 1978 und 2011, nicht besuchen konnte, stehen mir für diese das reichhaltigste Material zur Verfügung. Noch bis 2011 konnten alle strittigen Fragen diskutiert und beantwortet werden.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a+b): Besuch: tika dai (13.2.01) und gbanta dai (gbanta an 2 Tagen: 15. und 16.2.01).
Atinang Yeri, Wiaga-Badomssa (fn 06, 6a+b; 10a, 27.1.2006): Kumsa Mitte März 2005 (nicht teilgenommen, Hauptinformation durch Anamogsi, Danlardy und Yaw; abgehalten für Verstorbene aus Atinang Yeri: Atinang, Angmarisi (jüngerer Bruder Atinangs), Kweku (jung), aus Anyenangdu Yeri: Awenbiisi, Asuebisas Sohn Akansang, Agoalie, Adiki (Azumas kleine Tochter); Beschreibung in den fn nur 1.-3. Tag; Imitatorin Atinangs: Atakabalie (Anyiks Frau), für Angmarisi Name entfallen, für Agoalie: Ajadoklie. Ergänzung durch einen Brief Danlardys: als Agoalie in ihrem Elternhaus starb, wurde sie dort begraben und ein funeral gefeiert. Später wurde in Anyenangdu Yeri eine zweite Totenfeier abgehalten.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa (fn 08.15) für 2 männliche Tote und 5 Frauen; Besuch: 17.2.08: kalika; 21.2.08: gbanta
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta; 22.2.08: kalika; 24.2.08: gbanta (tika fiel aus). Nur eine späte Phase wurde vom Autor selbst beobachtet.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa; Gehöft des Kambonnaabs und Erdherren Afelik: 25.-29.1.2011 (tika dai, kpaata dai, gbanta dai)
Information Danlardy: Brief vom 7.5.2004 (fn 2002/3,55a*): Frauen-Totenfeiern können auch zweimal abgehalten werden, z.B. wenn die Ehefrau im Haus ihrer Eltern stirbt, dort das funeral (Totengedenkfeier) abgehalten wird und der Gatte es dann in sein Gehöft holt. Agoalies funeral wurde in Sandema-Nyaansa und in Anyenangdu Yeri abgehalten.
Vom 2.-6. Mai 2004 hielt Anamogsi Agoalies und Abiisis funerals in Atinang Yeri zusammen mit denen von Atinang Yeri ab (von mir nicht beobachtet).
4.1.2 Die Seele (chiik) des Toten
Der folgende, einleitende englische Text wurde in gekürzter Form entnommen aus: F. Kröger: Religious and rebellious elements in Bulsa funeral rituals, Buluk 10 (2017): 97-99.
Although the Bulsa are often regarded as one of the best-studied ethnic groups in Northern Ghana, their funeral rituals, with their interweaving of innumerable religious rites and secular acts of various kinds, have never been the subject of a general monographic publication.
The basic religious idea of funeral celebrations may lie in preparing a transition of the deceased from the land of the living to the land of the dead. In order to understand this process better, it is necessary to clarify which parts of the human personality are affected by certain rites concerning the deceased. The Bulsa attribute a number of personality components to each person.
One of them is nyuvuri (cf. nyueri, ‘nose’, and ‘vuum‘ life) or the “pulsating life”, which is mainly revealed in the respiratory movements. Another component is the “life force” or pagrim, which is not only shown in physical strength but also in the immunity from and resistance against harmful spiritual influences, e.g. ghosts, witches, bush-sprites, etc. (cf. Kröger 1978: 143-145). The personality components mentioned so far play only a subordinate role in burial and funeral rituals. More important are the functions and activities of the following three components (ibid. 140-143):
• The body (nying, pl. nyingsa)
• The wen, a divine power associated with an individual, but worshipped by sacrifices to a shrine outside the body (Kröger 1982: 6ff and 2003: 254ff)
• The soul (chiik, pl. chiisa)
The dead body and its odour (piisim) may be a great danger to the living. Only the initiated grave diggers know exactly how to deal with it. The corpse of a deceased is usually buried on the day of death. This activity usually takes place within the narrow circle of one’s own family (cf. 3.4 und 3.5).
The veneration of a deceased person’s wen is intensified only years or decades after the burial. Although during the funeral celebration the wen-shrines of the deceased exist in the compound, sacrifices to these or any other rituals concerning them are not a part of the funeral celebration.
As will be explained in more detail below, the soul (chiik) of the dead is paramount among the religious events of the first funeral celebration. After the funeral, the personality of the dead man is represented less by the tomb than by the sleeping mat (tiak, rolled: ta-pili) on which the dead man died, for it is regarded as the abode of his soul. In the past and even in some compounds of the present, this entailed leaving a small dish of food in the ancestral room every evening and, on the next morning, removing the untouched food. This means that the dead man did not consume the food in a material sense, but only took its power or substance as nourishment. Afterwards it was consumed by humans or fed to animals. Furthermore, certain preferences of the deceased, for example his enjoyment of beer, kola nuts or tobacco are respected by placing these luxuries for some time in the ancestral room.
The soul of the dead is not always enclosed in the mat or hovering around it. It can, for example, visit the deceased’s body in the grave (boosuk). In order to have free access, a small hole is left in the ceramic cover of the grave until the end of the final funeral.
Abb.: Der amtierende Gehöftsherr Leander Amoak informiert seinen Ahnen Abonwari über ein rituelles Ereignis
According to information from Gbedema, some Bulsa (usually thoughtlessly) invite the ancestors or the dead to eat with them by uttering the following sentence before eating: Ni de abe ni ge te mu (You eat before you give me). Moreover, a ceramic pot (liik) with drinking water, located in a corner of each courtyard, should never be empty so that recently deceased persons and ancestors can serve themselves here.
When the head of a compound (yeri-nyono) dies, it is either his eldest brother or his eldest son who performs all important rituals and they are also responsible for the deceased’s soul . However, they exercise these rites only for the deceased and must inform their predecessor about every important ritual in the compound by speaking to his soul in the mat.
Information Godfrey Achaw (fn 73,178): Eine Seele kann stark (powerful) oder schwach sein. Eine Person mit starker Seele ist schwer zu töten oder zu schädigen.
Die Seele kann den Körper des Nachts verlassen und alle Orte, die sie tagsüber besucht hat (und auch andere), noch einmal aufsuchen. Wenn die Seele nachts von einem Gespenst verfolgt wird, träumt der Schlafende davon. Nach dem Tod wird die Seele einer Hexe zum Gespenst (kok). Die Seele anderer Menschen geht nach dem Tod zu Naawen (Gott), oder, wie andere sagen, ins Ajiroa Totenreich. Wenn ich [Godfrey] sterbe, werde ich in Ajiroa mit meinem Körper neu geboren, aber Fremde können mich nicht sehen. Man erwartet aber gleichzeitig noch Körperreste im Grab. Die Speisen, die Familienangehörig in den Raum, in dem sich die Matte befindet, stellen, sind für das chiik des Toten bestimmt. Jeder kann die Speisen später essen, nur nicht die Gatten der Verstorbenen.
Information Apusik (Sandema-Kobdem?) während Awuuliimbas Totenfeier (fn 88,126b): Die Seele des Toten zieht nach der Juka-Feier ins Totenreich Ajiroa. Andere sagen, dass die Seele nach den Totenfeiern weiterhin in dem bui (Speicher) des Toten wohnt. Wenn die Seele von Ajiroa aus ihr altes Gehöft besucht, wohnt sie auch im bui. Der [runde] Stein [tintankori] auf dessen Boden symbolisiert auch die Seele.
Danlardy in seiner Examensarbeit (fn 86,12a): Jeder Mensch (nurbiik) hat drei Seelen (chiisa): 1. eine geht nach dem Tod zu Gott, 2. eine lebt im toten Körper weiter, 3. Die sitana-Seele wird beim Tod vernichtet, d.h. sie stirbt mit ihm. Die dritte Seele verleitet den lebenden Menschen Böses zu tun.
Information Margaret (fn M79,8b): Sie selbst fürchtete sich vor Kühen. Sie hatte einen Traum, dass sie von Kühen gehetzt wurde. Die Nachbarn sagten ihr, dass Hexen ihre Seele verfolgten.
Azognab 2020: 56: The fourth interview question to the [15] respondents was: What happens to the human person after death? All the respondents answered that the chiik (soul) of the person hovers around the tapili (death mat), the boosuk (grave) and the dalong or kpilima-dok… until the death and funeral rites and rituals are properly completed.
4.1.3 Allgemeine Informationen zu den Totenfeiern
(Vgl. auch 7. Ergänzungen… (7.1.-7.5) und F. Kröger 2017: 97-113: Religious and rebellious elements in Bulsa funeral rituals)
4.1.3.1 Aufhebung von Tabus (kisita, Sing. kisuk) des Alltagslebens
(oder: Tätigkeiten während der Totenfeier, die im Alltagsleben nicht ausgeführt werden dürfen)
Information Godfrey Achaw (fn 73,32): Wenn ein Ehebruch während eines Festes geschieht, wird er nicht als Ehebruch angesehen und die Frau braucht ihren Mann nicht zu informieren. Andere aufgehobene Tabus bei großen Festen sind: Ein Kalijiisa Mann kann eine Kobdem Frau heiraten, aber die Heirat innerhalb einer Sektion ist nicht erlaubt. Die Aufhebung der Tabus gilt nur bei: 1. Funeral eines großen, alten Mannes, 2. Harvest Festival Fiok (November – Dezember), 3. in bestimmten Fällen bei Opfern an das Land.
Information Apusik, Sandema (fn 88,226b): Bei einem Funeral werden folgende Tabus aufgehoben:
1. Suma (Rundbohnen) und tue (kleine Bohnen) werden zusammen in einem Topf gekocht
2. Man darf Tuch oder Kleidung auf das Dach des kusung oder kusung-dok legen (sonst kisuk)
3. Bestimmte Lieder dürfen nur bei Totenfeiern gesungen werden.
4. Man darf im Haupteingang (nansiung) stehen bleiben.
5. Sonst darf man nicht innerhalb und außerhalb des Viehhofs trauern (?).
6. Nur am kpaata-dai besteht eine sexuelle Freizügigkeit.
Information Yaw (fn 06,34b): Aufhebung von Tabus bei Funerals: 1. Man darf Totenlieder singen, 2. Matten werden mit der Spitze zum Boden aufgestellt, 3. Gewöhnlich darf man nicht über liegende Matten schreiten. Falls dieses geschehen ist, muss man zurückspringen und um die Matte herumgehen. Wenn ein Tier über die Matte schreitet, wird es sofort getötet. 4. Sex außerhalb des Gehöfts ist sonst strikt tabu. 5. Kochen von suma und tue Bohnen in einem Topf ist sonst tabu.
Yaw hat von einer Aufhebung des Exogamie- oder Inzestgebotes noch nie etwas gehört. Ein Stehenbleiben im Eingang ist auch bei Totenfeiern verboten (nach anderer Information erlaubt).
Information Yaw (fn 01,2b): Imitation bei einem weltlichen Fest (tigi) ist tabu (kisuk)
Information Danlardy, Yaw, u.a. (fn 94,22a): Der älteste Sohn eines Verstorbenen darf dessen Kleidung zu Lebzeiten nicht tragen. Bei der Kumsa bekleidet er sich hiermit, bevor die Imitatorin diese Kleidung anzieht.
U. Blanc (2000: 55, 136f und 145): Die Intonation der Rhythmen beim zong-zuk cheka (Musizieren auf dem Flachdach) ist außerhalb der Totenfeier tabu (kisuk).
4.1.3.2 Weitere allgemeine Kurz-Informationen zur Kumsa-Totenfeier
Totenfeiern für Frauen
F.K.: Gewöhnlich werden die Totenfeiern von verheirateten Frauen im Gehöft ihres Ehemannes zusammen mit den Feiern von verstorbenen Männern abgehalten.
Wird eine Totenfeier nur für Frauen ausgeführt, so entfallen zum Beispiel die Kriegstänze ganz. Wenn außerdem die Mattenverbrennung schon auf den ersten Tag verlegt wird, so fällt der ganze zweite Tag aus (so auch Aduedem).
Zeitliche Abhaltung der Feiern
Information Godfrey Achaw (fn 73,47): Die erste Totenfeier findet entweder in der nächsten Trockenzeit oder Jahre später statt.
(fn 73,54b): Die Reihenfolge in der Abhaltung von Totenfeiern: In den vier Nachbargehöften in Yongsa (ko-bisa) muss jedes auf das Funeral eines Nachbarhauses warten. Aber nach 20-30 Jahren werden die vier Häuser wohl ganz selbständig sein (ohne Wartepflicht).
Information Yaw (fn 01,2b): Anders als in Sandema dürfen Totenfeiern in Wiaga nicht an einem Markttag beginnen. In Sandema werden viele Einzelriten usw. ausgelassen, besonders an Markttagen.
Aduedem 2019: 12f: This part of the final funeral rites [Kumsa] takes three or four days for the average male or female respectively, or four or five days of an elderly man or woman of status respectively. It depends on the part of Buluk, when final funeral rites of mixed sexes are celebrated together, in Chuchuliga and some other parts, the male funeral takes precedence, whereas in Sandema and the southern part of Buluk, the female funeral takes precedence. Thus, the days are followed according to whose funeral takes precedence in cases of mixed celebrations.
Irrtümlich für lebende Personen abgehaltene Totenfeiern
Information Akambonnaba, Cape Coast (fn 73,53a): Wenn jemandes Totenfeier abgehalten wurde, gilt er als tot. Sein Vater musste im Krieg einen Krankenwagen fahren und in Siniensi erhielt man die Nachricht, dass er im Krieg gefallen sei. Man hielt seine Totenfeier ab. Obwohl er wieder auftauchte, galt er als tot und durfte nie wieder in Siniensi erscheinen (seine Kinder wohl). Er starb am 24.2.67.
Information Godfrey Achaw (fn 73,53a): Godfrey kennt auch einen Fall, dass man für einen verschollenen Mann eine Totenfeier abhielt. Dieser geht nach seiner unversehrten Rückkehr ins Bulsagebiet nicht mehr nach Sandema. Wenn er dort in einem Auto vorbeikommt, zieht er sich ein Tuch über den Kopf. Er darf auch aus Sandema keine Geschenke annehmen oder dort Geschenke geben. Außerhalb Sandemas dürfen ihn Leute aus Sandema besuchen.
Information Margaret Arnheim (fn M20b): Im Krieg wurden irrtümlich funerals Lebender abgehalten. Als sie zurückkamen, wurden sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Man sagt, dass sie ein sehr langes Leben haben werden.
Miiga-Totenfeiern
Abb.: Ritual-miiga aus Wiaga Chiok
Information Leander Amoak und ein Schmied (Ako?) aus Wiaga Chiok (fn 73,151):
Das Miiga-Funeral: Bei ganz bedeutenden Männern der Schmiedesektion wird ein Teil ihrer Totenfeier schon zu Lebzeiten abgehalten. Dabei spielt eine Schmiedezange (miiga), die mit Lederfransen zu einem “Wedel” umfunktioniert wurde, eine große Rolle. Sie dient dazu, böse Geister zu vertreiben. Bei einem miiga-funeral werden schon mehrere Kühe geopfert, aber nicht auf dem Aschenhaufen (tampoi). Wenn die Person später stirbt, werden keine weiteren Tiere geopfert. Vor einigen Wochen hat ein sehr kranker Mann eine solche miiga-Ehrung erhalten, ist aber kurz danach gestorben. Leander selbst hatte nie von einem miiga-funeral gehört. Eine miiga wurde für mich angefertigt (s. Foto), die sich jetzt im Völkerkundemuseum Werl befindet.
Information Thomas Achaab aus Sandema Choabisa (fn 73,151b): Die miiga spielt auch in Sandema eine große Rolle, wenn ein großer, alter Mann stirbt. Dann werden noch am Sterbetag die mit Lederstreifen verzierte miiga und eine Eisenstange (iron rod) um das Haus getragen.
Die verstorbene Person und ihre Totenfeier
Information Godfrey Achaw (fn 73,55a): Wenn jemand ganz plötzlich stirbt (z.B. durch ein tanggbain) erhält er keine Totenfeier. Seine Sterbematte wird am Sterbetag verbrannt und er wird auch ausnahmsweise als Mann außerhalb des Gehöfts beerdigt. Frauen, die im Wochenbett sterben, erhalten gewöhnlich eine Totenfeier. Wenn ein Kleinkind bis zu etwa 3 Jahren, nach dem kein Kind geboren wurde, stirbt, erhält es keine Totenfeier.
Information Yaw (fn 97,39b) Die Totenfeiern von Erdherren und Schmieden gleichen vollständig denen anderer Personen.
Information Yaw (fn 23b): Frauen, die nie Kinder hatten, auch nicht eine Tochter von einem anderen Mann, bekommen die Totenfeier eines Mannes.
Tabus
(Siehe auch 4.1.3.1: Aufhebung von alltäglichen Tabus des Alltagslebens bei Totenfeiern)
Information Godfrey Achaw (fn 73,48a): In den 3 (bei männlichen Toten) bzw. 4 Tagen (bei weiblichen Toten) schlafen nur die Frauen im Gehöft, die Männer schlafen außerhalb des Gehöfts.
(fn 73,69): Godfrey (Kalijiisa-Yongsa) und sein Freund John aus dem Nachbarhaus, das zu Kalijiisa Chariba gehört, sind am gleichen Tag geboren. Falls in Johns Haus eine Totenfeier stattfindet, muss John im Hause von Godfrey (Anpan Yeri) schlafen und essen bis die Feier vorbei ist und zwar auch dann, wenn Godfrey nicht anwesend ist. Er kann von dort aus alle Veranstaltungen der Feier besuchen.
Eigene Beobachtung bei der Seifenherstellerin Rita Atuick (fn 94,11a): Als ich Rita besuchte, um die Seifenherstellung zu beobachten, lag ihr Bruder, der neue Häuptling von Wiaga, in ihrem kusung. Er durfte das Häuptlingsgehöft während der 4 Tage der Totenfeier seines Vorgängers Asiuk nicht betreten.
Konflikte
Information Danlardy Leander (fn 88,1): Adiaks Tod: Es gab nach Leanders Tod viel Streit zwischen Leanders Kindern und Adiak, weil Adiak Danlardy drängte, die Totenfeier von Abonwari (gestorben wohl im 19. Jahrhundert) abzuhalten, denn dadurch wäre er selbst kpagi der Ayarik-bisa geworden. Als Adiaks Frau starb, wollte Danlardy ihre Totenfeier mit der von Abonwari, Atiim und Leander verbinden. Daraufhin hielt Adiak die Feier seiner Frau alleine ab.
Information Ayarik Kisito (fn 73,319b): Jujus: Das magische Mittel jugi (pl. juga) wird nur bei Totenfeiern gebraucht. Es ist ein schwarzes Pulver (zerriebene Holzkohle), das auf die Erde gestreut wird. Jeder, der darauf tritt, bekommt Elephantiasis.
Abb.: Musikgruppe auf Anyenangdus Kumsa-Feier
Musikinstrumente
Information Leander Amoak (fn 81,30): Bei Totenfeiern [F.K. bei Umzügen um das Haus?] sollten gespielt werden: 6 Flöten (wiisa), 2 Zylindertrommeln (ginggana), 2 Kalebassentrommeln (goa), 1 Sanduhrtrommel (gunggong), 1 Paar sinsaara-Rasseln
bei Kriegstänzen: 1 dunduning-Trommel, 1 Doppelglocke (sinleng), 1 tanpain Horntrompete (ähnlich der namuning-Horntrompete)
Zum Vergnügen und zum Tanz: 1 Kalebassentrommel (gori), 1 Paar sinyaara-Rasseln (als Korbrasseln oder runde Kalebassenrasseln)
Weitere Informationen
Information Godfrey Achaw (fn 73,60a): Totenfeier Atekobas am 17.4.73: Veranstalter war das Oberhaupt [kpagi] von Choabisa, für die Kosten musste der älteste Sohn aufkommen. Atekoba wurde in einem Wohnhof seines Gehöfts beerdigt [ma-dok?]. Um 23 Uhr, vor dem ersten Tag, setzte Regen ein (ein gutes Zeichen). Man glaubte, dass Atekoba ihn veranlasst hatte. Männer stiegen auf Flachdächer und führte ohne Helm, aber mit einer Axt Kriegstänze auf. Solche Tänze führt man auch aus, wenn Regen lange auf sich warten lässt.
Information Sebastian Adaanur (fn 79,11b): Die Funerals von Doninga unterscheiden sich in vielen Dingen von denen Sandemas.
Information Margaret (fn M52b): Margaret ging in einer völlig fremden Sektion in Siniensi zur Totenfeier (mit Mary Assibi, die weitläufig mit dem Gehöft verwandt war), weil es dort ein großes “packed funeral” gab, d.h. die Feiern vieler Personen waren zusammengelegt. Ba tigsi kunanga ngomsi. They “pack” (oder “collect”) funerals.
Information Margaret (fn M,61a): Wenn nur die Kumsa-Feier, nicht aber die ngomsika-Feier (=juka) ausgeführt werden, so sagt man “nye kuub zaani” (eine Feier zur Hälfte ausführen).
4.1.4 Vorbereitungen und Planungen zur ersten Totenfeier
Längere Zeit vor der Totenfeier werden die Kosten für Tieropfer etc. aufgestellt und geplante Einladungen diskutiert.
4.1.4.1 Geplante Einladungen und Kostenaufstellungen für Asik Yeri, Wiaga-Badomsa
Für die noch ausstehenden Totengedenkfeiern (einschließlich des im 19. Jahrhundert verstorbenen Abonwari) werden immer wieder neue zeitliche und finanzielle Pläne gemacht. Meines Wissens (F.K.) sind sie bis heute (2022) noch nicht ausgeführt.
Information Danlardy Leander (fn 86.7a): Die ausstehenden Totenfeiern in Asik Yeri wird man wahrscheinlich in zwei Abteilungen durchführen: zuerst die ältere Generation (Abonwari), dann die jüngere Generation (Atiim und Leander). Adiak drängt Danlardy zu den Totenfeiern und beschimpft ihn. Ich (F.K.) solle ihn fortan nicht mehr besuchen.
Information Danlardy Leander (fn 2002/3,55a*): Planung Leanders Funeral: Das Gehöft Asik Yeri wird vorher renoviert; offizielle Einladungen gehen an Ayarikbisa, Adum Yeri und Aluecharis Familie. Das Funeral wird kombiniert mit denen von Abonwari, Akanzaaleba, Atiim Maami, Atoalinpok und Aparing. Die Organisation liegt bei Michael Atiim (Krankenpfleger), Danlardy und den jüngeren Geschwistern. Sie stellen auch das Geld für die nang-foba-Tiere, für cheri-Opfer, für Hirsebrei (saab) und Reis für die Beköstigung der Gäste, Malz (kpaam) für Pito zur Verfügung.
Einladungen und Kosten für die geplanten Totenfeiern in Asik Yeri
Information Danlardy Leander, 24.1.2006 (fn 06,5a):
Am 7.1.06 wurde ein vorbereitendes Treffen in Asik Yeri veranstaltet:
Folgende “uncles” und “aunts” (i.e. matrilinearen Verwandten), bzw. Vertreter ihrer Lineages sollen zu den geplanten Totengedenkfeiern (Leanders u.a) eingeladen werden (s. Genealogie im Anhang):
1. Wabilinsa: Awon Yeri
2. Dokbilinisa: Achambe (Achagbe?) Amoak
3. Gbedema chief’s house: Akan-nyemi
4. Bilinsa: Akpadiak
5. Longsa: Ajaana
6. Chiok: Assibi
7. Kadema (Atongkas Verwandte)
8. Chiok: Abavare (Atongkas Verwandte)
Vorher müssen noch folgende Totenfeiern besucht werden (einschließlich die von matrilinearen uncles und aunts):
1. Abonwaris Frau in Gbedema, Besuch durch 2-3 Leute; als Geschenke Kolanüsse und 2 Gallonen Alkohol
2. Gbedema Chief’s Compound: Zum Funeral von Akan-nyemi ist ganz Badomsa zur Teilnahme eingeladen
(3.?) Für Ayarik (Apaarichangs Sohn) : Getränke, Kolanüsse, Schießpulver,
(Für die geplanten funeral Besuche:)
Alkohol: 1 Gallone zur Begrüßung, 1 Gallone für “intention”, 2 Gallonen für die Badomsa Leute, die mitgehen; 1 Gallone “dispatch” (?)
Gesamtkosten (für funeral Besuche und die geplante Feier in Asik Yeri);
zusammen 7 Gallonen Alkohol 385.000 Cedis (7 x 55.000 Cedis) [2006: 35,8 €]
3 Flaschen Schießpulver 105.000 Cedis (3×35.000 Cedis) [2006: 9,77 €]
1 Kalebasse Kolanüsse 50.000 Cedis [2006: 4,65 €]
1 Ziege 100.000 Cedis [2006: 9,31 €]
5 Schalen (bowls) gekeimte Hirse 50.000 Cedis [2006: 4,65 €]
4 Schalen Reis 68.000 Cedis [2006: 6,33 €]
Suppenzutaten 142.000 Cedis [2006: 13.22 €]
Summe 900.000 Cedis [2006: 83,71€]
Die 900.000 Cedis müssen von den Familienmitgliedern aufgebracht werden, die Geld verdienen: Danlardy als Rektor der Arabic School, Anangkpienlie (trader), Michael Abaalsa (nurse)…
Jeder muss 150.000 Cedis [2006: 13,96 €] bezahlen. Michaels Frau Atta sammelt das Geld ein.
Für Februar 2006 ist das “Greeting” geplant, für März oder April das Funeral.
Benötigte Opfertiere für die Totenfeier in Asik Yeri:
A) Nang-foba Tiere (am tampoi)
a) Für männliche und weibliche Verstorbene der eigenen Lineage:
Für Abonwari, Atiim, Leander (†1985) und alle verstorbenen Töchter zusammen ein Schaf und Hühner
b) Für eingeheiratete Frauen:
ein Schaf und ein Huhn für jede der folgenden Frauen:
1. Atoalinpok (Danlardys Stiefmutter, †1994), 2. Maami Atigsidum (Danlardys Stiefmutter, †1995), 3. Achimpoore (Atiims Gattin, Danlardys FBW), 4. Abonwari’s Frau, die im 19. Jahrhundert von Sklavenjägern entführt wurde (funeral in Gbedema?)
B) Cheri-Opfertiere
4 Ziegen für die eingeheirateten Frauen
1 Schaf für alle Männer (zusammen)
Weitere Auslagen für kpaam tue (gekeimte Hirse für Hirsebier, das zum Teil schon den Verwandten vor Beginn der Feier angeboten wird), Schinüsse, Bohnen, Rundbohnen usw.
Information Danlardy Leander 1.6.06 (fn 06,4b): Geplante Totenfeiern in Asik Yeri: Eine dreitägige Totenfeier ist für folgende Männer und “Töchter” geplant: Abonwari, Leander Amoak (†1985), Atiim, Ajaring (Atongkas Vaters Schwester), Paulina Abaala (Michaels Frau, †2002) und Adaanlie (Danlardys Schwester). Am letzten Tag (gbanta) beginnt (ohne Ruhetag) die Totenfeier für die Ehefrauen: Abonwaris Frau, Atoalinpok (Leanders Frau, †1993), Achinpoari (Atiims Frau). Sie dauert 5 Tage, inklusive 1 Ruhetag.
4.1.4.2 Geplante Einladungen und Termine, Apok Yeri, Wiaga Yisobsa-Napulinsa
Informant immer Yaw Akumasi Williams (vgl. Genealogie im Anhang 3)
(fn 02,21): In Apok Yeri hat man lange darüber diskutiert, welche “uncles” (matrilineare Verwandte) und “in-laws” (Familien der Ehefrauen) zu den anstehenden Totenfeiern eingeladen werden sollen. Verwandte der eigenen Sektion werden nicht eingeladen, sie sind Veranstalter. Man muss feststellen, welche Totenfeiern vorher noch eingeholt werden müssen, z.B. von Asuk, dem verstorbenen Gatten von Amelinyang(a) aus Gbedema. Man wird den san-yigma Kwame Atongdem (chief’s house) mit einem Hackenblatt, einem Armreif und Tabak nach Gbedema schicken. Beschlussfassend in den Planungen sind die drei Gehöftherren von Apok Yeri (Ayuekanbe), Ayienyam Yeri (Abasimi) und Akanguli Yeri (Asiidem), nicht aber elders aus dem fernen Napulinsa (siehe Genealogie Apok Yeri, Anhang 3)
(fn 02,23b: Amelinyanga brachte aber die doglie Awenlemi nach Apok Yeri, die Akalabey und Francis gebar. Amelinyanga verließ Apok Yeri, als Asuk noch lebte, während ihre doglie Awenlemi blieb. Als Awenlemis Tochter Awabilie (vor Asuk) starb, rasierte man das Kopfhaar ihrer Mutter nicht. Als Asuk starb, ging Awenlemi zurück in ihr Elternhaus in Gbedema, nachdem sie vorher an anderer Stelle verheiratet gewesen war. Asuks funeral konnte nicht abgehalten werden, weil eine seiner Frauen (Awenlemi) abwesend war. Apok Yeri hat (2002) bereits den Gbedema Compound begrüßt, und man wird Tiere (Schaf, Ziege) nach Gbedema schicken, weil Apok Yeri nichts getan hat, als Amilenyanga in Gbedema starb. Es ist eine Art Rückerstattung für die Tiere, die man den vayaasa bei der Bestattung gegeben hat. Wenn in Gbedema ein bestimmter Schrein noch ein Opfer verlangt, wird man auch für diese Kosten aufkommen müssen. Man schickte auch Armreifen und eine nabiin-soruk Kette nach Gbedema, weil Awenlemis Tochter Awablie starb. Awenlemi wird die Kette und die Armreifen tragen, wenn sie nach Apok Yeri kommt, aber auch während der funerals. Später legt sie sie ab, sie bleiben aber ihr Eigentum. Das Schicken der Tiere und des Schmucks ist indirekt auch ein Werben, dass Awenlemi zurück nach Apok Yeri zu ihren Kindern kommt. Bei ihrer Ankunft wird ihr Kopfhaar vollkommen geschoren werden. Wenn das Haar bis zum funeral nachgewachsen ist, wird es erneut geschoren. Beim Funeral ist sie pokogi (Witwe) von Asuk. Wenn Gbedema-Leute kommen, bringen sie einen großen busik-Korb voll zamonta und Erdnüsse mit, um ihre Tochter Amelinyanga in das Gehöft ihres Gatten zurückzubringen. “Ti liewa a kuli wa chorowa yeni”. Man wird nie erwähnen, dass sie schon seit langem tot ist. Das Rasieren des Kopfhaares heißt: pukongta bobika (‘binden’ weil sie eine Zeitlang an das Innere des dalong gebunden ist).
Information Yaw (fn 06,35b): Das Funeral von Yaws Schwiegervater in Aluesa Yeri (Sichaasa): Etwa vier Tage vor Beginn (nach Ansetzen der gekeimten Hirse) wird Asiidem, Yaws san-yigma, nach Apok Yeri kommen, nachdem ein Bote aus Aluesa Yeri ihn (Asiidem) informiert hat (Asiidems Mutter kam aus Sichaasa). Yaw hat keinen zweiten san-yigma.
Information Yaw, 19.12.02 (?):. Angmanweenboa aus Apok Yeri hatte einen Mann aus Wabilinsa geheiratet. Als ihre Stiefmutter in Apok Yeri krank wurde, kam sie mit ihrem kleinen Sohn Apung (Yaws Vaters Vater) zurück in ihr Elternhaus. Apung blieb in Apok Yeri und sein Kumsa-Funeral wurde dort abgehalten (Juka noch nicht). Eigentlich hätte Wabilinsa das Funeral von Angmanweenboa und Apung anfordern müssen. Apung heiratete im Süden Angmanyieba aus Sandema-Bilinsa. Ihre Vollschwester Ayigmi, die bei ihrem Onkel (Haus ihrer Mutter) in Azong Yeri, Kubelinsa (Goldem?) lebte, wollte ihrem Gastgeberhaus gefällig sein. Sie stahl aus ihrem Elternhaus die Totenmatte von ihrer Mutter aus Bilinsa und brachte sie nach Azong Yeri. Ayigmi heiratete einen Bruder Akais (Badomsa) und lebt als einzige Person in dessen Gehöft. Ihre Tochter Asagipok lebt heute nach geschiedener Ehe in Asisapo Yeri (Badomsa). Asajipoks Sohn Mahmudu lebt in Bolgatanga.
In Apok Yeri versucht man Kompromisse zu finden. Sie wollen zum Beispiel die Matte von Azong Yeri holen und sie dann Amoboari Yeri in Bilinsa geben. Falls die Matte dort ist, können Bilinsa-Leute zu Ayigmis Totenfeier in Badomsa kommen (sonst nicht). Als Angmanyieba starb, kamen Bilinsa-Leute nach Apok Yeri zur Begrüßung, aber sie durften nicht trauern (kisuk). Auch andere, die nach Apok Yeri kommen, dürfen nicht trauern (auch Azong Yeri nicht), nur begrüßen. Yaw, der jetzt die Angelegenheit seines VaVa in Apok Yeri leitet, durfte um Angmanyieba trauern. Es fand aber keine offizielle Verkündigung (kuub darika) des Todes statt. Es besteht kein echter Streit zwischen den einzelnen Häusern, nur rituelle Verbote. Wabilinsa muss mit einem Schaf nach Apok Yeri kommen, um Apungs funeral nach Wabilinsa zu holen. Yaw könnte das Wabilinsa-Gehöft besuchen, aber nicht über Nacht bleiben, da sonst sein Leben in Gefahr wäre. Yaw und sein Vater Akumasi gelten als Angehörige von Apok Yeri, weil Apungs und Angmanyiebas Totenfeiern dort abgehalten wurden.
4.1.4.3: Planungen in Anyenangdu Yeri, Wiaga Badomsa
Information Akanpaabadai 30.1.89 (fn 88,199b): In einigen Jahren wird die Totenfeier Anyenangdus gefeiert werden, zur Zeit ist alles noch nicht ausdiskutiert. Außerdem werden die Totenfeiern von Atuiri, Angoong, Atuiri pooma (5!), Anyik pok, Afelibiik pooba baye, Amuning Ali (Atinang yoa), Akanminiba (Akais Vater) abgehalten werden. (Die geplante Feier wurde 1991 ohne meine Anwesenheit durchgeführt).
Information Danlardy über Anyenangdu Yeri, 12.2.07: Anamogsi verrichtete das Kumsa-Funeral von Agbiera ( 1.1.2006), Akanpaabadai und Akumlie in Anyenangdu Yeri am 28.12.06, das Juka-Funeral am 3.1.07ff. Es waren nicht viele Personen dort, denn vorher hatte es eine Streit mit Akanjaglie gegeben, nachdem Söhne Anamogsis Teile von ihrem Gehöft niedergerissen hatten. Vor den funerals war der Streit beigelegt und Akanjaglie nahm als Witwe Akanpaabadais an den Totenfeiern teil. Über eine Planung dieser Totengedenkfeiern ist mir nichts bekannt.
Abb.: Wahrsagersitzung in Wiaga Badomsa
4.1.4.4 Wahrsagerbesuche
Vor der Durchführung einer Totenfeier werden immer zahlreiche Wahsagerbesuche durch den Gehöftherrn notwendig sein. Unmittelbar vor dem Beginn der Kumsa-Feier, befragt dieser den Wahrsager vor allem über die Durchführung der Feier und über die Leiter der Feier (elders, kuub nyam), die alle wichtigen Entscheidungen fällen. Ein Teil dieser Leiter der Feier kommen wohl immer aus einer anderen Sektion. Eine Totenfeier in Wiaga-Sinyangsa-Badomsa wird wohl immer von Elders aus Sinyangsa-Kubelinsa durchgeführt, für Sandema-Kalijiisa sind mir zwei Feiern bekannt, in denen Elders aus der Nachbarsektion Bilinsa die Leitung übernommen hatten.
Information Danlardy Leander (fn 94,86b): Die Veranstalter einer Totenfeier (kuub nyam) kommen immer aus der eigenen Sektion und einer verwandten Nachbarsektion. Für die Totenfeiern von Abonwari, Atiim, Leander, Atoalinpok und Maami ist diese Nachbarsektion Kubelinsa.Kurz vor Beginn der Kumsa treffen die ausgewählten Elders im Trauergehöft ein. Sie nehmen im kusung-dok (Versammlungsraum mit geschlossenen Wänden) platz, diskutieren das Fest und werden mit Hirsebier und Hirsewasser bewirtet.
4.1.4.5 Vorbereitendes Treffen ein oder mehrere Tage vor der Feier
Anyenangdu Yeri, 28.2.1991 (drei Tage vor Beginn der Feier)
Die Veranstalter und Ältesten aus Anyenangdu Yeri beraten im kusung. Anamogsi, Atinang, Ansoateng, Atupoak, Akayabisa und Akabre beraten sich getrennt im Viehhof (siehe Foto). Sie schicken einige von ihnen zu den Ältesten im kusung, um ihnen ihre Entscheidung mitzuteilen (getrennte funerals für Aluecharis Söhne).
Abb.: Bewirtung mit Hirsebier im kusung
Abb.: Die ko-bisa Anyenangdu Yeris haben sich zu einer getrennten Sitzung im Viehhof versammelt.
Den Ältesten wird ein Topf Pito und eine Schale Hirsewasser geschickt; Akperibasi (Abasitemi Yeri) teilt es aus (siehe Foto). Man zeigt den Ältesten 5 Flaschen Schießpulver und die Schießrohre (“buried guns”, da-guunta), um zu beweisen, dass man auf die funerals gut vorbereitet ist; das Schießpulver wird durch einen Schuss getestet.
Aduedem 2019: 13: …the sons or relatives call the yie nyam (landlords) to the house and inform them that they should perform their funeral for them (ni kum ti kuumu te ti). When they fix the day, there will be another announcement to all (as usual, young men are sent to the houses to inform them) that the following day, they shall be removing Mr A’s mat.
4.1.5 Zug zum Markt
Der Zug zum Markt scheint in Wiaga seltener und inoffizieller zu sein als in Sandema. In jedem Fall muss die verstorbene Person alt und angesehen gewesen sein. Ich erlebte ihn nur einmal während der Juka-Feier im Gehöft des Wiaganaab, das direkt neben dem Markt liegt.
Information Godfrey Achaw (fn 73,46, 49a): Am Markttag vor der Totenfeier ziehen alle Musikanten zum Haus des Toten. Zusammen mit Hausbewohnern, Nachbarn und Verwandten gehen sie danach zum Markt. Die Männer der Sektion tragen ein Tierfell (Kuh, Ziege, Schaf) um die Hüften und eine Axt (liak) über die Schultern. Sie ziehen einmal um den Markt und machen bekannt, dass am nächsten Tag eine Totenfeier stattfindet. Es wird viel getrunken. Der chief mourner […] muss die Musikanten mit Hirsebier versorgen. Die Musikgruppe besteht aus Trommeln (besonders ginggaung), Flöten und Hörnern. Abends ziehen alle zum Trauerhaus und man bleibt dort. Der Beginn der Totenfeier liegt nach 12 Uhr mittags, da die Leute morgens nach Hause gehen wollen, um ihr Vieh zu füttern etc.
4.2. Zur chronologische Auflistung der Ereignisse der Kumsa Feier
Der Ablauf der ersten Totengedenkfeier erstreckt sich über 3-4 Tage, mit Einschluss eines Ruhetages (vuusum dai) bis zu 5 Tage. Die oft geäußerte Behauptung, dass die Feier einer verstorbenen Frau 4 Tage, die eines Mannes 3 Tage dauert, scheint nicht immer mit der praktischen Durchführung in Einklang zu stehen, zumal bei einer Feier für nur eine oder mehrere Frauen ein Teil der Riten (zum Beispiel Kriegstänze) fortfallen (z.B. in Longsa 2011). Die Bezeichnungen für die einzelnen Tage sind vielfältig:
1. Tag: Kalika (Sitzen), kuub kpieng (große Totenfeier) oder taasa yiika dai (Entfernen der Matten)
2. Tag: Tika dai (Versammlungstag) oder leelik dai (Kriegstanztag). Azognab gebraucht auch die Bezeichnungen kuub-guka dai (s.u.) und yiili siaka dai (day of dirge).
3. Tag: Kpaata dai (Sheabutter-Tag) oder kpaam-tue dai (Sheabutter-Bohnen-Tag)
4. Tag: Gbanta dai (Divinationstag)
Ein Ruhetag (vuusum dai) kann vor dem kpaata dai eingeschaltet werden (s.o.).
Dieser Ablauf wurde von mir durch meine Besuchen von Totenfeiern in Wiaga und Sandema und auch von meinen Informanten vielfach bestätigt.
E. Atuick (2020: 38f.): Where a deceased woman’s is among the funerals being performed, there is a mandatory rest day on the third day, which is called vuusum [resting]… Where the funerals involve only deceased males, there is no vuusum during the funeral performance.
Azognab (Sandema-Abilyeri, Information aus Siniensi) beschreibt den Ablauf und die Bedeutung der ersten beiden Tage unterschiedlich von dem oben aufgestellten Schema:
On the number of days taken for the dry funeral, the following information was gathered in an interview [Endnote 70]. The period for each funeral ranges between three and four days but that of chiefs and yeri-nyam or kpaga (elders who are family lineage heads) may be longer. The first day of the ‘dry funeral’ celebration is the kalika dai (literally, ‘sitting day’) The kalika dai is applied to funeral celebrations of the traditional leaders such as chiefs, tengnyam and yerinyam (family heads). The second day is “kuub-guka dai” (literally; day of burial, the day in which the death mat which represents the deceased person is disposed). OrPreview (opens in a new window)dinary funerals start on this day, and in this case, the day is called yiili siaka dai (literally; the day of dirge). This is followed by the kpaata dai (literally; shea butter day). However, if the deceased was a female, a chief, tengnyona or a family head before his death, one day of rest described as vuusum dai is observed before “the shea butter day” [Endnote 71]. The fourth day is the gbanta dai (day of divination) [Endnote 72].
4.2.1: Erster Tag: Kalika oder kuub kpieng dai oder taasa yieka dai (Entfernen der Matten)
4.2.1.1 Information der Ahnen durch Opfer
4.2.1.2. Versammlung der Elders und Nachbarn
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,223a) 7.3.89: Gegen 10 Uhr (oder vorher?) finden erste Beratungen der Söhne Awuliimbas und der Abgeordneten aus der Nachbarsektion Bilinsa im kusung-dok statt. James Agalic erklärt ihnen, warum hier auch einige Weiße an den Riten teilnehmen wollen. Auch zwei Männer aus Bilinsa sind da (matrilineare Verwandtschaft und Mitveranstalter).
Anyenangdu Yeri 3.März 1991: Im kusung versammeln sich die Ältesten aus verschiedenen Häusern Badomsas: Angoong Yeri, Atinang Yeri, Atuiri Yeri, Akanming Yeri, Adaateng aus Adaateng Yeri, Asante aus Atengkadoa Yeri (= Asisapo Yeri), Akutinla (=Akutuila?) Yeri, Abui aus Anue (Aniok) Yeri, Akannyeba aus Ayoaliyuema (Ayualiyomo?) Yeri, Amanchinaab aus Amanchinaab Yeri; aus Kubelinsa: Akpiuk, Ayiruk, Adaanuruba, Aniyeng; aus Sichaasa: Ateng-yong aus Akan-nyevari Yeri und Akayeng und Brunu aus Akayeng-Yeri. Kubelinsa hat die Leitung bei den Diskussionen, aber Badomsa-Männer diskutieren immer mit. Die Ältesten im kusung bekräftigen nach einer Beratung die Entscheidung, dass es richtig war, das funeral von Anyenangdu vorzuziehen (siehe 4.1.4.5); zwei jüngere Männer (Asante und Abui) gehen zu Anamogsi, um ihn vom Einverständnis der Ältesten zu informieren. Nach der Bewirtung mit Hirsebier akzeptieren sie das Funeral.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 06,6a), Daten durch Yaw: Mitte März 2005, 14.00-17.30 Uhr: Treffen der Nachbarn (Amoak Adum, Abuuk, Ansoateng, Akaayaabisa, Aleeti, der seinen Bruder Asuebisa vertrat, Ayuekanbe, Afelibiik Abuumi, Anyik, später auch ein Sohn Atupoaks; alle kamen aus Badomsa). Anamogsi war nur am 1. Tag im kusung, aber er musste alle Nahrungsmittel usw. stellen. Die Männer im kusung fragten ihn, ob alles bereit sei.
Aduedem 2019:14: When the kobisa and other people have gathered on that day, the sons or relatives prepare zo-nyiam: three calabashes; groundnuts: three calabashes and drinks (akpeteshi: three bottles). They give a calabash each of zo-nyiam and groundnuts and a bottle of the drink to the elders (both yie nyam and kobisa) in the kusung and the women inside the dabiak.
4.2.1.3 Vorzeigen des hergestellten Hirsebiers
Anyenangdu Yeri, 3. März 1991: Anamogsi zeigt den Ältesten 3 Töpfe Pito (1 für Anyenangdu, 2 für die anderen funerals), um zu zeigen, dass alle Vorbereitungen abgeschlossen sind;
Abb.: Anamogsi bereitet die Waffen im Ahnenhaus vor.
4.2.1.4. Waffen werden zum Speicher gebracht
Anyenangdu Yeri: 3. März 1991, gegen 9.00 Uhr: Anamogsi bereitet im kpilima dok die Waffen (Bögen und Köcher mit Medizin) seines Vaters Anyenangdu im dalong vor.
Später liegt auch eine Axt (liak) und eine Streitaxt (kpaani) am Speicher.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,223b): Nach dem Heraustragen der Matten in den Viehhof holt der älteste Sohn Awuliimbas Bogen und Köcher des Verstorbenen aus dem Ahnenraum und läuft mit ihnen zum zentralen Speicher im Viehhof, wo er sie an einer Seite befestigt.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Am Nachmittag des zweiten Tages liegen am Speicher: 1 Köcher, 1 Bogen, viele Kalebassen, 1 Metallkoffer, 1 Koffer mit Kleidung der Toten.
4.2.1.5 Bewirtung der Gäste im kusung mit Hirsebier
4.2.1.6 Anzeigen des Beginns der Feier durch einen Böllerschuss
4.2.1.7 Der zentrale Getreidespeicher wird geschlossen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 94,87b 97,51a, 9763b*): Die obere Öffnung des zentralen Getreidespeicher wird am ersten Tag des Kumsa-funerals, nach dem ersten Lied (yiili) geschlossen (bui lika) und wird am Ende des 4. Tages (gbanta) wieder geöffnet (bui laka).
Information Danlardy (fn 01,22a): Die obere Öffnung des Speichers von Anyenangdu Yeri war nicht völlig geschlossen.
Abb.: Singende Elders ziehen zum Speicher (Guuta)
4.2.1.8 Zug der singenden Elders zum Speicher (kum yiila): an mehreren Tagen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Die Elders ziehen zum Speicher (bui) des Verstorbenen und zurück in den kusung dok. Dabei singen sie Totenlieder (kum yiila). Danach beginnt ein zweiter Umzug.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta An diesem Tag ziehen die Elders vier mal singend vom kusung dok zum bui (14.35 Uhr, 15.44 Uhr, 16.07 Uhr, 16.48 Uhr); ein Zug dauert etwa 5 Minuten. Der Vorsänger und musikalischer Leiter der Männergruppe ist Akanbong aus einem anderen Gehöft Guutas.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Am gbanta Tag müssen die Totenlieder ausfallen, da nicht genug Sänger da sind (in Sandema ist am gleichen Tag die Agric-Show).
Information Yaw (fn 97,19b): Kum-yiila der Männer. Der Vorsänger wird bei der Planung (vor Beginn der Totenfeier) von den Männern im kusung-dok bestimmt. Meistens wählen sie den ältesten aus, der diese Amt an den besten Sänger der Gruppe abgibt. Ein zweiter nicht-benannter Sänger setzt spontan in den Gesang ein. Wenn keiner den ersten Vers wiederholt, wird der erste Sänger Probleme haben. Der erste und zweite Sänger singen denselben Satz, aber der erste Sänger singt lauter.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Umzüge der Elders finden am 1., 2. und 4. Tag statt.
U. Blanc (2000: 138): Während die Männer ihre ersten vier kum-yiila singen, dürfen die Frauen weder klagen noch singen. Es sollten auch keine Musikinstrumente gespielt werden.
Aduedem 2019: 14: The male singer then intones the funeral song at the main entrance and all join in the chorus and they move to the mat, and back. He intones again and everyone joins and they enter the kraal again and back to outside. After the second singing, the sons bring a fowl saying: “we are giving this to our father.”
Azognab 2020: 43 (Information Anaab Anakansa, Sandema): The traditional status of the deceased before his or her death determines whether ginganna nakka (beating of cylindrical drums) should accompany the dirges of the men or not. It is the men who start singing the dirges first before the women.
p. 43f.: …dirges [are sung] around the house if the deceased persons are women, landlords or chiefs. For the funeral of ordinary men, the men’s dirges are sung from outside into the cattle yard and back up and down before the nang foba.
Abb.: Trommler auf dem Flachdach (Anyenangdu Yeri)
4.2.1.9 Zong-zuk cheka Trommelmusik auf dem Flachdach
Anyenangdu Yeri: 3.3.91 nach 14.30 Uhr: Auf dem Flachdach links neben dem Gehöfteingang spielen Musikanten auf Trommeln. Im Viehhof spielt man die dunduning-Trommel und die sinleng-Doppelglocke.
U. Blanc (2000: 136f und 145): Hierdurch (und durch Böllerschüsse) wird auch den umliegenden Sektionen der Beginn der Totenfeier angekündigt (darika, Verkündigung). Die Intonation dieser Rhythmen außerhalb der Totenfeier gilt als Tabu (kisuk).
Abb.: Naapierik ginggana in Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.10 Naapierik ginggana (kriegstanzähnlicher Tanz)
Anyenangdu Yeri, 3.3.91, nach 14.30 Uhr:: Männer aus Badomsa führen unverkleidet mit einfachen Stöcken einen kriegstanzähnlichen Tanz auf, indem sie auf den tampoi zu schreiten. Es sind Akansuenum (Asisapo Yeri), Aparik-moak (Aparik Yeri), Bawa (Akpeedem Yeri), Atupoakbil (Angoong Yeri), Abui (Aniok Yeri). Der erste einer jeden Tanzphase, der den tampoi erreicht hat, scheidet aus.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): [F.K.: Ist der folgende Tanz identisch mit Naapierik ginggana?] Nagela Tanz am Abfallhaufen. Obwohl der nagela-Tanz gewöhnlich nicht von Frauen getanzt wird, tanzen hier Männer und Frauen gemischt in Zweiergruppen hintereinander. Im tampoi befindet sich ein Loch. Bevor jemand mit dem Tanz beginnt, legt er etwas Geld in dieses Loch. Es ist für die Musikanten bestimmt. Alle Verwandten des Toten müssen tanzen oder wenigstens etwas Geld geben. Die männlichen oder weiblichen chief mourners dürfen ein lebendes Huhn am Loch töten und dann hineinwerfen. Nach diesem Tanz beginnt die Geschenkeverteilung (siehe siinika).
U. Blanc (2000:137): Einige Informanten ordnen das naapierik ginggana Ritual gleich nach dem zong zuk cheka ein, andere nach der Zerstörung der Matten (tiak juka).
Abb.: Zwei Totenmatten werden aus Atinang Yeri geholt.
4.2.1.11 Weitere Totenmatten werden aus dem Nachbargehöften geholt
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 3.3.91, 15.30 Uhr:
Aboali (Atinang Yeri) Asie und die Totengräber Adok und Akpeedem gehen zum benachbarten Atinang Yeri, um die Matten für zwei weitere funerals zu holen (ngari kumu ta jam): Ali Amuning (jüngerer Vollbruder Atinangs) und Awogmi, Angmarisis Sohn; Anyavoinbey aus Awala Yeri trägt Bogen und Köcher; Apintiiklie aus Aninama Yeri trägt 2-3 Kalebassen. Die beiden Toten aus Atinang Yeri werden in die Totenfeier Anyenangdus eingeschlossen.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta. Um 14.48 Uhr zieht fast die ganze Festgesellschaft (außer den Elders im kusung-dok) zu dem ca. 1 km entfernten Gehöft Awusumkong Yeri (auch Guuta), um die Totenmatte eines verwandten männlichen Toten zu holen. Die Matte, zusammen mit zwei Bögen, einem Köcher, einer Tuchtasche mit dem Tuch für die Matte, wird von Totengräbern zum Trauerhaus Adiita Yeri getragen und dort am bui aufgestellt. Fünf weitere Matten wurden gleichzeitig aus Awusumkong Yeri geholt, es sind aber keine Totenmatten, sondern Geschenkmatten und wurden daher auch nicht von Totengräbern getragen.
4.2.1.12 Der älteste Sohn des Verstorbenen und die Imitatorin ziehen die Kleidung des Toten an
Anyenangdu Yeri (fn 94,22a), 3.3.91, 16.00 Uhr: Anamogsi, der älteste Sohn des Verstorbenen Anyenangdu, zieht dessen Kleidung an. Hiermit wird ein Tabu aufgehoben, das seit dem Tode Anyenangdus bestanden hatte [Endnote 73]. Sofort danach zieht die Imitatorin Agoalie diese Kleidung an.
4.2.1.13 Schießen eines Pfeils
Anyenangdu Yeri, 3.3.91, nach 16.00 Uhr: nach der Einkleidung von Anyenangdus ältestem Sohn und der Imitatorin wird ein Pfeil (pein) in den Busch [unbebautes Land?] geschossen.
F.K.: Von diesem Brauch habe ich an keiner anderen Stelle gehört. Auch konnte man mir keinen Grund hierfür geben.
4.2.1.14 Die Witwen ziehen zur Totenmatte am Speicher
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta: (Nur in Guuta beobachtet, keine Fotos erlaubt) Die Witwen ziehen zur Totenmatte am Speicher. Ich sehe, dass eine Witwe dreimal die Matte (ihres verstorbenen Gatten?) berührt.
4.2.1.15 Sinsanguli-Gesänge (Frauen singen zur Begleitung von Korbrasseln)
Diese Gesänge finden am 1. und 2. Tag statt. Auch am vierten Tag werden sie zum Beispiel in Wiaga-Sinyangsa noch gespielt, in Wiaga Chiok nicht. U. Blanc schreibt, dass die sinsangula am 4. Tag nach einigen Informationen nicht mehr geschlagen werden.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200a+b), 31.1.89: Auch am gbanta dai um 12 Uhr singen Frauen und schlagen sinsanguli-Rasseln am bekleideten Getreidespeicher (bui). Unter dem Frauen befinden sich auch Danlardys Mütter Maami und Atoalinpok.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b + 223b); 5.3.89 gbanta: Im Viehhof ist eine an den Seiten offene Hütte aus Hirsehalmen errichtet worden. Darunter sitzen Frauen aus Chana und rasseln vor den Strohmatten aus Chana. Ihre Leiterin und Vorsängerin (?) ist die in Badomsa verheiratete Kasena Frau Akututera (Frau Ayanaabs). Ein busik-Korb steht für Geldspenden u.a. bereit. Auf dem Strohdach liegen Hirsebündel (auch Geschenke).
Abb.: Sinsangula Frauen in Sandema-Choabisa
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61): Im Viehhof liegt die Totenmatte und um sie herum sitzen singenden sinsangula-Frauen. In der Matte des Toten befinden sich sein zukpaglik (Nackenstütze) und sein Pferdeschwanz-Fliegenwedel. An einem Speicher hängt die Kleidung des Toten und eine rote Mütze, neben dem Speicher steht eine Holztruhe und darauf liegt der mit Kauris besetzte Kalebassenhelm des Toten.
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 2008, 15b): Nachdem die Witwen zur Matte gezogen sind, platzieren sich Frauen mit kleinen, schwarzen sinsangula-Rasseln um die liegende Matte. Ihre Leiterin ist Ayomalies Mutter.
Awuliimba, Sandema Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Am gbanta dai beschwert sich die Leiterin Akututera (Kasena Ehefrau in Kalijiisa), dass die ganzen Einnahmen [der sinsangula-Frauen] an die Bilinsa-Frauen gegangen sind. Sie wäre mit 1/4 der Einnahmen für die Kalijiisa Frauen einverstanden gewesen. Außerdem nahmen die Kalijiisa Frauen schon am fresh funeral teil.
Information Yaw (fn 97,19b): sinsangula yiila: Eine Vorsängerin beginnt (keri), eine zweite Frau übernimmt allein die nächste Zeile, dann fallen alle ein. Mitunter gibt es auch drei Vorsängerinnen oder eine Vorsängerin singt die erste Zeile allein zweimal. Die Vorsängerin wird zu Beginn der Totenfeier von den sinsangula-Frauen bestimmt. Meistens ist es die Älteste, die dann diese Aufgabe an eine andere weitergeben kann. Die zweite Sängerin wird nicht bestimmt.
U. Blanc (2000:138): Die Frauen beginnen ihre Totengesänge nach dem zong zuk cheka bei der Totenmatte im Viehhof. Die Lieder bestehen aus Wechselgesang einer oder zweier Vorsängerinnen und dem Chor. Sie werden ständig von sinsangula-Rasseln begleitet.
E. Atuick 2020: 72-73 (für den 4. Tag; nach dem kusung-Besuch [der Imitatorin mit den sinsangula-Frauen]): After spending time in the kusung, she rises and goes back into the compound amid singing and dancing by her and her entourage. As soon as they go inside the compound, they continue the singing of dirges, some of which contain insults and words of mockery directed at the men. In one of the songs I personally heard, while observing the ritual performance, the lyrics contain the following lines:
I am going to get a dog instead of giving birth to men who will not stay at home but run off with women while hunger kills us. If they are not running away with women, they are probably drunk and lying in a gutter somewhere along the road. Is it not better to have a dog as a puppy instead of giving birth to misfortunes as children?
Thus, through singing of songs, Bulsa women have the license to direct words of criticism, mockery, and vulgar insults at their men without getting into trouble as the men do not countenance such behavior in ordinary times. In fact, Bulsa culture frowns upon women talking back at men or openly criticizing them in public, but occasions such as funerals provide women opportunities to openly criticize or take on the men through music and other ways. It was, therefore, not surprising that I heard many songs in which the women were criticizing, mocking, or insulting the men during my observation of the rites.
While the singing is going on, the men, led by the kobiik in charge of the funeral, gather an animal, millet and sorghum, drinks (especially pito, a beer made from sorghum or millet), and millet flour mixed with plenty of water in a giant calabash, and present them to the women after casting a spell on any witch or wizard who might want to poison these things. The animal and foodstuffs are meant for the preparation of ritual food while the drinks and flour in water are for the refreshment of the women who sat throughout the night preparing funeral meals and mourning the deceased by singing dirges.
4.2.1.16 cherika, cheri deka (Imitation): Diese dramatischen Szenen können am 1, 2, und 4. Tag stattfinden. Ein männlicher Verstorbener wird gewöhnlich von der Frau eines seiner Söhne imitiert. Die Wahl dieser Frau hängt darüber hinaus nicht nur von ihrer genealogischen Stellung ab, sondern von den schauspielerischen Leistungen, die man ihr zutraut, denn sie muss kleine Stehgreif Episoden aus dem Leben des Toten aufführen.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Am Morgen des gbanta dai: cheri-deka:
Der blinde Anyenangdu wird von seiner Schwiegertochter Agoalie imitiert, die sich mit dem Eisenstock Anyenangdus einen Weg durch die Menschenmassen bahnt. Sie trägt Anyenangdus Kleidung und seinen Hut.
Die Imitatorin zieht mit den sinsanguli-Frauen durch das Gehöft zum kusung dok und setzt sich zu den Ältesten (Danlardy: Ba ta yeri-nyono a nyini a pa te kusung dema). Nach Danlardy begann das Gespräch mit der folgenden Frage an die Elders: “Warum seid ihr hier in diesem Gehöft?” Sie antworteten: “Anyenangdu starb und wir sind hier, um sein funeral abzuhalten”.
Nach weiteren Fragen und Antworten geht die Imitatorin mit ihren Begleiterinnen wieder in das Gehöft. Die Frauen und Agoalie setzen sich um den Speicher Anyenangdus, und Anamogsi gibt ihnen eine Flasche Akpeteshi, einen Topf Hirsebier und zwei große Kalebassen mit Hirsewasser.
Abb.: Agoalie imitiert ihren Schwiegervater Anyenangdu
Abb.: Agoalie (Anyenangdu) im kusung-dok bei den Elders
Abb.: Die Awuliimba Imitatorin tröstet eine weinende Frau
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89, vor der Tötung des Esels: Die Frau des ältesten Sohns Awuliimbas imitiert den Toten. Sie trägt einen Männersmock, legt sich in den kusung, verlangt Kolanüsse und gräbt sie in den Boden ein, damit sie kein anderer findet. Sie wird mit Awuliimba angeredet. Später kommt eine zweite Frau in Männertracht hinzu. Sie imitiert einen 1987 verstorbenen Sohn Awuliimbas, dessen Kumsa schon abgehalten wurde.
Eine andere Szene: Die Imitatorin Awuliimbas beschwichtigt eine schreiende Frau, die zu ihren Eltern zurückkehren will, weil ihr Mann sie geschlagen hat. Sie (Awuliimba) versucht sie zu trösten und im Haus zu halten. Außer dem Imitator tragen Awulimbas älteren Töchter und Bruders Töchter auch seine smocks (z.B. Clement´s Schwester).
Agaab Yeri (fn 15b) Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa, 17.2.08: Die Imitatorin trägt Männerkleidung und einen Strohhut; gespielte Szenen um 9.19 Uhr, 11.53 Uhr und 11.58 Uhr. Sie verwickelt andere Männer und Frauen in Raufereien und verbalen Streit (der Verstorbene war sehr streitsüchtig)
Abb.: Agaab Yeri: Die Imitatorin rauft sich mit einem Widersacher des Verstorbenen.
Sichaasa, Wiaga (fn 88, 185b), 19.1.89: 2. Tag: Die Imitatorin war die älteste Frau des Hauses. Sie trug, wie die Verstorbene zu Lebzeiten nur Blätterkleidung und einen leeren busik-Korb auf dem Kopf.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b), 22.2.08: Erst nach der Mattenverbrennung, gegen 18 Uhr, des ersten Tages besucht die Imitatorin den kusung dok und führt dort Gespräche mit den Elders. Sie dreht sich Zigaretten und raucht. Draußen hat sie eine (gespielte) erregte Diskussion mit einer anderen Frau.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Atinangs Imitatorin war Atakabalie, die Frau seines Sohnes Anyik. Atinangs Bruder Angmarisi wurde von einer anderen Frau imitiert. Yaw kann sich nicht an ihren Namen erinnern. Agoalie wurde von Ajadoklie (Schwiegertochter von Agoalies co-wife Agbiera) imitiert. Der unverheiratete Kweku galt als biik (Kind) und wurde nicht imitiert.
Information Robert Asekabta über den Begriff cheri: Cheri denotes simply the activities, behaviour and attitude of the person whose funeral is being performed. Cheri-deka is normally performed in the case of an elderly person. The person performing this function is normally the wife of the deceased’s son or his brother’s son’ s wife.
The Che-lie [Atuick: cheri-deiroa, impersonator of a deceased person] is normally reponsible for the following duties:
1) Taking the mat(s) to the bin (bui). Normally there are two. 2) Brewing the pito by the bin 3) Supervising the extraction of sheabutter from the sheanuts. 4) Boiling of the beans 5) She also boils the bitter pito (datuek). 6) The Che-lie also smears all the children and grandchildren of the deceased, his brothers and cousins etc. with red clay-paint. In other words the Che-lie acts as the manager of the funeral in the nangkpieng.
Information Margaret Arnheim, Gbedema (fn M28a und 34b): Aktionen der Imitatoren sind nicht an ein Geschlecht gebunden. Sie werden oft schon zu Lebzeiten festgelegt, wenn man sieht, dass jemand den Toten gut imitieren kann. Es braucht kein bestimmter Verwandter zu sein. Eine tote Frau wird meistens durch eine andere Frau dargestellt, ein toter Mann kann auch durch einen Mann imitiert werden.
(fn M37a): Die Imitatorin trägt des Toten rote Kappe, falls der Tote ein älterer Mann war, der eine solche Kappe trug. Man sagt: Wa vug wa zu-tok (Sie – die Imitatorin- trägt [wörtlich “covers”] seine rote Kappe). Wenn der Tote zum Beispiel zu Lebzeiten von einem kleinen Kind geführt wurde, führt das gleiche Kind den Imitator.
Information Leander Amoak (fn 81,28a): Sowohl bei der Totenfeier eines Mannes oder einer Frau ist die Imitatorin weiblich. Bei der Totenfeier eines Mannes ist es eine Schwiegertochter des Toten, bei der Feier einer Frau, eine Verwandte aus ihrem Elternhaus. Diese Frau ist auch verantwortlich für viele andere Tätigkeiten: Sie trägt die Körbe nach draußen und sie bemalt Verwandte mit rotem Ton. Bei Leanders Bruder Atiim wird es seine Schwiegertochter (Michael’s Frau) sein, bei Abonwari (Ahne des 19. Jahrhunderts) wird es Leanders erste Frau Atigsidum sein. Die Frau imitiert den Toten ohne Respekt. Wenn der Tote laut war, schreit sie ständig herum, wenn er viel trank, spielt sie den Betrunkenen. Buli Name für Imitatorin: che(ri) deeroa.
Information Danlardy (fn 94,91b*): che-lieba are those who imitate the dead person. No actual meaning of che.
Information Yaw (fn 01,2b): Imitation bei einem weltlichen Fest (tigi) ist tabu (kisuk).
U. Blanc (2000: 146): Sowohl am ersten wie am zweiten Tag findet die cherika statt. In der Regel ist die Imitatorin eine Schwiegertochter des männlichen oder der weiblichen Toten. Grundsätzlich kann jeder Verwandte diese Rolle übernehmen.
Aduedem 2019: 49 “Cheri deka” is meant to bring vivid memories of the lost soul. It also gives a gist of the kind of life lived by the dead person to people who never had the opportunity of knowing the deceased person in life. The mock play when done well especially of a spectacular person could attract much attention and [give] colour to the ceremony. In all of them people are reminded of the dead person’s life and how the person would be missed. Others too get to know how the dead person once lived life.
Adumpo Emile Akangoa, Facebook group Buluk Kaniak, March 29, 2019: Notwithstanding the fact that globalization has had a toll on the cohesion of our extended family system, funerals are still being communally performed in Buluk. Cheri-deka must not necessarily be done by daughters-in-law in the nuclear family. Whenever there is no daughter-in-law in the nuclear family to play that role, they get somebody from the extended family to do it.
Azognab 2020: 49 (Information Akaalie Aginteba, Sandema 2018): The name of the meal [cheri saab] is carved from the cheri-dierowa (a daughter-in-law of the deceased who imitates and acts like him or her during the funeral). The cheri-dierowa wears the dress of the deceased and acts like him or her when he or she was alive. She does this from the beginning of the kuub-kumsa to the end. Usually, the imitation brings out both the past good and bad character of the deceased. It is often claimed, the spirit of the deceased person in question could possess the ‘imitator’ (cheri-dierowa) to portray the exact character of the deceased during the funeral.
The significance of the cheri-deka (…imitating and acting out the lifestyle of the deceased…) is that it reminds the community about the deceased’s past character whether good or bad [Endnote 74]. The cheri-deka therefore, serves as a lesson for the living, who may endeavour to lead good lives so their cheri-deka will be praiseworthy.
Azognab 2020: 45: Every Bulsa funeral has personnel who are directly in charge of the whole ritual apart from the elders in the kusung dok …this personnel usually comprise yeri-lieba (literary; daughters of the house) if the deceased was a man, or che-lieba (married women in the family lineage, who hail from the same village or town where the deceased hailed from) if the deceased person was a woman.
E. Atuick 2020
Evans Atuick schrieb seine M.A. Thesis über Women, agency, and power relations in funeral rituals: A study of the Cheri-Deka ritual among the Bulsa of Northern Ghana. Es ist die bisher umfangreichste Darstellung des cheri-deka Rituals. Auch andere Riten werden von Atuick in der richtigen Reihenfolge eingefügt und beschrieben. Daher soll hier die Darstellung zur cheri-deka und der cheri-deiroa [cheri-dieroa] (Atuick, S. 67-99) in nur leicht gekürzter Form wiedergegeben werden. Kritisch angemerkt werden muss, dass es nicht immer ganz klar wird, an welchem Tag der ersten Totenfeier bestimmte Teilrituale vollzogen werden.
p. 65: Ideally, the wife of the first son of a Bulsa man or woman must play the role [of the cheri-deiroa]…
p. 67ff: …the cheri-deka ritual commences on the second day of the kuub-kumka when the tapili… is discarded [after the war-dances (leilika)]… the cheri-deiroa [che-dieroa] is told by the chilie [female master of ceremony for the funeral] to dress up in her father’s tankalung… if the deceased was a man… But if the deceased was female, she is told to put on leaves, pick her mother’s sapiri… and busik and go out. In the case of a deceased male she must join the men for the leilika [war-dance] around the compound three times, in the case of a deceased female, she must… dance along as they play the drums around the compound four times. When these ritual dances are over, the cheri-deiroa can disrobe… and go about her normal chores. …However … relations of the deceased persons will engage with her in the same way…
On Kpaata dai…the cheri-deiroa must be the first person to start the fire used for cooking the beans… She cracks the first shea nut… (Siehe kpaata dai, 4.3.4.1).f
…Meanwhile, when the men are sharing their share of the cheri-deka meat [F.K.: am 4. Tag der Kumsa-Feier], they will call the cheri-deiroa and give her the chest of the animal that is usually reserved for landlords. This symbolizes her status as a landlord during her performance as the living copy of the deceased, elderly male. After taking her share of the meat, she goes in search of sons-in-law of the deceased who have come to mourn their parent-in-law. She will play with or talk nicely to sons-in-law who were on good terms with the deceased person before their demise but will attack others who were never on good terms with him or her. She does similar things to friends and other relations of the deceased person; treating each as her deceased parent-in-law would have dealt with them in his or her lifetime. They, in return, understanding the game, play along and even give her money or other gifts they used to give to the deceased in his or her lifetime on earth, as a way of appeasing the soul of their parent-in-law, friend, or kinsman/woman.
Moreover, on this final day [of the Kumsa], the grave of the deceased is plastered as part of the funeral rites and the cheri-deiroa again has a role to play there. The male kobiik leading the funeral will send a message to the female chilie to send the cheri-deiroa to them to help put the grave in shape.
… a Bulsa family may perform the kuub-juka rites immediately after the end of the kuub-kumka celebration. In this case, the cheri-deiroa has no break in the performance of her impersonator role but will continue for the next four days throughout the juka rites until the end. However, where the juka rites are postponed to a future date, be it months or years, the cheri-deiroa can keep her role in abeyance until the family is ready before resuming her duties and responsibilities to make the funeral successful.
[F.K.: Der folgende Text bezieht sich auf den bogsika dai, oft vor dem ersten Tag oder am ersten Tag der Juka-Totenfeier] The kuub-juka rites normally start with a journey to the maternal uncle’s compound of a deceased man or the paternal compound of a deceased woman for two main reasons: to collect things for the performance of the final rites, and to inform them about the intention to dispatch the restless soul of the deceased to the land of the dead, where he or she will find lasting, peaceful rest among his or her forebears. The cheri-deiroa must dress up in the deceased’s clothing and animal skin, carry his walking stick, etc., if he was a man, or carry her basket and food stick if she was a woman, and follow the travelling team to the compound of the deceased. The travelling team to a deceased man’s maternal uncle’s compound usually includes children of the deceased, one or two of their kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s). The travelling team that goes to a deceased woman’s paternal compound includes her children, the san-yigma [her marriage intermediary], one or two kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s).
As soon as they arrive at the compound, the cheri-deiroa continues her role as impersonator of the deceased by reenacting the same kind of interaction that he or she had with his or her relatives when he or she was alive and used to visit them. She will play with those she knows the deceased had good relations with and attack others that he or she disliked while alive. Some of these people, who fully understand the game of cheri-deka, will straight away engage the cheri-deiroa in the same manner they dealt with the deceased as soon as she appears at the compound in the deceased’s apparel. She must respond to their acts or speeches in equal measure as if she is the deceased person who is still alive and interacting with them.
While this is going on, the delegation enters the compound and sends for the elders to inform them about their mission. The leader of the delegation, speaking on behalf of the rest, exchanges pleasantries with the elders and says to them, “Your son (or daughter) wants to go home and that is why I have come to inform you before giving him/her permission to go home and rest.” After this, the delegation is fed and refreshed by the family before rising up to start their compound-to-compound rounds within the lineage for the collection of foodstuffs, especially millet and sorghum, as well as guinea fowl and other domesticated fowl that they can catch or kill. During this compound-to-compound travel, the delegation will visit every compound on the maternal side of a deceased man’s lineage or the paternal side of the deceased woman’s lineage, for the collection of foodstuffs and birds. The cheri-deiroa, just like her late parent-in-law used to do, has license to play with any of her uncles by catching any livestock that belongs to him without any resistance. Hence, with the assistance of her team, she can catch and kill as many birds as she can, as long as the birds are found in any of the compounds in the paternal lineage of the parent-in-law she is impersonating. After they have covered every compound within the lineage, collecting everything they need to collect, they will return to the original compound the deceased is related to or hails from. By the time they arrive there, there is enough food and drink for them to feast, after which all households of men within that compound will contribute their own share of foodstuffs and birds for them to add to whatever they had already collected from neighboring homes before returning home.
(p. 81) …The final rites of a man’s funeral occur on the fourth day [of the Juka] when the louk [lok] is broken in the middle of the compound’s yard. The cheri-deiroa has a role to play here. She must be present when the birds collected from the deceased’s mother’s compound are dedicated to the spirit of a deceased man’s louk before it is broken and shattered in the main yard of the compound…Following the war dancing, the eldest son of the deceased performs the final sacrifice of the rites on the left wall of the main entrance of the compound. While standing there, he gathers all the live fowls brought from the earlier visit to his late father’s mother’s lineage and those donated by friends and sympathizers to help him complete his father’s funeral rites, and sacrifices them on the wall. He does this by hitting the fowl, one by one, against the wall to die. While their blood flows down the wall he says, “Ba ko parik! Ti kowa kumu yai nueri kama!” [“They have killed a wall! Our father’s funeral is now over!”]. This sacrifice literally marks the end of the funeral rites for the deceased man, and by extension, the role of the cheri-deiroa. The next thing is for all the dead birds to be plucked and cooked for all present, including the cheri-deiroa, to eat to their satisfaction before dispersing.
However, the juka rites of a woman are much more complex, with the cheri-deiroa playing a much more influential role. In this case, women from the paternal home of the deceased mother-in-law must arrive in the evening of the third day of the rites to sleep over. They usually come along with their own puuk (a ball-like object made from certain leaves [Endnote 75] that symbolizes the womb of a woman during funeral performances) to participate in the rites. The wives in the compound, as a group, must acquire a puuk for the rites to commence. The cheri-deiroa must also acquire a puuk for the rites. The next morning, on the fourth and final day of the rites, the visiting women will take their puuk to the san-yigma’s compound to hand it over to him and ask him to help them present it to the husbands of their sister. The san-yigma then leads them to the compound where the deceased lived, exchanges pleasantries with the elders, and hands over the puuk to them…
At the same time, women in the funeral compound are also preparing food that must remain on fire until those returning with the puuk and food from the san-yigma’s compound stand apart from the compound and send for the women inside to come and meet them. As soon as they get the message, the chilie will cause drinks, flour mixed with plenty of water, and saab to be made ready for them to take along for those waiting outside. On meeting them, the women from the funeral compound, together with the cheri-deiroa, will serve those waiting with the food and drinks they came with and collect the puuk and food brought from the san-yigma’s compound to take back inside the funeral compound.
The following day, all three puusa [plural of puuk] are taken back to the same spot where the women met the previous day and broken into pieces, except for the puuk provided by women of the deceased person’s compound, which is handed over to the cheri-deiroa for keeping. Thus, the puuk provided by the women from the deceased’s paternal home and the one provided by cheri-deiroa are both destroyed, but the one from the wives from the compound sponsoring the funeral is presented by the chilie to the cheri-deiroa as an inheritance from her deceased mother-in-law. Being the eldest son’s wife, the cheri-deiroa receives this puuk as the rightful inheritor of the deceased’s household and property, and she is expected to keep this until her own demise. The juka rites, and by extension, the role of the cheri-deiroa, are finally brought to an end when the compound elders kill and present an animal, usually a goat or sheep, to the deceased woman’s paternal relatives who brought the puuk, to take home with them.
4.2.1.17 Rituelle Behandlung der Angehörigen:
Handstrick, Tuch, rote Mütze, nabiin-soruk Halskette, Glocke, Anmalen mit daluk-Ton
Das Anlegen von Schnüren und Tüchern ist an allen Tagen und Uhrzeiten möglich. Es sollte hier unterschieden werden: einerseits zwischen kurzen Handstricken (boom/ buoom) oder Tüchern, die ein Freundschaftssymbol sind, und andererseits den langen Stricken, die nur nahen Verwandten des/der Toten angelegt werden (“um Selbstmord zu verhindern”).
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 2008,15b), 21.2.08: Am 1. Tag um 17 Uhr erscheint ein Mann mit einem Bündel geflochtener Handstricke, die verteilt werden. Alle Kinder und andere ganz nahe Verwandte erhalten einen Strick für ihre linke Hand (danach erfolgt die Bemalung und das Anlegen der nabiin-soruk-Kette).
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a+b), 8.3.89: Am 2. Tag flechten die Frauen an der Matte boom-Schnüre. Ursprünglich wurde ein Tuch nur vom nong um die Hand seiner Freundin (ihres Freundes) gewickelt (zum boblik: Anlegen der Schnüre). Bei den deutschen Gästen Barbara Meier und Annette Schierwater wurde es aber auch von einer Frau (Akututera?) getan. Am gbanta-Tag geben die Empfänger das Tuch mit dem erhaltenen eingeknoteten Geld und einem Aufgeld an die Vergeberin zurück.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b), gbanta-dai: 6.12.88, 13.15 Uhr: Einer voll bekleideten Frau legt man im Viehhof vor zwei Kisten mit den persönlichen Gegenständen des toten Mannes ein über 1m langes, geflochtenes buoom-Seil um die linke Hand, indem die beiden schon vorhandenen Handschlaufen über ihre Hände gezogen werden. Außerdem erhält sie eine nabiin-soruk-Kette und eine hohe rote Mütze. Ihre Arme, Beine und Gesicht werden mit rotem junung/daluk Ton beschmiert.
Eine Frau mit roter Mütze und schwarzem Kopftuch legt sich eine dünnere gedrehte Kordel dreimal um die Hüfte (diese Hüftschnur schnitt sie vorher auf der Unterlage eines großen Steins mit einem kleinen Stein von einer langen Schnur ab): Mehrere Frauen tragen eine gedrehte Kordel schärpenhaft über Brust und Schulter.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60b). 18.4.73: Frauen tragen einen Strick oder ein buntes Tuch um dem linken Handgelenk.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Die buoom-Schnüre werden nach dem Wahrsagen neben den Speicher gelegt, die Witwenschnüre über die nangaang-Mauer geworfen.
Information Danlardy Leander (fn 88,82a), 1995: In Badomsa werden die Witwenschnüre in den Schlafzimmern der Witwen aufbewahrt.
Information Ayarik Kisito (fn 73,311b): Wenn ein junger Mann ein kurzes Strick um die Hand hat, heißt es, dass er eine Freundin (nong) hat, die dieses gebunden hat. Eine Ehefrau bindet es nie bei ihrem Gatten. Bei verheirateten Frauen tut es die Mutter des Gatten, bei einem Mann die eigene Mutter. Bei einer nong-Freundschaft geht die Ehefrau nach dem Funeral mit Nahrung zur Freundin ihres Mannes und bedankt sich, dass sie mitgeholfen hat. Diese Freundin (nong) ist meistens verheiratet, aber auch wenn sie unverheiratet ist, kann der Mann sie nie heiraten.
Information Margaret Arnheim (April 1980, fn M24b): busum-boong: das Tuch für das Handgelenk bekommt ein männlicher Trauernder stets von seiner Freundin, es braucht aber nicht immer seine pok nong zu sein. Die Faserschnur wird oft auch im Haus von Verwandten von einer beliebigen Person angelegt.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Alle Kinder des oder der Toten erhalten ein langes Seil an der linken Hand zur Verhinderung eines Selbstmordes. Das Seil wird zusammen mit dem Abwaschen der Farbe entfernt. Die Seile werden neben die Eingangssäule des Haupteinganges gelegt und später verbrannt.
Information Yaw (fn 01,8b) Eine Frau nimmt ein Seil oder ein Kopftuch und bindet es zusammen mit etwas Geld um das Handgelenk eines Freundes oder einer Freundin. Auch mehr als 5 Seile oder Kopftücher sind möglich. Die Rückgabe ist wieder mit einem Geldgeschenk (nach Vermögensverhältnissen) verbunden, das nicht unbedingt höher sein muss, als das Gegebene. Bei der Rückgabe kann man sagen, dass das Geld für Seife verwendet werden kann, da das Tuch schmutzig geworden ist.
Abb.: Glocke (logi)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Anamogsi, dem jüngsten Sohn des verstorbenen Anyenangdu, wird eine Glocke angehängt. Sie kann um den Hals oder am Gürtel getragen werden.
Awuliimba (fn 88,223b); 5.3.89 gbanta: Akututera befestigt eine Glocke an der Gürtelschlaufe von Clement Agalics Hose und legt ein geflochtenes Band um Clements Hand. Clement ist der jüngste Sohn des Toten. Es wird allgemein angenommen, dass zwischen einem Vater und seinem jüngsten Sohn das engste Verhältnis besteht. Durch die Glocke soll der jüngste Sohn leicht zu finden sein und Selbstmordabsichten sollen vorgebeugt werden.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Ein etwa siebenjähriger Junge trägt eine Glocke an seiner Hüftschnur (Gürtel?). Es ist angeblich der Sohn des Gehöftherrn (F.K.: Warum nicht des Verstorbenen?)
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Dem Letztgeborenen des Toten wird eine Glocke an den Gürtel gehängt.
Abb.: Frau mit roter Mütze, Bemalung und nabiin-soruk Kette (Agbain Yeri)
Abb.: nabiin-soruk
Abb.: Rote Mützen und nabiin-soruk Ketten
Das Anlegen erfolgt wohl meistens am 1. Tag, ist aber an allen Tagen und zu allen Uhrzeiten möglich, auch am 2. Tag und Gbanta Tag. Das Aufsetzen der roten Mützen und das Anlegen der nabiin-soruk Ketten geschieht gewöhnlich direkt hintereinander. Wie unten noch dargelegt wird, kann auch der bekleidete Speicher im Viehhof eine rote Mütze auf einer langen Stange erhalten.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b), gbanta-dai: 6.12.1988, 13.15 Uhr: Nach dem Anlegen eines geflochtenen buoom-Seils legt man einer Frau eine nabiin-soruk-Kette (mit gestreiften Rosetta-Perlen) an und setzt ihr eine hohe rote Mütze auf. Darüber bindet sie sich ein schwarzes Kopftuch.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1. Tag, 17.00 Uhr: Dem ältesten (jüngsten?) Sohn Anyenangdus (das Einzelkind Anamogsi ist beides) wird eine nabiin-soruk-Kette umgehängt und eine rote Mütze aufgesetzt. Die Kette besteht aus Rosetta-Perlen, die in der Kolonialzeit auch als Zahlungsmittel Verwendung fanden. Sie gehört dem Ahnen Aluechari, darf aber bei Totenfeiern von männlichen und weiblichen Verwandten Aluecharis benutzt werden.
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 08,15b): Nach der Bemalung aller Kinder erhält der jüngste Sohn eine rote Mütze und die nabiin-soruk Kette.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b); 5.3.89, gbanta: Die älteste Tochter der Verstorbenen trägt eine Perlenkette und eine rote Mütze.
Information Margaret Arnheim 1978ff (fn M28a): zutok muning vukka: wearing the red cap of the deceased person.
Information Danlardy Leander: Frauen, deren ganzes Gesicht mit roten Streifen angemalt wird, tragen auch die rote Mütze.
Azognab 2020: 45f. (sein Informant: Afrafrarik Atenalim, Sandema Tankunsa 2018): Daughters from this family, where the ritual is being performed who married elsewhere, are expected to visit the funeral dressed in smocks, red hats (zutoak muina ), with ropes in [on] their left wrists if the deceased was their real father or mother or even uncle or aunt. If they fail to come with these dresses, they will be offered some by the funeral personnel for a small amount of money.
Anmalen naher Verwandter
Anmalen = daluk saka (sa = schmieren). Daluk darf bis nach der Wahrsagersitzung am gbanta dai nicht abgewaschen werden (er verschwindet aber oft durch Schweiß). Das Anmalen ist an allen Tagen und Uhrzeiten möglich.
Abb.: Anmalen in Anyenangdu Yeri 1991
Abb.: Anmalen in Longsa 2011
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1991: Bei der Totenmatte im Viehhof schmiert eine Frau rote daluk-Farbe auf die Gesichter und Körper naher Verwandter des Toten, zum Beispiel seiner Söhne, verheirateter und unverheirateter Töchter. Die Anmalerin stammt nicht aus dem Trauergehöft, aber sie kann aus der gleichen Sektion sein. Hier kommt sie aus Abapik Yeri (Badomsa). Die Malerin erhält Geld für ihre Tätigkeit.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b): gbanta-dai: 6.12.88, 13.15 Uhr:
Nach dem Anlegen eines langen buoom-Seils und einer nabiin-soruk-Kette werden Arme, Beine und Gesicht einer voll bekleideten Frau mit rotem junung/daluk Ton beschmiert.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b) 22.2.2008, 17.42 Uhr: (nach dem Anlegen der Handstricke, aber vor dem Anlegen der roten Mützen und der Kette): Eine Frau bemalt nahe Verwandte des Toten im Viehhof mit roter Lateritfarbe (auch noch am 2. Tag und am gbanta-Tag)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,224a); Video 3700, 8.3.89: Nach 11 Uhr, am 2. Tag, wird vor der Matte eine Frau in Blätterkleidung mit daluk angemalt. Die weißen Teilnehmer (einschließlich Prof. Schott) bekommen einen langen Strich auf die Stirn, Söhne und Töchter erhalten Striche wie Bulsa tribal marks.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa. Hinter dem Speicher steht ein Topf mit angerührtem rotem Ton für die Bemalung der nahen Angehörigen.
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,221b); 5.3.89 gbanta: alle nahen Verwandten erhielten am 1. Tag Bemalung, die am gbanta Tag durch Schweiß verschwunden war.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): 2. Tag nach 16 Uhr: Eine ältere Frau bemalt Gesicht und Körper der Töchter mit rotem daluk-Ton.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (1973): Nahe Verwandte sind am ganzen Körper mit roter Farbe beschmiert, weitläufigere tragen nur einen roten Strich auf der linken Wange (wie tribal mark).
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa (2011); Afeliks Compound. Am 2. Tag (tika-dai) werden nahe Verwandte neben der Matte im Inneren des Compound angemalt.
Sichaasa, Wiaga (fn 185b), 19.1.89, Information durch Danlardy Leander: Verschiedene Stufen von Trauerbemalungen:
a) Nur ein Streifen roten daluk mit weißer Asche wird auf die linken Backe gemalt (auch Danlary hätte dieses eigentlich in Sichaasa haben müssen).
b) Das ganze Gesicht ist mit roten Streifen bedeckt. Die Frauen, die eine solche Bemalung bekommen, tragen auch eine rote Mütze. Hierzu gehört auch Dans Mutter Adaaminyini, die aus Abilyeri stammt.
c) Der ganze Körper ist rot bemalt. Die Frauen haben einen bloßen Oberkörper und tragen zum Teil nur vaata (Blätter oder Fasern) und ein buoom Band um die linke Hand. Viele Trauernde tragen nabiin-soruk-Kette um den Hals.
Information durch Margaret Arnheim aus Gbedema, (fn M24b): April 1980: Funeral Bemalung: Je näher der Trauernde dem Toten stand, desto mehr rote Lateritfarbe wird vermalt. Auf jedem Ober-, Mittel- und Unterarm werden je 3 fingerbreite, nicht regelmäßige, ca 10 cm lange Striche gemalt. Gesichtsnarben (siehe Zeichnung) können auch zu einer Fläche verschmiert sein
Information Yaw (fn 97,1b), ähnlich auch Danlardy (fn 97,50b): Die Bemalung soll verhindern, dass der/die Tote nahe Angehörige erkennt [und mit ins Totenreich nimmt]. Wenn man mit der Bemalung schläft, bringt es Segen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Alle nahen Verwandten, besonders die Kinder des Toten erhalten Anstrich am ganzen Körper, andere Verwandte erhalten nur Strich (wie tribal mark) auf der Backe. Der oder die Letztgeborene erhält besonders viel Farbe. Die Erde wird am 3. oder 4. Tag nach Opferung des Ziegenfleisches entfernt. Vorher ist kein Vollbad erlaubt, wohl dürfen Hände und Gesicht gewaschen werden.
Information Ayarik Kisito (fn 73,311b): Am ersten Tag einer Totenfeier werden die Körper der Kinder des Verstorbenen rot bemalt. Wenn man mit dem Toten nur verwandt war, bekommt man ein “red mark on the left cheek”. – Die rote Farbe dient zur Identifizierung (Kennzeichnung) der Kinder und besagt “You are in danger”. Die Feinde wollen bei einer Totenfeier besonders die Kinder des Toten schädigen.
U. Blanc (2000:3): Die rote Farbe für Söhne und Töchter darf bis zum gbanta dai nicht abgewaschen werden. Auch die Schnüre müssen bis gbanta dai getragen werden.
Abb.: Umzug in Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.18 Umzüge um das Gehöft
An allen Tagen können Gruppen von Elders und Gästen tanzend und singend um das Trauergehöft ziehen. Sie werden von Musikgruppen begleitet. Beobachtet wurden sie in Awuliimba Yeri, Anyenangdu Yeri, Atekoba Yeri, Asebkame Yeri u.a.
Asebkame Yeri (fn 88,120), gbanta dai: Gastgruppen tanzen um das Haus:. Folgende zwei Tänze werden getanzt: duelinka (langsam) und na-gela (schneller). Sie werden oft im Wechsel getanzt, im Gänsemarsch oder in einer Reihe.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61a): Am ersten Tag (16.4.73) zieht man dreimal um das Gehöft. Nach jedem Umzug kommen Tänzer und Musikanten zur Matte und trommeln und tanzen dort.
(fn 73,63b), 19.4.73: Umzüge um das Gehöft. Nur am ersten Tag mussten es genau 3 Umzüge sein, danach ist die Zahl beliebig, ein einziger Umzug genügt. Als Musikinstrumente werden nur 3 ginggaung-Trommeln gespielt.
Abb.: Bekleideter Speicher in Anyenangdu Yeri 1991
Abb.: Waffen, Truhen und Kleidung des Toten in Asebkame Yeri
4.2.1.19 Bekleidung des Speichers und Hinterlassenschaften am Speicher
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri, 1989: Die Totengräber stecken einen langen Ast in den Getreidespeicher (Fotografierverbot!). Darüber legen sie ein buntes Tuch und darüber einen weißen Männer-smock (garuk). Auf die Astspitze steckt man eine rote Mütze.
Anyenangdu Yeri (1991) Zur Bekleidung des Speichers wurde ein großes Tuch Anyenangdus verwandt, das der Verstorbene bei festlichen Gelegenheiten als Toga (ga-tiak) trug. Die neue Matte ist die letzte von Mattengeschenken der Töchter von Anyenangdu und Atinang Yeri. Der Ast (gaab) mit Blättern soll Schatten für die sinsangula-Frauen spenden. Rechts die Waffen (einschließlich Kriegshelm) und ein Foto Anyenangdus.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120b): Am bui stehen zwei Truhen mit Sachen des toten Mannes, darüber ein brauner smock (garuk) und ein blaues Tuch, außerdem drei Bögen, ein Kriegshelm und die Kalebasse mit rotem Ton zum Anmalen. Die Hinterlassenschaften der Frau stehen vor dem dabiak (Innenhof): ein sehr langer sa-piiri-Rührstock und zerstörte Töpfe.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a), 28.1.89: Notiz vom tika-dai: Der Getreidespeicher im Viehhof ist am Vortage bekleidet worden. Oben befindet sich eine rote Mütze. Hinter dem bui steht ein Topf mit angerührtem daluk-Ton; an mehreren Stellen liegen Gegenstände der Toten (siehe Foto).
Information Apusik: Eine Bekleidung des Speichers gibt es nur bei sehr alt gestorbenen Männern.
Azognab 2020: 43 (sein Informant: Anab Anankansa, Sandema): Some of the traditional belongings of the deceased, such as the smock, log-pak (the quiver), the bow and arrow, the calabash helmet, the kpaani or liak (axe), bunlok or foruk (travelling bag) and others if the deceased was a male, are placed by the ta-pili (‘death mat’). If the deceased was a female, some of her cloths, pots, bowls, her local ‘meat basket’ or yolung and other things which are considered [to contain] his or her ‘body dirt’ are all placed by the ‘death-mat’ as if he or she is in the process of packing to make a journey to a distance place. I observed, however, that in modern days, the number of the deceased’s belongings placed in the cattle yard during funerals is minimized.
Abb.: Abreiben der Matten, Anyenangdu Yeri 1991
4.2.1.20 Nang-foba Mattenriten mit Hühnern
Die folgenden Mattenriten werden von einigen Informanten als Vorbereitung für das nang-foba Ritual bezeichnet, nach anderen sind sie Teil dieses Rituals. Nach Danlardy Leander werden sie im ganzen Bulsagebiet als Teil des nang-foba Rituals betrachtet.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 1. Tag, 3.3.91, 17.30 Uhr: Die Totenmatten werden aus dem Ahnenraum in den Haupt-Innenhof gebracht, und jede wird von den beiden Totengräbern mit einem anderen Huhn, einem Stück Stoff und dem Pferdeschwanz-Fliegenwedel Anyenangdus zweimal abgerieben. Für den wichtigsten Toten Anyenangdu wird hierfür ein Hahn gebraucht. Die Hühner werden durch Schlagen auf den Boden getötet und zum tampoi gebracht.
Dieses Mattenritual findet sonst im Viehhof statt (s. nang foba), an diesem Tag tragen jedoch Frauen der Nachbarschaft die Matten erst anschließend in den Viehhof (ta-pila yierika).
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, Information Yaw (fn 06,6): Die Totengräbern Ayogsi (Aniok Yeri), Musa (? Achilim Yeri) und Atongka holen je eine Totenmatte (mit dem zukpaglik) aus dem kpilima dok von Anyenangdu Yeri. Jeder Matte folgt wenigstens eine Frau, z. B. Asiukpienlie aus Anyenangdu Yeri und eine “Tochter” aus Atinang Yeri. Die Matten werden im Ama-dok von Atinang Yeri aufgestellt (Das nang-foba Ritual hat Yaw nicht gesehen).
Awuliimba Yeri, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Zwei Totengräber gehen in den dalong und lösen die Matte, die mit festen Stricken unter der Decke befestigt war. Danach gehen Frauen in den dalong. Die erste Matte wird im Innenhof halb aufgerollt, ein einfacher zukpaglik hineingelegt und dann wieder zugerollt. Um die Matte wird ein buntes Tuch gelegt. Die elders beraten sich im kusung-dok über das Heraustragen der Matte. Akututera (die Frau Ayanaabs, Yongsa), die die Leiterin der aktive Frauen ist und eine andere Frau tragen die Matte (ohne Stofftuch) unter das Schattendach im Viehhof. Es beginnt ein großes Weinen an der Matte. Anschließend werden die Tränen mit Wasser abgespült. Eine innere und ein äußere Matte und das bunte Tuch werden zusammengerollt.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta (fn 08,15b), 14.45 Uhr: Der Totengräber Akanligpare holt mit bloßem Oberkörper die Matte aus dem dalong in den Hauptinnenhof. Ein Mann bringt Hühner von außen in den Viehhof. Um 15.31 Uhr bringen zwei Totengräbern mit bloßem Oberkörper die Totenmatte zum Viehhof und platzieren sie zwischen vier Getreidespeichern. In der Matte befindet sich ein zukpaglik (Nackenstütze). Ein Totengräber mit bloßem Oberkörper streicht dreimal mit dem Huhn (oder Hühnerbündel?) über die Matte(n), von der Breitseite zur Schmalseite. Dabei sagt er mehrmals “Lag!” (Öffne dich!) Danach schlägt er das Huhn auf der Erde tot. Ebenso geschieht es mit einem zweiten Huhn. Mit einem Fliegenwedel wird die Matte abgerieben. Die toten Hühner werden draußen auf den Aschenhaufen geworfen. Die Matte wird um 5.37 Uhr mit einem Tuch bedeckt.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa, 15.50 Uhr: Zwei Totengräber mit bloßem Oberkörper bestreichen die Matten mit einem Hühnerbündel und treten dann neben der Matte die Hühner mit bloßen Füßen tot. Um 16.02 Uhr werden wieder Matten mit Hühnerbündeln abgerieben und die Hühner totgetreten.
Information Danlardy Leander (fn 94,86b*): Während des Abreibens der Matten mit den Hühnern sagt man den Toten, dass man diese Hühner für sie am tampoi töten wird.
Information Ayomo Ayuali (fn 88, 226b). An Ayomos kpilima dok hängen außen einige Hühnerfüße. Sie stammen von Funerals in Sichaasa und Yisobsa, bei denen Ayomo als vayiak fungierte. Die Hühner wurden als nang-foba-Hühner getötet.
Aduedem 2019: 14: …two gravediggers go into the ancestral room and cut down the mat (which was hanged through the tapili yika ritual). Two women then bring it out and place it in the kraal by a bui (barn) [Endnote 76]. The sons bring a cloth and it is kept inside the mat, and they bring his (the deceased’s) logta-quiver [Endnote 77], picture, luggage etc. and place them by the bui and women then sit by the mat.
Azognab 2020: 42-43: The first day… the removal of the ta-pili or ‘death-mat’ is done first. The ‘death- mat’ is usually removed by the vayaasa (undertakers) from the sampok (a net made of ropes or strings and local rafters tied above in the local hall for storing mats) and placed in the court yard. From there, the ta-pili is carried and placed by a barn or a grain store in the nankpeeng (cattle yard) if the deceased was a male, or near the ginganngi (a wall with a ladder leaned against it, which serves as the entry to the court yard in the Bulsa home), if she was a female. The barn or the ginganngi (?) as the case may be, is where the focus of the visitors to the funeral will henceforth be.
4.2.1.21 Nang foba der Säugetiere
Die nang foba Säugetiere werden immer am Abfallhaufen (tampoi) unblutig getötet. Sie dienen den Verstorbenen der Totenfeier für ihr Leben im Totenreich. Sie können (in Wiaga und Sandema?) nur von Totengräbern gegessen werden, die vorher eine bestimmte Medizin eingenommen haben. Nach Yaw (fn 01,2b) dürfen in Fumbisi und Kanjaga auch andere von dem Fleisch der nang-foba Tiere essen.
Information Leander Amoak (fn 81,28a): Der Buli Ausdruck nang-foba wird nur für das Funeral-Ritual gebraucht. Das ähnliche Ritual nach einem Ehebruch heißt kabong kpiak, allerdings sagt man hierbei auch “ba fob kabong“. Das Fleisch der unblutig getöteten Tiere wurde früher nur von den Tallensi gegessen, heute auch von einigen Totengräbern, nachdem sie eine Medizin eingenommen haben.
Information Margaret Arnheim 1978ff (fn M30b): Beim nang-foba Ritual werden Tiere ohne Blutvergießen durch Erschlagen getötet (z.B. Esel, Kühe). Diese Tiere können dann nur von jemand gegessen werden, der vorher eine bestimmt Medizin gegessen hat. Die Medizin wird nur einmal im Leben gegessen. Wenn man ohne diese Medizin Fleisch der nang-foba Tiere isst, bekommt man ein geschwollenes Gesicht und einen geschwollenen Bauch. Der Name nangsa (legs) und fobka (beating) kann von Margaret nicht erklärt werden.
Abb.: Das Rind wird mit einem Knüppel unblutig getötet, Anyenangdu Yeri 1991
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 3.3.91, 18.10 Uhr: Die ausgesuchte Kuh wird von den Totengräbern mit einem Knüppel getötet und auf den tampoi geworfen. Die Hühner (siehe. 4.2.1.20), mit denen die Totenmatten abgerieben wurden, werden dort zwischen die Vorderläufe der Kuh gelegt, dazu die Kalebasse, mit der das Grab des Toten geschaufelt und in die das Blut der Opfertiere (Schaf oder Ziege) aufgefangen wurde. Der Verstorbene soll auf seinem Weg ins Ahnenreich aus dieser Kalebasse trinken. Die getötete Kuh wird später unter den Totengräbern aufgeteilt.
Sichaasa, Wiaga (kurzer Besuch am 19.1.89) Beobachtung am 2. Tag (tika): Auf dem tampoi liegen 4 Schafe, 4 Hühner und 4 große Kalebassen (z.T. mit kleineren Kalebassen darin). Die toten Tiere haben keine Verletzungen: Die Schafe wurden mit einem dicken Stock erschlagen, der auch auf dem tampoi liegt; ihre Bäuche sind aufgequollen und sie riechen schon.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,223b), 7.3.89: Gegen 15 Uhr beraten die Elders im kusung-dok über die Tötung der Tiere. Aus dem kusung wird ein sehr großer guri (Holzhammer) geholt. Ein junger Totengräber schlägt im Viehhof mit dem guri auf den Kopf des Esels. Der tote Esel wird heraus zum tampoi geschleift. Ein Mann schlägt weiter auf Kopf, Rippen, Hoden usw. des toten Esels. Hier wird auch ein dunkles Huhn durch Schlagen auf die Erde getötet und unter den Kopf des Esels gelegt. Der Schwanz des Esels wird abgeschnitten und in den Mund des Esels gelegt. Auf diesem Esel soll Awuliimba ins Totenreich reiten (Für alles Fotografierverbot).
Abb.: Der mit einem Holzhammer (vorn) getötete Esel in Atekoba Yeri 1973
Abb.: Nang-foba Tiere in Abapik Yeri
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 60a) 17.4.73: Ein weißer Esel wurde morgens mit einem Holzhammer erschlagen (nicht beobachtet). Er liegt auf dem Abfallhaufen zusammen mit den Knochen von Tieren, die zu der Zeit geopfert wurden, als Atekoba Gehöftherr war oder vom Gehöftherrn auf der Jagd erlegt wurden (F.K. 1995: letzteres sehr unwahrscheinlich), außerdem die Kalebassen, mit denen das Grab geschaufelt wurde. In die Kalebassen kann man Münzen für den Toten werfen (werden sofort entleert). An den nächsten Tagen riecht der Esel schon; er kann nur von bestimmten Männern (Totengräbern) unter Zugabe von Medizin gegessen werden.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa 2008, 15.52 Uhr: Auf dem tampoi wird das erste Schaf (Ziege?) totgeschlagen, dann in Abständen weitere Schafe bis 16.05 Uhr. Die Schafe werden ordentlich in eine Reihe gelegt und die toten Hühner daneben erschlagen.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197): Auf dem tampoi liegen am tika-Tag (28.1.89) mehrere tote Tiere: 4 Schafe, 1 Ziege?; daneben Knüppel (und oder dachoruk?) und Kalebassenschalen.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.89: Am 2. Tag beobachtet: Bei diesem Funeral eines alten Mannes und einer alten Frau liegen 4 Schafe, 4 Hühner und 4 große Kalebassen auf dem tampoi (Tötung nicht gesehen). Die Tiere wurden mit einem dicken Stock, der auch auf dem tampoi liegt, erschlagen. Ihre Bäuche sind aufgequollen und sie riechen schon.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 06,10a, nach Informationen durch Anamogsi am 3.2.2006 über nang-foba Tieropfer für den verstorbenen Atinang u.a):
für Atinang: naab (Kuh), für Angmarisi (Bruder Atinangs): padiak (Widder), Kweku, Awombiisi, Akansang, Agoalie und Adiki: je ein posuk (Schaf).
Ataamkali Yeri (Afelik), Wiaga Longsa (fn 11,7a): Am zweiten Tag (tika dai, 26.1.2011) sehen wir ein totes Schaf auf dem tampoi.
Abapik Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 88, 305b): Danlardy Leander schickte mir Bilder mit Informationen vom Kumsa-Funeral in Abapik Yeri. Foto: Die getöteten nang-foba-Tiere liegen auf dem tampoi. Kalebassen, mit denen die Gräber geschaufelt wurden und die bis zur Totenfeier im kusung versteckt waren, liegen auf ihnen. Sie sollen das Blut der Tiere bedecken. Das funeral wurde für 8 Personen abgehalten. Dan: nang-foba-Tiere dürfen nur von vayaasa (Totengräbern) verzehrt werden.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa und Sandema-Kalijiisa: Die alten Männer beraten sich im kusung über die Anzahl der Säugetiere, die im nang-foba Ritual getötet werden sollen.
Information Danlardy: Siehe Kostenaufstellung für Opfertiere der geplanten Totenfeier in Asik Yeri, 4.1.4.1
Evans Atuick (2013: 39f.): …the nangsa fobka is the act of killing one or more animals to symbolically cleanse and detach the deceased from all worldly possessions/things he or she left behind on earth. In this case, the animal(s) is/are usually beaten to death and left on top of the rubbish dump (tampoi) for a day or two and can only be eaten by the undertakers (vayaasa)…
U. Blanc (2000:145): Der Gesang der Elders muss dem nang-foba Ritual vorausgehen. In vielen Fällen endet der 1. Tag mit dem nang-foba Ritual. Es kann auf den nächsten Tag verschoben werden, wenn die vorhergehenden Riten zu viel Zeit in Anspruch genommen haben.
J. Agalic, MA-Arbeit, S. 26 und 31 (fn 88, 4a): nang-foba: killing an animal at the entrance by hitting its head with a cudgel. The carcass is put on the tampoi. Towards sunset it is removed by undertakers who eat it or throw it away to be eaten by vultures. For old men they kill a donkey for him to ride to the land of the dead.
Aduedem 2019: 14: They bring an animal (goat, sheep or cow) and … the animal is killed by strangling. The strangling is called nangsa fobika and this “symbolically detaches the dead from all worldly things” [Endnote 78].
p. 15: …holding a leg of the animal (nang-foba), it is pulled out onto the rubbish heap (tanpoi), and the fowl is placed in between the forelimbs of the animal. Those two calabashes that were left at the main entrance during the burial rites are now removed from the kusung and placed on the rubbish heap close to the dead animals (nang-foba).
Evans Atuick 2013: 39: Now let’s talk about killing animals during funerals… As a matter of fact, this practice is in two forms namely nangsa-fobka (literally ‘beating/slapping of legs’) and kpaglika (literally ‘leaning against’ [the nang-foba]). On the one hand, the nangsa-fobka is the act of killing one or more animals to symbolically cleanse and detach the deceased from all worldly possessions/things he or she left behind on earth. In this case, the animal(s) is/are usually beaten to death and left on top of the rubbish dump (tampoi) for a day or two and can only be eaten by undertakers (vayaasa) or persons who have taken the magical ‘medicine’ (vayaam) of undertakers; vayaam is believed to be potent enough to prevent ghostly spirits from haunting one who has eaten it.
Azognab 2020: 43: The climax of the kuub-kumsa ritual (‘the dry funeral’performance) is the rite of nangsa fobka (killing of fowls and animals for the deceased person by smashing them)…
These fowls are contributed by the sons and daughters of the deceased person, other relatives and/or members of the immediate family of the deceased person… The fowls together with the sheep and cattle as the case may be, are smashed after singing dirges around the house…
p. 44 (Information through Anaab Anankansa, Sandema): As the smasher receives the fowl or the animal, he smashes it and throws it on top of the tampoi (ash heap or compost heap) in front of the house.
These dead animals are left on the tampoi till the ta-pili is transposed. The vayaasa (undertakers) will then carry them (the nang foba) away for food. I was told the nang foba are eaten by only the vayasa and no any other persons.
4.2.1.22 Die Ohren der Witwe(n) werden verstopft
Nur von Aduedem 2019:16 erwähnt: Meanwhile, the widow is brought to the kraal by other women, and the woman presiding over the funeral (kali kuumu zuk) [Endnote 79] uses shea nut tree leaves (cham vaata) to block the widow’s ears [Endnote 80]… After blocking her ears with the cham vaata, a hut is erected in the kraal for her and she sits there with those women following her (ko lieba, women from her paternal place/town who got married to her marital place/town).
4.2.1.23 Zug zum Markt
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Man hatte wohl einen Zug zum Markt geplant, aber er fällt aus.
Danlardy Leander 17.4.96: Der Zug zum Markt ist auch in Badomsa bekannt, er ist allerdings reine Unterhaltung (entertainment).
4.2.1.24 Trauerbesuche
Nahe Verwandte kommen am 1. oder 2. Tag, die Schwiegersöhne am 4. Tag. Allgemeine Beschreibungen von Trauer und Trauerbesuchen befinden sich in Abschnitt 2,7.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, März 2005 (fn 06,6a): Zum Funeral von Atinang kommt Anyiks Tochter mit ihrem Mann am 2. Tag. Beide trauern vor der Matte getrennt. Atinangs Tochter Asie kommt mit einer ganzen Gruppe aus ihrer Pentecost Kirche.
Information Yaw (fn 06,6): Am ersten Tag trauern wohl nur Frauen, Trauergruppe von außen kommen am 2. Tag.
4.2.2 Zweiter Tag: tika dai oder leelik dai (“Versammlungstag” oder “Kriegstanztag”)
Wird die Kumsa Totenfeier nur für eine oder mehrere Frauen abgehalten, so fällt die Aufführung der Kriegstänze aus. Es kann auch der ganze zweite Tag ausgelassen werden. Das zweite wichtige Ereignis des 2. Tages, die Verbrennung der Totenmatte, wird dann auf den Abend des ersten Tages gelegt.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Information durch Yaw 27.1.06: Mehrere christliche Frauen aus Anyenangdu Yeri (und Ablegergehöfte) erscheinen nicht, obwohl sie nicht verreist sind. Asuebisa, der im Süden ist, lässt sich durch seinen jüngeren Bruder Aleeti vertreten. Anamogsi war ab dem 2. Tag immer anwesend.
4.2.2.1 kpagluk-Opfer
Weder die sprachliche Bedeutung von kpagluk (Seniorität? E. Atuick 2012:39f: ‘leaning against.. the nang foba) i.e. die Korrektur vorhergehender nang-foba Opfer?, noch seine Funktion konnten ganz eindeutig geklärt werden. Nach mehrseitiger Information sollen in diesem Ritual Versäumnisse an in der Vergangenheit verstorbenen Personen nachgeholt werden, um so die lakori-Ordnung wieder herzustellen [Endnote 81]. Oft handelt es sich nicht um ein echtes Versäumnis, sondern man möchte auf der aktuellen Totenfeier (z.B. als Folge eines einsetzenden Reichtums) etwas einführen, das bei gleichartigen Feiern der jüngsten Vergangenheit nicht praktiziert wurde. Im kpagluk-Opfer muss die Anzahl und Art der geopferten Tiere für vergangene nang-foba Opfer angepasst bzw. nachgeholt werden. Die Ausführungen der kpagluk-Opfer entsprechen nicht immer diesen theoretischen Vorgaben, denn oft ist gar nicht zu erkennen, welcher Ahne zufriedengestellt werden soll.
Die Ehefrauen des Toten dürfen nicht vom Fleisch der kpagluk-Opfertiere essen, auch nicht andere Ehefrauen, deren Mann vor 3 (männliche Zahl) Jahren oder kürzerer Zeit verstorben ist.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa, Information Anamogsi (fn 06,10a): Als kpagluk-Tiere für Verstobene der Kumsa (März 2005) wurden getötet: Atinang: padiak (Widder), Angmarisi: padiak und Hühner von den Kindern seines Bruders; Kweku: nichts; Agoalie: die Töchter aus Anyenangdu Yeri gaben für sie Hühner und Perlhühner, Adiki: nichts, Awenbiisi: nichts, Asuebisas Sohn Akansang: nichts.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 43.1991, 10.00 Uhr; kpagluk: Totengräber töten am Gehöfteingang mit dem Messer einen Esel und ein Rind (lalebiik). In den Mund und Anus des Esels stecken sie Tücher, denn wenn er schreit oder furzt, müsste ein weiterer Esel getötet werden. Der Schwanz der Kuh wird sofort abgeschnitten. Das in einem chari und kpalabik aufgefangene Blut der beiden Tiere wird ins Gehöft getragen.
Von den kpagluk-Tieren wurden die Nacken und die Hinterbeine den Onkeln (ngisingsa) gegeben. Die Kuh wird später unter den Kubelinsa-Leuten aufgeteilt, nur Kopf und Nacken erhält Anamogsis Familie, die Därme (bita fi-nyuok) gibt man den Hirtenjungen. Der Esel wird unter den Badomsa-Gehöften aufgeteilt (Kopf und Nacken an Anamogsi, Därme an Hirten).
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a); 8.3.89: Mittags, nach dem Zug zum tanggbain, werden ca. 45 Kühe zusammengetrieben und hieraus drei dunkle ausgesucht, zum Gehöftseingang gezerrt und mit dem Messer getötet (Fotos nicht erlaubt). Ihr Blut läuft in eine Kalebasse und eine chari-Schüssel. Dann schneidet ein Totengräber zuerst die Kehle, dann die Beinsehnen auf. Der abgeschnittene Schwanz wird schon an den Empfänger gegeben.
Abb.: Getötete Rinder in Atekoba Yeri
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,63): Am 3. Tag (19.4.73; kpaata dai auf den 4. Tag verschoben), morgens um 9.30 Uhr, wird eine Kuh und ein Stier mit einem besonderen Messer der Schmiede geschlachtet. Die Rinder sollen dem Toten im Jenseits neue Rinder zeugen. Diese Rinder sind aber auch für 3 Männer aus Choabisa, die vorher gestorben waren, und bei deren Totenfeiern man keine Kühe geopfert hatte. “So können sie sich nicht beschweren” (Frauen bekommen nie ein Kuhopfer). Den Rindern wird Fleisch von der Brust und den Hinterschenkeln abgeschnitten und den Ältesten im kusung gegeben; es wird nach dem Alter verteilt. Die Elders schicken das Fleisch in ihr Gehöft, die Schwänze bekommen die Elders von Yongsa und Nabonsa (?), da Bilinsa den Schwanz schon beim letzten Funeral bekommen hat. Bilinsa kann einen Schwanz bekommen, da Kalijisa und Bilinsa von einem Vater abstammen; Abilyeri könnte nie einen Schwanz bekommen. Am Abend wird angeblich Fleisch an andere Verwandte ausgegeben (nicht gesehen). Alle Frauen des Toten dürfen nicht vom Fleisch der Opfertiere essen, auch die Ehefrauen nicht, deren Mann vor drei Jahren oder kürzerer Zeit verstorben ist. Im kusung wird das Fleisch verteilt.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Witwen dürfen nicht von kpagluk– und nang-foba Tieren essen, da an den Tieren der (rituelle) Schmutz (daung, Plural dangta) ihre Gatten klebt. Sonst kann jeder von den kpagluk-Tieren essen, von den nang-foba Tieren aber nur die Totengräber.
U. Blanc (2000:148f) Nach Blanc wird beim Töten der kpagluk-Tiere die -Doppelglocke (sinleng oder sinlengleng) und eine kleine Zylindertrommel (ginggaung diak) geschlagen. Sie bringt auch (S. 149) Notendarstellungen der Rhythmen der beiden Instrumente.
J. Agalic, MA-Arbeit (fn 88,4a): kpagluk…carried out at the funeral of an old wealthy man, its meat (e.g. of cows) is shared among the kobisa.
Evans Atuick (2013: 39f) …kpaglika (literally ‘leaning against’ [the nang-foba]) …is the practice of killing an additional animal (kpagluk) or a number of animals (kpagluta) in addition to the nang-foba… in order to pacify other older ancestral spirits who were not given the same treatment during their final funeral rites. Thus, the kpaglika is only done in rare cases where an adult male who died and had the funeral rites performed long before the current funeral, was not given the type of animal(s) and the number of them used as nang-foba during the current kuub.
For instance, if a man’s deceased father was not given a cow as nang-foba during his final funeral rites, and he himself dies and the rites are to be performed; if his family are wealthy enough to use a cow for his nang-foba, then another cow must be killed (kpaglug or kpaglugta – if many) and added for their deceased grandfather, who is the older of the two, hence, according to Bulsa custom, he ought to be served/given anything before the younger one could be served or given his share of it. The kpaglug or kpaglugta is/are usually deposited at or close to the main entrance (nang-siuk) to the compound and can be eaten by any person regardless of his or her status (one does not need to be an undertaker or to have eaten vayaam to be able to eat the kpaglug/kpagluta).
Azognab 2020: 43: The climax of the kuub-kumsa ritual (‘the dry funeral’ performance) is the rite of nangsa fobka …and sometimes, kpa(g)lika or kpa(g)luk (killing of extra animals during the funeral by smashing them for other family members with high ranks who did not have the privilege of that honour during their funerals)… No dry funeral performance can be done among the Bulsa people without nang foba or nangsa fobka.
p. 44: In a certain sense, the deceased often also acts as a messenger to the next world, he receives ‘messages’ of kpa(g)lika animals from his family to certain family members in kpilung (the land of the living dead).
Abb.: Kinderkriegstänze am Ahnenhaus, 1973
Abb.: Zug zum Alogta-tanggbain, Atekoba Yeri 1973
4.2.2.2 Zug zum Ahnenhaus (guuk) und zum Erdheiligtum (tanggbain)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri (fn 88,224a): Kriegstänzer, die Imitatorin (in der Kriegstanzgruppe) und andere Personen aus Awuliimbas Haus ziehen zum etwa 500 m entfernten Nachbarhaus (guuk?). Die Gruppe schreitet einmal um ein kleines tanggbain und um den tampoi. Vor der Rückkehr zum Trauerhaus Awuliimbas finden Gespräche der elders im kusung statt.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa, nach 14 Uhr (fn 73,64a): Mit Kriegstänzern und Musikern zieht die ganze Besucherschar zum verfallenen Ahnenhaus (guuk) von Choabisa. Dort finden Kriegstänze (auch der Kinder-Kriegstänzer) statt. Der bogluk des ältesten Ahnen, ein großer Steinhaufen unter einem Baum, wird begrüßt. Später zieht ein Großteil der Festgesellschaft (mit Kindern und Frauen) zum Alogta-Tanggbain von Choabisa. Meine Helfer Godfrey Achaw,
Augustine Akanbe und ich bekommen keine Erlaubnis mitzugehen. Thomas Achaab aus Choabisa darf mitziehen. Er berichtet mir: Zuerst wurde das tanggbain am Rande des Hains begrüßt. Völlig nackend zogen die Elders zum tanggbain, einem Steinhaufen mit Tontopf und einem Seil auf dem Steinhaufen im Inneren des Haines. Die Frauen trugen Blätterbekleidung. Wenn keine Opferhandlung stattfindet, darf man mit voller Kleidung in den Hain gehen. Um 15.15 Uhr ist die Gruppe vom tanggbain zurück.
Information Danlardy Leander 17.4.96 (fn 94,86*): In Badomsa zieht man nur bei den Totenfeiern von sehr bedeutenden Männern zum guuk. Der Zug findet am ersten (kalika) oder zweiten Tag (tika dai) statt, bei der Juka-Totenfeier am senlengsa dai. In Badomsa wird bei Totenfeiern kein tanggbain besucht, aber der teng-nyono wird vor Beginn des Funerals informiert.
Abb.: Die Matten im Viehhof von Anyenangdu Yeri, 1991
4.2.2.3 Mattentragen (nach außen zu einem Schattenbaum und zurück zum Viehhof)
Die Bedeutung dieses Rituals konnte nicht ganz erklärt werden. Wichtig ist wohl die Betonung der verwandtschaftliche und gefühlsmäßige Bindung der eingeheirateten verstorbenen Frauen zu ihrem Elternhaus in einer anderen Sektion.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 16.40 Uhr: Die aufgerollten Totenmatten (außer der von Anyenangdu, die am Speicher bleibt) werden verkehrt herum in eine Ecke des Viehhofes an die Außenmauer gestellt. Ältere Frauen des Gehöftes (Agbiera und Asiukpienlie) identifizieren die Matten, damit sie in der richtigen Reihenfolge stehen. Ein Totengräber reißt ein Stück Kordel von jeder Matte und gibt es den älteren (lebenden) Ehefrauen.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn. 88,197a), 28.1.89: Über ein Dutzend Tote sind in die Feier eingeschlossen. Ein ganzer Haufen Matten liegt ca. 100 Meter entfernt vom Gehöft; darauf liegen busik-Körbe. Die Matten der verstorbenen Töchter des Gehöfts, deren Totenfeiern schon in der Sektion des Gatten abgehalten wurden, sind neu und ganz dünn. Bei den Matten singen Frauen. Die Matten ziehen, jeweils von zwei Frauen getragen, in Richtung auf das Gehöft, bleiben jedoch oft stehen. Auf mich kommt eine Matte zu und eine Trägerin fällt zu Boden. Ich gebe 50 Cedis und die Matte bewegt sich wieder. Die Matte einer aus Chiok eingeheirateten Frau geht zu den Chiok-Leuten und nur das Klagen und Singen der Yisobsa-Leute bringt sie schließlich in den Viehhof. Wenn alle Matten dort sind, kann man mit den Kriegstänzen beginnen.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7a), 26.1.11: Frauen tragen die Matte der Toten vom Innenhof unter einen Schattenbaum. Sie sitzen auf Bänken und Stühlen um die Matte herum. Am Baum gelehnt steht ein Rührstock und eine (obligatorische) Kalebasse. Die Kalebasse (chin tuin) soll immer in der Nähe der Matte sein und später Wasser für die Reise der toten Seele ins Totenreich aufnehmen. Ohne diese Kalebasse bewegt sich die Matte nicht.
Die Männer ziehen singend viermal zur Matte (einmal mit Trommeln). Im Dunkeln wird die Matte zurück zum Innenhof gebracht, danach auf einem Feld verbrannt.
Abb.: Matte mit sinsanguli-Frauen unter einem Schattenbaum, Atamkaali Yeri 2011
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Als wir um 16 Uhr ankommen sitzen die sangula-Frauen mit je einer Rassel schon um zwei Totenmatten unter einem Mangobaum außerhalb des Gehöfts. Die Männer sitzen in einem offenen kusung.
Zwischen 16 und 18 Uhr zieht eine Gruppe Männer singend zu den sinsangula-Frauen und sagt ihnen, sie sollten die Matten fertig zum Einzug [ins Gehöft] machen. Die Frauen wickeln die Matten auf, wobei auch mehrere Matten übereinander gewickelt werden. Je zwei Frauen nehmen eine Matte und ziehen tänzelnd los. Jede Matte will zu ihrem Elternhaus, eine Matte stürzt. Schließlich kommen alle Matten wieder im Viehhof an. Ein kleiner Junge (Enkel) wird dort mit weißer Asche eingerieben. Gegen 18 Uhr ziehen wir ab. Es folgen wohl noch Reden und die Verbrennung der Matten.
Sichaasa, Wiaga (fn 185a), 19.1.89: Funeral eines alten Mannes und einer alten Frau. Am Spätnachmittag tragen zwei Frauen, umgeben von Trommlern, die Matte der verstorbenen Frau, die zurück zum Haus ihres Vaters in Sandema-Abilyeri will. Die Trommler halten sie durch ihr Trommeln zurück, aber die Matte will noch nicht zurück ins Haus. Sie will noch herumgetragen werden. Als sie im Haus ist, setzen Kriegstänze ein.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Totenmatten werden am 1. Tag zu den Bäumen vor dem Gehöft gebracht.
U. Blanc (2000: 183ff.) Matten der Toten müssen von den ko-lieba wieder in den Viehhof gebracht werden, wo sie sich von den Lebenden verabschieden. Sie werden von einer ginggana-Trommelgruppe begleitet. (S. 187) Es werden letzte kum-yiila gesungen.
4.2.2.4 Kriegstänze (leelisa, Sing. leelik)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 4.3.91, 17.30 Uhr: Kriegstanzgruppen aus verschiedenen Sektionen erscheinen. Sie ziehen zuerst zur Matte Anyenangdus, die als einzige am Getreidespeicher (bui) im Viehhof liegengeblieben ist (siehe 4.2.2.3: Matten im Viehhof). Dann werden Kriegstänze aufgeführt.
Abb.: Kriegstänze in Anyenangdu Yeri 1991
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a); 8.3.89: Nach 11 Uhr treffen Kriegstanzgruppen ein, z.B. eine Chariba-Gruppe. Eine Frau wischt den Schweiß der Krieger ab.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a), 18.15 Uhr: Sammeln der “Krieger” zu Aufführung der Kriegstänze. Wenn alle Matten wieder im Viehhof sind, kann man mit den Kriegstänzen beginnen.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa, Afeliks Gehöft (fn 11,7): Da die Totenfeier einer eingeheirateten Frau abgehalten wird, fallen alle Kriegstänze aus.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,61b): Ab Mittag treffen Abordnungen der Sektionen Tankunsa, Bilinsa und Choabisa mit Kriegstänzern zu verschiedenen Zeiten ein und gehen zuerst zum Viehhof, wo sie die Matte begrüßen. Danach werden Kriegstänze aufgeführt. Ein Kriegstänzer hat ein lebendes Huhn und eine Hacke am Körper baumeln.
Abb.: Vorn eine Kindertanzgruppe, Atekoba Yeri 1973
Auch kleine Jungen haben eine Kriegstanzgruppe gebildet, die durchaus ernst genommen wird. Man lässt sie auch an die Matte heran. Ihre Helme sind einfache Kalebassen mit zwei kleinen Stöcken als “Hörner”, ihre Kriegsäxte sind einfache Stöcke (fn 73,66b) .
(fn 73,64a) Am 3. Tag (gbanta?) um 14.00 Uhr werden wieder Kriegstänze aufgeführt, aber nur die Tanzgruppe aus Kalijiisa ist anwesend. Man zieht danach zum Ahnenhaus.
Information Godfrey Achaw (fn 73,49a): Kriegstänze beginnen im Haus, der Älteste [Sohn?] führt sie an.
Information Danlardy Leander: Alle Nachbarsektionen sollen Kriegstanzgruppen schicken. Die eigene Sektion ist immer durch Kriegstänzer vertreten.
Information Yaw (fn 97,16b): Musikinstrumente zum Kriegstanz: dunduning: 1-2 (dunduning diak und dunduning chogsung) oder 2 ginggaung (ginggaung diak und ginggaung chogsung). Sie können nur auf weltlichen Festen (z.B. dem Fiok-Fest in Sandema) zusammen mit einer Sanduhrtrommel (gunggong-diak) gespielt werden, nie bei Totenfeiern. Weitere Begleitinstrumente: 2 senlengsa Doppelglocken (diak und chogsung), 1 chang-Kastagnette, kantain-Hörner, tagalik Flöten als Ersatz für tapiliok Flöten. Glocken (logni) sind nach Belieben am Köcher befestigt, ihr Klang wird nur durch Bewegung erzeugt. Das kantain Horn ist kleiner als namuning, es gibt nur eine Größe. Es ist tabu, ein kantain-Horn außerhalb eines Festes zu blasen.
Information Margaret Arnheim (fn M10+29b): Kriegstänze sind Nachahmungen von Stieren. Es gibt drei Tanzfiguren: 1. langsam vorwärtstrotten, 2. schnelles Rückwärtsschreiten, 3. rückschauendes Rumpfkreisen.
Abb.: Kriegstänzer von Sandema-Kalijiisa-Yongsa, 1973
Siehe auch Kröger in Buluk 11 (2018): Cultural Heritage and Tourism: Bulsa Dances, S. 45-48.
U. Blanc (2000: 87ff.): Kriegstänze (tugurik-yiila) werden an den beiden ersten Tagen, nie am kpaata dai und gbanta dai getanzt. In Badomsa begannen die Kriegstänze abends, nachdem Matten zum Verbrennen bereitgestellt waren. Die Kriegstanzgruppen treffen im Verlauf des Tages ein, grüßen zuerst die Matten der Verstorbenen und ziehen dann tanzend um das Gehöft. Musikinstrumente: ginggaung (Zylindertrommel) ist immer obligatorisch. (S. 97). In Sandema werden auch gurmansiak und tagalik gespielt.
(S.193-96): Sowohl die jeweils eigene Ausstattung der Krieger als auch bestimmte Bewegungen und Gesten beim Tanz gehören zu den Zeichen einer Art von ‘Geheimsprache’… um miteinander zu kommunizieren” (S. 193). Im Idealfall sollte jede an der Totengedenkfeier teilnehmende Sektion eine Kriegstanzgruppe mitbringen. Tatsächlich verfügen nicht mehr alle über die entsprechenden Instrumente, Tänzer und Utensilien (ibid.). Obwohl grundsätzlich nur Männer Kriegstänzer sein können, reihen sich mitunter Frauen in ihre Reihen ein ohne den vollen Status eines Kriegstänzers zu erhalten (S. 194). Wenn nach Ansicht vieler älterer Informanten Kriegstänze nur bei bedeutenden Persönlichkeiten aufgeführt werden können, gehören sie heute doch zum festen Bestandteil einer jeden Totengedenkfeier (S. 194).
Abb.: Atekoba Yeri: Ansprache des Elders (1973)
4.2.2.5 Ansprachen (moolinka)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 18.30 Uhr: Rede Anamogsis (als ältester Sohn und/oder Gehöftherr?), danach die kobisa (hier Gehöftherren der vier kobisa-Gehöfte): Atinang, Ansoateng und Atupoak vor dem Gehöft. Nach Danlardy Leander müssen in Badomsa wenigstens der yeri nyono und ein kobiik eine Rede halten.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,60 18.4.73, 15.45 Uhr: Rede des Elders von Choabisa in leiser Stimme, wobei ein anderer Mann respondiert, d.h. er wiederholt die Sätze in voller Lautstärke. Nach jedem Absatz erfolgt eine Pause mit einer Ululation der Frauen (wuuling oder weeling). Zwei Hornbläser auf einem Flachdach geben in Pausen Signale und Applaus. Inhalt der Rede des Elders von Choabisa:
a) Willkommen an alle Anwesenden und Dank für die, die bei der Vorbereitung zum Fest mitgeholfen haben.
b) Bei einer solchen Veranstaltung ist es leicht, jemandem durch Juju Schaden zuzufügen, aber alle sollen gewarnt sein, es auf diesem funeral zu tun. Alle Anwesenden ständen unter dem Schutz des tanggbains. Wenn jemand durch Juju Schaden zufügt, so wird das tanggbain ihn innerhalb der nächsten drei Tage töten. Wenn einer der Anwesenden innerhalb der nächsten drei Tage stirbt, so ist er als Übeltäter überführt. Der Redner wird in diesem Fall dem tanggbain ein “Tier” (dung) opfern. [Er nennt die Tierart nicht, da sonst der Übeltäter nachts das gleiche Tier vor dem tanggbain töten und dort liegenlassen könnte. Das tanggbain könnte ihm dann nicht schaden. Opfern darf der Übeltäter das Tier nicht, er würde sonst sterben].
c) Der Redner verkündet, dass von nun an auch begrenzt innerhalb von Kalijiisa geheiratet werden kann, d.h. zwischen Choabisa und anderen Kalijisa-Subsektionen [dies war schon vor drei Jahren bei einer Totenfeier eines anderen alten Mannes in Kalijiisa-Anyeri (Anuryeri?) verkündet worden. 1973 bestand erst eine solche Ehe].
d) Er hofft, dass auf diesem Fest alle Junggesellen eine Frau finden werden, so dass es beim nächsten Funeral keine Junggesellen mehr gibt.
e) Alle Teilnehmer sollen sich gut verstehen und sich lieben, dann wird es Regen und eine gute Ernte geben.
Sichaasa, Wiaga (kurzer Besuch am 19.1.89): Ein alter Mann hält eine Ansprache und ein jüngerer Mann respondiert. Er sagt auch, dass gestern Abend jemand eine Brille verloren hat, der Finder möge sie abgeben.
Information Godfrey Achaw (fn 73,19a): Der älteste Sohn, der für die Totenfeier seines Vaters verantwortlich ist, hält eine Rede am 1. Tag der Kumsa, wenn Geschenke an Freunde ausgeteilt werden oder auch (wenigstens in einigen Teilen des Bulsalandes) am 3. Tag [?].
Information James Agalic, M.A. thesis (fn 86,2b): Ein elder bittet um Schutz der Ahnen für die Menschenansammlungen.
Abb.: Aparimoak schlägt ein Loch in die Außenwand, Anyenangdu Yeri 1991
4.2.2.6 Bogen, Köcher und andere Waffen
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa 4.3.91, 19.15 Uhr: Anamogsi bringt drei Köcher des Toten zu den Elders im kusung-dok, die sich mit einem Lied von dem Toten verabschieden.
Anyenangdu Yeri (fn 94,22a): Am gbanta dai: logta nyinika (wörtlich: “Herauskommen der Köcher”): Der Totengräber Aparimoak schlägt ein Loch in die Außenmauer. Vor dem Loch (parika teng) wird ein Schaf (ram) getötet. Durch das Loch werden Pfeile und Bogen (Martin Striewisch: auch Köcher) dreimal nach außen gereicht, bevor sie von den Totengräbern in deer Juka-Feier zerstört werden. Vor dem Loch wurde ein Widder getötet. Das Loch wurde am letzten Tag (gbanta dai) wieder geschlossen (parik lika).
Information Anamogsi über Danlardy (fn 97,69*b), Januar 2000: Der Bogen wird nur am Ende der Kumsa-Feier durch die Mauer gereicht und dann sofort wieder zurückgereicht. Danach bringt man ihn zurück in den dalong, wo er bis zur Juka-Feier bleibt.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Gegen 17 Uhr, vor der Mattenverbrennung, wird der Bogen des Toten vor dem Gehöfteingang zerbrochen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): Vor den Kriegstänzen muss der älteste Sohn den Bogen des Vaters so stark biegen, dass er zerbricht. Da dieses nicht so einfach ist, wird er vorher mit der Axt angeritzt
Azognab 2020: 46 (Information durch Afrafrarik Atnealim, Tankunsa 2018): During this ritual of the war dancing, at the third return from the grain store to the nansuing (the gate to the court yard), the eldest son breaks the tom (bow) of his late father or uncle as the case may be, and wails.
4.2.2.7 Nangfoba tabika (Tritt auf die toten nangfoba-Tiere)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: 43.91, 19.30 Uhr: Anamogsi geht in Kriegertracht zum tampoi und setzt einen Fuß auf die nangfoba-Tiere.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Nach 16 Uhr des 2. Tages tanzen 2 Männer zum tampoi, wo zwei Ziegen mit aufgeblähten Bäuchen liegen. Später kommt auch eine größere Gruppe mit wenig Verkleidung.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.89: Alle ziehen zum tampoi, auf dem die toten Tiere (drei Schafe und drei Hühner) und Kalebassen liegen. Drei Trommler (Abiisi, ein Mann aus Ayomos Haus und ein anderer Musikant) spielen 15 Minuten lang den gleichen Rhythmus. Nachdem ca. 5 Böllerschüsse abgefeuert wurden, erscheinen die Tänzer ohne Kriegstanz-Kostüme: Die Reihe, voran ein sehr alter Mann, tanzt zum tampoi. Der alte Mann tritt auf ein totes Schaf und scheidet aus der Gruppe aus, dann der zweite (3., 4. und 5.?). Der Rest tanzt einmal gegen den Uhrzeigersinn um das Gehöft; auch Frauen mit Stöcken haben sich angeschlossen. Folgende Instrumente wurden gespielt: 3 ginggana (Zylindertrommeln), wiisa (Flöten), aber keine Hörner und keine Sanduhrtrommel.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*), 17.4.96: Bei der nangfoba-tabika tanzt der älteste Sohn des Toten immer an erster Stelle und setzt auch als erster seinen Fuß auf das tote Tier…
Abb.: Mattenverbrennung in Anyenangdu Yeri, 1991
4.2.2.8 Tiak juka (Mattenverbrennung)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, 19.30-20.00 Uhr: Die Matten werden zu einem Feld hinter dem tampoi herausgebracht. Anyenangdus Matte wird vorher einmal um das Gehöft getragen, dann werden alle Matten gemeinsam verbrannt.
Sichaasa, Wiaga (fn 88,185a), 19.1.88: Gegen 18 Uhr wird die Matte aus dem Haus herausgetragen und sofort auf einem Feld angesteckt: Hiernach gehen die meisten Leute nach Hause.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224a), 8.3.89: Kurz vor 18 Uhr wird die Matte (2 Matten?) von 2 Totengräbern aus dem Viehhof herausgetragen. Frauen mit Schafsfleisch im Fell, auch Krieger und viele andere Leute folgen. Man zieht dreimal um das Gehöft, dann wird die Matte vor dem Haus (doning) angesteckt. Verbrannt werden zwei Matten (waren sie vorher ineinandergerollt??): Auf einer Matte ist Awuliimba gestorben, die andere Matte wurde neu nach dem Tode hinzugefügt. In einer Matte ist Awuliimbas zukpaglik (Nackenstütze).
Ein Mann (ältester Sohn? Totengräber?) nimmt von Müttern ca. einjährige Kinder und schwenkt sie dreimal durch das Feuer. Information Apusik: Dieses sind biakaasung-Kinder (Fehlgeburts-Kinder). Das Ritual verhindert, dass sie von bösen Geistern (chicheri-baasa) durch Anfälle (convulsions) heimgesucht werden. Dieser Ritus ist nach Danlardy Leander (17.4.96) in Wiaga unbekannt.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,197a-b), 28.1.89: Mattenverbrennungen: ca. 18.30:
Information durch einen Nachbarn: Die Matten werden im Westen vom Gehöft verbrannt, weil der Wind zur Zeit von Osten weht. So kann der Geruch der Matten (piisim) nicht zurückwehen. Durch den Brand wird piisim, der noch von der Krankheit des Toten an den Matten haftet, vernichtet. Reiche Leute kaufen sich auch Chemikalien oder Parfüm gegen den Geruch und besprengen Matten damit. Das Fotografieren der Mattenverbrennung ist nach Rückfrage bei den Elders im kusung ohne Probleme erlaubt (Sie hatten mir die Erlaubnis für alles gegeben, nur Frauen in Blättern sollte ich nicht fotografieren).
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa: Gegen 17 Uhr wird das Schattendach im Viehhof abgerissen und die Matte herausgetragen. Nach dem Zerbrechen des Bogens vor dem Gehöfteingang (s.o.) laufen zwei Männer mit der Matte zweimal im Uhrzeigersinn um das Gehöft, das 3. Mal gegen die Uhrzeigerrichtung. Dann laufen sie mit der Matte zum Tal und wieder halbwegs zurück. Hier wird die Matte angezündet. Dabei gibt es keine Zuschauer: Während die Matte abbrennt, ziehen alle zum Gehöft. Ein Mann, und später auch Frauen sagen, dass es nicht richtig war, dass ich das Mattenritual gefilmt habe.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Da hier der 2. Tag ausfiel (nur 3 Tage für männliche Tote), wurde die Matte am 1. Tag verbrannt: Um 18.12 Uhr bringen 2 Totengräber mit bloßem Oberkörper die Matte (zwei Matten?) zum Verbrennungsplatz. Sie tragen die Matte unter den Armen (anfangs auch vom ersten Mann auf der Schulter, aber nie auf dem Kopf). Es werden Grashalme um die Matte gelegt und angezündet (18.14 Uhr). Es gibt fast keine Zuschauer.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7a) 26.1.11: Die Matte wird aus dem Gehöft herausgetragen und abseits des Gehöft im Dunkelwerden verbrannt. Die beiden Mattenträger sagen uns, wir hätten vorher um Erlaubnis zum Fotografieren bitten sollen.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): Männer und Frauen ziehen singend um das Gehöft. Beim letzten Umzug wird die Totenmatte von Totengräbern im Laufschritt getragen. Kinder des Toten werfen Geld auf die Matte und andere Leute folgen um Geld aufzuheben und zu behalten. Die Matte wird, gefolgt von allen Leuten und Trommlern, zu einem Tal gebracht und dort angesteckt. Zurück beim Gehöft wird ein Tanz am tampoi veranstaltet.
R. Schott: Kalibisa: 18.30 wird die Matte um das Haus getragen, dann verbrannt.
U. Blanc (2000:183f.): Das Ritual wird gewöhnlich kurz vor Sonnenuntergang durchgeführt. Alle Schlafmatten der Verstorbenen müssen im Viehhof zusammengetragen werden.
Aduedem 2019: 16 [Am Abend des 1. Tages:] Toward evening/dust, the widow is sent inside and the gravediggers come to pick the mat for burning (juka). While they take the mat, the singer intones the third time the funeral song, and if the dead person was a yeri-nyono, all those he called his sons (bisa) perform a war dance (lielik) with his logta as the mat is being taken away. Moving a bit far from the house, the gravediggers remove the cloth that was kept inside and set the mat ablaze – it is forbidden for anyone to get into contact with the heat of that fire. By burning the ta-pili, the soul of the deceased is released, but it does not enter the land of the dead…
4.2.3 Dritter Tag: kpaata dai oder kpaam-tue dai
Am 3. Tag werden Bohnen- und Hirsegerichte zubereitet, deren Reste am gbanta dai der Gehöftmauer geopfert werden (siehe 4.2.4.6: parik kaabka).
Die ausführlichste Beschreibung und Analyse des kpaata-dai findet sich bei U. Blanc (2000: 197-207). Auszüge aus ihren Ergebnissen werden im folgenden verkürzt zusammengefasst:
U. Blanc 2000: 197f: Oft dauern die Speisezubereitungen den ganzen Tag. Mitunter reichen sie auch bis in die Nacht hinein, bis das Essen am nächsten Morgen an die Verwandten verteilt werden kann. Die weiblichen Mitglieder des Hauses, in dem die Totenfeier stattfindet, liefern Bohnen und Hirse für den Hirsebrei (kpaata-saab). …Die Schwiegertöchter des Toten sind für die Zubereitung des kpaam-tue zuständig, d.h. die gleichen Frauen, die auch die Imitation (cherika) am 1. und 4. Tag als cheri-lieba durchführen.
(S. 198) Die musikalische Gestaltung übernehmen am Abend ausschließlich die älteren Musiker, während bis dahin vor allem Kinder und Jugendliche zur Unterhaltung beigetragen haben. Ein Ensemble einer ko-bisa Sektion spielt zwei Kalebassentrommeln (gora), zwei Flöten (wiisa), und zwei Achselhöhlentrommeln (gunggona).
(S. 199) Am Abend wird das Bohnengericht verteilt. Zunächst nehmen sich die Frauen und Kinder, Sängerinnen, andere Helferinnen und Kinder ihren Anteil, dann servieren die Frauen den vor dem kusung-dok wartenden Männern das Essen [Endnote 82]. Danach stimmen die Elders die kum-yiila oder die kpaam-tue-yiila an, bei deren Beginn alle Mahlzeiten beendet sein müssen, sonst droht den Essenden der Tod [Endnote 83]. Die Reste der Mahlzeit werden vergraben.
(S. 200) Das kpaam-tue Mahl wird von Blanc als ein rituelles Mahl beschrieben, an dem auch die Ahnen und die Seelen der Verstorbenen teilnehmen.
(S. 205) Die Gesänge der Frauen (kpaata yiila) gleichen den Liedern der sinsangula-Frauen.
(S. 203) Sie können auch auf Missstände hinweisen oder die Männer im kusung-dok kritisieren.
Atekoba Yeri, Sandema-Choabisa (fn 73,65b): Morgens finden wieder Tänze und Umzüge statt. Die Bohnen- und Ölriten sollen erst gegen Mitternacht stattfinden. Ich (F.K.) kann (wegen einer Malaria) nicht teilnehmen.
Sichaasa (fn 88,185b), 21.1.18: Die öligen Bohnen werden abends zwischen 20 und 21 Uhr gegessen. Auch Gästen (Danlardy) bietet man solche an. Sonst finden tagsüber keine bedeutenden Ereignisse statt.
Ataamkali Yeri, Wiaga-Longsa, Afeliks Compound (fn 11,7b): Zubereitung von Pito (siehe 4.2.3.1), von Schibutter (4.2.3.2) und des Bohnengerichts: (4.2.3.3)
Die Frauen kochen nur für Schwiegerverwandte des Gehöfts. Sie selbst nehmen nicht am Essen teil (?).
Aduedem 2019: 17: At dawn the sons send millet to the presiding woman’s (kuumu zuk kaldowa) house. She receives the millet and dismisses them. Then she goes to the bush and gets some leaves of sheanut trees (cham vaata) and mwanyak (a kind of grass) and brings them to the funeral house by the early hours of the day. On getting close, she sits (down) on the way – at a reasonable distance. Then the sons, preparing zo-nyiam, go to meet her there. They will thank her and bring her to the back of the house (nan-gaang) with the items. Over there, she mixes the leaves and the grass in a clay pot containing water. The widow is led out there, with women forming a wall covering her as she goes. Untwisted fibre (bok) or strings (miik), depending on the family/section of Buluk, is used to tie around her waist, chest and head and then she sits (down). The untwisted fibre or strings identify the widow as such and also emphasize her still close connection to the dead spouse and therefore, they should not be removed until the widow’s remarriage. The presiding woman baths her with the mixture she prepared with the leaves and the mwanyak. Afterwards, zo-nyiam is prepared and given to her (widow). She sips some of the zo-nyiam into her mouth and spits it at her left, front and right. She does that four times. Then the presiding woman fetches some of the zom into her palm. She puts it in her mouth and does like she did to the zo-nyiam (zom powedered millet, nyiam water) [Endnote 84]. Then she is led inside again, where the presiding woman prepares another zo-nyiam for her and this time she drinks the water and eats the zom if she likes. The woman prepares T.Z also with bogta soup and mud fish for her (the widow) and she eats that too if she likes.
E. Atuick 2020: 86: On kpaata-dai, the cheri-deiroa must be the first person to start the fire used for cooking the beans and the shea butter oil before other women can take over. She cracks the first shea nut before any other woman can help with cracking and pounding the nuts for processing of the oil.
She must also enter the ancestral room with fire on a bunch of straws for the men to see and bind the louk [quiver] three times with a rope. Usually, an animal is killed to pacify the louk before tying it on the left, middle, and right parts, respectively. After this, they will carry the louk and the dead animal up to the roof top. While up there, they lift the animal and hold it upside down, together with the louk, make three loud cries, and drop the animal at the back of the compound. As soon as this is done, both the men and the cheri-deiroa must jump after the animal over the wall to the back of the compound where the men will skin the animal and give the cheri-deiroa the thigh of the animal as her share.
In the early hours of day when the kpaam-tue is ready, the cheri-deiroa must be the first person to serve herself before any other person can touch the food. When she is ready to serve herself, she enters the place where the food is with a clay bowl and uses a ladle to fetch the food three times or four times depending on the sex of the deceased person she is impersonating…
At dawn, when the drums are played to herald the end of the eating of the kpaam-tue, the cheri-deiroa, dressed as the deceased, goes to stand near the main entrance of the compound and makes a waliing [prolonged, melodious, shrill cry] three or four times depending on the sex of the deceased whose funeral is being performed. While making the series of waliingsa, she will say after each one [cry] so that the men in the kusung can hear, “I need a cow but not a sheep or goat.” Once the men hear the waliing and the demand for an animal, they know the cheri-deiroa is preparing to join them in the kusung. (Fortetzung s. 4. Tag, 4.2.4.1)
Abb.: Brauen von Hirsebier in Longsa, 2011
4.2.3.1 Hirsebrei und Hirsebier-Zubereitung
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa: 28.1.11. (fn 11,7b): am Vormittag wird Pito (daam) zubereitet. Um 16.30 Uhr ist das Hirsebier fertig.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: In den Felsmörsern beim neuen Gehöft wird Hirse gestampft, die für die Beköstigung der Besucher vorgesehen ist. Gleichzeitig braut Agoalie Pito für den nächsten Tag (gbanta dai daam).
Margaret Arnheim 1979: Daam dika – The Brewing of Millet Beer. [unveröffentlichtes Manuskript]: Beschreibung der Zubereitung in allen Einzelheiten.
4.2.3.2 Schibutterherstellung
(Ein ausführlicher Bericht über die Herstellung der Schibutter bei den Bulsa findet sich in Kröger 2001: 217-218)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa (5.3.91): Abends wird Schibutter vor dem kusung von Akumlie, Agbiera und Achibilie hergestellt: Sie bringen zwei große chari-Schüsseln mit gerösteten Schinüssen zum Mörser, wo sie zerstampft und dann zwischen zwei Steinen zu einer dunklen Paste zerrieben werden. Die Tätigkeit hält bis zum Anbruch der Dunkelheit an.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225a), 9.3.89: Als ich um 18.30 Uhr ankomme, sind fast keine Gäste dort. Im Norden des Gehöftes stampfen drei Frauen im großen Mörser die zerkleinerten Schinusskerne im Rhythmus: kom manika: ‘xxx ‘xxx (3/4 Takt). Dieser Rhythmus kann auch von 4 arbeitenden Frauen geschlagen werden. Der gewöhnliche Rhythmus einer einzigen Frau ist: ‘x ‘x ‘x.
Um 19.00 Uhr werden Reibsteine zum kusung gebracht. Daneben graben Frauen ein Loch mit der Hacke und streuen groben Sand (tan-buusum) in die Grube, damit sich später das Fett besser trennen lässt.
Abb.: Auf dem Weg zur Nika-nika Mühle, Ataamkali Yeri 2011
Abb.: Eine kleine Menge Schibutter wird getrennt hergestellt, Ataamkali Yeri 2011
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa: 28.1.11. (fn 11,7b): Die Frauen des Hauses gehen in die vier Nachbargehöfte der ko-bisa und erhalten dort Schinüsse, Okro und Dawadawa. Unter dem “Mattenbaum” des Vortages erhitzen zwei Frauen in einem großen Metalltopf Schinüsse. Während früher die dunkle Masse (kpaama) zwischen zwei Steinen gerieben wurde, bringt man sie hier in Aluminium-Schüsseln zur Motor-betriebenen Nika-nika Mühle.
Am Gehöftseingang haben Frauen (Schwiegertöchter?) dunkle Schibutter auf den Reibsteinen erstellt. Sie wird gekocht. Solange sie noch sehr heiß ist, wird sie mit einem Stock gerührt, später mit den Händen geknetet und geschlagen.
Aduedem 2019:18: Meanwhile, women from the neighbourhood bring Bambara beans (suma), beans (tue), sheanuts (jigsa), saab-zom (flour for TZ) etc. to the funeral house for the evening ceremonies. These stuffs are collected together and preparations on them start straight away. The sheanuts are processed (pounded, fried, milled, processed and boiled) to obtain shea butter (kpaam).
4.2.3.3 Bohnen (suma und tue)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Nach Einbrechen der Dunkelheit, während draußen noch die Schinüsse gemahlen werden, kocht man Bohnen (suma und tue) und fügt später Schibutter hinzu.
Verteilung und Verzehr des Bohnengerichtes: a) Frauen im Innenhof Agbieras (Sängerinnen und Helferinnen), b) Elders im kusung-dok, c) Allgemeinheit (bimbaasa tue ne poi) im kusung: Es entsteht ein hektisches Gerangel (viel fällt auf den Boden)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225a), 9.3.89: Bei meiner Ankunft (18.30 Uhr) kochen die Rundbohnen (suma) schon. Es dürfen keine Gewürze hinzu gegeben werden. Wenn die Rundbohnen etwa halb gar sind, werden die Bohnen (tue), die eine kürzere Kochzeit haben, hinzugegeben. Gewöhnlich ist es verboten, Rundbohnen und Bohnen zusammen zu kochen (kisuk). Das aus beiden Bohnenarten zusammengesetzte Gericht wird kpaam-tue genannt.
Awuliimba, Information durch Martin Striewisch: Um 3 Uhr (10.3.89) wird das Bohnengericht in Awuliimba Yeri verteilt. Nach dem Mahl beginnen Funeral Songs. Wer dann mit dem Essen nicht fertig ist, wird sterben. Martin geht um 5 Uhr.
Information Apusik (fn 88,226b): Die Bohnen gelten als Nahrung für den Toten.
Ataamkali Yeri, Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa (fn 11,7b), 28.1.11: Auf einem Topf über dem Feuer kochen Bohnen (keine Rundbohnen!) für die Schwiegerverwandten.
Information Godfrey Achaw, Sandema-Kalijiisa (fn 73,48a): Bohnen und Rundbohnen dürfen sonst nicht zusammen gegessen werden. Die von Frauen mit viel Öl gekochte Nahrung wird nachts den Männern gebracht. Die Männer stürzen sich darauf, bevor die Frauen es den Männern geben. Nach dem Essen singen die Männer ein Lied und gehen dreimal (bei einem männlichen Toten) bzw. viermal ins Haus. Wenn ihr Lied anfängt, muss das Essen aufhören. Die restliche Nahrung muss weggeworfen werden und darf von keinem gegessen werden.
Information Danlardy Leander (17.4.96): Es dürfen dem Bohnengericht kein Salz und keine anderen Gewürze beigefügt werden. Nachts zwischen 2 und 3 Uhr werden die nahen Verwandten ins Haus gerufen, um das Bohnengericht zu probieren. Die öligen Bohnen werden zwischen 20 und 21 Uhr gegessen und auch an Gäste verteilt.
Information Danlardy Leander 5.9.96: Ein Teil der Bohnen bleibt im Kochtopf (gewöhnlich samoaning). Diese werden am folgenden Tag der Mauer geopfert (Umkehrung der Bräuche in der Reihenfolge)
Information Margaret, Gbedema (fn M34b): Den Bohnengerichten darf kein Salz und kein Pfeffer zugefügt werden. Margaret hat heimlich für sich Gewürze zugefügt.
Aduedem 2019, p. 18: siehe 4.2.3.2
Azognab 2020: 47 (several informants): On the third day (second day for funerals of ordinary men) which is the kpaata dai (literary; shea butter day), raw beans are prepared and served with shea butter in large quantities. These beans are termed kpaamteui [kpaam-tue] (Shea butter beans or oil beans)… Both the living and the dead share this meal as a symbol of their union and communion as a family and community.
The meal is normally ready after midnight and it is assumed that the living dead eaten [eat] first, after that the living can also partake of it… The deceased person must enjoy this for the last time in this life with the living relatives before going to the next world. But because he or she is now in the spirit form, he or she does not eat pepper and salt and so that is why the beans prepared should be without salt and pepper. The beans will be served to the elders in the kusung first. The custom here is that the elders must ask for more shea butter on three occasions if it is a man’s funeral or on four occasions if it is a woman’s funeral. This is done through delegates from the nisom (elders). Each time they ask for shea butter from the women in the court yard, they must be given more. The meal is shared both to the women in the dabiak (court yard) and to the men and children outside. Everyone, including a visitor, is allowed to take part in eating… After the meal, the men sing dirges to and from the cattle yard three times for a man’s funeral and four times for a woman’s funeral. The women on the other hand, sing their dirges in the court yard since the ta-pili (‘death mat’) is now absent in the cattle yard, having been disposed the previous day.
4.2.3.4 Zubereitung und Verzehr
Aduedem 2019: 18: By late evening, the Bambara beans and the beans are also set on fire in the same pot – which is forbidden in ordinary daily life – and in the night, TZ too is prepared. When the varieties of the foods are done, say by late night, the women serve [are served] first, the deceased [then the deceased’s] sons (bisa) [are served] the kpaam tue (literally, oily beans, a mixture of Bambara beans and beans with plenty oil-shea butter inside), then the daughters and [then] the food is distributed to everyone. The serving of the TZ also follows the same pattern. The kpaam tue ngobika (eating of kpaam tue) continues till towards dawn, mostly accompanied by the youth amidst drumming and dancing in some cases. Towards dawn, the women serve the kpaam tue in an earthenware bowl (kpalabik), put the oil in a chimbili (small calabash for serving oil or sowing) and put it on top of the kpaam tue and then with some TZ, they send it out to the kusung [Endnote 85]. Two “courageous” youth pour the oil into the kpaam tue and send the chimbili inside saying: kpaam ka kpaam ka”-literally translated as “no oil no oil”! The women inside will collect and give oil to them and when they get out, they pour the oil out, go back and repeat the same procedure. When they do it the third time, they stop and eat everything that was brought out [Endnote 86].
4.2.3.5 Schreittänze und Gesang
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Die Elders singen Bohnen-Lieder (kpaam-tue-yiila): Zug zum Speicher des Toten und einmal um das Gehöft
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Nach dem Mahl beginnen funeral songs.
U. Blanc (2000: 16) Kpaam-tue-yiila der Männer und sinsangula Gesänge der Frauen (sinsangula: s. gbanta dai); S. 17: Witwen, die bisher in ihren Räumen verweilen und klagen, werden, fest gestützt auf ko-lieba, hinausbegleitet und nehmen am Gesang teil. Es findet kein abschließendes Ritual statt. Der Übergang zum gbanta dai ist fließend.
Aduedem 2019: 18: By cock crow when everything might have been eaten, those outside (the youth) sing the kpaam tue yiili [Endnote 87]. The women also come to the bui (barn) and sing their version of the kpaam tue yiili.
4.2.4 Vierter Tag: gbanta-dai
Die Imitationen (siehe 1. Tag, 4.2.1.15) und in einigen Sektionen auch die sinsangula-Gesänge (siehe 1. Tag 4.2.1.14) werden am 4. Tag fortgesetzt, nicht aber die Kriegstänze.
U. Blanc (2000: 208-219): Musikalische Handlungen beim funeral eines Mannes sind Angelegenheiten der Schwiegersöhne. In Bezug auf musikalische Praxis kann der Tag [gbanta] als “Tag der affinalen Verwandtschaft” bezeichnet werden. Beim Funeral einer Frau spielen musikalisch ihre patrilinearen Verwandten die größte Rolle. Es ist zwischen den sinsangula-yiila der Ehefrauen der Funeralsektion und den kum-yiila der verheirateten Töchter zu unterscheiden. Instrumentale Ensembles bestehen aus Gruppen der Funeralsektion, Gruppen der Nachbarsektionen und Gruppen der Schwiegersöhne.
4.2.4.1 Zug der sinsanguli-Frauen und der Imitatorin(nen) zum kusung-dok der Elders
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Anamogsi gibt den sinsangula-Frauen durch die Imitatorin/Anyenangdu ein lebendes Schaf und Geld (siehe auch 1. Tag, 4.2.1.15, Imitation). Auch andere Festteilnehmer geben Geld. Diese Geschenke gehören schon zum siinika-Ritual. Mit Trommelmusik zieht die Imitatorin zum Besuch der Elders zum kusuk dok.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok, fn 88,120b: In Chiok werden, anders als in Sinyangsa, am gbanta dai keine sinsangula mehr geschlagen.
U. Blanc (2000: 211): Beim Morgengrauen geht eine Abordnung der sinsangula-Frauen zum kusung der Ältesten, um ein lebendes Schaf oder eine Ziege zu empfangen (cheri-goat). Eine Schwiegertochter trägt noch die Kleidung des Toten. Sie stellen ihre Forderung 3x (männliches Prinzip) oder 4x (weibliches Prinzip). Der Gehöftherr (Atengkadoa) dankt den sinsangula-Frauen, dass sie ihm geholfen haben, den Schmutz (daung) aus seinem Hause zu entfernen. Er spendiert 1 Flasche Akpeteshi, 3 Bündel Hirse, 1 lebende Ziege und Geld. Hiermit sind die sinsanguli-Darbietungen für die gesamte Totenfeier beendet.
E. Atuick 2020 (Kontinuierliche Fortsetzung von Kpaata dai, 4.2.3.1) Once the men hear the waliing and the demand for an animal, they know the cheri-deiroa is preparing to join them in the kusung.
While this is going on, the women are singing dirges in the compound in readiness to lead the cheri-deiroa out to the kusung to join the men. Eventually, amid singing and dancing, she goes out of the compound in the company of the chilie and other women to the kusung where she sits [down] while the chilie and her team exchange pleasantries with the men. The chilie, speaking on behalf of the cheri-deiroa, tells the men that their father or mother wants to go “home” to the land of the dead and craves their indulgence before commencing the journey. After this, the women resume the singing of dirges and the men, moved by their singing and the presence of the deceased in the form of the cheri-deiroa, drop money on the cheri-deiroa and some of the singing women.
While the singing and dropping of money is going on, the men engage the cheri-deiroa in conversations they used to have with the deceased when he or she was with them. If the deceased was a male, the cheri-deiroa automatically becomes a yeri-nyono [landlord] as soon as she enters the kusung. Hence, the kobisa must recount whatever issues were before them for decision-making and listen to the wise counsel of their “landlord”, the cheri-deiroa. She also has the license to verbally and physically abuse anyone she knows the deceased did not like or see eye to eye with, including ordering people to get up and give her space to sit in the kusung.
4.2.4.2 siinika (wörtlich ‘piling up’): Verteilen von Geschenken
Das siinika Ritual wird heute mitunter schon am 1. oder 2. Tag ausgeführt.
Eine siinika kann auch außerhalb einer Totenfeier veranstaltet werden, zum Beispiel bei einer Abschlussfeier an der Sandema Boarding School, wie ich sie 1973 erlebte.
Abb.: Hackenblätter und Geldscheine als siinika Geschenke (Awuliimba 1989)
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,224b); 8.3.89: Die siinika wird bereits am 2. Tag nach dem Verbrennen der Matte ausgeführt. Im Dunkelwerden werden Tiere und Hacken verteilt. James Agalic, Clement Agalic, Oldman u.a. stehen auf dem Flachdach am Eingang. Sie werfen sowohl die Hackenblätter als auch die toten, zusammengeknoteten Schafe von dort in den Innenhof [Endnote 88].
Ein Mann beschwert sich, dass er nicht auf das Dach zum Verteilen der Geschenke eingeladen wurde. James Agalic entschuldigt sich.
Zuerst werden Kühe vergeben: 1 Kuh an Yongsa; 1 Kuh an Kobdem; 1 Kuh an Bilinsa; dann Schafe (Barbara schreibt die Empfänger auf): 1 Schaf für Prof. Schott und bisanga (B. Meier, M. Striewisch, F. Kröger u.a.). Die Hacken werden einzeln heruntergeworfen. Wegen der eintretenden Dunkelheit wird die Weiterverteilung auf den gbanta-Tag verschoben.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Adumoak gibt vom Flachdach aus bekannt, wer die Geschenke erhalten soll. Jeder kann Geld und Hackenblätter an seine Freunde verschenken.
Es wurden unter anderem folgende Geschenke verteilt:
von Anamogsi: 15 Hackenblätter und 1500 Cedis
von Atinang: 10 Hackenblätter und 1000 Cedis
von Anyig (Atinangs Sohn): 5 Hackenblätter und 500 Cedis
von Akabre (Atinangs Sohn): 10 Hackenblätter und 1000 Cedis (M11)
von 2 weiteren Männern wurden einige Hackenblätter und etwa 1000 Cedis gegeben
Wichtige Empfänger sind die sinsangula-Frauen sowie (Schwieger)-Verwandte von Atinang, Anyik, Akabre und Anamogsi
Anamogsi und Atinang geben je einen Ziegenbock (Dan: je 1 Schaf) für die Imitation Anyenangdus.
Anyik und Ansoateng töten und enthäuten diese Tiere. Anschließend werden sie vor dem Haus von Frauen aus Anamogsis, Atinangs und Angoongs Haus gekocht.
Gegen 10 Uhr ist die siinika abgeschlossen; danach werden keine Tiere mehr verschenkt.
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.89: Im Viehhof werden Geschenke, zum Beispiel Hackenblätter mit 50 Cedi-Scheinen, verteilt. Die sinsangula nyam (owners of rattles) erhalten eine Ziege.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: siinika fällt ganz aus.
Abb.: Siinika in Agaab Yeri, Chantiinsa
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: ab 9.42 Uhr: Zwei junge Männer vergeben Geschenke in der Runde der Frauen im Viehhof (nicht vom Dach). Die Geschenke werden sofort überreicht bzw. von den Empfängern abgeholt. Beispiele: 1 Flasche Akpeteshi, 1 Flasche Akpeteshi + 1 Hackenblatt, 1 Münze, 1 Geldschein, Hackenblatt, eine Flasche Akpeteshi mit einem Geldschein.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: (nicht gesehen, Information durch Atefelik und Kojo 9.3.06): Die siinika bei Atinangs Funeral war, wie immer, am gbanta-dai. Die sinsangula-Frauen gingen (aus Protest?) vom Viehhof aus unter einen Baum am Fußpfad (Richtung NW). Andere alte Frauen gingen zu ihnen und baten sie zum Viehhof zurückzukommen, sodass man ihnen danken könne. Sie versammelten sich wieder am Getreidespeicher (bui) und erhielten ein Tier. Zur siinika gehören auch drinks, die man am frühen Morgen an Freunde spendiert hat. Traditionelle siinika-Geschenke sind Hackenblätter und Geldscheine für Freunde.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: 9.28 Uhr, auch 10.10 Uhr? und 11.23 Uhr: Bewirtung der Frauen im Viehhof
Information Godfrey Achaw (fn 73,48a): Von einem Flachdach oder vor dem Gehöft gebenVerwandte Geschenke an Freunde des Hauses, besonders Hackenblätter.
Information Leander Amoak (fn 79,1a): Am letzten funeral-Tag, morgens um 7 Uhr steigen Kinder und nahe Verwandte des Toten auf das Flachdach [am Eingang] und geben Geschenke an Freunde des Toten und an eigene Freunde/Freundinnen. Tiere dürfen nur in getöteter Form gegeben werden (Widerspruch zu anderen Informanten).
Information Leander Amoak: Geschenke Leanders beim Funeral seiner Mutter: 1. an Akabandoa: 1 Hacke, 1 tote Ziege mit 3 £ (= 6 Cedis); 2. an seine pok-nong in Sichaasa (Perpetuas Mutter) Apaajaab in Akpewen-Yeri: 2 £ und eine Hacke (Atigsidum fügte 1 £ hinzu); 3. an zweite pok nong Apoglik (chief’s brother’s wife): 1 £ und 1 Hackenblatt.
Geschenke von Leanders ersten Frau Atigsidum: 1. an einen Mann aus Kadema, dessen Frau ihre beste Freundin ist (diese hatte auch Nahrung für die Totenfeier mitgebracht): 3 £ und 2 Hacken (Adaaminyini fügte 1 £ hinzu); 2. an Awiag (ihr nong): 1 £ und 1 Hacke.
Geschenke von Leanders Bruder Atiim: 1. 2 £ und 1 Hacke an seine pok nong, die eine nahe Verwandte seiner Frau war, 2. an seinen inzwischen verstorbenen Freund Akanyueta (Anueri Yeri): 2 £ und 1 Hacke.
Es wurden noch viele andere Geschenke verteilt. Wenn (pok) nongta keine Geschenke erhalten, sind sie betroffen und das Verhältnis könnte leicht enden. Die öffentliche Vergabe von Geschenken ist auch eine Veröffentlichung eines Freundschaftsverhältnisses.
Information Danlardy Leander (fn 01,8): Siinika gibt es nicht nur bei Totenfeiern, sondern auch bei Hochzeiten, Tänzen und Beerdigungen (zum Beispiel bei der Bestattung von Danlardys Stiefmutter Maami Atigsidum). Auch das Geldgeschenk, das man Musikern oder Tänzern auf die Stirn drückt, ist siinika. Bei Anyenangdus Totenfeier gab Danlardy an Abawomba ein Hackenblatt und Geld. Man beschenkt immer seine persönlichen Freunde. Sie brauchen nicht aus dem Trauerhaus zu sein, müssen aber anwesend sein.
Information Danlardy Leander (17.4.96): Siinika ist traditionell am gbanta dai, aber einige veranstalten sie am 2. Tag (tika). Vor der siinika muss das Töten der kpagluk-Tiere liegen (meistens sehr früh am Morgen). Siinika-Tiere werden immer lebend verschenkt [Die letzte Aussage widerspricht meinen Beobachtungen, z.B. wurden in Awuliimba Yeri, Sandema-Kalijiisa, nur tote Tiere verschenkt].
Information Yaw (fn 01,8b; FB 22-23): Siinika bezeichnet die Vergabe von Geschenken (Geld, Hirsemehl) bei einer Totenfeier. Auch das Geld, das eine Frau in einem Kopftuch einem Freund um das Handgelenk bindet, ist siinika siehe 4.2.1.16).
Bei einer Totenfeier beschenken Hausbewohner Gäste und umgekehrt. Man kann mit dem Gegengeschenk auch warten, bis man eine Totenfeier im eigenen Gehöft hat. Wenn beim Funeral von Yaws Schwiegervater seine Frau Tenni schwanger ist, darf Yaw keine Geschenke machen, wohl aber Geschenke annehmen.
Siinika gibt es auch bei der chichambiri–Farmarbeit. Der Gehöftherr kann ein neues Hackenblatt (kunku-paali) an den ältesten Arbeiter geben und es mit einem Geschenk verbinden, das er an einen bestimmten anderen weiterreichen soll. Wenn er dieses auch für sich behält, kann er dieses ungestraft tun, muss aber den vorgesehenen Empfänger informieren. Andere Geschenke sind: Nahrungsmittel, Geld, einen Strohhut, sogar ein Mädchen als Ehefrau. Später kommen Leute aus dem Gehöft des Arbeitgebers in das Gehöft des Schwiegersohns. Dieser sagt ihnen: Ti jam te nya ni paarika (Wir kommen und wollen sehen wie ihr angekommen seid) oder Ti jam te nya ni jienta (Wir kommen und wollen eure Müdigkeit sehen) oder Ti jam te nya ni yitika (Wir kommen und wollen euer Aufwachen sehen, d.h. ob ihr morgens gut wieder aufgestanden seid).
R. Schott: Sandema-Kalibisa: Die siinika fand um 16 Uhr des 2. Tages (tika) vor dem Verbrennen der Matte statt.
U. Blanc (2000: 210-12): Handelnde sind die Frauen. Sinsangula-Frauen fordern am kusung ein Schaf oder eine Ziege. die als cheri-goat bezeichnet wird..
J. Agalic, MA thesis, S. 32, (fn 88,4a): ‘enticing”. As many sheep and goats as possible are given to close friends by the close relatives of the deceased. Receivers must “reciprocate”.
4.2.4.3 Unblutiges Töten des Schafes/der Ziege durch die sinsanguli-Frauen
(ngmetika = pinching)
Nach Danlardy Leander ist dieses Töten kein selbständiges Ritual. Nach Atefelik aus Sandema-Yongsa ist es ein Teil des siinika-Rituals, das Töten vielleicht ein Teil des cheri dungsa (so wurde das Töten in Akadem Yeri genannt).
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Frauen versuchen, das Schaf zu erwürgen (eine Frau stellt sich auf den Hals); Aparimoak tötet es mit dem Messer. Das Fleisch wird unter den Frauen verteilt, ein besonders Entgelt wird für die nächtliche Arbeit des dritten Tages (kpaata) bezahlt.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Im Viehhof werden 2 Schafe aus dem zong (Viehstall) geholt; das erste wird von Frauen durch Erwürgen getötet; das zweite wird als Geschenk für die Frauen geschlachtet.
(fn 88,226a, Awuliimba): Nach Tötung und Zerlegen des ersten Schafes wird Fleisch gekocht und Hirsebrei zubereitet.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200b), 31.1.89: Eine Frau im Viehhof versucht, eine Ziege blutlos zu töten. Die Frau tritt der liegenden Ziege auf den Hals bis Blut aus Mund und Nase kommt, aber die Ziege steht danach wieder auf. Ein junger Mann schneidet ihr mit dem Messer den Hals auf und fängt das Blut in einer Kalebasse (?) auf. Töten der Tiere: cheri dungsa
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: Das Töten durch Erwürgen wurde nicht gesehen. Vom Schaf und dessen Aufteilung wurden Fotos aufgenommen.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Das Töten durch Erwürgen wurde nicht gesehen. Um 7.47 Uhr liegt eine totes Schaf im Viehhof.
Abb.: Versuch einer Frau, die Ziege zu erwürgen, Abanarimi Yeri
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.18, nach 9.30 Uhr: Die Ziege, die die sinsangula-Frauen bei der siinika erhalten haben, wird von einer Frau “symbolisch” erwürgt (eine Frau fasst sie am Hals) und dann von zwei Männern mit dem Messer im Viehhof geschlachtet. Ihr Blut fließt in eine Kalebasse. Die Tötung muss im Viehhof geschehen, da es eine Angelegenheit der Frauen ist (s. Video Film: 5530ff.).
Information Ayomo Ayuali: Die boosuk joroa genannte Frau, die auch das cherika ausführt (Imitiation?) erwürgt die Tiere mit den Händen oder tritt darauf.
U. Blanc (2000: 213): Verteilung der Ziege/des Schafs der Frauen: Fleischstücke von Hals, Vorderbein und Magen werden herausgenommen und geröstet. Die Leiterin nimmt von jedem Stück etwas, der Rest wird unter den anderen Frauen verteilt. Frauen in der “Lernphase” dürfen von dem Tier nichts essen.
E. Atuick 2020:87: After the presentation, the chilie will ask young men she trusts to kill and skin the animal for them to use for the preparation of the cheri-saab.
4.2.4.4 Bad der Witwen
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225a+b), 9.3.89: Ausnahmsweise wurde hier in Kalijiisa das rituelle Bad der Witwen schon in der Frühe des kpaata dai durchgeführt. Am gbanta dai tragen die Witwen Blätter und drei weiße, aus busum boong geflochtene ca. 2 cm breite Bänder (pokogi oder pokongta) um ihre Stirn, Brust und Hüfte [Endnote 89]. Die Bänder werden nach der Feier über den naangaang rituell weggeworfen.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: 10.27 Uhr: Frauen in Vollkleidung ziehen nach der siinika aus ihrem dok durch den Viehhof “hinter das Haus”. Einige tragen ein Stirnband, einige (eine?) einen Stab (Hirsehalm?). Bei dem Bad tragen sie Blätterkleidung und sind durch andere Frauen abgeschirmt. Fotos, auch der ganzen Gruppe sind überall streng verboten.
Um 12 Uhr ziehen die Witwen in Vollkleidung zur Verabschiedung zum kusung-dok. Viele tragen schwarze Kopftücher. Eine Frau trägt einen Kalebassenhut. Nach einer unbestätigten Information handelt es sich hier um eine Frau, die schon einen anderen Mann geheiratet hat. Einige Frauen betreten den Raum, andere hocken am Eingang, während noch sinsanguli-Gesänge ertönen. Hiernach gehen viele Nachbarinnen nach Hause.
Beobachtung nach dem Bad: An der Außenmauer steht der chari, aus dem sie gewaschen wurden und die Blätterkleidung. Darüber liegt Astwerk als Schutz, denn wenn man die Blätter anfasst, ist es genau so als ob man eine Witwe anfasst, d.h. man muss sie heiraten oder die Witwe heiratet stellvertretend einen kleinen Jungen. Die Blätter sollen bis zur Juka im Raume der Witwe sein, aber da sie schnell zerfallen, nimmt man nur wenige Blätter, wirft die anderen fort und ersetzt sie bei der Juka durch frische Blätter. Die Blätter stammen meistens vom Schibutterbaum, nur seltener vom Nim-Baum.
Adiita Yeri, Wiaga-Guuta (fn 2008,15b): Am gbanta dai um 9.45 ziehen die Witwen aus ihrem Innenhof hinter das Gehöft. Mehrere tragen helle Stirnbänder oder einen Hirsestab. Nim-Blätter (für die Kleidung) tragen einige in ihrer Hand. Um 9.45 folgt ein alte Frau mit einem kleinen liik-Topf und Wasser. Um 10 Uhr kommen die Witwen zurück, eine trägt den (leeren?) liik-Topf auf dem Kopf.
Information Godfrey Achaw (fn 73,4a): Bei den Totenfeiern gibt es kleinere Unterschiede innerhalb von Kalijiisa. In Yongsa u.a. werden die Witwen nur gebadet, in anderen lineages (dok) werden sie auch mit Dornzweigen geschlagen.
Information Danlardy Leander (fn 94,86b*): Danlardys Aussage, dass die Witwen nur in der Juka-Totenfeier gebadet werden, wird durch eigene Beobachtungen (s.o.) widerlegt.
4.2.4.5 Cheri dungsa: ‘Töten von Tieren’; cheri (‘to shed [blood]) oder cheri deka
Cheri-dungsa Tiere werden vor oder hinter dem compound mit dem Messer getötet (nicht über einem Schrein). Nang-foba Tiere werden ohne Blutvergießen erschlagen oder erstickt. Bei rituell getöteten Tieren darf das Fell (mit Ausnahme von Eseln und Hunden) nicht abgeschröggelt werden, um dann die Haut mit zu verzehren, sondern sie müssen enthäutet werden.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa Es werden vier Schafe und 1 Ziege getötet. Sie werden folgendermaßen aufgeteilt:
Ziege: an Aparik-moak, weil er cham-viok geholt hat
Schafe: Hinterbeine an die Frauen, die das Ritual ausführten (s.o.)
Hälse und Hüften: an “Töchter”, die beim Kochen halfen
Vorderbeine: in Stücke zerschnitten, an “Onkel” (ngesingsa), die halfen
Köpfe und Rest der Vorderbeine: gekocht und an die Kinder des Hauses und andere verteilt
Abb.: Eine der beiden Ziegen wird getötet, Abanarimi Yeri
Abb.: Zerlegung und Aufteilung der Ziegen, Abanarimi Yeri
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.88: Um 11.30 Uhr werden hinter dem Haus zwei Ziegen getötet (für 2 ältere, eingeheiratete Frauen), fast gleichzeitig vor dem Haus 2 Perlhühner. Die Perlhühner sind für einen kleinen verstorbenen Jungen und für eine Frau, die mit einem Kind zurück in ihr Elternhaus kam. Sie erhält hier die Totenfeier eines Jungen. Die Ziegen müssen von dem ältesten Sohn (eines der beiden Toten?) zerhackt werden. Bei der Aufteilung der Ziegen darf sich Danlardy als Neffe (FMM, stammt aus Chiok) aussuchen, welchen Teil er möchte. Eigentlich steht ihm ein Vorderbein zu, er wählt aber den Hals. Je ein Hinterbein mit einem Teil der Leber und einem Teil der Eingeweide (Lunge) ist für die Elders im kusung-dok bestimmt. Sie können ihr Fleisch grillen, kochen oder mit nach Hause nehmen. Zwei Vorderbeine gibt man dem boosuk juiroa, zwei “Hüften” (waists, chiak) mit jiu-kuk (‘lowest part of backbone’) den Männern, die die Tiere zerlegt haben. Die Hirtenjungen, die Ziegen gehütet haben, erhalten die Därme (nyueta), die Schwänze, die Milz (pimpeluk) und Hoden der männlichen Ziege. Alles wird sofort von den Hirten geröstet. Bei der weiblichen Ziege findet man einen Embryo, der sofort begraben wird. Der Rest des Fleisches mit den beiden Köpfen wird in zwei Haufen geteilt (entsprechend den beiden eingeheirateten Frauen).
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119a), 6.12.88: Da die Totenfeier für einen vor vielen Jahren verstorbenen Mann, eine Frau und zwei Kindern (mit jüngeren Geschwistern) abgehalten wird, werden am Eingang für den Mann eine große Ziege, für die Frau hinter dem Gehöft eine kleinere Ziege und für die beiden verstorbenen ‘Kinder’ (kinderlose Frauen) je ein Perlhuhn getötet (nicht über einem Schrein). Das Blut der großen Ziege fließt in einen bimbili-Topf, ihr Fleisch wird sofort auf einer Strohunterlage mit einem Messer (gebik) und einer Axt (liak) zerteilt (siehe Fotos von Abanarimi Yeri). Währenddessen werden die zwei Hühner getötet und sofort von Kindern gerupft, aber erst später von Männern aufgeteilt und gekocht. Eine Frau bekommt ein Hinterbein der Ziege, Ako, der gerade anwesende älteste Schmied der Sektion, erhält einige Eingeweide, der Rest wird für das Nachmittagsessen benötigt.
Hinter dem Haus wird die kleinere Ziege für die verstorbene Frau getötet und sofort aufgeteilt. Ihr Fleisch wird gekocht und später zum Hirsebrei gegessen. Diese Tötungen waren keine Opfer, sie wurden den Toten zur Ehre dargebracht, jeder hätte die Tiere töten können.
(fn 88,120a) Hinter dem Haus bereiten Frauen den Hirsebrei der verstorbenen Frau. Frauen bilden einen menschlichen Schutzwall, um sich vor den (rituell) stehlenden Kindern zu schützen (s. 4.2.4.7, “snatching”). Atoalinpoks ältere Schwester imitiert mit einer Trommel die Tote, aber sie läuft nur ansatzweise um das Gehöft. Das Essen wird zuerst an die Kinder, dann an die Männer ausgeteilt. Sie werden nach Sektionen der Schwiegersöhne (?) aufgerufen. Zum Schluss erhalten auch doglieba und andere ihren Teil.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Ein Schaf wird am Gehöfteingang durch Halsschnitt getötet. Sofort wird die Strosse (loeluk) aus dem Hals geschnitten und in den Topf mit Blut gelegt. Das Schaf wird von zwei Männern zerteilt.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200a+b), 31.1.89: Vor 8.30 Uhr (meiner Ankunft) werden mehrere Tiere (Ziegen, Hühner…) am vorderen Eingang für die verstorben Männer, hinter dem Haus für die verstorbenen Frauen getötet und aufgeteilt.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta, 7.47: 1 Schaf?
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: 10.39: Die erste Ziege wird geschächtet. Ihr Blut fließt in einen cheng-Topf, ihr Kopf wird ganz abgeschnitten. Zusammen werden etwa 6 (7?) Ziegen für die 2 Männer (in der Nähe des Gehöfteinganges) und 5 Frauen (etwa 20 Meter daneben) getötet. Auf einer Lage Hirsehalme werden sie ausgenommen, zerteilt (nicht auf einem Blech!) und über ein offenes Feuer gehalten
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Atinangs Funeral (fn 06,10): cheri-Tiere: für Atinang: posuk (Schaf); Angmarisi (Bruder Atinangs): buuk (Ziege); Kweku, Awonbiisi, Akansang, Agoalie und Adiki erhalten je eine Ziege (die letzten 4 Personen sind aus Anyenangdu Yeri).
Ataamkali Yeri (Afeliks Gehöft in Wiaga-Longsa) 29.1.11: cheri-Opfer (Abbruch der Beobachtungen).
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3a): Am 16.2.01 (auch am 15.2.01 war gbanta dai) um 9.50 Uhr werden zwei Ziegen an einem vorderen Eingang geschlachtet (es ist nicht der Haupteingang). Anschließend werden sie auf einer Lage guinea-corn Halme von 4 Jungen zerlegt. Ihr Fleisch ist für die cheri-lieba, d.h. die Töchter des Hauses bestimmt. Sie kochen es selbst, ebenso wie den Hirsebrei und opfern dann der Gehöftwand (siehe parik-kaabka)
Acha Yeri, Sandema-Chariba (fn 88,222a); 5.3.89 gbanta: Als ich um 10 Uhr eintreffe, sind die Tiere bereits getötet.
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): cheri saab: Er wird am gbanta-dai aus Hirse bereitet, die die Verwandten des Sohnes und Nachbarn der toten Person geschenkt haben. Jeder kann hiervon essen.
Aduedem 2019: 19: On this day [Gbanta Dai] at dawn [Endnote 90] by which time the elders would have come and seated in the kusung dok, the daughter in-law of the deceased dresses up in the deceased’s clothes, comes to the main entrance (nan suung) and cries out “maa yaa ka naab” 3x, thus, I want a cow, I want a cow, I want a cow. Then the sons (by day break), give an animal to the elders that it be given to the deceased. The daughter in-law brings a pot to the parik and the animal is killed, the blood collected in the pot. The animal is skinned right there and a forelimb and the waist are given to the daughter in-law. TZ is prepared on that spot with the rest of the meat and that is the cheri saab. The sons are served the saab first, then daughters and everyone else eat. The chest of the animal plus a leg, water and TZ are served to the elders in the kusung dok. Then as usual, the rest of the TZ is distributed, snatched and eaten.
E. Atuick 2020: 87: [cheri-saab] Saab is the staple food of the Bulsa and is usually eaten with various vegetable soups, but during the funeral the soup is prepared with dry okra or powdered peanut with the meat of the animal. The cheri-saab is usually ready by 2 or 3 p.m. when all lineage members gather for the grand celebration of the funeral.
The cheri-deiroa must be the first person to serve herself the food before others can be served. She starts by making the waliing cry three times if the deceased was a man or four times if the deceased was a woman before fetching some of the food into a bowl to eat before otherscan be served. After she has finished eating, she picks up the food stirring stick (sapiri) with remnants of saab on it and smears oil on it while the chilie and other women distribute the rest of the food to people in order of seniority, starting with the kobiik in charge of the funeral down to the children. While the sharing is ongoing, young men or children will come and snatch the boiled head of the animal and run away with it as part of the normal joking they use to do with their deceased parent (Nach Austeilen und Verzehr der Speisen: Wandopfer, 4.2.4.6).
4.2.4.6 Parika kaabka (= cheri kaabka?): Opfer an die Gehöftmauer durch Frauen
Wie auch bei anderen Gelegenheiten gilt die Westseite des Gehöfts (mit Eingang nansiung und Vorplatz pielim) als die Männerseite, die Bereiche hinter dem Gehöft (nangaang, Osten) als die Frauenseite. Die hier beschriebenen Opfer an der Westseite gelten daher verstorbenen Männern, die an der Ostseite werden verstorbenen Frauen dargebracht. Es ist außergewöhnlich, dass das Beschmieren der Mauer (vor und hinter dem Gehöft) durch Frauen als Opfer (kaabka) bezeichnet wird.
In Wiaga-Guuta erlebte ich, dass auch die Männer später die Wand mit einem Huhn beopferten. Auch Aduedem erwähnt dieses Opfer durch Männer (s.u.)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa, nach 12 Uhr:
Hauptakteure sind Ayoglie (Abapik Yeri), Asiukpienlie Anyenangdu Yeri), Apoktiak (Atinang Yeri) und “Töchter” aus Anyenangdu Yeri, Atinang Yeri und Angoong Yeri. Am Haupteingang (nansiung) schmieren Ayoglie und Asiukpienlie das Bohnengericht (Dan: kpaan-tue: tue-sobluk, suma + Öl) an die Wand. Ayoglie läuft mit der ginggoung-Trommel um das Gebäude.
Abb.: Frauen hinter dem Gehöft Abanarimi Yeri
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.18; 14.10 Uhr: Am Eingang wird TZ gekocht, am naangaang Fleisch. Dort läuft eine Frau mit einer Zylindertrommel 2x nach links und 2x nach rechts und jeweils wieder zurück (hiermit wird das Umlaufen des Compounds angedeutet). Nach dem ersten Lauf nimmt eine Frau Hirsebrei vom Rührstab ab und legt ihn in die beiden geöffneten Hände der Frau, die das “Opfer” durchführt. Sie schmiert beides zusammen mit beiden Händen von unten nach oben an die Wand. Eine andere Frau hält der Opfernden die Augen zu. Dieses wird mehrmals wiederholt. Jedes Mal wird ein Stückchen Hirsebrei in das Feuer des Herds geworfen.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b): Am Gehöfteingang wird nach 13 Uhr von Frauen Hirsebrei zubereitet. Eine junge Frau, die angeblich auch den Toten imitieren soll, läuft dreimal unter dem Gelächter der Anwesenden mit einer Trommel um das Gehöft. Der Hirsebrei ist fertig, die Frauen stehen im Kreis um den Kochtopf. Man nimmt mehrmals kleine Portionen aus dem großen Topf und gibt sie mit der Hand einer Frau, die sie in einen kleineren Tontopf legt. Die Frauen essen zuerst. Frauen bestimmen weiterhin alle Handlungen, während die Männer im kusung sitzen.
14 Uhr (?): Alle ziehen hinter das Gehöft, wo der Hirsebrei für die verstorbene Ehefrau zubereitet wurde. Vor dem Austeilen imitiert (?) Afulanpoks ältere Schwester aus Guuta mit einer Trommel die Toten. Sie soll 4x um das Haus laufen, tut es aber nur 1x und läuft dann 3x hin und her. Auch die Frau mit dem Rührstock läuft mit. Einer Frau hält man die Augen zu, und sie schmiert das Bohnengericht an die Wand (Video 3820). Der Hirsebrei wird zuerst an die Kinder, dann an die Männer verteilt. Für die Schwiegersöhne wird der Brei in Töpfen nach ihren Sektionen aufgeteilt, die dann aufgerufen werden. Zum Schluss erhalten auch doglieba und andere Gäste ihre Mahlzeit.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,226a), 10.3.89: Fleisch wird gekocht und mit Hirsebrei zubereitet. Eine Frau knetet den Brei an einen Rührstab. Bohnen und Hirsebrei werden beim Eingang an eine Ecke des Eingangs geschmiert. Nachdem die Imitatorin mit der Trommel um das Haus gelaufen ist, wird wieder Nahrung an die Wand geschmiert. Im dritten Lauf läuft die Frau nur 50m nach links und zurück, es ist nur die Andeutung einer Gehöftumrundung. Das Anschmieren wird als kaabka bezeichnet.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200a+b), 31.1.89: Am Eingang und am nanggaang (hinter dem Gehöft) kochen Frauen Hirsebrei und füllen ihn in Schüsseln. Vor dem Gehöft knetet eine Frau eine Schicht Hirsebrei an den Rührstock sapiri fest, der dann mit heißem Öl frisch gehalten wird (die Frau verzieht das Gesicht). Die Trommlerin kommt hinzu und läuft 2x (?) nach rechts und wieder zurück; dann 3x (?) um das Haus. Mit ihr laufen auch andere Frauen (auch die Frau mit dem Hirsebrei-Stab?). Hirsewasser wird von einer Frau, der die Augen zugehalten werden, an die Wand geschüttet. Dann werden einer jungen Frau die Augen zugehalten und sie reibt TZ vom Rührstab an die Hauswand rechts vom rechten zamonguni (Eingangspfeiler). Danach werden auch Bohnen vom Vortage 3x von unten nach oben an die gleiche Stelle gerieben.
(s. auch 4.2.4.7, snatching in Akadem Yeri).
Acha Yeri, Sandema-Chariba: hinter dem Trauerhaus wird Hirsebrei an einem Rührstab weich gehalten. Das Beschmieren der Wände, Grabschen der Kinder nach Fleisch, Umlaufen des Gehöftes durch eine Frau mit großer Zylindertrommel usw. geschieht genau so wie für Wiaga beschrieben.
Abb.: Parik kaabka in Agaab Yeri
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa: Ab 12.57 Uhr wird am Gehöfteingang ein temporärer Dreisteineherd aufgebaut. Frauen kochen dort das Fleisch der cheri dungsa. TZ und Bohnen werden aus dem Hausinneren herausgebracht (Reste vom kpaata dai). 14.35: Eine Frau bestreicht den Rührstab mit TZ und knetet es ständig, eine andere Frau geht mit einer Zylindertrommel nur ein Stück bis zum Eingang und zurück.
14.40 Uhr: Eine Frau nimmt Hirsebrei in ihre Hand. Bohnen kommen hinzu. Während eine andere Frau ihr die Augen zuhält, streicht sie die Nahrung in einer Ecke von unten nach oben (wie beim Verputzen von Mauern). Ab 14.43 Uhr praktiziert man ein ähnliches Opfer an der Frauenseite (Osten). 14.51 Uhr: Flüssigkeit (klares Wasser?) wird über die Opferstelle gegossen, danach wäscht sich die Frau ihre die Hände und reinigt den Rührstock.
13.30 Uhr: Das Fleisch für die toten Männer wird auf ein Flachdach im Gehöft gebracht, das Fleisch für die Frauen auf das Flachdach des Hauses, in dem sich die Witwen befinden.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Morgens zeigen die Frauen den Männern im kusung-dok das Fleisch für die Opferung der Wand und auch eine große Kalebasse Hirse zur Herstellung von Hirsebrei. Die Speisenzubereitung beginnt um 10.30 Uhr. Der fertige Hirsebrei wird in viele Tonschalen gefüllt. Ab 10.52 Uhr: Eine Frau knetet Hirsebrei an einen Rührstab. Um 11.02 Uhr geht eine Frau einmal mit dem Rührstab zum Eingang und zurück.
11.03 Uhr: Opferung wie in Chantiinsa. Das Bohnengericht schmiert die Frau aber in einem zweiten und dritten Arbeitsgang getrennt an die gleiche Stelle der Wand. Danach wäscht sie ihre Hände und den Rührstocks.
Um 12.18 Uhr opfert ein Mann (mit Hemd) an der Stelle des Frauenopfers der Wand ein Huhn. Er spricht ein Gebet und drückt dessen Federn auf die Opferstelle. Es findet aber kein Huhn-Orakel statt. Wasser (?) wird auf die Opferstelle geschüttet. Der Opferer trinkt zuerst.
Da das Funeral nur für 2 Männer abgehalten wird, finden keine Opfer hinter dem Gehöft statt.
Abb.: Opferstelle (parik kaabka) in Agbain Yeri
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3b): Die cheri-lieba opfern Hirsebrei und Fleisch , das sie selbst zubereitet haben. Sie achten genau darauf, dass kein Teil fehlt, denn sonst müsste eine weitere Ziege geschlachtet werden. Den (einen?) Ziegenkopf legen sie auf ein cheng-Gefäß. Gleich nach dem Opfer kann ein Mann ihnen den Kopf “wegnehmen” (chiagi ‘snatch’). Über die Verteilung des anderen Ziegenfleisches gehen die Meinungen meiner Informanten auseinander. Die Verteilung von Totenfeier-Fleisch ist anders als die normale Verteilung.
Information Yaw (fn 08,17a): Frauen gebrauchen für das Opfern an die Wand das Verb taari (verputzen), Männer gebrauchen das Wort kaabi (opfern), für die Wand sogar das Wort bogluk (Schrein).
Information Danlardy Leander (fn 94,86*): Letzte Empfänger des Bohnenopfers sind die Ahnen, nicht die Wand. Die Bohnen werden immer am kpaata-dai zubereitet. Menschen dürfen davon vor dem Opfer verzehren.
Information Danlardy Leander (17.4.96): Sauce und Hirsebrei werden nicht geopfert (widerspricht meinen Beobachtungen). Das Laufen mit der Trommel ist Teil des cheri-kaabika-Rituals. Die Nahrung wird aus der Hirse zubereitet, die von Verwandten und Nachbarn für den Toten geschenkt wurden.
Information Leander Amoak (fn 73,334a): Die Riten werden an der zamonguuna-Eingangssäule vollzogen, weil dieses auch “storage barns” sind. Die linken Säule wird beopfert.
Information Godfrey Achaw (fn 73,47b): Frauen opfern Ziegenfleisch und Suppe an der Außenmauer des Raums, wo der Tote starb [F.K.: trifft wohl nicht für männliche Tote zu]. Die Ziege muss außerhalb des Gehöfts vor Eintritt der Dunkelheit zubereitet sein.
U. Blanc (2000: 215f.): Töchter [F.K. Schwiegertöchter?] der Toten schmieren Bohnengericht, Hirsewasser (zom) und Hirsebrei an die äußere Gehöftmauer nahe dem Eingang. Eine mögliche Deutung dieses Rituals ist die symbolische Instandsetzung des Gebäudes. Eine Frau (die Imitatorin) lief vor der Opferung mit der Zylindertrommel einmal um das Gehöft.
Aduedem 2019 :19: … the rest of the [cheri saab] TZ is distributed, snatched and eaten. When the cheri saab is over, a woman uses part of it to smear the parik or nang-gaang (if it is a woman’s funeral) like it was done to the kpaam tue.
p. 21: After that [the Gbanta] the sons/relatives bring a fowl (a small one this time) to the elders and they give it to the kobisa. They take it and go to the parik, the wall joining the main entrance, and slaughter it, use the blood to smear the wall and then throw it into ashes where the cheri saab was prepared. Children pick it up [F.K. snatch it?] and roast it and technically, this stage of the funeral is over.
Azognab 2020: 49 (sein Informant: Atombil Andoagelik, Sandema 2018): Throwing the cheri saab (millet porridge) prepared with a goat or a sheep and soup for sacrificing one of the front or back walls of the house… is done by the funeral personnel, usually, the women or sometimes men. The rest of the meal is shared among the family members.
E. Atuick 2020: 74 (nach cheri-saab): After serving the women, the kobiik in charge of the funeral, the kobisa in the kusung, and the children of the deceased, the chilie takes the liver of the animal, adds it to the remnants of saab scraped off from the sapiri and the left-over kpaam-tue from the dawn’s activities, and performs the cheri sacrifice on the left wall of the main entrance to the compound if the deceased was a man, or on the wall with the drainage at the back of the compound if the deceased was a woman. Her eyes are usually closed while she is smearing the mixture of liver, saab, and beans on the wall while saying, “When you go, tell them there is nobody left. Take this sacrifice and know that there is nobody again.” What is intriguing about this sacrifice performed by the chilie, is the fact that the performance of sacrifices in Bulsa compounds is the preserve of men, but on this occasion, it is a woman who does it while the men watch as spectators. By saying this, she is praying against further painful deaths in the same compound to which the deceased belonged. The men, led by the kobiik in charge of the funeral performance, however, perform the sacrifice of fowls on the same wall after the women are done with theirs, allowing the blood and some feathers of the fowl to remain on the wall, just like the items used by the women for their sacrifice.
Abb.: “Snatching” in Guuta. Einige Jungen balgen sich um das erbeutete Fleisch
4.2.4.7 Snatching (chiaka, Infinitiv chiagi)
Dieser in Szene gesetzte institutionalisierte Diebstahl durch Kinder (z.T. auch älteren Personen) geschieht vor und während des Beopferns der Gehöftmauer (parik kaabka).
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,119b): 14 Uhr (?): Während der Hirsebrei für die verstorbene Ehefrau zubereitet wird, ziehen alle hinter das Gehöft (s. 4.6). Viele Kinder (nur männliche?) stehen bereit. Wenn sie ein Stück Fleisch entreißen können, dürfen sie es ungestraft nehmen, aber die Frauen bilden einen Schutzwall.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Rituell erlaubtes Stehlen (snatching): Um 9.19 Uhr wurde von mir ein Junge gefilmt, der sich ein Stück Fleisch nimmt, als das Handy der bewachenden Frau klingelt. Er flieht mit dem Stück Fleisch, und balgt sich mit anderen Jungen darum, aber es wird wohl später aufgeteilt. Danach gibt es noch spätere Versuche. Ein Junge verletzt sich schwer am Blechdach und muss ins Krankenhaus gebracht werden
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa (s. 4.6): … Um 13.30 Uhr: erfolgreiches “snatching” (Grapschen) durch Jungen. Später schlägt eine Frau einen Jungen, der versuchte, Fleisch zu stehlen. Auch die Männer im kusung-dok versuchen Fleisch (vor den Frauen) zu verstecken.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200b), 31.1.89: Während hinter dem Gehöft Hirsebrei an den Rührstab geknetet wird und Hirsewasser und Bohnen der Wand geopfert werden, mischt sich ein Mann im gelben Mantel unter die Frauen, hebt den Deckel des Fleischtopfes und verschwindet unter dem Geschrei und den Beschimpfungen der Frauen mit einem Stück Fleisch. Danlardy (mein Begleiter) hätte dies auch tun können. Man sieht auch kleine Jungen, die mit einer Kalebasse oder einem Tontopf Hirsebrei davonlaufen (Video 1365).
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 226a): Nach Tötung und Zerlegen des ersten Schafes wird Fleisch gekocht und Hirsebrei zubereitet. Ein Mann geht zu den Elders und erklärt ihnen, dass es diesmal nur wenig Fleisch geben wird, weil die Kinder alles “gestohlen” hätten. Der älteste Sohn Awuliimbas versucht Kinder mit großem Stock einzuschüchtern.
F.K.: Vergleiche hierzu auch die Verteilung des zubereiteten Essens bei der Juka-Feier in Wiaga-Mutuensa (fn 88,272a), bei der sich einige Empfänger das Fleisch von anderen Töpfen nehmen.
Agbain Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 01,3b): Die cheri-lieba opfern Hirsebrei und Fleisch (s.o.), das sie selbst zubereitet haben… Den (einen?) Ziegenkopf legen sie auf ein cheng-Gefäß. Gleich nach dem Opfer kann ein Mann ihnen den Kopf “wegnehmen” (chiagi ‘snatch’).
Aduedem, 2019:25: …Then they give one bowl of TZ to the siblings (if any) of the deceased, after that they ask all to snatch (chiak) the rest of the food.
Nach Aduedems Informanten hat das “snatching” in Sandema nicht den Charakter eines Ritualdiebstahls.
Atuick 2020: 88: While the sharing is ongoing, young men or children will come and snatch the boiled head of the animal and run away with it as part of the normal joking they use to do with their deceased parent.
Abb.: Divination in Abanarima Yeri (Chiok)
Abb.: Awuliimba: Die beiden “Wahrsager” mit dem dunklen Huhn
4.2.4.8 Gbanta (divination)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Drei Männer werden zum Wahrsager Akai geschickt. Nach ihrer Rückkehr (gegen 15 Uhr) warten sie hinter dem Haus, bis sie von den kusung-dok-dema mit Hirsewasser begrüßt werden. Sie erklären, dass die Totenfeier korrekt ausgeführt wurde.
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.18: Zwei ca. 50 Jahre alte Männer werden zum Wahrsagen bestimmt. Die Wahrsagersitzung findet unter einem Nim-Baum statt. Alle Leute gehen achtlos vorbei. Als baan-doari wird ein Stock vom Nim-tree abgebrochen, der Erdboden wird gereinigt, aber man hat keine Fell-Unterlage. Statt der beiden Steine hat man nur einen Quarzstein, auf den der Stock schlägt. Beide Männer halten den Stock, der zum Beispiel nach oben zeigt oder über dem Boden kreist. Alles dauert nur einige Minuten. Keiner der beiden Männer ist ein professioneller Wahrsager. Eine Frau hat einen busik-Korb voll Hirse zum Haus der Wahrsager gebracht (Bezahlung?). Sie kommt nach der Wahrsagersitzung mit dem leeren Korb zu ihnen.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Ein Totengräber weist zwei ca. 12jährige Jungen an, die Divination durchzuführen. Sie setzen sich in eine Ecke an der nördlichen Außenwand des Gehöftes und unterhalten sich nur. Es wird nicht einmal eine angedeutete Wahrsagersitzung durchgeführt. Nach einigen Minuten gehen sie zurück in den kusung-dok und erhalten ein kleines dunkles Huhn. Mit diesem gehen sie zum Gehöfteingang, schneiden die Kehle auf und “beopfern” am Eingang die Hausecke, an der auch Hirsebrei und das Bohnengericht klebt. Einige Federn kleben sie an die Gehöftwand; danach dürfen sie sich das Hühnchen selbst zubereiten.
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200a+b), 31.1.89: Drei Männer (alle yie-nyam, Gehöftherren) ziehen zum Wahrsager Akannagayiri (Wabilinsa), und ich begleite sie. Sie tragen ein weißes Hühnchen und einen Korb voller Rispen- und Kolbenhirse. Unterwegs fallen einige Hirsekolben vom Korb, die man nicht wieder aufhebt, da dieses Herunterfallen vom Verstorbenen oder einem Geist verursacht worden ist. Der Tote (Akadem) war zu Lebzeiten sehr geizig, und will nicht, dass der Wahrsager zu reichlich bezahlt wird. Danach hebt jedoch der zweite Mann herunterfallende Kolben auf. Kurze Zeit später fällt eine Kalebasse mit gekeimter Hirse herunter, die man sofort aufsammelt.
Der Wahrsager Akannagayiri sitzt schon unter einem Mango-Baum, ca. 50 m von seinem Gehöft entfernt. Er trägt eine rote Mütze und ein großes Horn auf der Brust. Als Scheiben sucht man sich zwei einfache Steine aus der näheren Umgebung; es sind Zementbrocken, die nach der Sitzung fast völlig zerbröckelt sind. Akannagayiri hält nur eine stark verkürzte Sitzung ab: Anfangs ein Rasseln, eine Hantierung mit dem weißen Hühnchen, dann nur das Schlagen nach der binären Methode auf die beiden Steine. Obwohl der Wahrsagerbeutel vorhanden ist, werden keine Symbolobjekte gebraucht. Als man dem zweiten yeri-nyono, einem ex-serviceman, der gerade aus dem Süden zurückgekehrt ist, anbietet, als Klient Fragen zu stellen, sagt er “N ze” (Ich weiß nicht), d.h. er kennt die Praktiken nicht. Die ganze Sitzung hat etwa 10 Minuten gedauert. Anschließend trinkt man eine halbe Flasche akpeteshi.
Abb.: Abgeordnete aus Akadem Yeri beim Wahrsager Akannagayiri
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta: Um 11.24 Uhr steigt ein junger Mann in den zentralen Speicher und holt einen halben Korb Hirse heraus. Um 11.39 Uhr ziehen zwei junge Männer mit einem Huhn und dem Korb mit zamonta-Hirse los in Richtung Stauteich. Nach einigen 100 m lassen sie sich unter einem Nimtree nieder.
Abb.: Die “Wahrsager” von Adiita Yeri
Es folgt keine echte Wahrsagersitzung, das Huhn wird mehrere Sekunden lang auf den Boden gehalten, dann durch Schlagen auf den Boden getötet, sofort gerupft und am offenen Feuer geröstet. Die beiden Männer teilen das Huhn und die Hirse unter sich auf (auch mir wird etwas angeboten). Das Ergebnis der Sitzung, es stand schon vorher fest, ist, dass noch ein Huhn von den Männern an der Wand geopfert werden muss. Eine Frau macht einen Fehler, da sie das Huhn schon vor Verkündigung des Wahrsager-Ergebnisses bereitgestellt hatte. Es muss neues Hirsewasser angerührt werden. Anschließend opfert ein Mann, dem die Augen zugehalten werden, der Wand ein Huhn. Von dessen Fleisch dürfen nur Männer essen, wenn für ihren Vater schon die Totenfeier ganz abgehalten wurde.
Acha Yeri, Information aus Sandema-Chariba: In Sandema geht man am gbanta-Tag nicht zum Wahrsager, sondern zwei Jungen imitieren Wahrsager mit einem einfachen Stock hinter dem Compound. Dann gehen sie zu den elders und bekommen dafür ein Huhn, das sie sich über demselben Feuer braten, auf dem die Frauen Hirsebrei gekocht haben. In Chuchuliga kommt der Wahrsager in das Gehöft des Verstorbenen.
Information Alateng (teng-nyono von Kalijiisa): Da eine Frau in Acha Yeri an (mit?) einem Durchfall gestorben ist, kann die gbanta erst durchgeführt werden, wenn ein neuer Mond geboren ist.
Information Akanming (Wahrsager) zum gbanta-Tag (4.2.89): Das Hühnchen muss nicht unbedingt weiß sein. Der Wahrsager hält es am Anfang längere Zeit in der Hand, damit der jadok weiß, dass die Gruppe zum Funeral-Wahrsagen gekommen ist. Die Gruppe bringt folgende Dinge mit: 2 Arten Hirse, kpaama (gekeimte Rispenhirse), tabi (Tabak), 1 kpiak (Huhn): Das Hühnchen wird später dem jadok geopfert. Aus der kleinen Menge kpaama wird Pito gebraut, aus der Hirse Hirsebrei bereitet. Alles wird in dieser kleinen Menge dem jadok geopfert, es darf nichts hinzugefügt werden.
U. Blanc (2000: 214f) Die Divination findet stets nach dem cheri dungsa des Abends statt. Die Antwort auf die Befragung nach den Ursachen des Todes ist meistens: Naawen tuima (Es war ein Werk Gottes). Es wird auch gefragt, ob bei der Totenfeier alles ordnungsgemäß ausgeführt wurde.
Aduedem 2019: 21 …two young men are sent to go and sit behind the house. When they are gone, the TZ is sent to the tomb and the gravediggers use it to sacrifice the tomb (kaab buosuk), and the two young men are never supposed to see those going to the grave. When they return, the women enter inside while the gravediggers inform the elders they are back. The presiding woman brings the small [amount of] pito (gbanta daam) to the entrance of the kusung dok and the two young men are called and questioned separately where they went and what they got. One of them comes and answers that they went for soothsaying/divination (gbanta) [Endnote 91] and he would mention the name of a diviner that is late (no more) as the person they went to. “Okay what happened”? The elders would ask, and he would respond that the soothsaying indicated that the death was the work of God – ka Wenni nyei. They would give him the pito and he spits it out left, front and right. He does that three times and is allowed to go [F.K. Dieses ist wohl ein gaasika Ritual]. The other youth comes and the same questions, answers and the pito-spitting is repeated.
Azognab 2020: 48 (seine Informantin: Akaalie Aginteba 2018): Actual divination (gbanta bokka) is done on this day by a delegation dispatched by the elders in charge of the funeral to the house of the diviner to find out whether every ritual has been rightly performed and whether the ancestors (koba ale maba) are satisfied.
4.2.4.9 Da-tuek (bitter pito)
Rituale mit dem bitter pito habe ich (F.K.) nie bewusst gesehen. Ich besitze auch nur die Information von Robert Asekabta.
Information Robert Asekabta (August/September 2018 durch Facebook Messenger): …[The che-lie] also prepares the bitter pito (datuek). The malt is given her on the first day of Kumsa. It is not boilt like ordinary pito, it is just mixed in a small pot (cheng) [F.K. with cold water?]. Nothing is added. This is ready on the last day (gbanta). Nobody drinks it, it is forbidden (ku a kisi kama). Some women will go to the grave of the deceased with the drink. It is more or less for the deceased. Then it is handed over to the old men in the kusung [dok] who will pour it away. Before the drink has not been thrown away, the inlaws will not start greeting.
The ritual of da-tuek is performed in the whole of Sandema, but I (Robert) do not know if it’s performed in the whole Bulsaland. The bitter Pito is not bitter in taste, but in a virtual (religious) sense.
Aduedem 2019: 131: Towards evening, TZ and pito (the pito is called gbanta daam, literally, divination drink) is prepared by the presiding woman (both in small quantities). F.K.: Is this the bitter Pito?
4.2.4.10 Besuch der Schwiegersöhne (chichambisa) [Endnote 92] und Festbinden eines Tiers an einen Pfahl (bob-zangi)
Anyenangdu Yeri (fn 01,3b): Eine Gruppe (“Schwiegersöhne”) aus Anyenangdu Yeri bereitet sich für den gbanta-Besuch des Funeral-Hauses von Azumas Vater in Kubelinsa vor. Um 17 Uhr treffen Musiker ein (aus Anyenangdu ist nur noch Angmanya dabei). Sie spielen: 3 ginggaung Trommeln und 6 namunsa-Hörner. Vor dem Gehöft bilden sie einen Ring und spielen, während sie im Kreis gehen. Im kusung sitzen auch einige ältere Personen, die mitziehen wollen. Auch eine Gruppe der Restauration Power Chapel mit weißen Kopftüchern (Symbol der Freude) und auch schwarzer Kleidung erscheint mit ihrem Pfarrer (Bruder von Robert Asekabta), denn Azuma ist Mitglied dieser Kirche. Vor dem Abzug schlägt eine Trommel laute Einzelschläge. Es ist das Signal zum Abzug. Nach 18 Uhr in der Dämmerung ziehen sie los. Nachts kommen sie zurück und spielen wieder im Kreis (s.o.). Gegen 8 Uhr morgens versammeln sie sich im Innenhof von Akumlie (Schwiegermutter Azumas). Nach Danlardy Leander besuchen Schwiegersöhne nicht nur das Trauergehöft, sondern auch Nachbargehöfte (ko-bisa), wo sie für ihre Musik Geschenke erhalten.
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Anyenangdus Funeral: ab 16 Uhr treffen Schwiegerverwandte (chichambisa) ein. Aus Bachinsa wird ein Schaf, aus Kubelinsa eine Ziege als zaanga-dung mitgebracht.
Ferner sind In-Law-Gruppen aus Wiaga-Guuta, Wiaga-Longsa, Bachinsa, Kubelinsa, Sandema-Abilyeri, Sandema-Kori, Sandema-Tankunsa, Kanjaga und Uwasi anwesend.
Schwiegersöhne aus Sandema-Tankunsa treffen in Anyenangdu Yeri ein (1991)
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,233a), 16.3.18: Schon vor dem parika kaabka Ritual waren Gruppen von Schwiegersöhnen gekommen, sie dürfen aber vor der parika kaabka die Elders nicht begrüßen. Es erscheinen Gruppen aus: 1. Zamsa, 2. Siniensi, 3. Wabilinsa 4. (später, um16.40 Uhr) Kadema. Bei jeder neuen Ankunft zündet man 4 Böllerschüsse.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88,120a): Schon mittags hatte ein Gast ein Loch in den Boden direkt vor dem Eingang gehackt. In ihrem Zug zur Matte schreiten die Töchter des Hauses darüber. Später sollen ihre Gatten (die Schwiegersöhne) Geld hineinlegen, das nur für die Kinder des Hauses bestimmt ist. Um 14.50 Uhr kommen die Schwiegersöhne. Die Töchter des Hauses (ihre Ehefrauen) sind schon seit dem ersten Tag da. Die Schwiegersöhne kommen auch, um ihre Frauen wieder abzuholen. Wenn einer ausbleibt, bleibt die Frau im elterlichen Gehöft, bis ihr Mann kommt.
Ein wehklagender Schwiegersohn wird gestützt. In der Gruppe aus Sichaasa muss ein trauernder Mann beim Klagen immer lachen (Danlardy: Es sind Freunde des Schwiegersohns, die nur wegen des Essens und wegen des Geldes für ihre Musik kommen). Etwas später erscheint ein alter Mann aus Sichaasa mit dem jungen Schwiegersohn. Den Schwiegersöhnen gibt man eine Kalebasse, um hierdurch die Mühen des Grabschaufelns anzudeuten.
Die Gruppen spielen nur ginggaung-Trommeln und namunsa.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Nach 21 Uhr des kpaata dai: Abgeordnete der Sektionen der Ehefrauen Awuliimbas sitzen in den Innenhöfen dieser Frauen. Söhne Awuliimbas begrüßen sie: 1. im Innenhof “Wiaga”; 2. im Innenhof “Balansa”. Dort sitzen Awulimbas wife´s brothers´ wives und andere; sie geben den Gästen 2 Stück Tabak zum Pfeiferauchen; 3. Begrüßung im Bilinsa-Hof (Bilinmonsa?).
(fn 88,226a), 10.3.89: [gbanta dai] Eintreffen der Schwiegersöhne: Sie klagen und setzen sich dann in Gruppen unter einen Schattenbaum (danach beginnt der gesellige Teil).
Akadem Yeri, Wiaga-Yisobsa (fn 88,200b), 31.1.89, nach dem Maueropfer: Bei unserer Heimfahrt kommen uns noch viele Schwiegersöhne entgegen, die 3-5 Hackenklingen in der Hand haben.
Abapik Yeri, Wiaga-Badomsa: Information Danlardy Leander (88,305b): Die Schwiegersöhne erhalten im Trauerhaus zwei Kalebassen Hirsewasser und 1 Korb Erdnüsse.
Atinang Yeri, Wiaga-Badomsa: Zum Funeral von Atinang (fn 06,6a) kommt seine Tochter Asie schon mit ihrem Mann am 2. Tag. Beide trauern vor der Matte getrennt
Bob zangi
Anyenangdu Yeri 1991: Das von Schwiegersöhnen geschenkte Schaf wurde an einem Pfahl (zangi) angebunden.
Acha Yeri, Sandema-Chariba: Eine starke Abordnung aus dem Elternhaus erscheint aus Abuluks Geburtssektion in Chana. Ihre Begrüßung vollzieht sich durch die Elders von Kalijiisa: 1. nur Begrüßung, 2. (eine halbe Stunde später): Anbieten von Sitzbänken 3. Begrüßung mit Reden; Alateng (Erdherr) gibt dem elder der Chana Sektion 2 kleine Stückchen Tabak (für die Pfeife).
Information Leander Amoak (fn 81,24b): Wenn der Vater oder die Mutter einer verheirateten Frau gestorben ist, muss ihr Gatte beim Besuch der Totenfeier eine Ziege oder ein Schaf an einen Pfahl (zangi) binden. Sonst können Schwiegereltern ihre Tochter zurückfordern. Das Tier wird immer verkauft, um die Auslagen der Feier zu decken (nansiung-Schaf wird immer getötet).
Information Yaw (fn 97,19b?) Es müssen nicht nur die Schwiegersöhne des eigentlichen Trauerhauses mit Trommeln kommen, sondern auch die der ko-bisa (Atuiri, Atinang, Angoong). Schwiegersöhne aus Anyenangdu Yeri gingen auch mit Trommeln nach Atinang Yeri.
(fn 08,17a): Ohne Durchführung der parik-kaabka dürfen Schwiegersöhne nicht kommen. Sie sollen die Geheimnisse nicht kennen, die etwa bei der Wahrsagerbefragung herauskommen. Daher weist man ihnen Plätze in einer gewissen Entfernung vom Gehöft zu.
Information Yaw (fn 01,2b): Wenn eine eingeheiratete Frau des Hauses schwanger ist, dürfen ihre Verwandten das bob-zanga Ritual nicht ausführen.
Information Danlardy Leander (fn 88,310b): Alten und angesehenen Schwiegerverwandten kann eine Kuhhaut angeboten werden (auch zur kuub-kpiema kumsa).
U. Blanc 2000: 216ff: Für Schwiegersöhne besteht eine strenge Verpflichtung, den Veranstaltern Hackenblätter und eine Ziege (bob-zangi Tier), die zeremoniell an einen Pfahl gebunden wird, zu schenken. Eine Auslassung kann zur Scheidung führen. Zusätzliche Gaben sind Schnaps, Kolanüsse und Geld. Die singenden Schwiegersöhne werden eigentlich nur mit einer ginggaung diak begleitet. Jede Gruppe bekommt einen Platz unter einem Baum oder in einem freien kusung. Sie dürfen erst nach der parika kaabka in Aktion treten. Als erstes grüßen die Schwiegersöhne die Elders im kusung dok und überreichen ihre Geschenke. Dann ziehen sie singend mit der ginggaung diak in den Viehhof.
Aduedem 2019 ;20: … the sons in-law come to perform the funeral – nye kuumu – (except in the case where the son in-law’s wife is pregnant. In that case it is strictly forbidden). When a son in-law is coming, he and his entourage (with their own set of ngan-nangta)… mourn by wailing/crying and enter the house. The women among them enter the dabiak (courtyard) while the men upon entering the nankpieng, return and sit down (usually the youth from the area send logs to them to sit on) under the nearest shade (but not the kusung). When they stop mourning, women from the house bring water for them to wash their faces. They would wash and return the calabashes with money inside as a token of appreciation for the water.
Through their link man (san yigmoa), they send word to the kusung dok that they want to greet. When they get to the kusung dok, they squat before the elders and greet them (the elders). Then they give goora (cola nuts), taba (tobacco), three hoe blades, one for cold (ngoota kui) [Endnote 93], another for covering the ear (turi ligka kui) and the last for covering the tomb (vorub ligka kui) [Endnote 94], drinks (mostly akpeteshi, but a crate of beer, too, is allowed), millet in a basin with smoked guinea fowl on top and a goat or sheep “for the ‘tying of the pole’ (zangni bobka)” [Endnote 95]. These animals are usually sold after the funeral rites to defray some of the costs incurred by the family during the funeral rites [Endnote 96] or they just “find a way of getting rid of them because it is strictly forbidden for the widow to eat anything from them, she cannot even step on their excreta.” Then they enter inside the court yard, greet the women and give them also cola nuts, tobacco, drinks, money, etc. …sons in-law are encouraged to prepare food and drinks, in order to refresh those that would come with him [them?] to help mourn his in-law.
Azognab 2020: 46 (Sein Informant: Aboro Atengkanya, Abilyeri 2018): On the final day of the dry funeral celebration when a lot of visitors, especially, chichambisa (sons-in-law) troop in to console with the bereaved family and offer drinks and money, it is the yeri-lieba or the che-lieba (as the case may be) who sit in the dalong (local hall) to respond to the greetings and receive the gifts.
4.2.4.11 Abwaschen der Erdbemalung
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa (fn 88,225b), 9.3.89: Die daluk-Farbe darf bis zum gbanta dai nicht abgewaschen werden, sonst treten Sanktionen ein.
U. Blanc (2000. 219) Während Schwiegersöhne ihren Verpflichtungen nachkommen, waschen sich Angehörige die rote Lateriterde im Viehhof als finale Handlung ab. Danach beginnen die Verabschiedungen.
4.2.4.12 Weitere Geschenke an Teilnehmer und Gäste
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa: Die Schwiegerverwandten aus Bachinsa (Sektion von Anamogsis ersten Frau) werden bewirtet und erhalten ein Schaf, das in Anyenangdu Yeri getötet, aber nicht enthäutet wird. Anamogsi begründet dieses Geschenk damit, dass er zur Verwandtschaft seiner ersten Frau immer ein gutes Verhältnis hatte.
Abanarimi Yeri, Wiaga-Chiok-Ayaribisa: Um 16.50 Uhr bringt man einen busik voll zamonta und zapiela in den kusung-dok (die ehemalige Schmiede). Eine Kalebasse voll hiervon ist für die Rasselfrauen bestimmt. Eine Frau bringt einen busik-Korb voller Hirse in ihr Wohngehöft in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Zum kusung-dok werden Kalebassen mit Sorghum und anderen Hirsearten gebracht: Geschenk für die Elders (Video 5082)
Information Danlardy Leander, September 1996 und Januar 1997 (Briefe): Die Frauen der Söhne des Verstorbenen bringen als Geschenk eine Matte oder, wenn sie es nicht können, eine Kalebasse. Die Matten werden am gbanta-dai an die che lieba (Imitatorinnen) verteilt. Wenn einige übrig bleiben, gibt man sie auch an Töchter des Toten.
4.2.4.13 Bogen und Köcher
(siehe 2. Tag des Kumsa-funerals: 4.2.2.6: Bogen, Köcher und andere Waffen
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa-Anuryeri: Bogen und Köcher des Toten werden zurück in den kpilima-dok gebracht.
4.2.4.14 Essen für die Gäste
Abanarimi Yeri (Wiaga-Chiok-Ayaribisa): Nach 17.30 Uhr starten das Essen und danach die Vergnügungen (diinta).
Agaab Yeri, Wiaga- und Adiita Yeri, Wiaga Guuta: Nach 15 Uhr beginnt das Essen für die Gäste. In Guuta war schon am frühen Morgen ein Schaf für die Gäste getötet worden. Dass es kein rituell getötetes “Opfer” war, sah man daran, dass seine Haut am offenen Feuer abgeschröggelt wurde. Als man auch mir nachmittags ein warmes Essen bringt, erklärt man mir, dass ich dieses nicht ablehnen könne, da die Bewirtung von Gästen “zum Ritual einer Totenfeier” gehöre.
4.2.4.15 Pobsika der Witwe am Haupteingang
Aduedem 2019: 22: The presiding woman of the funeral also brings the widow to the main entrance and she (the widow) blows some ashes to the presiding woman (pomsi tuntuem/buntuem). With the tuetuem/buntuem pomsika over, the widow can now associate and move freely among the people until the juka rites again – where she resumes her life of isolation. The funeral at this stage is over…
4.2.4.16 Öffnung des Speichers (bui)
Anyenangdu Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 94,87b; 97,51a; 9763b*): Der zentrale Getreidespeicher, der am ersten Tag des Kumsa-funerals, nach dem ersten Lied (yiili) geschlossen wurde (bui lika), wird am Ende des 4. Tages (gbanta) wieder geöffnet (bui laka)
Information Danlardy (fn 01,22a): Die obere Öffnung des Speichers von Anyenangdu Yeri war nicht völlig mit Lehmballen geschlossen worden.
5 DIE (KUUB-) JUKA ODER NGOMSIKA TOTENFEIER
5.1. Einleitung zur Juka-Totenfeier
5.1.1 Besuchte Juka-Feiern des Autors
Vom Autor (F.K.) wurden vor allem zwei Juka-Feiern besucht und durch Nachfragen ausgiebiger dokumentiert (Asiuk und Mutuensa), über eine weitere Feier in Chiok (Mai 1990) konnten nur einige Informationen durch meine Helfer gesammelt werden. Eine wichtige zusätzliche Informationsquelle ist daher die Beschreibung von Joseph Aduedem (ausführlich 2019 und gekürzt 2020: 54-61), die er aufgrund einer Befragung seines Großvaters Alanjo Aduedem (Sandema-Bilinsa) angefertigt hat.
• Juka Funeral in Wiaga-Mutuensa (Ajusong or Ajuyong Yeri) für einen verstorbenen Wahrsager: 24.-27.4.1989; Teilnahme: 24.4. (cheesika/bogsika, fn 88,270), 27.4. (lokta juka dai, fn 88.270+272)
• Die Juka Totenfeier für den verstorbenen Wiaga Häuptling Asiuk (im folgenden abgekürzt durch “Asiuk”): 6.7. – 12.7. 1994; Teilnahme: 9.7. (sira manika dai, fn 94,14+15a). Am 10.7. (lokta juka dai) fotografierte Danlardy in meinem Auftrag Riten und sammelte Informationen.
• Chiok, Mai 1990 (fn 88,305b): senlengsa dai in Wiaga Chiok. Meine Helfer Danlardy und Adama machten Fotos und sammelten Informationen.
5.1.2 Allgemeine Informationen über die Juka
Namen: Juka = Verbrennen (der Köcher usw.); J. Agalic u.a.: kuub juka = burning the funeral; ngomsika = Kratzen. Eine einleuchtende Erklärung für diesen Namen konnte ich nicht erhalten. Wenn nur das Kumsa-funeral abgeschlossen wurde, sagt man, dass nur eine Hälfte zelebriert wurde (nye kuub zaani).
Zeitpunkt und Bedeutung: Obwohl erst die Juka-Feier den Einzug des Verstorbenen in das Totenreich (kpilung) ermöglicht, scheint man mit ihrer Abhaltung im Vergleich zur Kumsa keine große Eile zu haben. Oft liegen viele Jahre zwischen Kumsa und Juka. Ein Grund mag sein, dass die in der Stellung des Verstorbenen amtierenden Nachfolger ihre soziale Position und den verwalteten Besitz (Länderein, Vieh) des nach der Juka Ahnenstatus erlangten Mannes an den nach der Genealogie wahren Nachfolger abgeben müssen (siehe Kröger 1982 und 2003). Ein großer Nachteil einer langen Verschiebung der Juka wäre es, dass auch gebärfähige Frauen lange auf eine Wiederverheiratung warten müssten. Heutzutage erlaubt man ihnen jedoch eine neue Beziehung, die dann am 3. Tag der Juka (siehe 5.2.4.7) durch die Wahl der Witwe einen ganz offiziellen Status erhält.
Die Aussagen verschiedener Informanten und Autoren weisen untereinander Widersprüche auf, die hier nicht weiter untersucht oder berichtigt werden konnten
Information Margaret Arnheim (fn M28a): Erst durch die Juka/Ngomsika Feier wird man Ahne. Für den/die letztgeborene(n) Sohn oder Tochter wird die Juka nicht ausgeführt, aber er (sie) wird doch Ahne.
U. Blanc (2000:221): Insgesamt wird die Vielfalt von musikalischen Darbietungen der Kumsa-Totenfeier nicht erreicht.
Aduedem 2020:54: This part of the funeral celebration takes four days… In the case of a man of status (kpagi), who was also a yeri nyono and had sacrificed to great ancestral gods, it takes six days.
5.2. Chronologische Auflistung der rituellen Ereignisse
Vorbemerkung: Die Namen der Festtage und der Verteilung der Ereignisse auf die verschiedenen Tage scheinen nicht völlig fest zu liegen. So wurden im Gehöft des Häuptlings Asiuk nicht am 3. Tag, der dort auch Lok tuilika (Wenden des Köchers) oder Sira manika genannt wird, die wichtigen Riten der Verbrennung der Köcher und Zerstörung der Töpfe ausgeführt, sondern am 4. Tag, der dann Lokta juka genannt wird. In Mutuensa wurden Köcher und Töpfe am 3. Tag zerstört, der hier auch Sira manika oder Lokta juka genannt wird. Wenn am 3. Tag die Waffen verbrannt werden, heißt der 4. Tag Senlengsa dai.
Abb.: Cheesika: Eine Mutuensa-Gruppe hat in Chiok Nahrungsmittel gesammelt
Abb.: Cheesika in Chiok: Die Mutuensa Imitatorin
5.2.0 Vortag: Cheesika (Einsammeln) oder (Lehnwort Twi) Bogsika
Ajuizong Yeri Mutuensa, Wiaga, (fn 88,270a), 24.4.89: Gleichzeitig oder überschneidend mit Aktionen im Haus des Verstorbenen sammelt eine vorwiegend aus Frauen einschließlich der Witwe bestehende Gruppe aus diesem Haus Nahrungsmittel für die Feier in allen Gehöften der Sektion der Mutter des Verstorbenen, aber auch in anderen Häuseern der Sektion (hier: Chiok). Begleitet wird die Gruppe von der Imitatorin mit langem Mantel und tangkalung-Schurz und einem Mann, der den Bogen und Köcher mit Pfeilen des Toten trägt (siehe Foto). Das Foto zeigt Körbe und Schüsseln mit Kolbenhirse und geschenkte Hühner.
Information Yaw (fn 08,112b): Gesammelt werden zum Beispiel Hirse oder gekeimte Hirse (für kpaam ngabika des folgenden Tages). Nur Frauen geben direkt Spenden. Ein Mann kann etwas durch seine Frau geben lassen.
Aduedem 2019: 23 (revised): [Nach Aduedem finden diese Bettel-Besuche in Sandema am 1. Tag, Kpaama ngabika, statt].
Then they call the widow and ask her to go and beg for resources to perform the final funeral rites of her husband. This begging symbolises the dependence of the widow on the generosity of society.
She could go to one house in the morning, one in the afternoon and one in late afternoon. In any of these three rounds, when she gets to a house the men will give her zaa (millet) while the women could give her ingredients, shea nuts, etc. When she has taken enough rest after the third round, she goes to her san-yigma (link man’s) house. He takes her to a diviner (baanoa) and divines for her. They will both return to the san-yigma’s house and the san-yigma’s wife prepares TZ (millet porridge, Buli saab) for her to eat. The san-yigma then brings her back in the night, by which time they would have ground the kpaama (pito malt) waiting for her to come before they put the malt-flour (kpaam-zom) into water.
Azognab 2020: 50, Information durch Atombil Andoagelik, Sandema 2018, [Nach Azognab finden diese Bettelgänge am 1. Tag, Kpaama ngabika, statt]. This [the first funeral day] is also the day the pikogi (widow) is made to go round the community to beg for food items such as millet, beans, groundnuts and others if the deceased person was a married man.
Ajuick 2020: 89: (am ersten Tag): The kuub-juka rites normally start with a journey to the maternal uncle’s compound of a deceased man or the paternal compound of a deceased woman for two main reasons: to collect things for the performance of the final rites… The cheri-deiroa [cheri-dieroa, Imitatorin] must dress up in the deceased’s clothing and animal skin, carry his walking stick, etc., if he was a man, or carry her basket and food stick if she was a woman, and follow the travelling team to the compound of the deceased. The travelling team to a deceased man’s maternal uncle’s compound usually includes children of the deceased, one or two of their kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s). The travelling team that goes to a deceased woman’s paternal compound includes her children, the san-yigma [her marriage intermediary], one or two kinsmen, the cheri-deiroa, and her female escort(s). As soon as they arrive at the compound, the cheri-deiroa continues her role as impersonator of the deceased…
While this is going on, the delegation enters the compound and sends for the elders to inform them about their mission. The leader of the delegation, speaking on behalf of the rest, exchanges pleasantries with the elders and says to them, “Your son (or daughter) wants to go home and that is why I have come to inform you before giving him/her permission to go home and rest.” After this, the delegation is fed and refreshed by the family before rising up to start their compound-to-compound rounds within the lineage for the collection of foodstuffs, especially millet and sorghum, as well as guinea fowl and other domesticated fowl that they can catch or kill. During this compound-to-compound travel, the delegation will visit every compound on the maternal side of a deceased man’s lineage or the paternal side of the deceased woman’s lineage, for the collection of foodstuffs and birds. The cheri-deiroa, just like her late parent-in-law used to do, has license to play with any of her uncles by catching any livestock that belongs to him without any resistance. Hence, with the assistance of her team, she can catch and kill as many birds as she can, as long as the birds are found in any of the compounds in the paternal lineage of the parent-in-law she is impersonating. After they have covered every compound within the lineage, collecting everything they need to collect, they will return to the original compound the deceased is related to or hails from…
5.2.1 Erster Tag: Kpaama ngabika dai (preparing malt)
Ajuzong Yeri, Wiaga-Mutuensa (fn 88,270-73, Teilnahme F.K.) Das Funeral wird abgehalten für:
1. einen verstorbenen Wahrsager, der mit einer anwesenden Aschanti-Frau verheiratet war
2. für die in Mutuensa verheiratete Akandetuire, eineTochter aus Abasitemi Yeri (Badomsa)
3. eine Frau aus Atana Yeri (Chiok)
4. eine Frau aus Wiaga-Yisobsa
5. eine “Tochter des Hauses” (yeri lie), die nicht im Hause ihres Ehemannes gestorben war.
Leanders pok nong kam aus diesem Haus, daher ist seine Frau Afulanpok anwesend.
5.2.1.1 Elders im kusung
Aduedem 2019: 22f: On the first day, every nisomoa and yeri nyono comes to the house with millet (zaa) and the woman who ‘sat on the funeral’ (presiding woman) comes to sit with the widow (jam kali wa ngaang – literally, comes to sit behind her). When the elders arrive, they sit in the kusung dok as usual with their zaa (millet). The zaa are mixed together (from the various sources) and put into two traditional baskets (busiksa). The sons/relatives provide tobacco (tabi), a fowl and an animal… which are taken together with some of the millets from the two baskets to the grave by the gravediggers for the vorup chiesika rituals [Aduedem: chiesi =to collect; it refers to the kobisa bringing millet; zu den Ritualen am Grab siehe 5.2.3.17 und 5.3].
After that they come to the house and the elders thank them. The elders will then call the presiding woman [chelie or kuum zuk kaliba] to the kusung and give her some of the millet and kpaama – pito malt; germinated guinea corn grains (first stage of brewing pito [Endnote 97]) – provided also by the sons/relatives to grind for them (symbolically it means to prepare pito for them). When she takes the zaa and the kpaama inside, the sons/relatives now add a good quantity of pito malt that will be enough for the funeral celebration. However, after she has entered, the elders share the rest of the zaa in the two baskets among themselves.
5.2.1.2 Brauen des Hirsebiers und Eröffnung (announcement) der Feier
Frauen brauen Pito, der am letzten Tag getrunken wird. Nicht viele Leute sind anwesend
Aduedem 2019: 23f: The san-yigma then brings her [the widow] in the night, by which time they would have ground the kpaama (pito malt) waiting for her to come before they put the flour (kpaam-zom, [Endnote 98] into water.
When the kpaam-zom is kept in water, they announce [the funeral] by shouting: “ba pa baan yuni yooo” (i.e. they have taken the diviner’s bag). This announcement is proclaimed from one house to the other. Then every relative (especially the sons) will now start preparing their pitos for the fourth day.
E. Atuick 2020: 90: Following their return, they must buy or make fermented millet malt for the brewing of the kpaam-tiok [pito brewed especially for Juka purposes] to be used for the commencement of the Juka rites. After the malt is ground in readiness for the brewing of the kpaam-tiok and the date is set for the start of the final rites, a messenger, usually any male kinsman or a san-yigma, is sent to the paternal compound of the deceased man’s mother or that of the deceased woman to invite them to come and join them. Where the deceased was a man, men from the maternal uncle’s compound may choose to arrive the next day to participate in the drinking of the kpaam-tiok or wait until the third day of the rites to join them.
5.2.1.3 Gäste schlafen bis zum Ende der Juka-Feier im Funeral-Haus
Aduedem 2019: 24: People start to sleep at the funeral house from that day (gua kusung).
Azognab 2020: 48: It must be stated that during both the burial and the dry funeral rituals, the men of the community are expected to sleep outside by the funeral house each night as a custom.
5.2.2 Zweiter Tag: Nyaata soka dai oder jueta soka dai (‘Tag des Bades’) oder (nach Azognab) auch Juem soka dai (the day of the ritual bathing of the widows)
5.2.2.1 Nachmittags werden Gäste begrüßt und Reden gehalten.
5.2.2.2 Vorbereitung der Witwen
Ajuzong Yeri, Wiaga-Mutuensa: Es gibt 10 Witwen (8 aus Ajuzong Yeri, 2 aus einem Nachbarhaus, Akabere Yeri?). Sie tragen entweder vorne und hinten Blätter (oft vom Nim-tree) oder vorne Blätter und hinten einen roten Faserschurz (vaata, siehe Foto).
Abends wird am tampoi Wasser in samoansa-Töpfen gekocht. Es werden auch ein liik (für kaltes Wasser?), chengsa und kpalabsa gebraucht.
(Nicht beobachtet:) Die Körper der Witwen werden zum Schutz vor dem heißen Wasser von der jom-suiroa-Frau dick mit Schibutter eingerieben. Wenn eine Witwe Verbrennungen bekommt, bedeutet das, dass sie ihrem verstorbenem Gatten nicht treu war.
Abb.: Ajuzong Yeri: Der Badeplatz nach dem Bad
5.2.2.3 Kopfschur und Bad der Witwen (nicht beobachtet)
Ajuzong Yeri, Mutuensa (fn 88,270): Die Witwen in Blätterkleidung werden nacheinander nach dem Alter mit heißem Wasser aus Kalebassen übergossen: zuerst der Kopf, dann der Körper. Zuschauende Frauen äußern Beifall durch Ululation (wuuling oder weeling). Am folgenden Tag stehen noch große Töpfe (samoansa), aber auch chengsa, kpalabsa und ein liik am tampoi. Sie wurden zum Bad der Witwen verwendet (siehe Foto).
Asiuk (fn 94,15a): nach Informationen durch Danlardy Leander: Am Abend des 8.7.94 wird Wasser gekocht. Die 8 Witwen Asiuks erscheinen in Blättertracht. Ihre Körper werden ganz dick mit fester Schibutter eingerieben. Danach hockt sich die älteste Witwe am tampoi und man schüttet ihr mit einer Kalebasse heißes Wasser über den Kopf und dann über den Körper. Einige Frauen machen wuliing. Nachdem alle 8 Witwen hintereinander gebadet wurden, werden sie wieder in ihre Wohnhöfe geführt.
Anyenangdu Yeri (fn 06,Bf 1a), Information durch Agoabe (Brief 24.5.07): Das Bad der Witwen fand am tampoi statt. Die Organisation hatten Afulang aus Atuiri Yeri und Akanpigma aus Adum Yeri. Vor dem Bad wurde eine gaasika ausgeführt.
Aduedem 2019 :24 (vgl. 2020: 55): Towards late evening, a woman sets water in a clay pot on fire on/by the rubbish heap (tanpoi) outside the house. The widow, surrounded by women is brought out to sit also by the tanpoi. Any widower (whose wife’s final funeral rites have been performed) is called upon and he comes to shave the widow. When the water (now called juom) starts boiling by night time then, the women ululate (nag weliing) in jubilation for the water boiling. There is joy because the boiling water shows there is no issue, for when there is a problem, the water will never boil until the issue is found out (through divination) and solved. When the water is boiling, the juem suoroa [Endnote 99] suoroa (a woman traditionally “trained” for that ritual) fetches some of it into a chari [Endnote 100], pours some quantity of cold water into it and baths the widow surrounded by women to form a wall. The widow is smeared with shea butter and daluk – “red clay paint (laterite; use for ritual painting of the body, e.g. at a funeral… [Endnote 101]) – before bathing her with the hot water. This ritual bathing is what is called nyaata soka or juem soka (water bathing) by which the second day celebration derives its name (nyaata soka dai). It is believed that “if the woman is innocent about the death of the husband, the hot water will never burn her”
(F.K.) Eine zweite Kopfrasur findet gegen Ende des Juka-funerals statt. Siehe 52.4.8.
E. Atuick 2020: 90f: The next day of the rites is reserved for the widowhood rites during which wives of the deceased are made to undergo a ritual cleansing bath. From the onset of the funeral rites, wives of the deceased are confined to a room where only a juenseiroa [Aduedem: juem-suoroa; woman appointed to care for widows and oversee the performance of their widowhood rites during funerals] has access to them. Only old widows living in a different compound who have not slept with a man since their deceased husband’s funeral rites were completed are qualified to play the role of juenseiroa. The widows cannot eat or touch anything associated with the performance of their husbands’ funerals until they undergo the ritual bath in the evening of the penultimate day of the juka rites. As a result, only the juenseiroa provides food and water for the widows pending the completion of the ritual to prove that they have not betrayed their late husband by having sex with another man. One of the juenseiroa’s key roles is to prevent men of the compound from getting close enough to be able to touch the widows, which would result in forcing such “contaminated” widows to choose the men who touched them as husbands after the rites.
Early in the morning, the san-yigma who performed the marriage rites of each wife must go into the bush with the juenseiroa to harvest leaves for the widows to cover their nakedness before undergoing the ritual bath. After putting on the leaves with ropes around their waists, solid sheabutter is smeared all over the bodies of the widows, after which boiling hot water is poured on each of them three times. It is believed that the hot water will only burn women who have not maintained their purity after the death of their husbands. From my observation, the thick sheabutter protects widows from any serious burns from the hot water because sheabutter is impervious to water. Thus, as soon as the hot water is poured on the bodies of widows, it runs down quickly due to the sheabutter smeared on their bodies, and so does not cause any serious burns.
Azognab 2020: 51-53:…As part of the widowhood rites, during the kuub-juka (wet funeral/burial) the widow is led through the main gate to the back of the house by other women where she will have the first ritual bath known as the gmanyaksoka [ngmanyak soka]… The gmanyak is identified among the Bulsa for purification purposes. In the juka celebration of the funeral, further purification rites for the widow are the zukponika (shaving of the hairs) and nyaata soka or jiuam soka (ritual bathing) explained earlier. I observed that both the shaving and the bathing is done in the night of the nyaata soka dai. The rituals take place outside, in front of the house at the family’s tampoi (ash heap or compost heap) where all the refuse of the household are dumped. In the early part of the evening the widow is brought out through the main gate of the house, again, with only the vata (leaves of the shea butter tree or other trees tied together) round the waist with a string tied around her head for the shaving and bathing on the ash heap or compost heap. She is seated at the ash heap or compost heap and is surrounded by a group of women and while the shaving and the bathing is going on, these women ululate. The ululating by the kolieba (married women in the community who hail from the same area of the widow to marry there), is to encourage the widow to bear the heat of the boiled water and also to praise her for her fidelity. This is because the Bulsa hold the beliefs that if the widow stayed morally pure during the widowhood, the water will boil easily and that, no matter how hot the water is, the widow will not feel the heat. In other words, the Bulsa believe that if the widow had been faithful to her husband, the water will not burn her, but if not she would feel the pain from the hot water. So the ritual bathing is also a test of the widow’s fidelity. In the ritual process, the widow’s hair is shaved first, then she baths with warm water boiled in the herbs, in fact, the boiled water is poured on her. This is done in the full glare of everybody. The women only form a queue around her. Formerly, the widow used to bath completely naked but these days, they are often permitted to bath with their under pants on. She baths with really boiling water…
According to the traditional beliefs of the people of Buluk, under no circumstance should a spouse refuse to go through the ritual during the funeral of her spouse. Unless the widow goes through the ritual, she is considered unclean. In the olden days, a spouse was banished from her husband’s home if she refused to go through the widowhood rites. The widowhood rites among the Bulsa can be very humiliating. Despite the fact that they are meant for spiritual separation of the widow from the deceased husband and incorporation into the society, it calls for modification to make it more humane and acceptable in contemporary times.
5.2.2.4 Mahlzeit der Witwe(n) am tampoi
Aduedem 2019: 25: After bathing, the juem suoroa prepares TZ and bogta soup with mud fish for the widow, still by the tanpoi. She eats that food alone, but any woman whose husband is late and the final funeral rites have been performed can eat that food too.
5.2.2.5 Die Witwen werden in ihre Wohnquartiere geführt
Aduedem 2019: 25: When she has finished eating, the rituals for that day come to end and the widow is led inside. She will rub her back against the dalong before she enters inside the room to lie down.
Nach einigen Informationen kann die Gattenwahl der Witwen auch gleich nach dem Bad stattfinden.
5.2.2.6 Biisa lika (Schließen der weiblichen Brüste)
Information Anyiini (unverheiratete Frau aus Anyenangdu Yeri) 1997: Falls eine ältere verheiratete Frau verstorben ist, bringen ihre Töchter im gebärfähigen Alter einen samoaning zum Trauerhaus. Bei Auslassung dieses Rituals würde die Milch in den Brüsten der gebärfähigen Tochter “auslaufen” oder die Brüste würden mit Beulen besetzt werden.
5.2.2.7 Der poali-Lederarmring mit Medizin
Information Anyiini (Anyenangdu Yeri): Am 2. Tag der Juka legen viele Teilnehmer einen poali-Lederarmring mit Medizin an. Einige betrachten ihn als juju, andere “just for fun”. Dieser Brauch besteht im ganzen Bulsaland.
5.2.2.8 Vei [vie] cheesika
Azognab 2020: 50 (Information durch Atombil Andoagelik, Sandema 2018): In addition [to the widows’ bath], on this [second] day, every household in the community is expected to bring a basket of millet or sorghum to the funeral house to be shared. This is called vei cheesika (literary, contributing to the grave). Although these millet and sorghum are shared among the elders and the undertakers, it is believed they are for the deceased person as part of preparing him or her for the journey to kpilung (the land of the living dead).
5.2.3 Dritter Tag: Sira manika dai (Tag der Hirsebreizubereitung), lok tulimka dai oder lokta juka dai (Tag des Umdrehens oder Verbrennens der Köcher) oder (beim Funeral einer Frau) puuta-dai (Tag der puuk-Töpfe)
Besuchte Feiern (F.K.): In Ajuzong Yeri, Mutuensa, kam ich mit meinem Assistenten Danlardy Leander morgens am 27.4.89 um 5.45 Uhr am Gehöft an.
Das Gehöft des verstorbenen Chiefs Asiuk konnten Danlardy und ich am 9.7.94 erst gegen 16 Uhr besuchen.
5.2.3.1 Kpagluk-Opfer (Vgl. kpagluk der Kumsa-Feier, 4.2.2.1)
Ajuzong Yeri, Wiaga-Mutuensa, (fn 88,270b): Morgens um 4 Uhr wurden etwa 40 Hühner und 2 Widder (rams) getötet und ihnen die Köpfe ganz abgeschnitten. Ihr Blut floss auf Bogen, Pfeile und Köcher (nicht gesehen).
Hühner, die eintreffende Gäste als Geschenke für den verstorbenen Mann mitbringen, werden sofort an der linken Seite des Gehöfteingangs getötet, die Federn an die Wand geklebt und die Hühner sofort über dem Feuer geröstet. Der verstorbenen Frau bringt man hinter dem Haus Opfer dar.
5.2.3.2 Fellbeutel Orakel
Ajuzong Yeri, Wiaga-Mutuensa (fn 88,270b):
Gegen 8 Uhr morgens wird ein Fellbeutel (bunlok) geöffnet, in den man am Vortage Hirsekörner und flüssiges Schi-Öl gegossen hatte. Wenn das Öl hart geworden ist, ist es ein schlechtes Zeichen: man hat zum Beispiel einen Fehler bei der Totenfeier gemacht oder einer der Teilnehmer wird bald sterben. In dem aktuellen Fall ist das Öl noch flüssig.
5.2.3.3 zong-zuk-cheka: Musikanten auf dem Flachdach (vgl. 4.2.1.10 am Kumsa dai)
Asiuk, Auf dem Flachdach spielen Musikanten 3 ginggaung (Zylinder-Trommeln), 1 namuning (Horntrompete), 1 sinleng (Doppelglocke), 1 wiik (Flöte).
U. Blanc (2000-223): Das Trommeln auf dem Flachdach bei Anbruch des Tages signalisiert den Beginn des [Juka] Rituals. S. 221: Die kobisa des Verstorbenen sind für die musikalische Darbietung verantwortlich.
Abb.: Ajuzong Yeri: Der zubereitete Hirsebrei
5.2.3.4 Zubereitung der Mahlzeit und Verteilung (auch für Opfer an den Köcher)
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (fn 88,272a): Noch im Dunkeln des frühen Morgens bereiten die Witwen den Hirsebrei, der dem Köcher geopfert werden soll. Auch Nachbarinnen haben Hirsebrei mit Fisch (jum-goalik) und Yams zubereitet und bringen diese um 9 Uhr in einer Prozession in das Trauerhaus.
Später stehen hinter dem Speicher (bui) im Viehhof etwa 20 kpalabsa mit weißem oder rötlichem Hirsebrei (aus zamonta), darunter ca. 20 chengsa mit Sauce (siehe Foto) und viele Kalebassen mit Fisch, Yams, bumbota (essbare Knolle aus dem Buschland), koosa (Bohnenkuchen und suma (Rundbohnen).
Das für Besucher aus anderen Sektionen zubereitete Essen wird verteilt. Aus der eigenen Sektion dürfen nur Halb- und Vollwaisen davon essen. Es werden Namen der Sektionen hintereinander aufgerufen und der aufgerufene Vertreter diese Sektion kann sich ein Gedeck aussuchen. Eine gefüllte schwarze Kalebasse ist jedoch nur für die Opfer an den Bogen und Köcher und für die Elders reserviert. Einige “unverschämte” Gäste nehmen sich neben ihrem Gedeck noch den Fisch oder das Fleisch von einem anderen Gedeck. Sie können getadelt werden, aber man darf sie nicht daran hindern. – Auch uns wird Essen im Dabiak angeboten.
Asiuk (fn 94,14b): Über 20 Schalen mit Hirsebrei (zum großen Teil in chari-Schüsseln) und über 15 Kalebassen mit Huhn-, Perlhuhnfleisch oder Fisch sind bereit zum Verzehr. Auf dem Hirsebrei liegen zum Teil kamsa-Bohnenkuchen. Yams muss immer unter den Speisen sein, es darf aber nur von nahen Verwandten (Töchtern oder Witwen des Verstorbenen) zubereitet werden. Alles wird in das Quartier der Häuptlingsmutter gebracht und dort in den Zimmereingang gestellt.
Im kusung des Häuptlingsgehöft werden Reden gehalten. Hirsebreigerichte stehen im Quartier Agoldems (des ältesten lebenden Bruders Asiuks) und in fast allen anderen Innenhöfen. Sie sind aus anderen Gehöften gebracht worden. Auf einer Schüssel liegt eine rote Masse (= kamsa).
Viele Leute kommen noch mit Geschenken (z.B. Hühnern, Perlhühnern usw.). Sie müssen alles Agoldem, dem Bruder Asiuks, übergegeben. Auch eine Abordnung des Sandemnaab ist erschienen.
Information Godfrey Achaw, fn 73,48b: Die Nahrungsmittel werden im Raum des Toten bereitgestellt und im Innenhof ausgebreitet: Hirsebrei, Perlhuhnfleisch, Hühnerfleisch, Fleisch von Buschtieren, Trockenfleisch, Bohnenkuchen… Nachbarsfrauen helfen bei der Zubereitung, da viel gebraucht wird. Der chief mourner sagt den Frauen, wem sie die Nahrung geben sollen, indem er auf diese zeigt.
Information Yaw 27.1.06 (fn 06,6b): Hirsebrei wird auch lokta sira (Hirsebrei des Köchers) genannt.
Aduedem 2019: 25: On this day, they cook Bambara beans, yam, cakes (kamsa), jollof rice, bumbota (Tacca Leontopetaloides [Endnote 102]), and an animal may be killed for preparing TZ. When the kobisa are coming back on this day, each comes with TZ. By evening time, the TZ they prepared in the house is served in several earthenware bowls including one very big one. TZ in a big earthen ware bowl with a cake on top of the TZ is sent to the kusung dok for the elders, and another TZ and cake is given to the san-yigma of the widow for his toils. The yam is arranged around the TZ in a big chari [which will be given to the kobiik kpieng, the head of the kobisa], and the rice put on top of the TZ, the same with the bumbota. Now taking a chin sobli [Endnote 103], they put a number of mud fish, the Bambara beans, and the rice, inside it. Then all the TZs are arranged in the courtyard (dabiak) with the TZ in the big chari together with pots of pito. Then the elders in the kusung are called in and told that these are the TZs, they should use them to perform their funeral. The elders pick four bowls of the TZ with some pots of the pito and give them out to be kept in the kitchen (gbalong/gbanlong). Then they give one bowl of TZ to the siblings (if any) of the deceased. After that they ask all to snatch (chiak) the rest of the food.
Information Danlardy Leander: 17.4.96 (fn 94,87b*): Auch kamsa-Bohnenkuchen werden (einzeln?) an Verwandte, Nachbarn und Freunde verteilt.
Azognab 2020: 50 (Information durch Akaalie Aginteby, Sandema 2018): Every household among the kobisa (family lineage) in the community is expected to bring at least one kpalabk (a local ceramic bowl) of saab (millet porridge), with soup and either fish or guinea fowl meat in the evening of the sira manika dai to the funeral house. All this food together with the one prepared in the funeral house are presented and kept open in the court yard where the funeral takes place. This is described as sira zaaka (placing of millet porridge). After a speech has been delivered by the kpagi (lineage head), the food is shared among the community members.
J. Agalic, Magisterarbeit (fn 88,4a): Cooked food is brought to the house of the deceased by the kobisa. It is placed in the yard of the deceased. Nobody may enter this yard, because the ancestors eat there from the food. After the lok-cheka the food is shared. The arrows are distributed among the sons of the deceaseds.
5.2.3.5 Parik kaabka, Beopferung der Gehöftmauer durch Männer
Aduedem 2019: 25f: When the chiaka is over, the nisomba [elders] take their four bowls of TZ (kept in the gbanlong) and go to put them by the bui (barn) in the kraal (nank pieng) without uttering a word. Then they take the four bowls of TZ again outside and put them by the parik. Then they call the kobisa to perform their sacrifice for them. Two of them get up and wash their hands with water. Then fetching all the food items brought out plus bogta soup (prepared by the widow) into their left hands in the form of a mixture, they smear that on the parik while mentioning the name of the deceased saying: “Fi ngandiinta ni nna, nuru bi mwan ka” (literally, this is your food, be aware there is no one again). This ritual is done three times. Taking some pito, they pour it on the smeared food on the parik saying: “This is your drink, there is no one [person] again”, and after that they wash their hands. The rest of the food is eaten.
(p. 30): The sons also provide a fowl (chick) to the elders, and those responsible for sacrificing the wall use it to sacrifice the wall again. As they smear the blood on the wall, they say: “That is all, there is no funeral in this house again [any longer]”, and children take it [the chicken] and roast [it].
5.2.3.6 Beopferung des Köchers
Asiuk (fn 94,15a): Gegen 4 Uhr nachts wird der Köcher Asiuks aus dem Raum seiner Mutter in den dabiak gebracht, darüber wird zuerst ein Huhn, dann ein Schaf getötet. Das tote Schaf wird über die Gehöftmauer nach außen geworfen. Die Totengräber (vayaasa) gehen heraus und häuten das Schaf. Das Schaf ist für die Totengräber bestimmt, aber alle können davon essen.
Ajuzong Yeri, Mutuensa: gegen 4 Uhr werden ca 40 Hühner und 2 Schafe über Bogen, Köcher und Pfeile des Toten getötet. Den Hühnern schneidet man die Köpfe ganz ab. Das tote Schaf wird über die Außenmauer geworfen. Die Totengräber gehen hinaus und zerteilen das Schaf. Es ist für sie selbst bestimmt, aber alle können davon essen.
Aduedem 2019: 26: In the dabiak, the sons/relatives provide a cock and a male animal (either a billy goat or a ram), and the log and tom (quiver and bow) of the deceased are brought. White untwisted fibre (bok pieluk) is used to tie the quiver and the bow together. The cock and the animal are sacrificed on the quiver. While sacrificing, mention is made “Your sons are giving you these.” Only those whose fathers are late and their final funeral rites performed can eat these meats (that is sacrificed on the log). The cock is roasted outside but only the liver and a piece of meat from the forelimb (bogi) of the ram/billy goat (after skinning it) is roasted with the fowl. The presiding woman grinds salt and adds shea butter to it in a chin-sobili [black calabash]. The roasted meat is kept in the chin-sobili with its salt and shea butter. The roasted meet is used to sacrifice to the log again (anytime they are sacrificing to the log, they say “ngua fi nganta, nuri bi mwang ka” – ‘receive, and be aware there is no one’ [Endnote 104]). After that they use some pito and pour libation on the log. They can then go and chop their roasted meat while the skinned meat is kept in the skin of the animal. When they have finished, they hang a danburing [branch] on the gbong – a “flat roof of house, raised platform (on top of a house [Endnote 105]).” The log is then carried by the two gravediggers (each holding one side of the log) and hanged on [with?] the danburing on the gbong and then [they] leave for the kusung (outside).
Abb.: Die weiße Faser und der dambuuring Ast
Abb.: Ngmiena-Halme in Ajzong Yeri
5.2.3.7 Vorbereitungen zum Verbrennen der Köcher und anderer Waffen
Asiuk (fn 94,15a, 10.7.94, d.h. im Häuptlingsgehöft werden diese und folgende Riten, z.B. das Verbrennen des Köchers, am 4. Tag ausgeführt): Der Köcher wird aus dem dabiak von zwei Totengräbern, wie eine Matte getragen, auf ein Flachdachhaus im Innenhof gebracht und dort aufgehängt.
(fn 94,15a): Zwei Totengräber holen den Köcher vom Dach und bringen ihn in das Zimmer der Mutter des Häuptlings. Die Totengräber, die später den Köcher verbrennen, diskutieren in dem Zimmer. Außer diesen dürfen nur Vollwaisen den Raum betreten (Danlardy nicht, da seine Mutter noch lebt; ich hätte ihn betreten dürfen).
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (88,272a+b), 27.4.89: In der Mitte des dabiak liegt ein dambuuring-Ast mit einer hellen Faser. Mit dem Holz werden Bogen und Köcher verbrannt. Daneben, am Grab, liegt ein Bündel loser Mattenhalme (siehe Foto). Im dalong bereiten Männer (Totengräber?) ein Bündel mit Köcher und Bogen vor. Alle Kinder werden vertrieben. Jemand holt ein sehr kleines Huhn, das unblutig getötet über die nanggaang-Mauer geworfen wird.
Information Danlardy Leander, 18.3.96: An dem Köcher befinden sich Äste des dambuuring-Baumes (Gardenia erubescens?).
Information Godfrey Achaw (fn 73,49b): Bogen und Pfeile werden nachts in viele kleine Teile zerhackt. Kinder, alte Frauen und Leute, die keine Geheimnisse bewahren können, dürfen nicht dabei sein (Auch Godfrey wurde es immer verboten). Eine Ziege wird von dem Ältesten, der den Bogen zerhackt hat, geopfert. Alle Personen, von denen beide oder ein Elternteil noch leben, dürfen von dem Fleisch nicht essen.
5.2.3.8 Opfer an den Köcher im dalong
Aduedem 2019: 27: …those two gravediggers who performed the log ritual enter [the compound] again, and removing the log from the gbong, they send it inside the dalong [ancestors’ room]. In there, they collect mwiena (straws of elephant grass), spread them and put the log on them, and the mwiena [ngmiena] are rolled around the log and tied with bog pielung [white fibre]. Another man comes into the dalong, sits [down] by the entrance and blows whistles while the daughter in-law (if her father is dead and his final funeral rites were performed, otherwise a different woman steps in for her at this time) uses mwiena again, lights fire and that fire brightens the room for the rituals in the dalong. The TZ, yam, rice, cake (kuosa, koosa), bumbota, etc. that are prepared (the second time) are used to sacrifice on the log in the dalong. Let it be noted that no one whose father is alive or dead but the final funeral rites are not yet performed is allowed to see the log kaabka (sacrifice on the log). Again, as the food is cut and put on the log, the nuri mwan [ngman] ka nuri mwan ka [the man is no longer there…] is repeated.
Abb.: Ajuzong Yeri: Bogen und Köcher werden hinausgetragen
Abb.: Ajuzong Yeri: Zerhacken eines Bogens
5.2.3.9 Heraustragen der Waffen
Asiuk (fn 94,15b, unter 4. Tag): Asiuks Köcher wird aus dem Zimmer von zwei Männern wie eine Bahre getragen und vor das Gehöft gebracht. Männer tanzen in Alltagskleidung eine Art Kriegstanz mit Stöcken. Die Frauen weinen, denn dieses ist der letzte Abschied von dem Toten.
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (fn 88,272b): Nach 9 Uhr morgens tragen zwei Männer ein mit einer hellen kazagsa-Faser umwickeltes Bündel mit etwa 10 Köchern mit Pfeilen und 10 Bögen wie eine Bahre heraus. Das Bündel ist mit einer hellen kazagsa-Faser umwickelt. Einige weinende Frauen folgen dem Köcher (siehe Foto). Dies ist der letzte Abschied vom Toten.
Aduedem 2019: 27: When the sacrifice is finished, two people carry the log out while someone remains in the dalong watching the leftover food. As the two people move out with the log, the relatives of the deceased follow, mourning and wailing.
5.2.3.10 Zerhacken und Verbrennen der Waffen (lokta juka)
Mit dem Verbrennen der Waffen zieht die Seele der Toten in ein fest lokalisiertes Totenreich. Für die Atuga-bisa, den größten Teil der Bulsa, wird es Ajiroa genannt. Es liegt in der Nähe von Chana (siehe Anhang 6.4). Nach U. Blanc werden die Dinge (Waffen und Töpfe) durch ihre Zerstörung den Toten zurückgegeben.
Asiuk: Der Köcher, der beim bui des Häuptlings im Viehhof mit der Axt (liak) in kleine Stücke zerhackt wurde (lok cheka), wird verbrannt. Danach finden Begrüßungen im kusung statt,
Ajuzong Yeri, Mutuensa (fn 88,272a+b): Die Totengräber tragen Köcher und Bögen, die zum Teil Blutspuren aufweisen, hinter den tampoi, wo sie die kazagsa-Schnur lösen und die Köcher mit der Rückseite eines “Hackenbeils” zerschlagen. Die Bögen halbieren sie mit der Beilklinge auf einer Holzunterlage (siehe Foto). Alle Teile werden restlos verbrannt. Als Entlöhnung für ihre Tätigkeit haben sie von den Witwen je eine Kalebasse mit Fisch bekommen.
Abb.: Ajuzong Yeri: Bögen und Köcher werden verbrannt
Abb.: Ajuzong Yeri: Topfzerstörungen vor dem Gehöft
Information Ayomo Ayuali (fn 1994,50): Sein Großvater hatte zwei Köcher. Der beim Juka-funeral verbrannte Köcher wurde außer bei Kriegstänzen nie gebraucht; er wurde schon für das spätere funeral hergestellt. Der zweite Köcher wird heute noch von Ayomo bei Kriegstänzen benutzt. Der Bogen von Ayomos VaVa ist nicht im Gehöft, nur der des Vaters (Gründe?).
Information Danlardy, 17.4.96 (fn 94,87*): Auch Anyenangdu hatte zwei Köcher, nur einer wird bei der Juka verbrannt.
Information Yaw (fn 97,38b): Der Köcher wird vor dem Verbrennen einmal umgedreht (tulim). Daher wird der Tag auch lok-tulimka dai genannt. Das Verbrennen findet immer am na-vuuk (Viehdrift) vor dem Gehöft statt. Vor der Zerstörung wird über Köcher und Keramiktöpfe zusammen ein Huhn und ein Perlhuhn getötet. Zwei Männer halten das Huhn und ein dritter schneidet es in der Mitte (nicht am Hals!) mit dem Messer durch. Viele ekeln sich über diese grausame (wicked) Art ein Huhn zu töten. Sie laufen fort oder schauen weg. Wer zuschaut wird blind. Der Name des Rituals ist bantika (Abschied nehmen). Vgl. kpiak gebika: 3.4.1.2 und 3.7.2.1 (ngarika).
Aduedem 2019: 27f: When they get to the kraal, they put the log by the bui and cut it (the log) together with the dambuuring into pieces, and the woman who set the fire in the dalong brings that fire and it is used to set the pieces of the log on fire [Endnote 106]. It is only at this point of burning the quiver (log) and bow (tom) or in the case of a woman, the destruction of the puuk that the soul of the dead is released and can now properly enter the land of the dead [Endnote 107]. These rituals of destruction evoke strong emotional outbursts of close relatives because only then have they finally lost their relatives [Endnote 108].
When the fire is about dying down, the two gravediggers tell the sons of the deceased to put out the fire burning their father’s quiver. The sons bring a pot of pito and a hoe blade and these are put aside. The daughter in law (or the woman who stepped in for her depending on whether her father is alive or not) who set the fire in the dalong also brings another pot of pito and water. The two gravediggers taking her pito and the water, pour them into a calabash. All those present in the kraal using their left hands, fetch the content (pito and water) in the calabash and wash their faces (to wipe aware the tears from the crying) while moving around the burning quiver. The rest of that pito is poured on the fire and the hoe blade is thrown into it (the fire or perhaps ashes by then), saying they are quenching the fire burning their father’s quiver.
J. Agalic, Magisterarbeit (fn 88,4a): The eldest son performs the lok-cheka. After that the food is shared. The arrows are distributed among the sons of the deceased.
U. Blanc (2000: 222): Beim Juka für einen Mann werden Köcher, Bogen sowie Pfeile zerbrochen und verbrannt.
5.2.3.11 Topfzerstörungen vor dem Gehöft
Mutuensa, Ajuzong Yeri, (fn 88,272b): Frauen bringen einen bimbili-Topf und eine (zwei?) Kalebasse(n) an eine Stelle hinter den an den Köchern arbeitenden Totengräbern. Alle Gefäße werden auf dem Boden zerschlagen. Dies Ritual wird für die Frauen, die als “daughters of the house” (yeri lieba) nicht in einem fremden Gehöft starben, auf der Männerseite des Gehöfts ausgeübt (siehe Foto).
5.2.3.12 Kriegstanz in Alltagskleidung und “Erstürumung” des tampoi
Asiuk (nach Informationen von Danlardy Leander): Schon während des Heraustragens der Köcher aus dem Gehöft tanzen junge Männer in Alltagskleidung einen Kriegstanz mit einfachen Stöcken. Nach dem Heraustragen erstürmen alle dreimal den Abfallhaufen (tampoi) [Aussage unsicher].
Ajuzong Yeri, Mutuensa (fn 88,272b): Noch vor Abschluss der Waffenverbrennung läuft ein ca. 15jähriger Junge mit einem zangi-Gabelpfosten um das Gehöft. Ihm folgen Jungen und Mädchen in wildem Geschrei. Sie tragen Stöcke, zanga (Gabelpfosten) und dalta (Dachsparren). Dann läuft ein Junge auf den hohen tampoi und alle anderen ihm nach. So wird der tampoi mehrmals “erstürmt”. Auch Mädchen formieren sich in Kriegstanzgruppen, die alle mehrmals um das Haus ziehen. Gästen gegenüber (auch F.K.) zeigen die Gruppen eine rituell vorgespielte, aggressive Haltung, indem sie drohend auf diese zulaufen und dann wieder abziehen.
Abb.: “Erstürmung” des tampoi in Wiaga-Mutuensa
Aduedem 2019: 28: As the fire is burning, the sons of the deceased continue wailing and performing a war dance (lielik) since [while the?] fire is burning their father’s quiver. This fire burning is also viewed in the form of natural fire disaster and that is why they perform the war dance as sign of their readiness to rescue their father’s quiver.
E. Atuick 2020: 91: …(Atuick: Fourth day) This is followed by war dancing over the remains of the louk by all who consider themselves children of the deceased man, including the cheri-deiroa.
5.2.3.13 Verbrennen der Mattenhalme
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (fn 88,272a+b): Man holt mich in das Haus. Im Dalong brennt noch ein kleines Feuer. Es werden dort die Mattenhalme verbrannt, die schon am ganzen Morgen lose im Innenhof neben dem Grab des Toten lagen (siehe auch 5.2.3.8).
5.2.3.14 Puuta-mobika oder puuta cheka (Zerstören der puuk-Töpfe)
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (fn 88,273a), gegen 11 Uhr: Am Hauptweg, der nach Yisobsa, Chiok und Badomsa führt, finden die Zerstörungsrituale für die Gefäße der Frauen statt, die in dem Trauerhaus als Ehefrauen gestorben sind.
Abb.: Mutuensa: Zerstörung der Kalebassen und Tontöpfe der verstorbenen Ehefrauen
11 Uhr: Drei Frauen (aus Yisobsa, Chiok und Badomsa) bringen zwei mit weißen kazagsa-Fasern verschnürte Doppelkalebassen (Basiskalebasse und Deckel) für die verstorbene Frau aus Yisobsa zum Weg. Vor dem Öffnen der Verschnürung klopft die Frau aus Yisobsa viermal an die oberer Kalebasse. In den Kalebassen befindet sich ein kpaam-kabook (Tongefäß für Schibutter, hier mit viereckigem Deckel, siehe Fotos. Das Gefäß wird auch von einigen Informanten puuk genannt, während man meistens unter puuk einen Noppentopf versteht). Die Frauen zerbrechen die unteren Kalebassen (zum Teil mit den Füßen) am Wege und bringen die heilen Deckel mit den Tontöpfen wieder in das Gehöft.
11.35 Uhr: Dieselben Frauen zerstören die Gefäße für die verstorbene Frau aus Atana Yeri (Chiok), etwas hinter der ersten Zerstörungsstelle. In dem kpaam-kabook befindet sich getrocknetes Hühnerfleisch, getrockneter Fisch u.a. Der leere Tontopf wird aus ca. 1/2 m Höhe mit Schwung auf die Erde geworfen und zerbricht. Die heile, kleinere Kalebasse wird mit den Nahrungsmitteln zurück ins Haus getragen.
Abb.: Verschiedene Formen des kpaam-kabook (puuk)
12.00 Uhr (fn 88,273b): Dasselbe Ritual wird für die Frau aus Badomsa ausgeführt: Auch hier wird vor dem Öffnen des Kalebassenbündels viermal an die Kalebasse geklopft. Der Tontopf hat keinen Inhalt. Diesmal schlägt eine Frau ihn auf den Boden. Ebenso geschieht es mit der größeren Kalebasse, aus der nur ein Stück herausbricht. Um 12.20 Uhr sind die Topf-Rituale (puuta mobika) beendet.
Ayoling Yeri, Wiaga-Badomsa (fn 88,197b), nur von Asik Yeri aus am 28.1.89 beobachtet: Anurkas jüngerer Bruder Abarimi starb genau 5 Tage nach Leander: Puuta mobika: Eine Frau trägt puuk-Topf fort. Zwischen den beiden kusungta stehen mehrere große Töpfe.
Eigene Beobachtung und Information Baba aus Sandema-Kobdem (fn 1984,27a+b): An der Hinterseite von Awaribe Yeri (Regengott-Haus, Kobdem) stehen 2 x 5 Tontöpfe gestapelt. Für beide Stapel trifft die folgende Reihenfolge von unten nach oben zu: samoaning – bimbili – kpalabik – kaam-soluk – cheng. Vom linken Stapel sind die beiden oberen Töpfe herabgefallen, aber keiner darf die Töpfe berühren außer Totengräber (vayaasa) oder ein Witwer, wenn das Funeral seiner Frau schon abgehalten wurde. Die Töpfe gehören Atinpilie (Frau meines watchman), deren funeral von dem nah verwandten Nachbarhaus geholt wurde. Die zweite Frau ist Apoaliba, die Mutter des yeri nyono. Nur sie hat in dem dok (Zimmer, Quartier) gewohnt, an dessen Außenmauer die Töpfe stehen. Die Töpfe sind nur ein Teil des Hausrates der Frauen, die anderen Töpfe werden weiter im Haus benutzt. Auch Kalebassen werden am Wege mit Händen oder Füßen zerstört. Im puuk-Ritual des Juka-funerals werden die Töpfe von vier Frauen gehalten und zu dem Weg gebracht, der zum Elternhaus der jeweiligen Frau führt (hier Kandem und Wiaga). Sie lassen (jeweils einen?) Topf zur gleichen Zeit los. Wenn er auf dem Weg nicht zerbricht, ist es ein schlechtes Zeichen, d.h. es wurde etwas falsch gemacht oder die Tote ist verärgert, weil man etwas vergessen hat. Die Scherben werden beiseite geschoben, sie haben keine Bedeutung mehr.
Information Atoaling Anueka und eigene Beobachtung (fn 84,0b, auch 84,23a): In Anueka-Yeri (Sandema-Yongsa) stehen drei übereinander gestapelte samoaning Töpfe von Abiako’s Frau (Anuekas Mutter) im Viehhof an der Außenmauer. Sie sollten eigentlich außerhalb des Gehöfts an der Außenmauer stehen, aber diese ist eingebrochen. Die Töpfe werden beim Juka-funeral der Frau zerstört. Anders als in Kobdem besteht kein Berührverbot.
Information Margaret Arnheim (Gbedema) 1978ff (fn M5b+34a): Mehrere Töpfe werden auf dem Fußpfad zum elterlichen Gehöft der verstorbenen Frau zerbrochen. Es sind keine typischen Kochtöpfe. Auf den Scherben tanzen nur Leute aus der eigenen Sektion (?). Margaret hätte bei diesem Ritual im Gehöft des Gbedema Chiefs tanzen können. – Beim Topftanz ist auch die imitierende Frau anwesend.
Information Agoabe (Anamogsis Sohn) zur Juka (wessen?) in Anyenangdu Yeri: Zerstörungen fanden am 7. Tag statt (Zählung wohl einschließlich der Ruhetage). Esi und Achiilie (eingeheiratete Ehefrauen von Anamogsis Söhnen) zerbrachen die Kalebassen und Töpfe, die die toten Frauen zu Lebzeiten gebraucht hatten. Einige der Gefäße waren ihnen von Schwiegertöchtern gegeben worden. Die Kalebassen und Tontöpfe werden sanlengsa genannt.
Information Yaw (fn 97,38b): Nach Yaw wird ein Noppentopf (puuk) zerstört. Hiernach ist die Verstorbene eine echte Ahnin.
Information Danlardy (fn 97,61b*): Man zerstört nur die Töpfer älterer verheirateter Frauen, nicht die von jungen Frauen.
Information Sandford aus Kadema-Kpikpoluk (fn 73,161b): Bei dem Funeral einer Frau, die Kinder geboren hat, wird an der Kreuzung von wichtigen Fußpfaden ein Noppentopf zerbrochen. Die Scherben bleiben dort liegen. Ein neuer Noppentopf wird mit Blättern und Wurzeln bereitgestellt. Diesem wird später geopfert.
U. Blanc (2000: 222): Frauen aus der Herkunftssektion der toten Frau zerbrechen ihre Töpfe auf dem Weg zum elterlichen Gehöft.
E. Atuick 2020: 91: However, the juka rites of a woman are much more complex, with the cheri-deiroa playing a much more influential role. In this case, women from the paternal home of the deceased mother-in-law must arrive in the evening of the third day of the rites to sleep over. They usually come along with their own puuk [a ball-like ceramic vessel with a lid that symbolizes the womb of a woman during funeral performances] to participate in the rites. The wives in the compound, as a group, must acquire a puuk for the rites to commence. The cheri-deiroa must also acquire a puuk for the rites. The next morning, on the fourth and final day of the rites, the visiting women will take their puuk to the san-yigma’s compound to hand it over to him and ask him to help them present it to the husbands of their sister(s). The san-yigma then leads them to the compound where the deceased lived, exchanges pleasantries with the elders, and hands over the puuk to them after making the following statement: “As our daughter is preparing to go home, this is something that belongs to her that we have brought for her to take along with her.” The family collects it, after which some women from the compound sponsoring the funeral go to the compound of the san-yigma with their own puuk, flour, and meat from both the animal killed and a guinea fowl, for the preparation of the saab for the performance of the rites. They prepare the saab there and place it in clay bowls before carrying the food and the puuk towards the funeral house. Before they get to the funeral house, they wait at a distance from the compound.
(p. 92) The following day, all three puusa [plural of puuk] are taken back to the same spot where the women met the previous day and broken into pieces, except for the puuk provided by women of the deceased person’s compound, which is handed over to the cheri-deiroa for keeping. Thus, the puuk provided by the women from the deceased’s paternal home and the one provided by the cheri-deiroa are both destroyed, but the one from the wives from the compound sponsoring the funeral is presented by the chilie to the cheri-deiroa as an inheritance from her deceased mother-in-law. Being the eldest son’s wife, the cheri-deiroa receives this puuk as the rightful inheritor of the deceased’s household and property, and she is expected to keep this until her own demise.
5.2.3.15 Tanz auf den Topfscherben
Information Margaret (Gbedema): Auf den Topfscherben wird getanzt, aber nur von Personen der eigenen Sektion; beim Topftanz ist auch die imitierende Frau anwesend.
5.2.3.16 Herstellung eines feinen, hellen Pulvers
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (fn 88,273a), 11.30 Uhr: Etwas abseits vom Wege reibt eine Frau auf einem Schibutter-Reibstein einen weichen hellen Stein zu einem feinen Pulver (die Bedeutung ist unbekannt).
Abb.: Ajuzong Yeri: Das Grab wird verputzt
5.2.3.17 Das Grab
Während der Juka-Feier (meistens wohl am 3. Tag, nach Aduedem am ersten Tag) erhält der Grabdeckel des/der Verstorbenen durch Frauen einen endgültigen Verputz, heute meistens mit Zement-Beimischung. Am oder um das Grab werden Hirsekörner gestreut und zum Beispiel ein Huhn und ein Säugetier getötet (Diese Aktivität findet sich mitunter schon während der Kumsa-Feier, zum Beispiel bei Awuliimbas Kumsa). Die Tiere sind für den Verstorbenen gedacht, es sind aber keine echten Opfer.
Eine Zusammenfassung über alle Rituale und andere Aktivitäten am Grab nach der Bestattung findet sich im Teil 5.3.
5.2.3.18 Imitation des Verstorbenen durch eine Frau
Asiuk (fn 94,14a), eigen Beobachtung, 16.00 Uhr: Eine Frau (Akantoganyas Gattin; Schwiegertochter des Toten) in einem langen weißen Gewand, unter dem sich viele Amulette und Zaubermittel befinden, imitiert den verstorbenen Häuptling Asiuk (siehe Foto). Sie trägt Asiuks echte Sonnenbrille und seinen Stock. Solange sie die Zaubermittel trägt, darf sie kein Wort sprechen. Sie spielt den leicht Betrunkenen (Asiuk trank bei Festen viel) und den Störrischen (Asiuk wollte manchmal ein Haus nicht betreten). Sie wird stets begleitet von einer Frau in blauem smock mit blauer Mütze. Es ist der ngaang-viroa, der den Häuptling immer begleitet. Auch er ist verstorben, aber sein funeral wird hier nicht mit abgehalten.
Auch Awaab, ein Mann in europäischer Männerkleidung, begleitet die beiden Frauen. Er ist der chief messenger.
(fn 94,14b) 18.00 Uhr: Die Imitatorin hat ihr inneres Gewand ausgezogen und sie darf nun wieder sprechen.
5.2.3.19 Marktbesuch
Asiuk (fn 94,14a): Zwischen 17 und 18 Uhr: Eine Gruppe der Funeral-Teilnehmer zieht zum Markt: vorne 2 Sanduhrtrommeln, 2 Kalebassentrommeln und 3 Flöten; hinten 4 Zylindertrommeln und 6 namuning-Hörner. Die zwei Imitatorinnen, der amtierende Wiaga Chief von Accra, Ayabalie, die jüngste Tochter des Verstorbenen, Afulanpok, die jüngste Frau Asiuks, und zahlreiche Kinder ziehen mit (siehe Foto).
Abb.: Asiuk: Zug zum Markt. In der Mitte die Imitatorin Asiuks
Abb.: Marktstände wurden mit blauen Planen zugedeckt
Auf dem Markt dürfen alle Kinder ungestraft die Marktstände mit essbaren Waren plündern. Einige Verkäufer haben alle Waren mit blauen Plastikplanen verdeckt (siehe Foto), eine Gemischtwaren-Verkäuferin präsentiert ihre Waren unverdeckt, aber sie zeigt mir einen dicken Stock als Abschreckung für die Kinder [Endnote 109]. Unter dem Nimtree wird zum Spiel von Zylindertrommeln und Horntrompeten getanzt. Auf dem Rückweg zum Gehöft spielen zum Teil andere Hornbläser, denn bei einer Ermüdung der Spieler können sie ausgewechselt werden. Ein neues Musikstück beginnt zuerst mit Schlägen der Sanduhrtrommel, dann setzt die Kalebassentrommel ein, bis alle zusammenspielen.
5.2.3.20 Vergütungen der Dienstleistungen und Geschenke
Aduedem 2019: 28: The pito the sons brought earlier together with money (any amount, but the money is not compulsory, it is only a way of showing your social status/generosity/appreciation) is given to the gravediggers to use them and put out the fire. The rest walk out and the two men go inside the dalong to eat their food they left there. Some of the food is given to the one that blew the whistle, some to the woman who set the fire and some TZ is put into the ‘black’ calabash (chin sobli) and given to the woman to be given to the orphans (the biological children of the deceased) the following morning. That TZ is called kpingsa saab (orphans’ TZ).
5.2.4 Vierter Tag: Senlengsa dai (Doppelglocken-Tag) oder Daata nyuka dai (Tag des Pito-Trinkens), nach Azognab auch Kusung-puusika dai (day of greeting the elders)
Der letzte Tag der Juka ist der Tag von Menschenansammlungen, Tänzen und Musik, aber er ist arm an Ritualen (so auch U.Blanc).
Ich (F.K.) konnte an keinem Senlengsa dai das Geschehen des Tages selbst beobachten.
5.2.4.1 Hirsebrei (saab) für die Waisen
Aduedem 2019: 29: In the morning of this day, the [presiding] woman [chelie] takes the TZ (in the chin-sobli) she kept aside the previous night and sits [down] at the entrance of the dalong. Calling each of the biological children (from the oldest to the youngest), she cuts small of the TZ, scolds [Endnote 110] him/her and gives it to him/her to eat. She does that three times each for all the children. The scolding takes this form: “Nwua [ngoa], fi a kping ka nna, fi puom bagaa nya ka nna yeg-yega. Ka wana tim pa wa nganta a te fi a kping ka nna?” Thus, “take this, you [are] the orphans, you are even looking too much. Who will give food to orphans like you?”
5.2.4.2 Abschluss der Hirsebierbereitung (die am 1. Tag begonnen, und Verteilung)
Aduedem 2019: 29: Afterwards, the elders in the kusung dok sent two men inside to the presiding woman, to find out whether there is pito from the pito malt (kpaama) they gave her, in reference to the first day of the juka rites. The woman then calls the first son of the deceased and shows him the pito in the pots. The woman takes a pot of pito and the son takes calabashes (daam china – pito calabashes) and they sent them out to the elders saying: this is dirt of the deceased. Out of courtesy the elders would ask that some of the pito be given to the mothers-in-law (nga niima) of the deceased who have come to witness the funeral rites. However, the sons would opt to provide different pito for them (mothers-in-law). More pito may even be supplied and everyone drinks hence the DAATA NYUKA DAI (literally, drinks/pito drinking day) for this day. Thus, it is this day the pito (daam – meaning a [an alcoholic] drink) is drunk.
Azognab 2020: 51 (Information von Akaalie Aginteba, Sandema 2018): Damonung (‘Pito’) whose preparation would have started from day one of the juka ritual is provided for the elders. If the deceased person in question is a female or unmarried, the funeral ends with the greetings of the elders and the ‘pito’ party among them. On the other hand if the deceased person was a married man with a surviving wife or wives, this last day will also mark the day the widows or widow chooses a new husband…
5.2.4.3 Marktbesuch (scheitert für das Gehöft des Chiefs)
Asiuk (Information durch Danlardy), 12.7.94 (Montag): Zur Zeit des Höhepunktes der Feier wollten die Töchter des verstorbenen Häuptlings zum Markt ziehen, um anzuzeigen, dass das Funeral erfolgreich abgehalten wurde. Vorher wurde der ganze Markt jedoch von aggressiven Bienenvölkern leergefegt, was so gedeutet wurde: Asiuk wollte den Markt für sich alleine haben. Der Verkauf wird danach an die Kreuzung (Goansa) verlegt. Vor Danlardys Haus (er ist ein Verwandter von Asiuk) werden Tänze aufgeführt. Dan spendiert 1 Flasche Akpeteshi und 1 Kalebasse Hirsewasser.
5.2.4.4 “Beopferung” der Gehöftmauer
(Vergleiche 4.2.4.6: Parika kaabka bei Kumsa)
Aduedem 2019: 30: The sons also provide a fowl (chick) for the elders. And those [who were] responsible for sacrificing the wall [on the Kumsa, gbanta dai] use it to sacrifice the wall again. As they smear the blood on the wall, the say: “That is all, there is no funeral in this house again [any longer]”. And children may take the fowl and roast it.
E. Atuick 2020: 91: Following the war dancing, the eldest son of the deceased performs the final sacrifice of the rites on the left wall of the main entrance of the compound. While standing there, he gathers all the live fowls brought from the earlier visit to his late father’s mother’s lineage and those donated by friends and sympathizers to help him complete his father’s funeral rites, and sacrifices them on the wall. He does this by hitting the fowl, one by one, against the wall to die. While their blood flows down the wall he says, “Bak ko parik! Ti kowa kumu yai nueri kama!” [“They have killed a wall! Our father’s funeral is now over!”]. This sacrifice literally marks the end of the funeral rites for the deceased man, and by extension, the role of the cheri-deiroa. The next thing is for all the dead birds to be plucked and cooked for all present, including the cheri-deiroa, to eat to their satisfaction before dispersing.
Information Danlardy Leander (fn 1994,60b): Am letzten Tag der Juka werden kamsa-Kuchen an die Hauswand geschmiert (keine weiteren Bestätigungen!)
Abb.: Adama tanzt den senlengsa-Tanz
5.2.4.5 Bemerkungen zum senlengsa-Tanz
Information Adama (Chiok) via Danlardy (fn 88,305b): Der senlengsa-Tanz fiel bei Asiuks funeral aus, da dieser Tanz nur für weibliche Tote stattfindet. Das Ritual existiert wahrscheinlich im ganzen Bulsaland. Danlardy hat Belege für: Chiok, Guuta, Yimonsa, Longsa, Wabilinsa, Kori, Kom, Siniensi, Fumbisi, Sandema, Wiesi, Kanjaga, Doninga, Chuchuliga.
Bei einer Juka-Feier in Chiok gab Adamas Schwester ihrem Bruder eine Scherbe von den zerstörten Kalebassen der Toten. Adama legte sie beim Tanz auf den Kopf.
Der Tanz drückt die Freude darüber aus “dass die Toten vertrieben wurden” Als Musikinstrumente werden dazu gespielt: ginggana (Zylindertrommeln), namunsa (Horntrompeten), gori (Kalebassentrommel), gunggong (Sanduhrtrommel), wiisa (Flöten). In Chiok hatte man gerade keine senleng-Doppelglocke zur Hand; daher nahm man eine Glasflasche und schlug mit einem Stock dagegen.
Information Yaw (fn 97, 38b): Wenn ein matrilinearer Verwandter teilnimmt, nimmt er sich eine Topfscherbe oder einen Splitter des Köchers, legt diese auf den Kopf und tanzt damit. Danach wirft er sie fort.
U. Blanc (2000:229-32, hier verkürzte Auszüge aus S. 229-30): Der Doppelglockentanz (senlengsa gokta) in Reihenformation wird nur von Frauen [für verstorbene Frauen] getanzt. Als Begleitung gibt es nur die Doppelglocke und Händeklatschen. Der Gesang ist reiner Chorgesang (ohne Vorsängerin). Meistens führt eine Tochter der Verstorbenen den Tanz an. Es können auch Jungen und Männer hinzutreten, wenn ihre Schwestern tanzen. Sie tanzen auf den Scherben der zerstörten Töpfe und balancieren Scherben der Töpfe auf dem Kopf, während sie auf das Elternhaus der Toten zu tanzen.
Der Tanz ist eine Ehrenbezeugung für ältere Ehefrauen, die lange im Gehöft gelebt und viele Kinder geboren haben. Senlengsa yiila gehören zu den kum-yiila (Totenliedern).
5.2.4.6 Naapierik ginggana (Tanz zum Aschenhaufen)
U. Blanc (2000: 221): Die kobisa des Toten sind für diesen Tanz verantwortlich. S. 223: Der Tanz… der Männer zum Aschehaufen beendet diese abschließende Phase der Juka.
(S. 227) Er entspricht dem sinlengsa-Tanz für eine tote Frau und ist eine Art Abschiedsgruß.
(S. 228:) Im Idealfall spielen 3-4 ginggana, aber keine anderen Instrumente. Nur erfahrene Männer (gute Sänger) dürfen in den reinen Chorgesang einstimmen. Der Reihentanz in langsamen, bedächtigen Schritten soll vom ältesten Sohn des Verstorbenen angeführt werden (evtl. Ersatz).
5.2.4.7 Zug zum Guuk des Gehöftes
Information Danlardy Leander 5.9.96: Am senlengsa dai zieht man bei der Feier von bedeutenden Männern zum Guuk des Gehöftes.
5.2.4.8 Wiederverheiratung der Witwen (nicht beobachtet)
Nach mehreren Sandema Informanten (Godfrey Achaw, Aduedem, Azognab…) findet die Wiederverheiratung erst am vierten Tag statt, in Wiaga mitunter jedoch auch schon am dritten Tag. Siehe auch Kröger 1978: 291-94
Asiuk (fn 94,15b, Information durch Danlardy): Alle Witwen versammeln sich [am vierten Tag] im Raum der Häuptlingsmutter, und sie werden nacheinander gefragt, wen sie heiraten wollen. Fünf von ihnen heiraten das Grab des Häuptlings (ba yali naawa boosuku), d.h. sie leben weiter als Ehefrauen des Häuptlings. Später können sie trotzdem einen anderen Mann heiraten, ihre Kinder gehören dann auch dem neuen Gatten.
Anoalisikame (jüngste Witwe) heiratet den verstorbenen Albert Agoldem (dessen funeral noch nicht abgehalten wurde), Akanngarayuk (zweitjüngste Witwe) heiratet Owen Agoldem; Asebalanye (Clement´s Mutter, drittjüngste Witwe) heiratet Peter Anang, den ehemaligen katholischen Priester. Bis zur Bekanntgabe ihrer Heiratsentscheidungen müssen die Witwen Blätter tragen, danach können sie Stoffkleidung anlegen.
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (88,273b), abends: Die Witwen tragen Blätterkleidung. Eigentlich dürften sie mit keinem Mann sprechen oder von keinem Mann berührt werden, denn dies gilt als Zustimmung zur Heirat, aber als ich mich unwissend bei einer Witwe für das Mittagessen mit Handschlag bedankte, gab es kein besonderes Aufsehen, nur etwas Gelächter.
Wenn eine Witwe zum 1. Mal zur Wahl aufgefordert wird, antwortet sie: “Nyiam diem tuila kama!” (Das Wasser ist noch nicht heiß; d.h. man möchte noch etwas warten). Dann wählt sie einen Mann, der ihr daraufhin ein Perlhuhn oder Geld gibt. Zwei (klassifikatorische) Schwestern (aus dem gleichen Gehöft) können (müssen?) denselben Mann heiraten, zwei in der Geburtenreihenfolge aufeinander folgende Schwestern (derselben Mutter?) dürfen dieses allerdings nicht.
Information Godfrey Achaw (fn 73,19b) Die Frauen des Vaters können von den Söhnen geheiratet werden, soweit es sich nicht um die leibliche Mutter handelt oder die Frau aus der gleichen Sektion wie die leibliche Mutter kommt.
(fn 73,33a): Eine Wiederverheiratung [F.K. Vollzug der Ehe?] kann erst am Tag nach der Beendigung der Totenfeier stattfinden. Eine Frau soll ihren neuen Gatten unter den Männern des Gehöfts ihres verstorbenen Mannes aussuchen oder in den vier verwandten Compounds [F.K. kobisa]. Wenn sie in die Sektion ihres Mannes heiraten will, verlässt sie nachts heimlich das Haus und geht sofort in das Haus ihres neuen Gatten (nicht zuerst in ihr Elternhaus). Das Haus wird nicht als Feind des alten Hauses angesehen. Der neue Gatte zahlt nichts an das alte Haus oder das Elternhaus der Frau, sondern informiert nur letzteres und die Verwandten des ersten Gatten. Es gibt keine erneuten Heiratsrituale. Wenn der erste Gatte das “gate” noch nicht geschlossen hat (nansiung lika), muss es der zweite Gatte tun (s. Kröger 1978: 374-76). Will die Witwe nicht in die Sektion ihres verstorbenen Mannes heiraten ohne schon eine neue Wahl getroffen zu haben, geht sie zuerst in ihr Elternhaus und der Bewerber kommt zu diesem Haus. Es finden alle Rituale und Zahlungen wie bei einer Erstheirat statt. Der neue Gatte wird ein Feind der Verwandten des ersten Gatten. die auch nicht informiert werden.
Information Leander Amoak (fn 79,2b + 8a): Nach dem Tod eines Gatten haben die Kinder der anderen Frauen einen ersten Anspruch auf die Ehefrauen ihres Vaters, da die neue Nachkommenschaft dem wen des Toten (Großvaters) opfern werden. Wenn ein Bruder des Verstorbenen die Witwe heiratet, werden die Kinder später dem wen des neuen Gatten (des Bruders) opfern. Leander hat Anspruch auf die Witwe seines verstorbenen Bruders Atiim, weil keine Kinder anderer Frauen da sind.
Information Agoabe (Sohn Anamogsis; E-mail 12.3.09, fn 08,B19): Die Wahl der Witwen Akanpaabadais (Anamogsis Sohn) wurde mit dem Bad der Witwen am tampoi verbunden. Vor dem Bad wurde eine gaasika (s.o.) durchgeführt. Die Leitung der Rituale hatten die Nachbarinnen Afulang aus Atuiri Yeri und Akansagba aus Adum Yeri (Badomsa). Während der Wahl saßen die Männer im kusung. Die Witwe nannte den Namen des Mannes, mit dem sie baden wollte.
Zur Juka (Akaayaabisas) wurden auch die Frauen des Verstorbenen eingeladen, die vor seinem Tode nicht mehr bei ihm wohnten oder einen anderen Mann geheiratet hatten. Ohne eine solche Einladung würden auch die Kinder dieser Frauen nicht mehr als Kinder des Verstorbenen angesehen.
E-mail 24.3.09 (fn 08,B19b): Eine Frau, die schon zweimal in einem Gehöft verheiratet war, darf nicht ein drittes Mal jemanden aus diesem Gehöft heiratet. Wohl darf sie weiterhin im Gehöft wohnen oder einen Mann aus einer fremden Lineage heiraten. Keiner aus dem Gehöft ihres verstorbenen Gatten ist offiziell verantwortlich für sie. Später werden wohl ihre Kinder für sie sorgen (ähnliche Information auch durch Yaw).
Information Yaw 2002 (ähnlich Danlardy 2004): Eine junge Witwe könnte sich einige Zeit nach dem Tode ihres Mannes schon mit einem neuen Partner verbinden, “da man ihr nicht zumuten kann oft mehrere Jahre bis zur Juka zu warten”. Bei der Juka wird sie dann diesen Partner als den gewählten Gatten angeben.
(fn 02,21b): Abiisis Totenfeier könnte jetzt (2002) vor oder nach der Juka Anyenangdus abgehalten werden. Sobald der Säugling Abiisis entwöhnt ist, könnte sich seine junge Frau schon wiederverheiraten, da man ihr nicht zumuten kann, bis zur Juka Abiisis zu warten. Man erwartete dann von ihr, dass sie sich einen Bruder ihres verstorbenen Mannes als neuen Gatten aussucht. Falls sie einen Mann aus einer anderen Sektion heiraten will, wird sie das Gehöft Anyenangdu Yeri verlassen.
2008: Bei der Wahl des Gatten können die Witwen auch sagen, dass sie einen bestimmten kleinen Jungen heiraten möchten. Eine solche Verbindung ist oder wird keine richtige Ehe, d.h. sie wohnen nicht zusammen. Ein Gehöftherr war sehr verärgert, dass viele jüngere, noch gebärfähige Ehefrauen ein Kind “geheiratet” hatten.
Wenn eine Witwe ein Kind von einem anderen Mann nach dem Tode ihre Mannes, aber vor der rituellen Wiederverheiratung geboren hat, so nennt man diese Geburt zukuusa. Wenn eine zukuusa-Frau, vor allem zwischen Kumsa und Juka, einen Kranken besucht, so wird dieser geheilt.
(2011, fn 1b): Nach dem Tod Anamogsis bemühten sich seine Söhne um ihre jüngeren Stiefmütter. Christliche Witwen lehnten es ab, die Frau eines verheirateten Mann zu werden.
Information Danlardy Leander (fn 02/04, 54*): Abiisis Brüder können seine Witwe nicht offiziell vor Abiisis Juka heiraten, aber doch mit ihr zusammenleben. Sie könnten sogar Kinder haben. Beim Juka-Funeral würde der Bruder sie dann offiziell als Ehefrau fordern.
Aduedem 2019: 29 …the elders send two men again to the presiding woman, telling her to ask the widow who she wants to get married to, since the funeral rites of the husband are over. The two men will do that four times. She can marry anyone from the extended family, and in the case of a polygamous marriage, she can even marry any of the sons of the co-wife (but never her own son), or she decides to remain unmarried by marrying the grave of the late husband [Endnote 111]. After the fourth round, the presiding woman comes to the elders and announces to the elders the name of the person she (the widow) wants to marry. This remarriage is a “ritual proper for the reintegration” of the widow into society and after this remarriage, the widow starts wearing her normal clothes again [Endnote 112].
The person she mentioned is called by the elders and he is asked to provide a basket of millet, a guinea fowl, pito and tobacco. When he has provided them, the elders call the presiding woman and give the items to her. Those items are for the presiding woman because the understanding is that, the widow is her daughter and she has just handed her daughter’s hand in marriage to the said husband.
Azognab 2020: 51-53 (Information von Akaalie Aginteba, Akanvarilami Ataasapo, Atgenglie Awurung, Adoruk Achumwari, alle Sandema 2018)
The Bulsa concept is that the widow or widower who shared [his/her life] with the deceased person in a very intimate way during their life time may want to take the spouse along for the companionship which they shared on earth and hence, it is only the widowhood rites that separate them. Connected to this is also the belief that their union in marriage is not broken by death but by the funeral celebration of the deceased person…
At this stage, the Bulsa believe the widow can then remarry on the final day of the juka ritual described earlier. The widow is usually subjected to pressure to choose her new husband from her husband’s family. Again the Bulsa believe the widowhood rites are necessary to purify the surviving spouse of the daung or daunta (mystical dirt) of the deceased person. This is necessary for re-integration.
p. 52-53: The widowhood ritual begins from day one when a spouse dies. As soon as he dies and the corpse is bathed and laid in the dalong, the widow is separated and sent to another room where other elderly women as consolers and supporters stay with her to guide her and provide her needs. She remains in that room till burial takes place. This separation continues until the final funeral rites are performed and the widow is re-integrated. If the final funeral rites are waited for long, the widow may be free after some period of time to go about her usual duties, but she is forbidden to marry until the final funeral rituals are completed. A widower, on the other hand, sits outside and is surrounded by his friends from the community who make sure they give him the support that he needs…
Throughout the dry funeral celebration of her husband, the widow wears only vaata (literally, leaves) and sits on Shea nut leaves in a confined room. A widower on the other hand sits on the skin of a cow.
Abb.: Asiuks Witwe mit einer Witwen-Halsschnur
5.2.4.9 Ablegen der Körperschnüre (miisa folika) und 2. Kopfrasur
Ajuzong Yeri, Mutuensa (fn 88,270b): Viele Frauen tragen 2 oder 3 gedrehte Kordeln schärpenhaft über die Schultern. Diese sind nahe Verwandte des Toten, die bei der Kumsa mit Daluk beschmiert waren. Viele tragen sie nach einer Information als Hüftschnüre (von außen unsichtbar). Die Schnüre werden am Ende der Juka-Feier mit einem Stein auf einem Fußpfad in kleine Stücke zerhackt.
Information Danlardy Leander (fn 1994,80*): Die jom-suiroa (su: to put on, anlegen, Verbalnomen: jom-suka) entfernt und zerschneidet die Witwenschnüre ohne begleitende Riten und Tabus. Nach dessen miisa folika genannten Ritual können Witwen heiraten (Ehe mit dem gewählten Gatten ausüben?).
Die jom-suiroa-Frau wird sogleich nach dem Tod eines Mannes (Gatten) bestimmt und hat danach mehrere Aufgaben zu erfüllen. Gleich nach dem Tod hat sie den Witwen die Schnüre angelegt (Handlung: jom-sugka) und hat die Witwen gebadet (s.o.; fn 1994,82).
Die Schnüre werden (heutzutage) vor dem miisa folika Ritual nicht immer getragen, sondern, zum Beispiel von Danlardys Müttern in ihren Schlafzimmern unter Deckenbalken aufbewahrt. Die Halsschnur muss wenigstens einen Knoten haben, die andere Knoten dienen der Anpassung [der Länge?].
Information Asiuks Witwe, Clements Mutter (fn 94,74b): Sie trägt wie alle Witwen, eine aus kazagsa-Fasern gedrehte Schnur (miik) um den Hals, um die linke Hand und um den linken Fuß. Alle Schnüre enden in einer Doppelschnur mit 3-4 Knoten.
Aduedem 2019: 30f: One week later [after the Juka Funeral], the widow cooks Bambara beans (suma) and makes cakes (kamsa), and the man who shaved her (on the nyaata soka dai) is invited. He comes and shaves her again and after that, he removes the ropes she wore as beads [necklace?] during the whole funeral rites performance. No one is supposed to see those ropes, so he buries them in the tampoi (rubbish heap). The widow then serves the man some of the Bambara beans and the cake (kamsa). After eating, the man thanks the widow and tells her that the man she chose is duly her husband thereafter and he goes to his house. Everything has therefore come to an end.
p. 32: [The widow is shaved] on the jueta soka dai and a week after the kusung puusika dai. All these [rites] are to cleanse her of the old life as a wife to the deceased. Thus, when the final funeral rites have been performed, the surviving spouse no longer belongs to the deceased, she/he starts a new beginning altogether, and that is why in the case of a widow, she can marry again.
5.2.4.10 Kaolin [koalin] tika (das Geben von Gütern, Erbschaft)
Nach Abschluss der Juka werden Hinterlassenschaften des/der Toten zusammengestellt und an die Erben verteilt.
Information Yaw und Aleeti (fn 01,2b): Der nächstälteste Bruder des Verstorbenen erbt sofort nach dem Tod alle wichtigen und wertvollen Dinge, da er die Mittel braucht um die Totenfeier zu finanzieren. Falls er sich weigert, die Feier auszuführen, erbt er gar nichts. Persönliche Dinge des Verstorbenen (zum Beispiel Bücher) gehen an die Kinder des Verstorbenen, persönliche Dinge einer verstorbenen Frau, zum Beispiel eine Nähmaschine, erhält eine ihrer Töchter. Anamogsis ältester Sohn Asuebisa erbt nichts, da er [als Christ?] die Totenfeier nicht ausführen will.
Siehe auch Kröger 1982: 64-77 (Ancestor Worship…)
Information Asage aus Adum Yeri, Badomsa (fn 81,16b,) Verhinderte Erbschaft und Nachfolge: Als Ajogyam, ein Enkel von Abadomgbana, Erdherr (teng nyono) von Badomsa war, wollte er die Totenfeiern von zwei Ahnen abhalten, durch die er wohl auch Elder (kpagi) von ganz Badomsa geworden wäre. Eine Gruppe von Elders verhinderte diese Funerals, um eine zu starke Machtkonzentration in einer Hand zu verhindern. Auch heute noch können die Nachkommen von Abadomgbana nie (ohne die Abhaltung der genannten Funerals) das wen des Sektionsgründers Abadomings erwerben, während das Amt des Erdherren nur unter den Nachkommen von Abadomgbana rotiert.
Information Godfrey Achaw (fn 73,19b): Erbschaft eines Mannes: Das Land, das vor dem Gehöft liegt, d.h. das er von seinem Großvater ererbt hat, geht ebenso wie das ganze Gehöft an den ältesten Bruder des verstorbenen Gehöftherrn, alles andere Land bekommt der älteste Sohn [F.K.: Aussage ungenau und unwahrscheinlich]. Vieh, das er ererbt hat, geht an den ältesten Bruder. Das zu seinen Lebzeiten erworbene Vieh geht an seinen ältesten Sohn. Wenn der älteste Sohn von dem ererbten Gut etwas verkauft, muss er den Erlös mit seinen Brüdern teilen.
Aduedem 2019: 30: If the deceased was a landlord, the elders will call all those concerned (from the house) to the kusung dok and tell the sons that their father is no longer there, therefore, the next landlord is Mr “A”, “B” or “C”.
Abb.: Agaab Yeri, Chantiinsa
5.3 Exkurs (Zusammenfassung): Das Grab und die Grabschale
Das Grab des oder der Verstorbenen spielt bei den Kumsa und Juka Feiern keine so große Rolle wie etwa die Totenmatte in der Kumsa oder Bogen und Köcher in der Juka Feier. Die Art der Aktivitäten am Grab und ihre zeitliche Einordnung scheinen im Bulsaland zu variieren. Tieropfer, bei denen das Blut über die Grabschale geschüttete wird, gibt es wohl nirgendwo, wenn auch mitunter (s. Awuliimba) ein Huhn am Grab des Verstorbenen unblutig getötet wird. Am verbreitetsten ist wohl das Niederlegen von einigen Hirsekörnern am Grab (Sollen sie als Saatgut einen neu beginnenden Ackerbau im Totenreich ermöglichen?). Die Grabgaben (Hirsekörner, Bohnenkuchen, Bohnenspeise) entsprechen auch nicht den Opferspeisen an einen wen-Schrein, sondern ähneln eher den Nahrungsmitteln, die man vor den Totenfeiern der Seele (in der Totenmatte) schenkt.
Wenn auch von mir beobachtet wurde, dass die Grabschale schon in der Kumsa-Feier ganz grob (und vorläufig?) mit nassen Lehmballen verputzt wurde, so erhält sie doch erst in der Juka-Feier ihren dauerhaften und endgültigen Verputz (in neuerer Zeit sogar durch eine Zement-Sand Mischung). Das “Luftloch” in der Schale kann jetzt auch durch feuchten Putz verschlossen wurde, denn die Seele erhält ja nun einen neuen Aufenthaltsort im Totenreich.
Awuliimba, Sandema-Kalijiisa, Kumsa (fn 88,226a), 10.3.89: Am Grab Awulimbas wird ein Huhn von einem Totengräber durch Schlagen auf den Boden getötet. Auf das Grab wird etwas Hirse gelegt.
Acha Yeri, Sandema-Chariba, Kumsa: Im Innenhof sitzen die Totengräber neben dem Grab. Leute geben den Totengräbern (dem Grab?) Geld. Es liegt dort ein Bündel mit 100 und 200 Cedi Scheinen.
Adiita Yeri, Wiaga-Yisobsa-Guuta, Kumsa, 12.51 Uhr (nach der parik kaabka): Zwei Frauen verputzen das Grab des Toten hinter dem Gehöft in einer groben Weise, indem sie nasse Tonballen über die Schale legen und leicht verstreichen.
Agaab Yeri, Wiaga-Yisobsa-Chantiinsa, Kumsa, 14.28 Uhr: Zwei Gräber abseits des Gehöfts (ca. 50 m) werden von ca. 8 Frauen verputzt.
Asebkame Yeri, Wiaga-Chiok (fn 88, 120b): Der Zug zum Grab muss ausfallen.
Ajuzong Yeri, Mutuensa, (lokta juka dai) Um 8.30 Uhr geht eine Frau mit einer großen Kalebasse voller Hirsekolben zum Mörser. Daraus wird Hirsebrei für die Frauen gekocht, die das Grab verputzen.
(fn 88,273b): 12.20 Uhr: Im “Chiok-Innenhof” ist schon ein Grab ganz verputzt und trocknet inzwischen. Das andere Grab ist verputzt und eine Frau bemalt es mit daluk (Foto siehe unter 5.2.3.17).
Information Godfrey Achaw, fn 73,48b: Am dritten Tag der Juka-Feier opfern [?] die Frauen Hirsebrei und Bohnenkuchen über dem Grab des Toten (auch die Bohnenspeise mit viel Öl wurde bei der Kumsa von Frauen am Grab geopfert).
Information Danlardy Leander (17.4.96): In Wiaga werden Gräber nie beopfert.
Information durch R. Schott (Juka): Töchter des Hauses bringen saab + zom dem Grab dar. Für Männer ist die Teilnahme streng verboten.
E. Atuick 2020: 88f: (Ausgeführt am Gbanta dai der Kumsa): Moreover, on this final day, the grave of the deceased is plastered as part of the funeral rites and the cheri-deiroa again has a role to play there. The male kobiik leading the funeral will send a message to the female chilie to send the cheri-deiroa to them to help put the grave in shape. Subsequently, the chilie, with the support of her assistants, must take water and sand to the grave side for the plastering. Before plastering, sand is fetched and thrown on the grave of a man three times or that of a woman four times and each time that is done, the cheri-deiroa must clear the sand from the grave as a sign of her readiness to protect her parent-in-law from harm. This segment of the cheri-deka ritual is done for every family member whose funeral is being performed regardless of the age at which they died.
Aduedem 2019: 22f: (Vergleiche hierzu 5.2.1.1: Elders in the kusung am 1. Tag der Juka):The sons/relatives provide tobacco (tabi), a fowl and an animal… which are taken together with some of the millets from the two baskets to the grave by the gravediggers for the vorup chiesika rituals. At the grave, they thrash (piag) some of the millet and use the grains to put all round the grave. Then the fowl and the animal are sacrificed similarly to what was done during the burial rituals. These are gifts given to the deceased as he goes to kpilung – home of the dead.
Abb.: Die abgesunkene Grabschale von Leanders Grab. Der grüne Pfeil weist auf das Luftloch.
Die Grabschale nach den Totenfeiern
Leanders Grabdeckel ist abgesunken 1994 (fn 94,6b): Asaaluk und ein Bruder Akais, der aus Kumasi zurückgekehrt war, waren Leanders Totengräber. Gewöhnlich zeigt man einem Freund des Toten dessen Grab nicht (Nach Leander, fn 94,35b, darf er es erst 4 Jahre nach dem Tode sehen). Bevor wir zum Grab gehen, müssen wir uns die Schuhe ausziehen. Asaaluk kratzt mit der Hacke den Boden frei, obwohl es hier überhaupt keine Unkräuter gibt. Die Tonschale (boosuk) ist nur halb sichtbar, sie ist in den Boden gesunken. Daneben liegt ein sehr alter Grabstock ohne Klinge und ein sehr alter Hackengriff. Wir müssten eigentlich noch eine Libation gießen, aber Ayomo kann keinen Akpeteshi in Badomsa kaufen. Die Hebung des Grabdeckels soll später erfolgen, man diskutiert aber auch noch die Umbettung des Toten in das Innere des Gehöfts.
Anamogsi u.a. verputzen Grab Anyenangdus (fn 08,11b): Er formt aus angerührtem Lehm lose Ballen und klatscht sie in kreisförmigen Lagen auf die Tonschale, von der man den alten Verputz entfernt hatte. Dann wird der Putz der Schale verstrichen. Inzwischen rühren Ajadoklie und Abasi Zement an, der mit grobem und feinem Sand vermischt wird. Zuerst werden einige persönliche wen-bogluta verputzt, aber nicht solche, die frische Opferspuren tragen. Dann wird der Zementputz von Frauen auf den nassen Lehmputz aufgetragen und mit einer Topfscherbe und einem Kieselstein poliert. Abasi soll mit einer Spiralfeder ein Muster eindrücken, aber sie macht es mehrmals falsch, denn es soll ein Fischgrätenmuster werden. Achioklie greift ein. Später schreibt Yaw noch ANYENANGDU in den nassen Zementputz.
Information Margaret Arnheim 1978ff (fn M30a): Die Grabschalen werden nur im Innenhof mit Lehm verschmiert, vor dem Gehöft sieht man die unverputzte Tonschale. Gräber sinken oft ab. Im Innenhof schlafen Menschen zwischen den Gräbern, vor einem Friedhof habe aber fast alle Angst.
(fn M34a): Nach Auskunft des inzwischen verstorbenen Adizuak aus Gbedema-Gbinaansa und Informanten aus Gbedema Kunkoak hört man mitunter den Satz: “N dan kan yuen ale kpi n boosuk ale na”. – ‘If I do not speak (= confess) and die, my boosuk will crack’.
Wenn zum Beispiel die Mattenbefragung (noai-boka) ergab, dass der Tote selbst an seinem Tode schuldig war, ohne dass erkannt wurde, dass er kabong [Ehebruch] begangen hatte, dann hätte er eigentlich mit diesen “Problemen” (mit dieser Schuld) nicht begraben werden dürfen. Dies geschieht oft in Eile, wenn die Leiche schon anfängt zu riechen. In einem solchen Fall kann die Grabschale zerbrechen.
Ein Loch wurde vor der Bestattung in die Grabschale gebrochen oder gekratzt, damit die Seele in der Ngomsika (Juka) Feier entweichen kann, um in das Totenreich zu ziehen. Danach kann die Schale verputzt werden und das Loch verschlossen werden.
Information Ansoateng (Wiaga-Badomsa) Wenn ein keramischer Grabdeckel (boosuk) zerbricht, steigt piisim auf. Ein Totengräber muss dann eine neue Schale aufsetzen. Durch Einatmen von piisim schwillt der Körper an.
Information Leander Amoak (fn 81,31a): Wenn ein Grabdeckel zerstört ist oder einen Sprung hat, muss ein “Tier” (dung) geschlachtet werden. Dieses ist kein Opfer. Das Fleisch wird unter den anwesenden Gästen verteilt.
Endnoten zur Kumsa und Juka: siehe “Anhang Totenfeiern”
- Vorwort, Inhalt, Einleitung
- Schwangerschaft und Geburt
- Namensgebung und Namen
- Skarifizierungen
- Wen-Riten
- Beschneidungen
- Brautwerbung und Ehe
- Tod und Bestattung (1. Teil)
- Tod und Bestattung (2.Teil)
- Totenfeiern mit Juka
- Totenfeiern dopp.
- Anhang zu den Totenfeiern
- Schluss
- Literaturverzeichnis
- Verwendete Buli Bezeichnungen (Auswahl)
- Genealogische Tafeln
- Gesamtedition 1. Teil neu
- Gesamtedition 2. Teil (bis Juka)
- Gesamtedition: Schlussteile und Anhang